Dienstag, 15. Januar 2019

►Serien-Review◄: YOU (S. 1)

Grundwissen:



Titel: YOU - Du wirst mich lieben (original: YOU)
Idee: nach der gleichnamigen Romanvorlage von Caroline Kepnes; Greg Berlanti; Sera Gamble
Produzent/-en: Greg Berlanti; Sera Gamble
Produktionsfirma◄: A&E Studios; Alloy Entertainment; Berlanti Productions; Warner Horizon Television
Regisseur/-e◄: Marta Cunningham; Kellie Cyrus; Erin Feeley; Vic Mahoney; Martha Mitchell; Lee Toland Krieger; Marcos Siega
Drehbuchautor/-en◄: Greg Birlanti; April Blair; Kellie Breslin; Michael Foley; Sera Gamble; Caroline Kepnes; Adria Lang; Neil Reynolds; Amanda Zetterström
Erschienen◄: November 2018 auf Netflix
Dauer: 41-47 Minuten (10 Episoden)
Altersfreigabe: FSK 16
Genre: Psychothriller; Drama
Preis: momentan nur auf Netflix erhältlich


Quelle: © Netflix


Inhalt:

,,Jede Beziehung muss ihre eigenen Hürden überwinden, richtig?'' - Joe Goldberg

Joe Goldberg ist ein einfacher Buchladenbesitzer inmitten New Yorks. Er schwört sozialen Medien ab und ist allgemein eher altmodisch. So glaubt er trotz vieler Enttäuschungen in seinem Leben auch an die bedingungslose, wahre Liebe. Und diese trifft ihn wie eine Wucht, als er Guinevere Beck in seinen Laden spazieren sieht. Augenblicklich ist er fasziniert von ihr, so sehr, dass er nicht nur ihre Social-Media-Accounts unter die Lupe nimmt, sondern auch ihren Alltag - und das völlig unbemerkt von ihr. Doch als die beiden sich näher kommen, merkt Joe, dass es Menschen in Becks Umfeld gibt, vor denen er sie beschützen muss - und für die Liebe ist jedes Mittel recht.





Meine Meinung ...




zur Staffel:



YOU von Caroline Kepnes hat nicht nur in der Bücherwelt Wellen geschlagen, nun wird auch ihre Verfilmung auf Netflix von Tag zu Tag beliebter. Kein Wunder bei dieser Thematik, immerhin ist Stalking sehr aktuell und brisant, besonders wenn es mit sozialen Medien verknüpft wird wie in dieser Serie. Dazu noch die Perspektive des Stalkers zu wählen, ist ziemlich mutig, besonders da der Stalker und sein Objekt der Begierde auch tatsächlich eine Beziehung anfangen. Das Einzige, was einen von Anfang an skeptisch stimmt, sind jedoch die ausführenden Produzenten und die gewählten Schauspieler, die aus Teenie-Dramen wie Riverdale, Pretty Little Liars und Gossip Girl bekannt sind - Serien, die sich einer hohen Beliebtheit erfreuen, jedoch alles andere als tiefgründig oder auch nur ansatzweise ernstzunehmen sind. Stalking, verbunden mit dem Aufbau dieser Serien, hätte YOU zu einer Trash-Orgie ihresgleichen werden lassen können, was ziemlich problematisch gewesen wäre.
Das Endergebnis? Wer akzeptieren kann, dass sich im Umfeld der gestalkten Frau, Beck, viele Leute befinden, die nicht alle Tassen im Schrank haben, sowie einige Plot Conveniences als gegeben hinnimmt, der wird definitiv seinen kurzweiligen Spaß an der Serie haben.
Quelle: © Netflix
Besonders bestechend ist natürlich, dass man die Handlung aus Joes Sicht erlebt, der wie der nette Typ von Nebenan erscheint und sich auch für diesen hält, allerdings sehr schnell sehr obsessive Züge aufweist. Es ist faszinierend, wie er sein Stalking nicht mal als solches wahrnimmt und es damit vor sich rechtfertigt, seine Angebetete ja nur schützen und sichergehen zu wollen, dass sie wirklich die Richtige ist. Und obwohl er sich zu vielen kranken Taten hinreißen lässt - Menschen in ihrem Umfeld aufgrund ihres schlechten Einflusses auf Beck verschwinden zu lassen, zum Beispiel -, ertappt man sich selbst immer wieder dabei, dass man ihn in einigen Belangen sympathisch, wenn nicht sogar einen Bezug zu ihm findet. Dass er beispielsweise an die wahre Liebe glaubt, am Anfang der Geschichte sogar gefriendzoned wird, und bei seinen impulsiven Handlungen im Nachhinein gar nicht weiß, wie er mit den Folgen umgehen soll, bietet viel Identifikationspotential für den Zuschauer. Trotzdem zieht die Serie immer wieder die Notbremse, ehe man mit ihm mitfiebern kann; eher schüttelt man den Kopf und empfindet Mitleid ihm gegenüber deswegen, dass er seine Handlungen aufgrund seiner krankhaften Obsession nicht reflektieren kann. Daher bietet die Serie schonmal einen interessanten Protagonisten, der ab und an ein wenig zu viele Voiceovers hat, einen jedoch wirklich packt.
Quelle: © Netflix
Auch Guinevere Beck als anderer Hauptcharakter, der in einer Folge sogar seine Sicht mit Joe teilt, ist eine Figur mit vielen Ecken und Kanten, die sicherlich nicht viele total einnehmend finden werden. Allerdings macht genau das die Dynamik zwischen ihr und Joe so faszinierend, denn man steht so weder auf der einen noch anderen Seite, merkt, wie komplex das Thema des Stalkings wirklich ist. Joe ist nicht böse und Beck ist nicht reingut, sondern beide haben ihre Stärken, Schwächen und Momente, in denen man ihnen einfach nur den Kopf abreißen möchte. Umso interessanter ist natürlich, dass keiner der beiden die Beziehung so sehen kann wie sie ist, da Beck sehr lange braucht um zu merken, was hinter Joe steckt, und Joe selbst zu sehr von der Richtigkeit seiner Handlungen überzeugt ist, um zu merken, wie wenig er ihr traut. Und dennoch habend die beiden Pärchenprobleme wie viele andere auch, sodass man sich manchmal daran erinnern muss, dass sie kein normales Paar sind, sondern beide ziemlich destruktiv handeln. Ab und an übertreiben es die Drehbuchautoren jedoch mit den Überraschungen, mit denen sich die beiden Figuren konfrontiert sehen. Besonders Beck hat es da manchmal schwer getroffen, da sie immer wieder Geheimnisse vor Joe hat, die zum Teil sehr billig inszeniert werden, um den Zuschauer auf eine falsche, oft schlüpfrig anmutende Fährte zu führen.
Dies sind auch die Momente, in denen die Ursprünge und Einflüsse der Produzenten und
Quelle: © Netflix
einiger Schauspieler hervorblitzen, denn ab und an hat YOU schon trashige Einflüsse. Die Ausarbeitung der Nebencharaktere ist zwar hier und da gelungen, basiert jedoch auf ziemlichen Klischees, beispielsweise dem alkoholabhängigen Frauenschläger und dem reichen, selbstzentrierten Biest von Freundin. Leider wird dem Handlungsstrang mit der Freundin Becks wesentlich mehr Aufmerksamkeit gewidmet als dem Plot um Joes Nachbarsjungen, der unter besagtem Partner seiner Mutter zu leiden hat, denn Shay Mitchell in der Rolle von Peach macht zwar einen guten und glaubwürdigen Job, allerdings muss man schon ein Auge zudrücken, um sich nicht an den Logiklücken und künstlich herbeigeführten Twists zu stören. Ebenso störend ist, dass Joe sich manchmal sehr leichtsinnig, wenn nicht sogar dämlich verhält, besonders wenn es darum geht, seine eigenen Spuren zu verwischen. Natürlich soll das zeigen, dass er kein professioneller Stalker ist und auch keine Erfahrungen beispielsweise im Leichen-verschwinden-lassen hat, allerdings spricht ihm das nicht den gesunden Menschenverstand ab. Dass er am Schauplatz eines Mordes beispielsweise seinen Urin hinterlässt oder am hellichten Tag in New York jemanden den Schädel einschlägt, ist nicht sonderlich glaubwürdig und hätte jeden anderen Täter vermutlich schon nach 24 Stunden auffliegen lassen.

