Samstag, 6. April 2019

►Serien-Review◄: Mysterious Mermaids (S. 1) | Eine gute Sirenenserie?

Grundwissen:



Titel◄: Mysterious Mermaids (original: Siren)
Idee: Eric Wald; Dean White
Produzent/-en: Peter Lhotka
Produktionsfirma◄: Freeform Original Production; Stockton Drive Inc.
Regisseur/-e◄: Steven A. Adelson; John Badham; Martha Coolidge; Nick Copus; Jay Karas; Joe Menendez; Scott Stewart;
Drehbuchautor/-en◄: Zach Ayers; Holly Brit; Michael Gans; Liz Maccie; Matt Morgins; Richard Register; Ian Sobel; Amanda Tapping; Elle Triedman; Eric Wald; Dean White; Emily Whitesell
Erschienen◄: Februar 2019 auf ProSieben
Dauer: 40-45 Minuten (10 Episoden)
Altersfreigabe: FSK 12
Genre: Drama; Fantasy; Mystery(thriller)
Preis: -


Quelle: ©  Freeform Original Productions


Inhalt:


Die kleine Küstenstadt Bristol Cove (Waschington) gilt aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte als Hauptstadt der Meerjungfrauen. Ben, der Sohn des Bürgermeisters und freiwilliger Helfer auf einer Auffangstation für verletzte Meerestiere, hält das Ganze nur für ein Ammenmärchen. Doch eines Nachts werden Fischer von einer geheimnisvollen, blutrünstigen Kreatur angegriffen, das vom Militär gefangen genommen wird - gemeinsam mit einem tödlich verletzten Fischer. Am Tag danach taucht ein stummes Mädchen in der Stadt auf und erregt die Aufmerksamkeit von Ben und seiner Freundin Maddie. Wie hängt das alles zusammen? Warum wirft die Haut des Mädchens Blasen? Und was weiß das Militär über diese neuen Wesen an der Küste?




Meine Meinung ...




zur Staffel:



,,Wie H2O - Plötzlich Meerjungfrau, nur düsterer und blutiger'' - so lauteten die ersten Meinungen zur neuen Low-Budget-Serie über Meerjungfrauen, die in unsere Welt kommen. Eine Kinderserie, in der alles vom eitlen Sonnenschein geprägt ist, mit so erwachsenen Attributen in Verbindung zu setzen scheint paradox. Was steht also hinter dieser bemerkenswerten Prämisse? Handelt es sich hier endlich um eine sehenswerte Serie über Meerjungfrauen?

Animalisierung statt Sexualisierung


Wenn es nur um die Darstellung der Meerjungfrauen geht, so bietet Mysterious Mermaids wohl das beste Bild, das man von diesen Meereswesen haben kann. Denn in so ziemlich jedem Film zu diesen Stoffen, egal ob dümmliche Komödien wie Aquamarin oder Dramen wie Ondine: Sie kam aus dem Wasser, werden Meerjungfrauen nur auf ihre Naivität und ihre Sexualität reduziert. Es handelt sich häufig um arme Jungfrauen in Nöten, die sich nicht entscheiden können zwischen der Sehnsucht nach ihrer Heimat oder der Liebe zu einem Mann - Emanzipation und die Verfolgung eigener Wünsche gleich null. 

Quelle: ©  Freeform Original Productions
Umso schöner ist es zu sehen, dass Ryn - die auftauchende Meerjungfrau - keine dieser Klischees erfüllt. Zwar ist die Schauspielerin keinesfalls hässlich, strahlt allerdings in ihrer Attraktivität eine Befangenheit und Wildheit aus, die eher animalisch als menschlich ist. Wie sie anfangs orientierungslos durch die Welt der Menschen irrt, jedes laute Geräusch fürchtet und Menschen aus dem Gefühl der Bedrohung heraus umbringt, lässt sie eher wie ein Tier mit menschlicher Hülle wirken, und genau das macht sie so besonders. Klar kommt dadurch hin und wieder Situationskomik auf, aber so wird direkt eine Sperre für den Kopf des Zuschauers gemacht. Ja, es gibt Nacktheit, doch diese wird nie ausgenutzt, und ja, durch das Sirenenlied kommt auch eine Form von Begierde mit hinein, doch es wird von Anfang an klar, dass die Macher dieses eher mit Obsession verbinden als mit einer sexuellen Begierde.

