Samstag, 10. Mai 2014

:)Rezension:): Der Sieger bleibt allein

Grundwissen:


Titel: Der Sieger bleibt allein (original: O vencedor está só)
Autor/-in: Paulo Coelho
Erschienen: 2011 im Diogenes-Verlag
Seitenanzahl: 499 Seiten
Preis: 9, 90 € (Taschenbuch)
Genre: Thriller,  Philosophisches, Contemporary



Inhalt:

Er hatte begriffen, dass, im Gegensatz zu dem, was die Menschen dachten, die totale Macht die totale Versklavung bedeutete.


Paulo Coelho entführt uns ans Filmfestival nach Cannes, einen modernen Jahrmarkt der Eitelkeiten, auf dem sich die sogenannte Superklasse tummelt. Wer bei diesem Treffen der Traumfabrikanten aus Mode und Film den roten Teppich betritt, gehört zu denen, die es geschafft haben. Einige stehen sogar ganz oben und fürchten nur eines: diese Stellung wieder zu verlieren. Es geht um nichts Geringeres als Geld, Macht und Berühmtsein - Werte, für die heute die meisten alles zu tun bereit sind. Aber der Preis ist hoch.
Auf diesem Jahrmarkt der Eitelkeiten treffen sich Igor, ein russischer Millionär; der Modezar Hamid aus dem Nahen Osten; die amerikanische Schauspielerin Gabriela, die endlich eine Hauptrolle ergattern will; der ehrgeizige Polizist Savoy, der glaubt, den Mordfall seines Lebens lösen zu können, und Jasmine, die kurz vor dem Durchbruch als Model steht. Wer schafft es, hinter all den vorgegaukelten Träumen seinen eigenen Lebenstraum zu entdecken und zu leben?



*Quelle: amazon.de




Meine Meinung ...




zum Cover:



Deutsches Cover: 
Amerikanisches Cover: ♥♥♥♥




















Original-Cover Nr. 1: 
Original-Cover Nr. 2: 




















Dieses eine Mal bin ich mit den Aufmachungen dieses Buches einigermaßen zufrieden, was vor allem an den ähnlichen, aber doch unterschiedlichen Varianten des Motivs liegt. Vor allem das amerikanische Cover und die linke der brasilianischen Aufmachungen sehen bezaubernd aus und spiegeln auch den Titel sehr gut wieder, da sich beide Frauen alleine auf dem roten Teppich befinden und ihnen nur Scheinwerfer und Paparazzi die zu laufende Strecke flankieren. Was das betrifft, haben die Verleger wirklich gute Arbeit geleistet und man kann sich, auch ohne den Klappentext gelesen zu haben, den Inhalt zusammenreimen.
Das zweite brasilianische Cover und das deutsche schneiden hier schlechter ab. Meiner Meinung nach sieht die Frau auf dem deutschen Cover vor allem wegen ihrer Kleidung diesem roten, verschlungenen Hintergrund so aus, als arbeite sie in einem Bordell, und dies passt nicht zum Thema des Buches; außerdem spiegelt die Frau vermutlich keinen der Charaktere wieder, auch wenn Gabriela eine gute Vermutung wäre. Und was das zweite brasilianische Cover betrifft, so habe ich nicht mal eine Ahnung, was genau dort dargestellt wird. Klammert sich die Frau an den roten Teppich? Liegt sie auf dem roten Teppich?
Der Sieger bleibt allein stellt den idealen Titel für diesen Roman dar, vor allem deswegen, weil sich der Autor genau mit dieser Thematik sehr intensiv befasst und auf diesen Satz sogar mehrmals Bezug genommen wird.
Insgesamt wirklich gut!




zum Buch:




Genauso, wie ich nicht verstehen konnte, warum es so viele positive Bewertungen für Coelhos Debüt Der Alchimist gibt, kann ich jetzt nicht begreifen, warum Der Sieger bleibt allein von einem sehr großen Teil der Leserschaft als schlecht gewertet wurde und so viele Vorwürfe Coelho entgegengefolgen sind, von wegen er sei sich selbst untreu geworden und Weiteres dieser Sorte.
Anders als ich es von Coelhos Büchern bisher gewohnt bin, fließt die Handlung nicht die ganze Zeit über träge vor sich hin und bietet nur wenige Wendepunkte, die den Leser fesseln und überraschen, nein, diesmal hat es wegen dem Handlungsstrang, in dem Igor die Hauptrolle übernimmt, durchaus etwas von einem Krimi oder Thriller. Man verfolgt gespannt, ob Igor bei seinem Vorhaben Erfolg haben wird oder ob er einsieht, dass dieses Vorhaben ihm nichts als Schmerz einbringen wird und er seine Pläne schleifen lässt. Vor allem, wenn man diese Plotline unter dem Gesichtspunkt betrachtet, dass Igor zu der Zeit nicht zurechnungsfähig ist und aus purem Wahnsinn handelt, fesselt die Geschichte von Igor einen umso mehr und man will erfahren, ob er am Ende nicht doch einen Sinneswandel erlebt. 
Auch die restlichen Handlungsstränge sind sehr interessant und zeigen verschiedene Facetten der Grausamkeit der scheinbar wunderbaren Welt der Reichen, Filmemacher und Models. 
So erfährt man in Gabrielas Fall etwas darüber, wie schwer und ausbrennend es ist, seine Träume zu verwirklichen und dass sie einen hohen Preis dafür zahlen muss, dort angekommen zu sein. Die Art und Weise wie sie behandelt wird oder wie sie ihre wahren Gefühle hinunterschlucken muss und sich einredet, dass alles bestens ist, schaffen eine durchaus traurige Atmosphäre, man findet es schrecklich, dass die Spitze dieses langen Kampfes doch nicht genug bereithält, um sie glücklich zu machen, freut sich eher nachlässig mit ihr, weil ihre Euphorie eine lange Zeit anhält und man sie diesen Moment genießen sehen möchte, bevor sie erkennt, in welche Falle sie geraten ist.
Alle anderen Handlungsstränge, wozu der des Polizisten Savoy, des Modedesigners Hamid Hussein und der des beliebte Model Jasmine gehört, werden meist sehr spät eingeführt, sodass der Fokus hauptsächlich auf Igors und Gabrielas Part verweilt, allerdings stört man sich hier der vielen unterschiedlichen, sich manchmal kreuzenden Plotlines nicht, da sie alle zeigen, dass die Welt der Presse, des Glamours und der Berühmtheit keinesfalls so problemlos und atemberaubend ist, wie sie zunächst scheint. Man bekommt als Leser mit, wie die Polizei sich der Presse gegenüber zu verhalten hat, dass das Modeldasein wegen zunehmenden Alter und den dazugehörigen körperlichen Makeln nur für einige Jahre andauern kann, man erfährt auch durch andere Charaktere, die im Klappentext wegen ihres nur kurzen Auftritts nicht erwähnt werden, dass die Filmindustrie ein hartes Geschäft ist und dass der Ruhm nicht ewig andauert, und diese Menschen, die alles erreicht haben, was sie erreichen wollten, an der Spitze des Eisbergs angelangt sind, nur von der Angst geleitet werden, diese Stellung wieder zu verlieren, Angst, dass sich in ein paar Jahren niemand wird an sie erinnern können und brauchen deswegen des Rampenlicht, denn ohne sie haben sie nichts Lebenswertes mehr. Man bringt nämlich auch in Erfahrung, dass man seinen Status als 'Celebrity' oder 'Angehöriger der Superklasse' nicht umsonst bekommt; ich würde sogar sagen, man muss alles andere in seinem Leben, was einem lieb ist, aufgeben, um an diese Macht zu gelangen, und dann, am Ende, wenn man diese Macht besitzt, hat man ansonsten nichts mehr, was einem im Leben Freude macht oder diesem einen Sinn gibt.
