Donnerstag, 16. November 2017

►Serien-Review◄: Channel Zero (S.2)

Grundwissen:




Titel: Channel Zero - NoEnd House (original: Channel Zero - NoEnd House)
Idee: [original: Brian Russell]
Produzent/-en: Jan Peter Meyboom; Nick Antosca; Max Landis
Regisseur/-e: Steven Piet
Produktionsfirma: Eat the Cat; UTMK Limited; Universal Cable Productions
Erschienen: September 2017 auf SyFi
Dauer: 40-42 Minuten (6 Folgen)
Preis: siehe Amazon
Genre: Horror; Mystery; Surreal; Anthologie




Quelle: © NBCUniversal Television Distribution




Inhalt:




''Do you know what it's like to have a missing tooth? This hole inside your mouth when you roll your tongue over it?'' - Margot



Jules besucht ihre Freundin Margot, die diesen Sommer mit dem plötzlichen Tod ihres Vaters klarkommen muss. Um sie aufzuheitern, besuchen die beiden eine Party, wo sie vom geheimnisvollen NoEnd House erfahren. Ein Spukhaus, das immer wieder in den verschiedensten Ländern auftaucht und genauso schnell wieder verschwindet. Es besitzt sechs Räume, einer gruseliger als der andere - doch diejenigen, die Raum 6 betreten haben, haben es angeblich nie wieder verlassen. Margot, Jules und drei andere Jugendliche machen sich auf den Weg und schaffen es - denken sie zumindest. Denn als Margot wieder nach Hause kommt, wartet ihr verstorbener Vater auf sie.





Meine Meinung ...




zur Staffel:




Bereits die erste Staffel der Anthologie von Creepypasta-Adaptionen vermag einen weniger zu begeistern. Staffel 2 hingegen kündigte sich durch vielversprechende Trailer an, in denen das NoEnd House den surrealen Grusel der Originalgeschichte gut zu transportieren schien. In diesem Fall hätten die Macher sogar mehr Anhaltspunkte besessen als letztes Jahr noch bei Candle Cove, da NoEnd House von Brian Russell drei ganze Teile voller kreativer Einfälle für das Spukhaus bietet und man daher seine eigenen Innovationen gut hätte mit bereits vorhandenen Ideen verknüpfen können. Doch leider wurde sich diesmal dafür entschieden, das NoEnd House als Aufhänger für eine vollkommen andere Geschichte zu benutzen.
Quelle: © NBCUniversal Television Distribution
Denn die einzelnen Räume des Hauses werden nur in der ersten Folge tatsächlich betreten. Danach geht es um eine Parallelwelt, die das Haus aus den Erinnerungen seiner Besucher erschafft und diese so psychologisch, wie der NoEnd House Experte J.D. sagt, fertigmachen will. Prinzipiell keine schlechte Idee, insbesondere da Margot mit dem Verlust ihres Vaters einer Welt, in der sie Zeit mit ihm verbringen kann, nur schwer widerstehen könnte. Allgemein hat der Gedanke einen tiefgründigen Kern, da so wahnsinnig viele Ängste mit den schönsten Situationen aus dem eigenen Leben verknüpft werden könnten. Man könnte so Vieles daraus spinnen, vor allem mit der Idee von menschlichen Kopien, die die Macher in diese Staffel integriert haben. Man könnte die Besucher dazu bringen, Geliebtes zu hassen und Verhasstes zu lieben, sie strategisch auseinandernehmen, bis nichts mehr von ihnen übrig ist. Das Leben gemeinsam mit der Kopie eines verstorbenen Vaters, der als Schaffung des Hauses jedoch gefährlich ist, wäre ein guter Anfang. Somit lagen nicht nur zahlreiche Möglichkeiten der psychologischen Angst vor den Füßen der Macher, sondern auch die Möglichkeit, einem so die Figuren näherzubringen.
Quelle: © NBCUniversal Television Distribution
Beide werden jedoch nicht genutzt. Margot darf als Protagonistin zwar im Vordergrund stehen, allerdings tut sie dies so sehr, dass man die Namen der anderen Figuren vergisst. Aus diesem Grund ist auch nur sie diejenige, mit der das Haus sich misst, während die anderen nur dazu da sind, ihr ab und an ins Gewissen zu reden. Ängste, Motivationen, Handlungen der anderen Charaktere? Vollkommen irrelevant. Das ist insbesondere bei Margots angeblicher bester Freundin Jules schade, da sie im Laufe der Handlung zum leichtesten Opfer wird. Warum wird sie das? Hat sie etwas Traumatisches erlebt? Nagt etwas an ihr? Man wird es wohl nie erfahren, genauso wenig wie man eine Antwort darauf bekommt, warum diese beiden Mädchen denken, dass sie auch nur im Entferntesten miteinander befreundet sind. Denn nicht nur versagen die Macher darin, Beziehungen zu etablieren, sondern auch klärende oder realistische Dialoge zu schaffen. Es wird nicht mal das Nötigste gesagt, beziehe es sich auf den plötzlichen Tod einer der Figuren oder auf etwas, was der andere gerade erlebt hat. Es wird einfach hingenommen oder sofort wieder vergessen, hinterlässt keine sichtbaren Narben.
Selbst Margot bleibt trotz des Fokusses auf sie und die Art, wie sie mit dem Tod ihres Vaters umgeht, sehr blass und verhält sich in vielen Fällen naiv. Dass sie anfangs bei der Kopie ihres Vaters bleiben möchte, lässt sich noch verstehen, aber warum sie Vertrauen zu manch anderen Personen findet, bleibt schleierhaft. Die Kopie des Vaters hingegen ist wohl der einzige Charakter, der einem nicht vollkommen egal ist, und das obwohl er praktisch nur eine Wachsfigur ist. Denn eben durch die Erinnerungen, die er von Margot bekommt, lernt er es, Menschlichkeit zu fühlen, was im Wiederstreit mit seinem Hunger steht. Kommt dies daher, weil Erinnerungen Menschen erst zu Menschen machen? Und was passiert, wenn man dieser beraubt wird? Auch wenn es hätte tiefer gehen können, diese Fragen und ihre Manifestation im Vater haben die Folgen wenigstens ein bisschen sehenswert gemacht.
Generell sind die Schergen des NoEnd House nicht uninteressant gestaltet, da sie nur zu der Person werden können, die die Bewohner in ihren Erinnerungen mitbringen. Kennt eine Person beispielsweise die Nachbarsjungen nur, weil es sie beim Laufen durch die Straßen gesehen hat, so können diese Wesen nichts anderes, als diese eine Handlung zu wiederholen. So kann man in gewisser Weise auch ein Verständnis gegenüber diesen sekundären Antagonisten aufbringen - auch wenn das Haus selbst viel zu passiv agiert und alles andere als der lebende Organismus ist, den man dem Zuschauer zu verkaufen versucht.
In der ersten Episode zeigt es sich von seiner besten Seite. Subtiler Horror, der einem zwar nicht das Herz rasen, einen aber neugierig das Mysterium hinterfragen lässt. Doch dieses Potential wird danach fallen gelassen, nur um eine langweilige Nachbarschaft voller Doppelgänger zu erschaffen. Ein paar Tode gibt es, ja, aber wie realistisch ist es, dass die Ängste aller Charaktere mit der Heimatstadt zusammenhängen? Und selbst wenn das Haus nur darauf abzielt, den Alltag seiner Besucher in Albträume zu verwandeln, warum sieht man dann nicht das soziale Umfeld der anderen Figuren? Diese und mehr Fragen bleiben unbeantwortet, weswegen das Haus war geheimnisvoll bleibt, als Antagonist selbst jedoch schwächer ist als seine Schergen.
Quelle: © NBCUniversal Television Distribution
Demzufolge ist die Serie leider alles andere als gruselig, wenn man von Folge 1 absieht. Die Handlungsstränge scheinen sehr zäh und langgezogen, insbesondere da man weder die Welt des Hauses noch die Charaktere kennenlernt, und wiederholen sich sogar innerhalb dieser sechs Folgen. Manchmal ist tatsächlich das Spannendste, wie die Figuren durch die Gegend laufen. Es gibt zwar einige Brutalitäten und ein wenig Blut, jedoch fühlt man sich nie wirklich gefangen von den Geschehnissen und den Emotionen, die versucht werden zu transportieren. Es ist, wie auch in Staffel 1, eher auf ruhigen, atmosphärischen Horror ausgelegt, der sich an den Zuschauer anschleicht und ihn an den Schultern packt, allerdings genauso ineffektiv wie in Candle Cove. Zwar sind einige schöne Ansätze und Leitmotive vorhanden, jedoch bleibt es genau dabei. Somit langweilt man sich den Großteil jeder Folge und findet keinen rechten Zugang zu ihr.




Leider kann Channel Zero auch mit dieser Staffel nicht überzeugen. Obwohl sie so viele Inhalte hat, an denen sie sich hätte orientieren können, hat sie nur die Grundidee des Hauses genommen und eine ganz eigene, grob gezeichnete Story daraus gemacht. Eine Story, die Potential hat, tiefgründig und traurig zu sein und einem dabei an die Psyche zu gehen. Allerdings bleibt das Haus ein sehr passiver Antagonist, der sich keine Mühe gibt seine Insassen wirklich zu zerstören. Einzig durch die Idee der gefressenen Erinnerungen und der Kopien, die sich davon ernähren, konnte man das vorhandene Potential ankratzen. Ansonsten bleibt es seelenlos, ohne jegliche Persönlichkeit und wie etwas, das gut hätte werden können, jedoch zu undurchdacht ist, um gut zu sein. Da wäre selbst eine Eins-zu-Eins-Verfilmung der Creepypasta besser gewesen. Sehr enttäuschend und ein Grund, die Serie mit viel zu langgezogenen Prämissen nicht weiterzuverfolgen.




Ich gebe der Staffel:



♥.♥  Herzchen



Extra:



Hier findet ihr die wesentlich bessere Originalcreepypasta als Hörbuch vertont, von der wunderbaren LaNoireSakura :)

CU
Sana

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