Zusätzlich dazu ist Ryn ein hochinteressanter Charakter, da sie nicht nur nach einer verschollenen Artgenossin sucht, sondern auch die Kultur der Menschen kennenlernen muss, um ihr Ziel zu erreichen. Aus diesem Grund - und dem niedrigen Budget - sieht man sie nur selten in ihrer wahren Gestalt im Wasser, wo sie allerdings auch gruselig und zufriedenstellend animiert ist. Es ist faszinierend zu beobachten, wie sie Vertrauen zu Ben und Maddie fasst und anhand der beiden lernt menschliche Verhaltensweisen zu lernen, und das mit so einer unschuldigen Neugierde, dass man manchmal unwillkürlich gerührt ist. Ein Beispiel wäre, dass sie annimmt, ein Kuss sei die übliche Abschiedsgeste zwischen zwei Menschen, und so auch die beiden damit verabschiedet, was für Konflikte beim Paar sorgt. Am schönsten dargestellt ist jedoch die Darstellung, wie sie die menschliche Sprache erlernt, da sie sehr fein ist und - zumindest bei ihr - nicht zu schnell voranschreitet.

Was ist Menschlichkeit?

Aus diesem Grund wird Menschlichkeit und dessen Essenz in einigen Folgen thematisiert, besonders da Ben am Anfang eher wissenschaftlich an Ryn interessiert ist als eine hilfsbedürftige Person in ihr zu sehen. Sowohl die Hauptfiguren als auch der Zuschauer erkennen in der Liebe zu der verschwundenen Meerjungfrau, ihrem wachsenden Vertrauen gegenüber Maddie und Ben als auch der Zwiespalt, in den sie das irgendwann bringt, sind sehr schön und dezent dargestellt. Besonders die Feindschaft zwischen Menschen und Meerwesen, die aus den Tiefen der Städtehistorie hervorgekramt wird, ist verständlich, da sie beiderseits auf Emotionen basiert. Zwar hätte das Thema und auch die Geschichte von Meereswesen und Menschen mehr ausgebaut werden können, allerdings stürzen sich die Macher direkt auf ein Thema, das ohne menschliche Emotionen kaum bewältigbar wäre, nämlich den Tod und den Umgang damit. Diese Folge, in der Trauer und die Kultur von Beerdigungen dargestellt wird, ist mit eine der berührendsten, obwohl der Verstorbene dem Zuschauer nur eine Episode zuvor vorgestellt wurde.

Quelle: ©  Freeform Original Productions

Im gleichen Atemzug wird Wissenschaft und ihre Skrupellosigkeit anhand der entführten Meerjungfrau thematisiert. Diese hat leider wesentlich weniger Tiefgang als Ryn, allerdings ist eine naturwissenschaftliche Betrachtung von Meerjungfrauen auch etwas Neues und bringt durch das Militär einen interessanten zweiten Handlungsstrang herein. Dadurch und durch das Versteckspiel wird Spannung aufgebaut, genauso wie durch die Kämpfe zwischen Meerjungfrauen und Menschen, die immer wieder aufkommen. Eins muss man den Machern lassen: Sie können Action-Szenen gut choreographieren, auch wenn ein bisschen weniger Dunkelheit darin nicht geschadet hätte. Denn wie soll man mitfiebern, wenn man seine Augen anstrengen muss, um den Bewegungen überhaupt folgen zu können?

