Freitag, 9. Mai 2014

... what dreams are made of ...

Träume bilden eine psychische Aktivität während des Schlafes und als besondere Form des Erlebens im Schlaf charakterisiert, das häufig von lebhaften Bildern begleitet und mit intensiven Gefühlen verbunden ist. 

So werden Träume von der so verlässlichen Quelle Wikipedia beschrieben. Viel zu nüchtern, wenn ihr mich fragt. 

Und wenn ihr mich fragt, wird Träumen heutzutage viel zu wenig Beachtung geschenkt. 

Nach dem Aufwachen empfindet der Träumende meistens Verwunderung oder ist verwirrt, all diese Bruchstücke von leuchtenden oder dämmrigen Bildern, die sich noch vor ihrem inneren Auge abspielen, passen auf den ersten Blick nicht zusammen, ergeben keinen Sinn, werden als Hirngespinste angesehen und schnell als unwichtig abgetan, geraten schnell in Vergessenheit. 
Haben wir allerdings Albträume, reißen wir geschockt die Augen auf, der Schweiß klebt an unserer Haut, wir sind wie paralysiert und wagen es erst nach einer ganzen Weile, einen Mucks von uns zu geben oder einen Finger zu rühren. Über diesen Traum denken wir entweder nach, versuchen herauszufinden, was uns so verstört hat und ob es irgendeine Möglichkeit gibt, dass der Traum Wirklichkeit werden könnte, oder aber wir lenken uns schnellstmöglich mit etwas Anderem ab, um diesen frische Grauen sofort vergessen zu können.

Es sind ja nur Träume, denken sich die meisten. Kein Traum ist wichtiger als die Realität.

Und das stimmt natürlich. Wenn man Träumen zu viel Bedeutung beimisst, kann man sich nicht mehr auf sein eigentliches bewusstes Leben konzentrieren. Vielleicht wollen einige das auch gar nicht. Wie oft sieht man Menschen, die mit ihrem Leben unzufrieden sind, gedankenverloren aus dem Fenster im Klassenraum blicken oder kann sie dabei beobachten, wie sie mit glasigem Blick ins Nichts starren und dem, was um sie herum geschieht, keine Beachtung schenken. Sie versinken in Tagträumen, um der Wirklichkeit zu entfliehen. Vielleicht, weil das Leben im Traum spannungsreicher, weniger alltäglich, unseren innersten Wünschen eher angepasst ist. 

In Tagträumen gestalten wir uns die Welt, wie sie uns gefällt. 

Vielleicht träumt eine kleine, unscheinbare graue Maus davon, endlich von allen beachtet zu werden und mit dem Jungen, der an ihr vorbeirauscht, ohne sie auch nur anzusehen, eine Beziehung einzugehen? Vielleicht träumen die Mädchen, die ständig von Schulfreunden umgeben sind und ein lächelndes Gesicht aufsetzen müssen, davon, diesen Menschen wenigstens ein Mal den Rücken zuzukehren und Zeit für sich zu haben? Vielleicht träumt der Durchschnittsschüler in den ersten Unterrichtsstunden wieder von seinem gemütlichen, warmen Bett und ein paar zusätzlichen Stunden Schlaf? Vielleicht träumt sich der Junge auf seiner Fahrt zur Schule an die gestrige Party zurück, auf der er ein Mädchen gesehen, sich aber nicht getraut hat, sie anzusprechen, und nun die Zeit zurückdrehen will, um sie nach ihrer Nummer zu fragen und sie näher kennen zu lernen?

Wahre Träume - die, die zu uns kommen, wenn wir schlafen - vergessen wir so oft und halten sie gar für unbedeutend, doch Tagträumen wird so oft praktiziert, dass es zum Alltag dazugehört, sich in Gedanken an einen anderen Ort, in eine andere Zeit, zu einem anderen Menschen teleportieren zu lassen und seine derzeitige Situation vollkommen ignoriert.
Warum ist das so? Wir halten Träume für unwichtig und sind auch nicht enttäuscht, wenn uns in der Nacht mal keine Bilder durch den Kopf geflossen sind - zumindest keine, an die wir uns erinnern können -, und doch halten wir uns an Tagträumen fest und machen sie zu einem beständigen Teil unseres Lebens.

Warum?

Weil wir diese Träume kontrollieren können. Hier schaffen wir selbst eine Welt, in der wir gerne leben und gedeihen würden, schaffen uns das Leben, das wir als das für uns bestimmte ansehen, und alles verläuft so, wie wir es uns wünschen. Eine kleine Auszeit in einer Landschaft voller Sonnenschein oder Urlaub oder Reichtum oder geliebten Menschen oder einem einfachen Feld mit Pusteblumen, durch das sachte der Wind streicht, um mal für kurze Zeit zu vergessen, dass man sich im wahren Leben anstrengen muss, um etwas zu erreichen, kämpfen muss, um sich selbst zu verwirklichen. Im wahren Leben müssen wir Steine unter den bloßen Füßen ertragen, während der Weg in unseren Träumen eben ist, nicht verletzt, nicht behindert. Wir können tun, was wir wollen, ohne uns um Konsequenzen und die Zukunft zu sorgen, denn dort leben wir ... manche leben in ihren Träumen sogar mehr zeit sie es ihres Lebens tun.