Dadurch, dass Paulo Coelho diese Problematik und diese Versklavung an so vielen Beispielen deutlich macht, ist es ihm garantiert gelungen, eine Warnung an seine Leser zu verdeutlichen. Natürlich gibt es viele Menschen, die davon träumen, in irgendeiner Branche mal Karriere zu machen, weil sie mit ihrem einfachen Leben unzufrieden sind und die kleinen Dinge, die ein jedes Leben zu etwas Einzigartigem und Schönem macht, übersehen, da sie so geblendet sind von dem Erfolg der Stars und ihrem scheinbaren Glück. Coelho zeigt uns mit diesem Buch, dass wir das nicht nötig haben, dass wir das Leben, das wir haben, schätzen und nicht nach einem Erfolg streben sollten, der es uns unmöglich macht, ohne Publicity zu leben und alles, was der Konzentration auf seinen Erfolg in die Quere kommen könnte, beiseite zu schieben. Lieber ein kleines, bescheidendes Leben als eines, das uns so derartig unter Druck setzt wie das auf dem Roten Teppich.
An dieser Stelle kann ich durchaus nachvollziehen, wenn Leser der Meinung sind, dass dies zu viel des Guten war. Das Buch ist, wie ihr sehen könnt, nicht gerade schmal, vor allem dadurch, dass Coelho sich sehr oft in Erklärungen zur Welt des Scheins und Trugs verliert, sich das manchmal über ein paar Seiten streckt und die Handlung dadurch etwas verlangsamt wird; manchmal sogar in dem Ausmaß, dass man vergisst, was gerade eigentlich passiert oder welcher der Charaktere gerade an der Reihe ist. Dies ist allerdings nachvollziehbar, da diese Welt wirklich Unmengen von verschiedenen Aspekten hat und dies nur beweist, dass Paulo Coelho sehr gut recherchieren kann und sich sehr intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt hat, um dem Leser seine Botschaft zu verdeutlichen. Deswegen kann man über die Tatsache, dass die Handlung an Tempo verliert, sogar fast hinwegsehen. 
Allerdings habe ich den Eindruck, dass die meisten negativen Kritiken sich nicht unbedingt auf diese Vielfalt von Details bezieht, sondern auf das zweite Thema des Romans, das allerdings nur durch Igors Rolle in der Geschichte überhaupt zum Ausdruck gebracht wird und deswegen ein wenig untergeht, auch wenn Igor im gewissen Sinne die Hauptperson ist. Dieser nämlich ist mit der Mission nach Cannes gereist, um seine Exfrau zurückzuerobern, allerdings will er dies erreichen, indem er für sie bzw. wegen ihr tötet. Wahllos. Dadurch kommt auch der Thriller-Aspekt ins Spiel, da ihm die Polizei auf der Spur ist und sie die von Igor begangenen Morde aufklären will. Man begleitet Igor sozusagen bei seiner inneren Reise, bei der ihm doch ab und an Zweifel aufkommen, ob dies, was er tut, wirklich richtig ist und ob es erlaubt ist, aus Liebe oder guten Absichten zu töten. Diese Frage beleuchtet der Autor mit verschiedenen anderen Beispielen, das sich in diesem Ausschnitt des Buches zeigt (es gibt zwar noch andere, aber dies ist eines der aussagekräftigsten):
Gute Absichten, Tugend, Anständigkeit, was genau war das? Die Leute, die in Deutschland Konzentrationslager bauten, hielten sich auch für anständig, weil sie der Regierung gehorchten. [...] Soldaten, die in den Krieg zogen und im Namen eines Ideals töteten, das sie nicht genau kannten, waren ebenfalls voller guter Absichten, tugendhaft, anständig.
Nein, das stimmt nicht. Wenn die Sünde etwas Gutes schafft, ist es eine Tugend, wenn aber Tugend für etwas Böses eingesetzt wird, ist es eine Sünde. 
- S. 289-290 