Eher öde hingegen sind die Menschen an sich, denn diese sind zwar keine laufenden Klischees, allerdings so gewöhnlich, dass sie kaum etwas ausmacht. Ben mit seinen schwierigen Familienverhältnissen bietet noch den interessantesten Part, seine Freundin Maddie mit ihrer wachsenden Sympathie für Ryn die Sympathieträgerin, doch Nebenfiguren wie ihr gemeinsamer Freund Xander oder ein später noch wichtiger Wissenschaftler werden durch ihre Emotionen zu Plot Devises degradiert. Und wie schade ist es, wenn Menschlichkeit zwar ein Thema ist, die Menschen innerhalb der Serie aber charakterloser sind als das Wesen aus einer anderen Welt?

Viel Luft nach oben

Und so wie die menschlichen Hauptfiguren aufgebaut sind, so kann man auch den Plot um die mystischen Meereslebewesen bezeichnen: unterentwickelt. Er zeigt zwar sehr spannende Ansätze und es steht auch wesentlich mehr auf dem Spiel als in anderen Geschichten, die Meerjungfrauen beinhalten, aber mehr als ein anerkennendes Nicken kann sie nicht beim Zuschauer wecken. Wie bereits erwähnt, spielen sich entscheidende Handlungen nur im Dunkeln ab, während sich im Tageslicht die Szenen abspielen, die Potential für emotionale Tiefe haben. Somit sind die Details besser ausgearbeitet als die eigentliche grobe Handlung, die sich unterm Strich zu viel Zeit lässt, ins Rollen zu kommen.

Denn viele Entwicklungen kommen zu schnell daher und wirken manchmal auch mehr zurechtgebogen als sich natürlich zu entwickeln. Dazu zählt, dass manche Personen der ganzen Meerjungfrauengeschichte einfach Glauben schenken, Dinge nicht hinterfragen und - seitens anderer Meereswesen, die noch auftauchen - zu schnell die menschliche Welt erschließen. Allgemein wirkt es so, als wäre den Machern erst nach der Hälfte aufgefallen, dass der Konflikt zwischen Ryn und den Menschen doch interessanter wäre, wenn mehr Artgenossinnen von ihr auftauchen könnten, und deswegen auch zu spät Informationen über die Kultur der Meermenschen bekannt werden. 

Dazu zählt besonders das Sirenenlied, das zwar sehr schön vertont ist, allerdings einige Fragen aufwirft. Beispielsweise können Ryn und die verschollene Meerjungfrau das Lied zwar verwenden, jedoch kennen beide nicht die abhängig machende Wirkung davon. Haben da die Autoren gepennt oder gibt es eine logische Erklärung dafür? Die Konsequenzen des Liedes sind für die Handlung nämlich sehr interessant und auch für die Entwicklung der Charaktere, die man in Staffel 2 hoffentlich wird noch betrachten können. 



Alles in allem ist die Serie unter dem Aspekt der Meerjungfrauendarstellung wahnsinnig empfehlenswert. Es handelt sich dabei nicht um kleine, naive Mädchen mit üppigen Brüsten, sondern um sehr tierische Wesen, die neugierig und ängstlich eine neue Umgebung erkunden und Vorurteile überwinden müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Und je näher sie dem Ziel kommen, desto menschlicher werden sie. Das verleiht den mystischen Wesen ein wenig Tiefe und lässt den Zuschauer mit ihnen mitfühlen und -fiebern. Leider sind die Menschen, obwohl deren Sein thematisiert wird, sehr gewöhnlich und haben viel Ausbaubedarf, ebenso wie die Handlung selbst. Es gibt zwar so einige Lichtblicke, die mit mehr Zeit und mehr Folgen Mysterious Mermaids zu einer wirklich guten Serie hätten machen können, so bleibt sie allerdings nur durchschnittlich. Wer sie sich nur aufgrund dieses emanzipierten und modernen Kniffs des Meerjungfrauenmythos sehen will, kann das durchaus tun - erwartet euch nur nicht zu viel.



Ich gebe der Staffel:

3/5 Punkten


Wie steht es mit euch? Habt ihr von der Serie schon mal gehört? Und habt ihr es auch so satt, wie Meerjungfrauen in der Popkultur dargestellt werden?
Wenn ihr mir einen GUTEN Meerjungfrauenfilm empfehlen könnt, dann ab damit in die Kommentare :3

CU
Sana

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