Sonntag, 25. September 2016

:)Rezension:): Stolz & Vorurteil

Grundwissen:


Titel: Stolz und Vorurteil (original: Pride & Prejudice)
Autor/-in: Jane Austen
Erschienen: 2007 im Anaconda-Verlag; 1997 im dtv-Verlag uvm.; original Januar 1813
Seitenanzahl: 452 Seiten
Preis: 7, 60 € bis 9, 95 € [Quelle: amazon.de]
Genre: Drama; Romance; Klassiker




Inhalt:


,,Ich glaube, in jedem Charakterbild gibt es eine Neigung zu irgendetwas Schlechtem - einer angeborenen Schwäche, die selbst die beste Erziehung nicht besiegen kann.'' - William Darcy, S. 71



Mrs. Bennet hat nach dem Verlust ihrer Jugend nur noch einen prägnanten Wunsch in ihrem Leben: Ihre fünf Töchter Jane, Elizabeth, Mary, Lydia und Kitty schnellstmöglich zu verheiraten und möglichst vom Reichtum ihrer zukünftigen Ehemänner zu profitieren. Und dieser Traum scheint zum Greifen nahe, als Charles Bingley mit seinem Freund William Darcy nach Netherfield zieht und einen Blick auf ihre älteste Tochter wirft. Auch Darcy und Elizabeth scheinen etwas füreinander übrig zu haben und wären auch durchaus bereit, dies zuzugeben, wenn ihnen ihr Stolz und Vorurteil nicht im Weg stünde ...






Meine Meinung ...




zum Cover:



Deutsches Cover Nr. 1: ♥♥♥♥
Englisches Cover: ♥♥♥♥
Deutsches Cover Nr. 2: ♥♥
Deutsches Cover Nr. 3: ♥♥♥








































Da es unendlich viele Ausgaben zu diesem Buch gibt, beschränkt sich dieser Post nur auf die vier Kategorien, in die man die Aufmachungen einteilen kann. Die Cover mit der Frau im Vordergrund sieht immer am uninteressantesten und langweiligsten aus, während die Cover, auf denen die Bennet-Familie oder ein Teil dessen dargestellt wird, schon eher das Hauptthema des Buches in den Fokus rücken. Mein Favorit ist allerdings das englische Cover, einfach weil das Design so außergewöhnlich und klassisch zugleich, dass es sich bestimmt wundervoll für das Bücherregal eignet. 
Insgesamt also Cover, die relativ typisch für Klassiker sind und dem Buch eigentlich auch genau die richtige Menge an Aufmerksamkeit geben, wie es wahrscheinlich verdient.




zum Buch:



Das wohl bekannteste Werk der feministischen Autorin Jane Austen, das mindestens zweifach verfilmt wurde, hat auch noch heute eine so große Relevanz, dass viele Drehbuchautoren oder Schriftsteller es neu adaptiert haben und so Klassik abgeneigten Menschen näherzubringen. Eine moderne Adaption davon wäre beispielsweise die grandiose Webserie Lizzie Bennet Diaries, die mich persönlich auch dazu gebracht hat, das ursprüngliche Werk lesen zu wollen. Denn wenn dies jemanden schon so begeistern kann, wie gut muss dann erst das Original sein?
Im Falle von Stolz & Vorurteil fällt die Antwort leider nicht zugunsten von Jane Austen aus. Dies kann allerdings größtenteils an ihrem Schreibstil liegen, der sich im Englischen wahrscheinlich angenehmer lesen lässt als in der Übersetzung. Zweifellos findet die Autorin sehr geschickte Worte, um die Gedanken und Emotionen der einzelnen Charaktere zu beschreiben, ebenso wie ihre flotten Sprüche und intelligenter Humor sehr gut in die Dialoge eingewoben sind, allerdings sehr ausschweifend und gespickt mit Details, die man als Leser nicht unbedingt braucht. Obwohl die Kapitel alles andere als lang sind, strengt es doch an, mehrere am Stück zu lesen, einfach weil man sich so fühlt, als würde man seiner Oma dabei zuhören, wie sie eine Geschichte aus ihrem Leben erzählt. Daher werden viele Dialoge nur nacherzählt, sodass man eine Distanz zu der Geschichte aufbaut, die mir persönlich überhaupt nicht zugesagt hat. Dementsprechend muss man dem Buch schon seine Aufmerksamkeit widmen und kann nicht erwarten, dass es sich praktisch von selbst liest, auch wenn es viele klassische Autoren gibt, deren Schreibstil wesentlich anstrengender, weniger herausragend und weniger gewitzt ist als Austens. Das muss man ihr zumindest zusprechen: Einen gewissen Wiedererkennungswert hat sie definitiv.
Abgesehen davon begleitet man Elizabeth bzw. Lizzy sehr gerne in ihrem Alltag mit ihrer etwas ungewöhnlichen Familie, vor allem weil man sie trotz ihrer Eigenheiten sehr ins Herz schließt. Vor allem ihre feministische Ader in diesem Zeitalter ist bewundernswert, ebenso wie der versteckte Humor in ihren Kommentaren und die Tatsache, dass sie ihren Schwestern eine solche Loyalität zukommen lässt. Trotzdem geben ihr ihre Vorurteile und ihre zunächst fehlende Einsichtigkeit die nötigen Kanten, um sie zu einer gelungenen Protagonistin zu machen. Gemeinsam mit ihrer Familie bildet sie eine dynamische Grundlage für die Geschichte, die nicht ganz ohne Elemente von Komik auskommt, die vor allem Lizzies Vater zu verdanken sind. Zu schade, dass er im Buch nicht eine größere Rolle bekommen hat, denn seine trockenen und Mrs. Bennet zur Weißglut treibenden Sprüche mit seiner gleichgültigen, ruhigen Art sind einfach wahnsinnig unterhaltsam, und seine Sorge gegenüber seinen Töchtern und ihrer eventuell unglücklicher Zukunft rührend! Auf der anderen Seite steht Mrs. Bennet, deren Lebensaufgabe es ist, ihre Töchter möglichst schnell unter die Haube zu bekommen und sich dabei alles andere als subtil anzustellen. Ob man sie nun als nervig und egozentrisch, Comic relief oder als aufrichtig besorgt um ihre Töchter ansieht, sie ist auf jeden Fall ein ausgefallener Charakter, der mit seiner Entschlossenheit doch den ein oder anderen zum Schmunzeln bringen kann.
Lizzies Schwestern hingegen kommen in manchen Fällen etwas zu kurz, ebenso wie ihre Freundin Charlotte. Am besten von ihnen lernt man noch die freundliche doch distanzierte Jane kennen, deren Liebesgeschichte der Leser neben Lizzys verfolgt. Ihre anderen Schwestern Mary, Lydia und insbesondere Kitty werden allerdings kaum behandelt, obwohl sie viel Stoff zur Ausarbeitung gehabt hätten, was unter anderem auch die moderne Adaption zeigt, die zuvor herangezogen wurde. Sie werden zwar alle klar voneinander unterschieden und auch nicht unsympathisch, allerdings auch kaum mehr als das. Insbesondere die engere Auseinandersetzung mit Charlottes Schicksal hätte wesentlich mehr Raum geboten, um aufzuzeigen, dass es sich hierbei um einen Roman handelt, der kritisch gegenüber der damaligen britischen Gesellschaft ist und Frauen dazu aufrütteln will, sich nicht nur um des Mangels an Geldes oder dem Wunsch nach Anerkennung Willen zu verheiraten, sondern sich zu achten und für die eigenen Rechte einzusetzen. Somit verschwendet Jane Austen dort viel Potential, ebenso wie bei Lydias Geschichte, die einen gar nicht mal so unwichtigen Teil innerhalb der Gesamthandlung annimmt, allerdings vor allem auf ihre Persönlichkeit mehr hätte eingegangen werden müssen.