Mit diesen Gedanken Igors versucht dieser, sich selbst ein reines Gewissen zu verschaffen und rechtfertigt seine Taten so natürlich. Ich kann verstehen, dass man an dieser Stelle der Sache etwas skeptisch entgegenblickt, da es sich hier ja um eine wahrhafte Obsession dreht, der Autor es durch solche Passagen allerdings aussehen lässt, als sei es in Ordnung, Leben auszulöschen, solange dies für eine gute Tat getan wird. Ein sehr verqueres Denken natürlich, allerdings darf man hier nicht vergessen, dass es Igors Gedanken sind, und nicht die des Autors. Hier haben wohl einige Leser gedacht, Coelho benutze Igor als Sprachrohr für seine eigenen Gedanken (wie es bei seinen anderen Büchern ja der Fall ist) und hätte sich somit wieder zum Satanismus bekannt oder sonstiges, was die Leserschaft vermutet. Meiner Meinung nach sollen diese Gedankengänge allerdings nur zeigen, dass der Autor sich wirklich in seine Charaktere hineinversetzen und sie authentisch und greifbar rüberbringen kann. Er hat es auch geschafft, dass man Igor nicht unbedingt für einen durchgeknallten Verrückten hält und ihm Hass entgegenbringt, nein, irgendwo habe zumindest ich wirklich Mitleid mit ihm gehabt und gehofft, dass er im Laufe des Buches wieder auf den rechten Weg findet. Ich will nicht sagen, dass Igor mir durch seine Taten sympathisch war oder so was, das war er keineswegs, aber ich konnte seine Verzweiflung und den daraus resultierenden Wahnsinn sogar nachvollziehen, auch wenn ich sein Verhalten nicht gutheiße.
Generell gibt es in diesem Buch für mich kaum Sympathieträger, was vor allem daran liegt, dass wie auch schon in einem anderen Buch, das ich gelesen habe und das ebenfalls die Gier nach Ruhm und Macht behandelt (Das Tal der Puppen), besagten Machthunger nicht nachvollziehen kann und mir die Skrupellosigkeit und die Bereitschaft dieser Personen, ihn zu stillen, ganz und gar nicht gefallen. Wie man es von Coelho gewohnt ist, bekommt man viele Gedanken und Gefühle der Charaktere beschrieben, weswegen ich ihnen nicht ganz abgeneigt war, und bekommt auch ausnahmsweise viele Einblicke in die Vergangenheit der Figuren und wie sie ihren Weg an die Spitze bestritten haben. Dies verleiht ihnen wirklich sehr viel Tiefe und Vielschichtigkeit, das muss man auch wirklich anpreisen, aber dennoch fehlte mir eine Person, mit der ich mich identifizieren konnte. Die Person, die für mich noch die ,normalste' war, ist das Model Jasmine, da bei ihr der Ruhm einfach nicht im Vordergrund steht und anhand dem Verlauf des Buches auch klar wird, dass sie der Welt der Galas und Roten Teppiche abgeneigt und auch nicht dazu bereit ist, für besagte Dinge alles und jeden aufzugeben. Das gefällt mir wirklich sehr gut, auch wenn Jasmine eine eher kleine Rolle im Buch hatte.


Alles in allem ein gelungener Roman, der über die verführerische, jedoch künstliche und grausame Welt des Glamours und der Berühmtheiten aufklärt und an vielen Beispielen zeigt, wie Persönlichkeiten daran zerbrechen. Außerdem ist das Buch sehr schön geschrieben, manchmal etwas zu detailreich, aber dafür mit authentischen Charakteren und sogar einigermaßen vorhandener Spannung geschmückt. Definitiv eins von Coelhos guten Werken!




Ich gebe dem Buch:


♥ Herzchen




Extra:


Der Buchtrailer:



CU
Sana

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