Trotzdem macht die Staffel Spaß und ist mit ihren zehn Folgen auch nicht zu lang. Oft ernst, sich selbst aber auch ab und an auf die Schippe nehmend, ist sie ziemlich spannend, rasant, lässt sich aber auch Zeit in der Entwicklung der Beziehungen und verwebt die Plotlines langsam miteinander. Besonders die Handlung um den kleinen Nachbarsjungen, der in Joe eine immer wichtigere Bezugsperson sieht, ist hochinteressant und hätte mehr Aufmerksamkeit verdient, besonders weil sie nicht nur eine wachsende Ko-Abhängigkeit zeigt, sondern auch eine offensichtlich schädliche Beziehung Joes und Becks gegenübersteht - und das mit so manchen Parallelen. Letztlich mündet die verwobene, auf psychologischer Ebene sogar minimal komplexe Handlung in ein sehr unerwartetes Ende, das mit seinem Epilog schon schlimm genug gewesen wäre, dem Zuschauer jedoch noch einen solchen Cliffhanger vor die Füße wirft, dass man kaum erwarten kann, wie es in Staffel 2 weitergeht. Auch wenn man sich im Nachhinein, ebenso wie bei Joes Dummheiten und anderen konstruierten Kleinigkeiten, natürlich fragt, ob dieser Twist wirklich so realistisch ist.




YOU  benutzt die Trends des Social Media Hypes sowie der Verherrlichung kranker Typen wie Christian Grey, um eine alles in allem glaubwürdige und unheimliche Geschichte eines Stalkers zu erzählen, der seine Handlungen, die immer extremere Ausmaße annehmen, immer mit der Liebe rechtfertigt.  Daher ist sein Charakter als Dreh- und Angelpunkt ziemlich gut gezeichnet,  auch wenn seine Leichtsinnigkeit manchmal nicht mit Unerfahrenheit entschuldigt werden kann. Auch bei den anderen Charakteren, die zwar auf Klischees basieren, aber nicht zwangsläufig flach sind,  treten immer wieder Dummheiten auf, die einem allerdings erst im Nachhinein auffallen. Während des Schauens fiebert man häufig mit und ist hin- und hergerissen, für was man nun hoffen soll und was man verhindern möchte. Dem interessantesten Handlungsstrang wurde leider recht wenig Aufmerksamkeit geschenkt, genauso wie einige Wendungen nur herbeigeschrieben wurden, damit die nachfolgende Handlung funktionieren kann. Trotz zahlreicher kleiner Schwächen haben die Macher eine unterhaltsame, psychologisch interessante, wenn auch nicht zu tiefgründige erste Staffel geschrieben, die mit der zweiten Staffel aufgrund des Cliffhangers in eine trashigere Richtung gehen könnte, bisher aber die Waage zwischen Suspense und Trash sehr gut hält. Eine Empfehlung für diejenigen, die sich eher berieseln lassen wollen, aber trotzdem  ernsten Thematiken und ambivalenten Figuren nicht abgeneigt sind.




Ich gebe der Staffel: 


 ♥♥.♥ Herzchen


Extra: 


Hier könnt ihr den Trailer zur Serie sehen, falls ihr noch nicht damit vertraut seid :)




CU
Sana 

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