Sonntag, 5. Februar 2017

►Film-Review◄: Split

Grundwissen:


Titel: Split (original: Split)
Idee: M. Night Shyamalan
Regisseur/-e◄: M. Night Shyamalan
Drehbuch◄: M. Night Shyamalan; 
Produzenten: M. Night Shyamalan; Jason Blum; Marc Bienstock
Produktionsfirma: Blinding Edge Pictures; Blumhouse Productions
Erschienen: Januar 2017
Dauer: 136 Minuten (2 Stunden, 16 Minuten)
Altersfreigabe: FSK 16
Genre: (Psycho)Thriller
Preis:19, 99 € (Blue-Ray) [Quelle: amazon.de]








Inhalt:


,,Frohlocket! Die Gebrochenen können sich mehr entfalten!'' - Kevin Wendell Crumb



Nach ihrer Geburtstagsparty werden drei junge Mädchen entführt, unter anderem die Außenseiterin Casey, die überraschend ruhig auf dieses Verbrechen reagiert, während die beiden anderen jungen Frauen vor Angst vergehen. Der Entführer stellt sich als Kevin heraus, ein Mann, der sich von Mal zu Mal merkwürdiger verhält. Bald wird auch klar, warum: Er besitzt eine multiple Persönlichkeit, zusammengesetzt aus 23 Personen, die zwar nicht alle hinter der Entführung stehen, allerdings diese drei Mädchen trotzdem aus einem bestimmten Grund auserwählt haben: sie einer ,,Bestie'' zum Opfer zu bringen. Wird es ihnen gelingen, dieser Bestie zu entkommen, falls sie überhaupt existiert?




Meine Meinung ...




zum Film:




Dieser Blog ist kein Blog, der sich im Übermaß mit Filmen beschäftigt. Hintergrundwissen zu einem solchen Werk, zum Beispiel Drehbuchautoren, Produzenten oder Schauspieler, wird hier höchstens nach dem Schauen des Films nachgesehen und darauf auch eigentlich kaum geachtet. Hier fällt kein fachmännisches Vokabular, keine Analyse von bestimmten Kameraperspektiven oder der Inszenierung bestimmter Szenen, keine Beurteilung von Darstellern und Aufzählungen, in welchen Filmen sie sonst überzeugt oder versagt haben.
Doch bei Split ist es anders, denn M. Night Shyamalan ist derjenige, der eine der besten Serien der Welt - Avatar: Herr der Elemente - in seiner Realverfilmung komplett verhunzt hat und alleine durch diese blutige Vergewaltigung an einem meiner Schätze auf einer bisher nicht vorhandenen roten Liste von Regisseuren gelandet ist. Umso argwöhnischer ist also dieser Film zu betrachten, der für jemanden, der sich sehr für psychologische Thematiken interessiert, ein Schlag ins Gesicht hätte werden können, falls die psychische Krankheit der multiplen Persönlichkeitsstörung oberflächlich und klischeehaft dargestellt worden wäre.
Doch zumindest in dem Punkt kann man sagen: Der Vergewaltiger des Avatar-Franchises hat solide Arbeit geleistet, insbesondere in der Auswahl seines Hauptdarstellers, dem man seine Dutzenden Persönlichkeiten mehr als nur abkauft. Man entdeckt zwar nicht alle Personen - dazu wäre ein Film egal mit welcher Länge auch gar nicht imstande -, jedoch sind diejenigen, die gezeigt werden, alle sehr differenziert dargestellt, sowohl in ihrem Charakter als auch ihrer Stellung innerhalb der Gruppe an Personen, die sich in Kevins Körper gebildet haben. Wie sie untereinander agieren, wie sie sich gegenüber den Mädchen zeigen und wie kinderleicht der Schauspieler es schafft, Wechsel der Persönlichkeiten innerhalb einer einzigen Szene darzustellen, ist einfach nur meisterhaft und sehr glaubhaft gemacht, ebenso wie die Therapiesitzungen Kevins mit seiner Psychologin, da man sich eine solche Sitzung genau so vorstellen kann. Daher ist dieses Thema definitiv nicht schlecht recherchiert worden und ist wohl auch das Wertvollste, was dieser Thriller zu bieten hat.
Ebenso das Geheimnis um die mysteriöse ,,Bestie'', dem die Mädchen übergeben werden sollen, ist interessant aufgezogen, da man hier auf dem eisglatten schmalen Grat zwischen Übernatürlichem und Psychologie balanciert und dabei niemals ausrutscht. Teilweise wird darüber philosophiert, ob Menschen mit einer solchen Krankheit nicht tatsächlich sogar dem ,,normalen'' Menschen überlegen sind, da sie in sich selbst ganz unterschiedliche Fähigkeiten ausprägen und ihre körpereigene Chemie beeinflussen können. Daher wird das Ganze auf eine fast schon spirituelle Ebene erhoben und der Übergang zwischen Realität und Paranormalem nicht wirklich holprig verläuft. Das verleiht dem Film auch eine minimale ständig vorhandene Spannung, weil man sich eben zugleich mit der Psychologin fragt, was es mit der Bestie auf sich hat. Ist es nur eine Ausgeburt der Fantasie der Persönlichkeiten, eine grausige Gutenachtgeschichte, oder etwas Echtes, das in Kevin schlummert?
Wie schon angedeutet, gibt es in dem Film also mehrere Perspektiven. Es spielt sich nicht nur alles in den vier Wänden der Entführten ab, sondern auch in Kevins Therapiesitzungen und dem Alltag der Psychologin, ebenso wie man Casey durch einige Flashbacks näher kennenlernt. So chaotisch das klingt, so ist es größtenteils auch. Die Übergänge sind ziemlich holprig und viele der Szenen auch relativ fraglich, weil in denen höchstens nur einige Nebensächlichkeiten angerissen, aber nie zuende geführt werden, oder aber nur Erklärungen zur Krankheit Kevins geliefert werden. Am plumpesten sind die Rückblicke aus Caseys Leben, weil zum Teil keine aktuelle Situation sie ausgelöst hat und sie damit sehr in den Film gequetscht wirkten. Ebenso das, was in diesen Flashbacks vermittelt wird, ist einfach unfassbar plump gemacht. Da möchte man die Kinoleinweind am liebsten mit den eigenen Nachos abwerfen, nicht, weil man wütend auf die Figuren oder die Vergangenheit selbst ist, sondern weil sie derart verachtungswürdig verpackt wurde. Jedenfalls verliert man schnell das Gefühl, dass der Film eine gute Struktur hat, einige Szenen ziehen sich auch ziemlich, und das Finale kann die Langatmigkeit einiger Passagen auch nicht vollkommen rausreißen, auch wenn es gegen Ende durch den Finalkampf - sowohl gegen den Gegner als auch gegen sich selbst - wesentlich besser wurde als noch zu Anfang des Films, wo man sich konstant an die Stirn greift und sich fragt, wie sowohl Kevin als auch die drei Mädchen so naiv und dumm sein können.
Ausnahme ist dort glücklicherweise Casey, die vielfach ihr Köpfchen unter Beweis stellt und der es gelingt, ihren Entführer in einigen Fällen zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Auch ist sie die einzige, die mal etwas besonnen auf die Situation reagiert, dabei manchmal etwas zu stoisch ist, allerdings trotzdem mehr Persönlichkeit und Intelligenz bieten kann als ihre beiden Kumpaninnen zusammen. Denn die sind nur da, um die 0815-Teenager mit leichter Neigung zu Hysterie zu spielen und auch keine weiteren Merkmale zu zeigen, die erwähnenswert wären. Teilweise nicht einmal ihre Namen, da man den Vornamen der dritten jungen Frau im Bunde sogar erst nach über der Hälfte des Films erst erfährt. Schön, wenn die Figuren so unglaublich zweitrangig sind.
Doch nach einigen Längen schafft es der Film, ein glaubwürdiges und ziemlich packendes Finale zu schaffen, bei dem man praktisch am Bildschirm klebt, vor allem weil zu dem Zeitpunkt auch einiges von der Philosophie zu Beginn und zur Mitte des Films wieder aufgegriffen wird, und weil Casey in dem Moment eine ihrer Grenzen überwinden muss. Ebenso gibt es da einen ganz netten Twist, der die Karten nochmal neu mischt, und wenn das alles so geendet hätte, hätte man sich vielleicht noch dazu überwinden können, den Film ,,ganz okay'' zu nennen - doch dann kommt der Epilog. Der Epilog, der nur für die Fans und Verfolger dieses Regisseurs einen Sinn ergibt, weil darin eine Anspielung gemacht wird, die nur der liebe selbsternannte Herrund seine Gefolgsleute verstehen. Für diejenigen hingegen, die nicht in der Materie drin sind - und dies nach der Katastrophe namens The Legend of Aang vielleicht auch überhaupt nicht mehr wollen -, ergibt er keinen Sinn und ist vollkommen überflüssig, vermittelt eventuell sogar die vollkommen falsche Message, dass Multiplizität keine ernstzunehmende Sache ist. Womit der Film alles revidieren würde, was er sich vorher aufgebaut hätte. 