In den Träumen, mit denen wir beschenkt werden, wenn wir schlafen, haben wir allerdings keinerlei Kontrolle darüber, was geschehen wird. Alles geschieht unbewusst, Bilder und Handlungen werden projiziert, ohne dass wir entscheiden können, welche es sind, und es können Personen eine Rolle darin spielen, denen wir keine Bedeutung beimessen wollen. Außerdem wollen wir bei Tagträumen niemals eine Botschaft an uns selbst richten, sondern wünschen uns in dem Moment einfach Situationen herbei und hoffen, dass sie trotz aller Unwahrscheinlichkeiten eintreten werden. Nächtliche Träume haben zwar auch mit unseren Wünschen und Sehnsüchten zu tun, allerdings sind es meistens diejenigen, die wir tief ins uns vergraben haben und sie kaum je anrühren. Vielleicht, weil sie dem Menschen, der wir momentan sind, in vielem widersprechen würden. Vielleicht wünscht sich der, der immer die Schulter zum Ausheulen ist oder der, der immer gute Mine zum bösen Spiel macht, all diesen Leuten mal die Stirn zu bieten. Vielleicht wünscht sich der dem Mobbing ausgesetzte pummelige Junge, denen, die ihm das Leben schwermachen, eine reinzuhauen, obwohl er normalerweise keine Gewalt anwendet? Vielleicht wünscht sich das brave Mädchen, das gute Noten schreibt, tadellose Manieren und einen guten Ruf hat, einen Tapetenwechsel, einen kleinen Ausbruch in ein Mädchen mit roten Strähnchen und zerrissenen Netzstrümpfen und einem kurzen, doch leidenschaftlichen Abenteuer mit einem Biker?

All diese Wünsche würden die meisten nicht mal sich selbst eingestehen. Das bin nicht ich, meinen sie schließlich. Sie verleugnen sich selbst, oder zumindest einen Teil ihrer Selbst. Denn wenn das ein solcher nicht wäre, warum zeigt einem das Unterbewusstsein in seiner abstrakten, von außen betrachtet unzusammenhängenden Weise, dass dieser Teil zu uns gehört und dieser danach brüllt, beachtet zu werden?

Natürlich lassen sich Träume nicht sofort begreifen. Es treten in ihnen so häufig Situationen auf, die für den Träumenden komplett unrealistisch sind, die keinen Sinn ergeben, die zu abstrakt oder abgedreht sind, um zu wissen, was dort gerade geschieht und warum dies der Fall ist. Außerdem träumt nicht jeder Mensch lebhaft; man spürt, schmeckt, riecht nichts in seinem Traum, ab und zu kann man vielleicht Geräusche wahrnehmen wie unter Wasser, aber am häufigsten bleibt einem nur das Augenlicht, um uns zu orientieren. Es ist ebenfalls oft der Fall, dass der Träumer selbst nur stiller Beobachter ist und sich selbst im Geschehen des Traums betrachtet, ohne irgendeine Kontrolle auszuüben. Wenn dies eintritt, kann man den Traum auch nicht steuern, es passiert alles wie in einem Film, jede Szene läuft vonstatten, und man hat keine anderen Optionen für sein eigenes Handeln. Im Gegensatz zu diesen Menschen gibt es auch noch die Sorte, die in ihrem Traum-Ich steckt und bewusste Entscheidungen treffen kann; manch einer dieser Sorte behauptet sogar, dass er den Traum selbst verändern könne. Der Traumbeginn sei zwar von Anfang an vorgegeben, allerdings könnten sie seinen Lauf beeinflussen oder den Traum selbst stoppen. Aber auch für jene ist es schwer zu begreifen, was das Unterbewusstsein mithilfe des Traums ausdrücken möchte. Viele sehen es auch nicht als notwendig an, seine Träume zu begreifen oder sich mit ihnen zu befassen. Es sind zusammengewürfelte Gedankenstücke, Bilder, die keine Gesamtheit zeigen, ein Wirrwarr an Ereignissen, die unwirklich scheinen. Man findet sich damit ab, überzeugt sich davon, dass die persönlichen Träume keine Bedeutung haben.