Doch wo es an fehlender Ausarbeitung bei den Nebencharakteren fehlt, hat Jane Austen bei ihrer wesentlich zeitloseren Message ganze Arbeit geleistet. Ungelogen, der Titel dieses Buches ist Programm. Zwar kann sich der ein oder andere vorkommen wie ein einer Seifenoper oder Sitcom, weil so viele Probleme eben durch den Stolz oder die Vorurteile eines oder mehrerer Beteiligten entstehen und bei nötiger Kommunikation eigentlich hätten vermieden werden können, allerdings wurde aus diesen beiden Schlagworten wirklich alles rausgeholt, was innerhalb eines Gesellschaftsromans mit Fokus auf eine Romanze hätte rausgeholt werden können. Nahezu jeder Konflikt, der auftaucht, hat etwas mit Stolz und Vorurteilen zu tun und zeigt, wie schwer man es haben kann, wenn man eines oder beide dieser beiden Eigenschaften zu stark auslebt. Natürlich ist hiervon vor allem die Liebesgeschichte zwischen William Darcy und Lizzy betroffen, da die beiden es sich wohl auf jede erdenkliche Art schwerer machen als sie müssten, allerdings auch in Sachen Familie oder flüchtigen Bekanntschaften. Wie oft wird einem mitgeteilt, der erste Eindruck sei der wichtigste, und auch kaum zu revidieren, sobald man ihn eingeprägt hätte? Und wie sehr steht Stolz einem im Wege, wenn man sieht, dass diese Vorurteile unberechtigt gewesen sind und man sich dazu überwinden muss, sein Unrecht zuzugeben? Dies zeigt, dass der Mensch zu viele Facetten hat, um sie innerhalb von einem Treffen oder einer flüchtigen Unterhaltung erfassen zu können, und belehrt sowohl den weiblichen als auch männlichen Part innerhalb der Geschichte. Auch wenn es einige von den Charakteren auf unschöne Weise lernen müssen, so werden aus diesen Lektionen reichlich Anhaltspunkte zur Selbstreflexion gegeben, nicht nur den Figuren, sondern auch einem selbst. Wer hatte nicht schon mal eine Situation, in der eine Verhaltensweise von jemandem ganz anders gedeutet wurde, als man sie meinte, oder einen Status schon so lange inne, dass man ihn nicht mehr ändern konnte, selbst wenn man sich selbst um 180 Grad gewandelt hätte? Dass die Autorin einem dies auf den Weg gibt, kann definitiv nicht schaden, egal ob man ein Leser im damaligen 19. Jahrhundert gewesen ist oder das Buch vor ein paar Wochen gebraucht in einem Büchercafé abgestaubt hat.
Auch die Liebesgeschichte ist eine, die man gerne mitverfolgt. Zwar hätte es dem Buch durchaus gut getan, wenn die Dialoge zwischen Darcy und Lizzy ausgeschrieben statt nacherzählt worden wären, weil man dann die Chemie zwischen den beiden eher mitgenommen hätte, allerdings kann man auch sonst verstehen, was sie aneinander finden. Wenn man Kabbelei und Hassliebe normalerweise kindisch und unreif findet, so hat es Jane Austen geschafft, dass man die Unterhaltungen zwischen den beiden Verliebten wider Willen mit einem Grinsen auf dem Gesicht verfolgt und nur halbherzig frustriert darüber ist, dass die beiden es sich so schwer machen. Darcy als Love Interest ist hierbei zwar nicht der aufgeweckteste oder offenste Mensch, allerdings macht ihn genau das zu einer guten Partie für Lizzy, der ein wenig Ruhe und Besonnenheit nicht schaden könnten. Er ist niemand, den man in eine Sparte von Charakter einordnen könnte, sondern ziemlich eigen, was es interessant macht, über ihn und Lizzy zu lesen und sich darüber zu freuen, dass er langsam aber sicher aus sich herauskommt.
Das Schöne ist außerdem, dass Jane Austen sich mit der Liebesgeschichte Zeit lässt. Natürlich sind es, wie üblich für das damalige Zeitalter, nicht allzu oft der Fall, dass sich die Interessenten sehen und unterhalten, allerdings doch öfter, als man es von anderen Büchern des 19. Jahrhunderts gewohnt ist. Man bemerkt die Entwicklung und kann die Gefühlslage füreinander nachvollziehen, sodass zum Glück nicht von Instalove gesprochen werden kann, sondern Realismus - bis auf das Ende wohlgemerkt, dass etwas abrupt daherkommt und mit einigen Sätzen, die gesagt werden, doch nicht so ganz am Kitsch vorbeikommen.