Alles in allem ein Film, der einen ebenso gespalten zurücklässt wie seinen Hauptcharakter. Denn alleine wegen dieser Figur, seiner Geschichte und seinen Gedanken hätte der Film eine wirklich gute Bewertung verdient, ebenso weil die Krankheit relativ gut recherchiert ist und sich nicht auf Klischees gestützt wird. Zugleich schwächelt der Film jedoch ziemlich in der Handlung und den vielen Längen innerhalb dieser, genauso wie die Charaktere einem kaum etwas bieten und viele Szenen innerhalb des Films - vor allem das Privatleben der Psychologin betreffend - kürzer hätten treten oder gestrichen werden können. Ebenso ist das Ende des Films ziemlich fragwürdig, weil man es als Ottonormalzuschauer ziemlich missdeuten könnte und das dieses psychische Phänomen doch ziemlich ins Lächerliche ziehen würde. Daher - keine echte Empfehlung, allerdings auch keine Warnung.




Ich gebe dem Film:


♥♥. Herzchen


Extra:


Wer sich fragt, wie das Ende von Split gemeint ist, der kann gerne einen Blick auf das Video von der Filmfabrik dazu ansehen. Sehr empfehlenswert :3




Links zu den im Beitrag verwendeten Bildern:



https://cinemaxx.de/art/film/160376_poster_1.jpg
https://lh3.googleusercontent.com/proxy/lDmsS33H57YndU6pc6rpok7lkkWxd1r5ZnbZSUMRPZZBSZbCXd22OJDvHwBHdyqItjKz1-nNASx7RpNyDEbGxdALPRXuP-gPcy_qvh95AuHvshxiyKcmoTPerT2jZ5Z3VsM4lEF1J3k1mEx23AJrmAgswl4pJqTJS0B2O3UFfYDzMw
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CU
Sana

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