Dienstag, 14. November 2017

►Film-Review◄: Get out

Grundwissen:




Titel◄: Get out (original: Get out)
Idee◄: Jordan Peele
Produzent/-en◄: Jason Blum; Edward H. Hamm Jr; Sean McKittrik
Regisseur/-e◄: Jordan Peele
Drehbuch: Jordan Peele
Produktionsfirma◄: Blumhouse Productions; Monkeypaw Productions; QC Entertainment
Erschienen◄: 2017; ab 7. September 2017 im Handel erhältlich
Dauer◄: 100 Minuten (1 Stunde, 40 Minuten)
Altersfreigabe◄: FSK 16
Genre◄: Sozial-Thriller; Satire; Horror; Mystery
Preis◄: 14, 99 € (Blu-Ray); 12, 99 € (DVD); 4,99-6,99 € (Amazon Video) [Quelle: amazon.de]




Quelle: © Universal Pictures Germany





Inhalt:



''Verstand sollte man niemals verschwenden.'' - Missy Armitage





Nach einigen Monaten des Zusammenseins möchte die junge Rose, dass ihr Freund Chris Washington ihre Eltern kennenlernt. Auch wenn sie ihn beschwichtigt, seine Sorge bleibt bestehen: was, wenn ihre Eltern rassistisch sind und einen anderen Partner für ihre Tochter wollen?  Neurochirurg Dean und Psychiaterin Missy stellen sich anfangs jedoch als in Ordnung hinaus, auch wenn ihr Sohn manchmal merkwürdige Bemerkungen macht. Und dass sich die schwarzen Angestellten in Ihrem Zuhause äußerst seltsam verhalten - als wären sie hypnotisiert worden. Als Chris einen vor einigen Monaten verschwundenen jungen Mann in den Kreisen wiedererkennt, stellt er sich immer häufiger die Frage: Was stimmt hier nicht?





Meine Meinung ...




zum Film:




Get out wurde nicht  nur als Horrorfilm von Kritikern in den Himmel gelobt, sondern auch aufgrund seines satirischen Plädoyers gegenüber Rassismus. Ein spezieller Film dieses Genres also, der einen hohen aktuellen Bezug hat.
Tatsächlich kann man nur den Hut ziehen vor der Art und Weise, wie er Rassismus darstellt. Nicht plump, in der Schwarze als weniger wert oder dreckige Diebe beschimpft werden, sondern subtil, wie es heutzutage eben salonfähig gemacht wird. Egal ob es sich um einen weißen Mann handelt, der gegenüber einem durchtrainierten Schwarzen behauptet, Tiger Woods zu mögen, obwohl diese vielleicht nichts gemeinsam haben außer den Sport und die Hautfarbe, oder um einen Polizisten, der den Ausweis sehen möchte, obwohl Chris den Wagen nicht gefahren hat. Wie diese und mehr Beispiele mit einer Selbstverständlichkeit geschehen und durch die Augen von Chris als das enthüllt werden, was sie wirklich sind, ist einfach super umgesetzt und bringt einen zum Nachdenken darüber, ob man selbst so etwas schon einmal getan hat. Vielleicht sogar ohne es zu merken, da es so alltäglich ist und von den meisten, die diese Floskeln nutzen, nicht mal als Problem wahrgenommen wird. Auch Chris' Reaktion auf dieses unsinnige Verhalten, nämlich Zurückhaltung und Resignation, gewähren dem Zuschauer einen Blick in seine Gefühlswelt, die einem zugleich zeigt, wie es ist, seit immer einer Minderheit anzugehören. Es ist jedoch nicht Mitgefühl, das in einem erweckt wird; man nimmt eher die Lage von Chris an, der äußerlich zwar ruhig bleibt, sein Gesichtsausdruck jedoch Bände darüber spricht, wie absurd er diese Situationen findet. Allerdings setzt der Film auch überhaupt nicht auf Drama oder große Skandale, sondern scheint versteckten oder unterschwelligen Rassismus einfach ehrlich und rational zeigen zu wollen. Eine so intelligente Form von Rassismuskritik wird man wohl selten irgendwo genau so zu sehen bekommen, vor allem da die Rassisten hier keine Neonazis oder ungebildeten Hinterwäldler sind, sondern angeblich gebildete, wohlhabende Leute. Diejenigen, die die Creme de la Creme der Gesellschaft sein sollten.
Quelle: ©  Universal Pictures Germany GmbH
Mit all diesen Informationen könnte man nun denken, der Film sei leicht zu durchschauen: natürlich sind die Weißen die Bösen und wollen Chris und anderen Schwarzen schaden. Jedoch nimmt der Film eine intelligentere und interessantere Richtung, die den Rassismus vergangener Jahrhunderte nimmt und ins Gegenteil verkehrt. Das klingt äußerst kryptisch, allerdings würde jede weitere Information den großen Twist vorwegnehmen und so die vielen Anspielungen und seltsamen Situationen ihrer Wirkung berauben. Denn man weiß über einen Großteil der Handlung, dass irgendwas faul ist, irgendwas mit Rose' Eltern, ihren Freunden und auch den Schwarzen, die für diese arbeiten, ganz und gar nicht in Ordnung ist. Man kann jedoch nicht den Finger darauflegen, und genau dies wird den Zuschauer auch am Bildschirm kleben lassen. Anders als andere Horrorfilme gibt es in dieser Phase kein Blut, keine Brutalität, nicht einmal Jumpscares. Einzig die Stimmung, die lächelnden Gesichter, deren Augen nicht mitlächeln, die Pausen, die auf einige Worte folgen - all dies macht Get out höchst stimmungsvoll und hinterlässt ein leicht unangenehmes Gefühl beim Zuschauer. Es herrscht beinahe schon eine Art Mindfuck-Stimmung, da man nicht weiß, was von dem Wahrgenommenen wirklich verdächtig ist und wo man überhaupt mit den Gedanken ansetzen soll.
Quelle: © Universal Pictures Germany GmbH
Chris dabei helfen will sein Freund Rod, der bei der TSA arbeitet und ab und an durch seine vulgäre Art Humor in die ernste, absurde Stimmung reinbringt. Er selbst ist in gewisser Weise stereotypisch, da er ein wenig das Klischee des kräftigen lustigen Schwarzen einnimmt, hat abgesehen davon jedoch eine kleine interessante Rolle. Denn im Laufe der Handlung entwickelt er Sorge gegenüber seines Freundes und möchte Unterstützung in den Händen der Polizei suchen. Doch auch dort stellen die Macher einige Bilder um, während sie gleichzeitig Bekanntes benutzen, und können durch ihn die Perspektive ein wenig über die Sichtweise der reichen Weißen hinaus erweitern. Auch Chris besitzt als Figur zwar keine ausgezeichnete Tiefgründigkeit, hat allerdings durchaus seine Ecken und Kanten, die ihn glaubwürdig machen. Ansonsten kann man von den Figuren nur wenig sagen, da sie größtenteils sehr merkwürdig sind - was schade sein kann, allerdings dem Zweck des Films dienen. Es reicht auf jeden Fall aus, um Beziehungen zu etablieren und die Gespräche miteinander als sehr natürlich rüberkommen zu lassen, vor allem zwischen den beiden Liebenden.
Die Wendung, die alle Antworten auf das seltsame Verhalten bereithält, ist wie bereits erwähnt wirklich gut und bringt einen zum Nachdenken und Lachen zugleich. Doch direkt nach dieser Entdeckung bricht der Horrorfilm vollkommen mit seiner früheren Atmosphäre und greift Klischees auf, wo eigentlich keine nötig wären. Es ist fast so, als wären die Macher so beschäftigt mit dem Teil bis zum Twist gewesen, dass sie sich keine Mühe mehr mit dem Rest gegeben hätten. Es geht alles viel zu schnell und angesichts der Situation auch zu einfach. Einigermaßen spannend ist das Finale schon, aber so gewöhnlich im Vergleich zum Rest von Get out. Dies reißt einen aus dem, was man vorher gesehen hat, ziemlich raus, und sorgt dafür, dass man den Film nicht ganz so zufrieden verlässt, wie man es sonst getan hätte.




Insgesamt kann man die positiven Kritiken angesichts der Gesellschaftskritik und der Darstellung von Rassismus sehr gut verstehen. Es ist etwas, das man nicht alle Tage sieht, und einen wegen der Ehrlichkeit all dessen zum Nachdenken bringt. Es erlaubt einem die Perspektive einer benachteiligten schwarzen Person, jedoch ohne jegliche Dramatik oder Traurigkeit dahinterzusetzen. Das trägt zu der sehr speziellen Stimmung bei, die einen, je nachdem, ob man ruhigen oder actionreichen Horror mag, wirklich fesseln kann. Der Twist kann einen nur überraschen, da er sehr mit der eigenen Erwartungshaltung und rassistischen Stereotypen spielt, und einem so in gewisser Weise den Spiegel vorhalten. Einzig das Ende, das sich ansieht wie das Finale eines x-beliebigen Teenage-Slashers, verleiht dem Film einen bitteren Nachgeschmack. Ziemlich speziell, aber empfehlenswert.




Ich gebe dem Film:



♥♥.♥ Herzchen



Extra:



Der Trailer dazu lässt sich hier finden :)


CU
Sana

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