Mittwoch, 15. März 2017

►Film-Review◄: A Cure for Wellness

Grundwissen:



Titel: A Cure for Wellness (original: A Cure for Wellness)
Idee: Gore Verbinski
Produzent/-en: Arnon Milchan; Gore Verbinski; David Crockett
Produktionsfirma: Regency Enterprises; Blind Wink Productions; New Regency Productions
Erschienen: Februar 2017; 31.08.2017 als DVD 
Dauer: 147 Minuten (2 Stunden, 27 Minuten)
Altersfreigabe: FSK 6
Genre: Mystery; Thriller; (Fantasy)
Preis: 17, 99 € (DVD); 19, 99 € (Blue-Ray) [Quelle: amazon.de]








Inhalt:



Was wir hier anbieten, ist ein Prozess der Reinigung, abseits der Zwänge der modernen Welt. - Dr. Heinrich Volmer



Lockhart ist ein Workaholic, wie er im Buche steht: schlaflos, gestresst und in Gedanken immer bei seiner Arbeit in einer millionenschweren Firma. Doch durch einen ominösen Brief seines Chefs Pembroke, der seit einiger Zeit in den Schweizer Alpen in einem Wellness-Resort Erholung sucht und nun scheinbar plant, dort zu bleiben, ist er gezwungen, eine Pause einzulegen. Denn wenn er seinen Boss nicht zurückholt, platzt der Fusionsdeal mit einem anderen Unternehmen. Schnell muss Lockhart aber feststellen, dass die Angestellten dieses Resorts Pembroke nur ungern an ihn übergeben wollen und ihm dabei möglichst viele Steine in den Weg legen. So ist er durch einen Unfall genötigt, sich selbst eine Zeit lang einer Kur unterziehen zu müssen und zu merken, dass dieser Ort nicht das ist, was er vorgibt zu sein ...





Meine Meinung ...






zum Film:




Selbst nach einer Woche des Sackenlassens ist A Cure for Wellness noch immer so mysteriös und wenig zu greifen wie direkt nach dem spätabendlichen Kinobesuch. Denn gewöhnlich ist dieser Film auf gar keinen Fall und nahezu in jeder erdenklichen Art etwas sehr Besonderes. Doch auch wenn eine solche Produktion mit ungewöhnlichen Charakteren, Bildern und Idee sich so sehr in seiner Außergewöhnlichkeit entfaltet, es muss nicht unbedingt heißen, dass die Handlung rund und im Gesamtpaket schlüssig ist. Es ist nahezu so, als sei dieser Mystery-Thriller so wie der Schauplatz des Geschehens: oberflächlich gesehen wirkt es idyllisch und sehr einnehmend, doch irgendeinen Störfaktor gibt es, auch wenn man nicht ganz den Finger darauf legen kann, worin dieser besteht.
Dieser Schauplatz ist es auch, der einem an diesem Film ausnahmslos gefallen kann. Die Schweizer Alpen entdeckt man kaum noch in irgendeiner Produktion, und dass diese so rein und voller schöner Aufnahmen eingefangen wurde, macht es zu einem kleinen Augenschmaus, sich diese zweieinhalb Stunden anzusehen. Selbst Ottonormalkinogängern dürften die interessanten und sehr kreativen Kameraeinstellungen einfallen, die in Verbindung mit dem Sanatorium und den Bergen den Zuschauer optisch sehr befriedigen können. Man möchte am liebsten jeden Fleck dieses seltsamen Ortes gemeinsam mit Lockhart erkunden, weil er zusammen mit der leicht surrealen Atmosphäre und der immerzu unterschwellig vorhandenen Anspannung dafür sorgt, dass man die Augen offen hält und nach Löchern in den scheinbar reinweißen Hemden der angestellten Pfleger sucht.
Auch die Suche nach Antworten innerhalb dieses Wellness-Resorts ist relativ spannend gestaltet, auch wenn es weder viele Action- noch Horrorszenerien gibt. Die Art und Weise jedoch, wie kleinere Hinweise und Andeutungen verstreut werden, allerdings nie vollständige Antworten gefunden werden, fügt dem Film eine konsistente Spannung hinzu, die vor allem mit ihrer Ruhe überzeugt. Das Gefühl dabei ist so ähnlich, als würde man eine Gänsehaut im Nacken bekommen, da man spürt, dass etwas nicht ganz koscher ist, man allerdings nicht feststellen kann, woher dieses Gefühl rührt. Die Patienten sind äußerst kryptisch, die Pfleger alles andere als hilfsbereit, und der führende Chefarzt hauptsächlich darauf bedacht, Pembroke von Lockhart fernzuhalten und ihm so weiszumachen, dass ihn alles, was mit seiner Arbeit in Verbindung steht, sehr schaden würde. Eine lange Zeit lang findet man diesen Aufbau gelungen und rätselt noch mit, allerdings lässt sich der Film an so einigen Stellen ziemlich viel Zeit und wiederholt Szenen auch häufig. So wirken die Stellen, an denen Lockhart (fast) beim Schnüffeln erwischt wird, fast immerzu gleich, vor allem weil es am Anfang fast ohne Konsequenzen bleibt. Erst als tatsächlich die Konsequenzen, die härter sind als erwartet, eintreten, versinkt man wieder vollkommen in der Handlung und erwartet gespannt die Auflösung des Ganzen.
Bis dahin schlägt man sich mit dem Protagonisten Lockhart herum, der alles andere als eine Ausgeburt an Sympathie ist und genau dadurch jemand ist, den man gerne auf seiner Erkundung durch dieses seltsame Sanatorium begleitet. Er ist mürrisch, gestresst, ziemlich unhöflich und ganz und gar nicht auf Friede, Freude, Eierkuchen ausgelegt wie der Rest der Sippschaft es zu sein scheint. Auch besitzt er durchaus ein wenig Tiefgang durch ein bestimmtes Ereignis in seiner Vergangenheit, was zwar vielversprechend beginnt, sich allerdings ab einem gewissen Punkt im Sande verläuft. Stattdessen kann man sehen, wie Lockhart seine Beherrschung immer mehr abhandenkommt und er wie ein Wahnsinniger darstellt, dem langsam der Bezug zur Realität entgleitet. Dies ist angesichts der Umstände ziemlich realistisch, wirkt an einigen Stellen jedoch sehr willkürlich, da er scheinbar ohne jeden Grund zwischen diesen Momenten der Klarheit und Unklarheit wechselt. Insgesamt also ein Hauptcharakter, der anders ist, allerdings an einigen Stellen doch einbricht.
Dies gilt auch für die Nebencharaktere, die wirklich sehr nebensächlich sind. Sie bilden zwar einen interessanten Kontrast zu Arbeitstier Lockhart mit ihrer entspannten, melancholischen Art, werden aber in ihrem Potential nicht ausgeschöpft. Dies ist insbesondere beim Leiter dieses Instituts sehr schade, da die Machenschaften des Sanatoriums sehr eng mit seiner persönlichen Geschichte verknüpft sind. Denn nicht immer heißt es, einen Charakter zu bekommen, bloß weil man eine Geschichte hat, und genau deswegen wirkt die Auflösung dieses Films sehr willkürlich.
Denn das, was hinter diesem angeblichen Erholungsbad steckt, hinter den Methoden der Pflege und Therapie, hinter der geheimnisvollen Verbleibe aller Patienten, hat durchaus interessante und realistische Ansätze, die sich vom wissenschaftlichen Aspekt her nicht unplausibel anhören, allerdings wird dies mit Elementen verknüpft, die fast schon das Genre des Fantasy überschreiten. Dies muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein, doch stimmig wirkt es im Gesamtpaket nicht, auch wenn das Finale dadurch sehr spannend gestaltet ist. Denn während die Grundidee dieses Kurorts ziemlich originell ist und auch das Wissenschaftliche, was dahintersteckt, ziemlich brisant ist, wirkt das, was am Ende daran angeschlossen wird, wie eine fast schon stereotypische Wendung im Fantasy-Genre. Das kommt fast einem Stilbruch da und bringt den Zuschauer eher dazu, skeptisch die Stirn zu runzeln statt keuchend nach Luft zu schnappen und sich begeistert Richtung Bildschirm oder Leinwand vorzulehnen. Diese Erklärungen unlogisch zu nennen, wäre vielleicht zu weit aus dem Fenster gelehnt, allerdings sind diese Erklärungen auch wie der Rest des Films zu sehr in Hinweisen an den Zuschauer überliefert, um sich tatsächlich ein klares Bild davon zu machen. Etwas mehr Erklärungen und ein Bruch mit der kryptischen Geheimniskrämerei und Symbolik hätte also dem Gesamtbild vielleicht gut getan.
Was jedoch in all dieser Subtilität sehr gelungen ist, ist die Kritik an der Gesellschaft hinter diesem Werk. Denn die meisten der Patienten dieses Wellness-Zentrums sind hohe Tiere im Bereich des Business und der Wirtschaft, eben solche wie Lockhart, die praktisch nur noch für ihre Arbeit leben und kein eigenes Leben mehr führen. Und genau dies wird diesen Patienten als Ursprung ihrer Krankheit verkauft, was angesichts der zunehmenden Anzahl von unter Burnout leidenden Menschen alles andere als unwahrscheinlich wäre. Man kann verstehen, weshalb dieses Resort eine Zufluchtsstätte für diese Menschen ist, warum man Lockhart loswerden will, warum niemand diesen Ort verlässt oder den Wunsch dazu verspürt. Eine eigene kleine Seifenblase außerhalb der Welt, die einem nur Leistung, Hingabe und noch mehr Leistung abverlangt, mehr, als diejenigen, die an ihrem persönlichen Glück statt Erfolg interessiert sind, geben können. Unter diesem Aspekt hält einem der Film auf seine subtile Art perfekt den Spiegel vor und kann einen durchaus zum Nachdenken anregen. Schön ist ebenso, dass man nicht nur die Arbeitnehmer und Arbeitgeber dabei beleuchtet, sondern auch die Pharmaindustrie, die genau von diesen Krankheiten der Menschen profitiert, und so aufgezeigt wird, dass sich dort der Teufelskreis schließt.