Diese haben sie aber. Sie sagen etwas über unseren derzeitigen seelischen Zustand aus, teilen uns mit, ob wir zufrieden oder unglücklich, motiviert oder antriebslos sind, zeigen auf, ob wir gewisse Gefühle oder Eigenschaften verdrängen oder abwehren - um uns selbst davor zu schützen, wer wir sind, oder weil wir nicht akzeptieren können, wie wir sind -, ob wir uns nach etwas sehnen, was wir uns bewusst entsagen. Generell wird in Träumen oft das verarbeitet, was unser Bewusstsein vielleicht einen Moment lang durchkreuzt, aber bewusst von uns weg geschoben wird. Es gibt am Tag Wichtigeres: Schule, Studium, Arbeit, die Beziehung, die Familie. Mit den eigenen Sorgen wollen wir uns später befassen, doch im stressigen Alltag gibt es meistens kein 'später'. Manchmal sogar in dem Ausmaß, dass Träume eine gewisse Zeit ausbleiben, um uns in einer ruhigeren Zeitspanne zu bestürmen.
Träume folgen auch keiner bestimmten Zeit und sind in den seltensten Fällen realistisch. Vielleicht träumt man von einem Ort, an dem man bereits gewesen ist, vielleicht sieht man in seinem Traum Menschen, mit denen man auch ab und an Zeit verbringt oder die man jeden Tag am Rande seines Blickfelds sieht, aber das Ereignis oder die Darstellung bestimmter Dinge oder Situationen ist garantiert selten etwas Bekanntes für den Träumenden.
Es ist hier allerdings nicht ganz so wichtig, wie viel Realismus im Traum herrscht, denn die Sprache der Träume ist sehr abstrakt und bedient sich oftmals Symbolen, die auch als solche je mit anderen Gegenständen des Traums kombiniert einen Sinn ergeben, auch wenn es ohne das Wissen zu den jeweiligen Symbolen bestimmt wie ein großes Durcheinander wirkt.

Leider beschäftigen sich wenige Menschen heute noch mit der sogenannten Traumdeutung, die hilft, seine Träume und damit auch sich selbst besser zu verstehen. Die meisten halten dies für billigen Hokuspokus und glauben nicht daran, dass sich hinter dem Inhalt ihrer Träume mehr verbirgt als das, was die Träumer dort sehen. Dabei verpassen sie die Gelegenheit, zu erfahren, warum sie zum Beispiel immer wiederkehrende Albträume haben, vollkommen. Meiner Meinung nach schaden diese Menschen sich selbst. Natürlich sind Emotionen und die seelische Zufriedenheit und eine Analyse verschiedenster Symbole nicht jedermanns Sache, aber wenn man sich selbst damit helfen kann, stellt es doch eine gute Möglichkeit dazu dar, oder?

Ich selbst führe schon seit einigen Wochen ein Traumtagebuch, schreibe somit also jedes Mal, wenn mir ein Traum des Nachts geschenkt wird, in mein Notizheftchen und beschreibe den Traum ausführlich, suche die für mich elementarsten Symbole heraus und schlage dann nach, wofür diese stehen. Und danach versuche ich, alles miteinander zu verknüpfen, was einem nach einer Zeit fast spielend leicht fällt. Meine Träume zumindest bieten mir immer sehr eindeutige Interpretationsmöglichkeiten dank der Symbole, die meistens in jeweils eine Richtung verweisen, und somit kann ich mir leicht erschließen, was mich im tiefen Innern meines Geistes beschäftigt. Dank dessen kann ich dem auch mehr Aufmerksamkeit schenken und Probleme, die ich befürchte, oder Ängste, vor denen ich mich verschließe, im Keim ersticken oder sie so lange bearbeiten, bis es mich nicht mehr bedrückt.
In meinem Fall also nützt Traumdeutung und die Beschäftigung mit den eigenen Träumen definitiv etwas. Man kennt sich selbst besser und kann daran wachsen, sich weiterentwickeln, vielleicht Neurosen überwunden, wenn man sie richtig anpackt. Man bekommt Informationen über sein Inneres und bekommt somit auch das Werkzeug in die Hände gelegt, wie man seine Persönlichkeit verändern kann, da gezeigt wird, ob wir einen Teil von uns zu sehr vernachlässigen. Man kann auch seine Verhältnisse zu anderen Menschen beeinflussen, sein eigenes Verhalten, sehr viel auf emotionaler Ebene.

Natürlich sollte man sich nicht zu stark von der Deutung seiner Träume leiten lassen. Nur, weil beispielsweise aus der Symbolik hervorgeht, dass der Liebste einen im Stich lässt oder es in irgendeinem Fall Komplikationen geben wird, heißt dies nicht, dass dies tatsächlich eintritt. Es sind nur unsere innersten Befürchtungen und Ängste, die sich einen Weg nach oben bahnen und zu uns durchdringen. Man sollte den Traum nicht als Zukunftsvorhersage sehen, denn ob wir uns weiterhin von unseren Ängsten treiben lassen, hängt ganz von uns ab. Auch, ob und wie viel man sich mit seinen Träumen beschäftigt, ist ganz uns selbst überlassen.

Aber ein wenig sollte dies meiner Meinung nach jeder tun, denn jeder Mensch verdient es, sich selbst zu kennen und dadurch wachsen zu können.
Egal, ob es uns gefällt, was der Traum bedeutet, oder nicht - dies, was dort geschieht, in unseren Köpfen, die auf Kissen gebettet sind, ist die ganze Wahrheit über sich selbst.



CU
Sana

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