Insgesamt wohl nicht die beste Liebesgeschichte der Literatur, allerdings eine doch relativ gute mit einer sehr löblichen Message. Hätte man das Ausschweifende Jane Austens in der Übersetzung nicht zu ihrem Nachteil geformt, die Dialoge etwas ausführlicher und atmosphärischer geschrieben und das Ende so realistisch gehalten wie den Rest des Buches, so wäre es definitiv ein Buch gewesen, das seinen jahrhundertelangen Hype für mich wert wäre. Die Figuren sind größtenteils sympathisch, auch wenn auch einigen zu wenig gemacht wurde, die Thematik für damalige wie heutige Zeit sehr wichtig, auch wenn einige Aspekte ruhig ausführlicher hätten diskutiert werden können, und der Witz und Charme innerhalb der Geschichte ein großer Pluspunkt. Eine Empfehlung an diejenigen, die gewitzte Protagonisten und Gespräche mögen und eine Liebesgeschichte mit dem gewissen Etwas suchen! Allerdings würde ich vielleicht doch empfehlen, es auf Englisch zu lesen, da ich mir vorstellen kann, dass so der Schreibstil besser ist als er in der Übersetzung wirkt.





Ich gebe dem Buch:


♥.♥  Herzchen


Extra:


Wie erwähnt, gibt es eine Webserie, die die gesamte Geschichte in die Moderne versetzt und meiner Ansicht nach besser ist als das Originalwerk. Hier geht es zur ersten Folge :3
Begleitend dazu gibt es auch ein Buch namens Das geheime Tagebuch der Lizzie Bennet, das die Stellen, die außerhalb der Videos spielen, mit einbezieht. Hier geht es zu der Goodreads Seite dazu :3


CU
Sana

2 Kommentare:

  1. Wow du gibst dir wirklich Mühe mit deinen Rezensionen! Ich muss mich hier auf jedenfall noch weiter durchklicken. Momentan lese ich "Das Paket", aber da hebe ich mir deine Meinung natürlich noch auf. Ich bin sehr gespannt ob Sebastian Fitzek mich begeistern kann.

    Zu Stolz und Vorurteil: Ich möchte das Buch unbedingt eines Tages lesen, weil es ja doch ein Klassiker ist. Wie du sagst braucht man dazu sicherlich ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Ob ich es in Englisch lese überlege ich mir noch :) Aber das wird sicherlich auch anstrengend wenn man nicht den besten Wortschatz hat.

    Liebe Grüße
    Jasmin

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    1. Dankeschön :) Ja, ich gebe mir wirkilch Mühe mit meinen Rezensionen. Sie sind irgendwo das Herzstück meines Blogs :)
      Wie fandest du denn ,,Das Paket''? :)
      Ich hoffe, du bist inzwischen an ,,Stolz und Vorurteil'' rangenommen und konntest es verschlingen :3 Ich habe manchmal halt das Gefühl, dass schwere englische Schreibstile im deutschen gestelzter wirken als im Original. Ein anderes Beispiel, das mir dazu einfällt, währe J. R. R. Tolkien.

      Sorry, dass ich erst jetzt antworte. Ich hoffe, mein Blog gefällt dir :3

      Liebe Grüße,

      Sana

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