Alles in allem ein sehr schwer einzuschätzender Film, der ein Spiegel seines Settings ist. Er besticht mit sehr schönen und einfallsreichen Aufnahmen, genauso wie mit einer klasse Grundidee, die in ihrer Kritik die Gesellschaft anprangert. Man fühlt sich ungemein wohl in dieser skurrilen Welt, die zu schön scheint, um wahr zu sein, und erfährt gerne Brotkrumen für Brotkrumen mehr über die Machenschaften dieses Orts, ebenso wie über seine Patienten. Den Hauptcharakter begleitet man dabei auch gerne, weil er einen starken Gegenpol zu dem Rest des Casts bildet und in gewissen Maßen interessant ist. Hätte der Film sich auch entschieden, bei seiner wissenschaftlichen und gesellschaftskritischen Lösung der Fragen zu bleiben, so wäre dies auf jeden Fall ein empfehlenswerter Streifen geworden, doch mit der Wendung, die die Geschichte nimmt, wird es dann doch etwas zu abstrus, als dass es sich noch einnehmend anfühlen könnte. Dazu hätte es wesentlich mehr Informationen und Ausarbeitung bestimmter Charaktere bedurft, um diesen Twist tatsächlich logisch nachvollziehbar finden zu können. Daher ist A Cure for Wellness für all diejenigen, die es gerne verwirrend, subtil, symbolträchtig und genregrenzenüberschreitend mögen, definitiv eine Empfehlung, für alle anderen vielleicht ein kleiner Geheimtipp, den man sicherlich wird öfter sehen müssen, um ihn vollständig zu erfassen.




Ich gebe dem Film:




♥♥. Herzchen



Extra:



Wen andere Meinungen zu diesem Film interessieren, der klicke bitte auf diesen Link :3


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CU
Sana

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