Sonntag, 17. Juni 2018

:)Rezension:): Thousand Words

Grundwissen:



Titel♥: - (original: Thousand Words)
Autor/-in♥: Jennifer Brown 
Erschienen♥: original Mai 2013 im Little-Brown-Books-for-Young-Readers-Verlag
Seitenanzahl♥: 275 Seiten
Preis♥: 3, 79 € (Kindle Edition); 3, 99 € (Taschenbuch) [Quelle: amazon.de]
Genre♥: Contemporary Drama; Young Adult




Quelle: © Little Brown Verlag



Inhalt:



''Trying to remember that I loved him and that I'd sent that picture to him because I wanted him to want me. It was okay to want to be desired. Everyone did, right?'' - p. 75




Ashleigh ist glücklich mit Kaleb zusammen, doch sein Studium am College rückt immer näher und sie verbringen immer weniger Zeit miteinander. Auf der Sommerparty ihrer besten Freundin schlägt sie ihr vor, ihm ein Nacktfoto zu schicken, um ihm zu zeigen, was er verpasst. Ein wenig alkoholisiert sendet Ashleigh ihm kurzerhand das Foto. Doch nach einer bösen Trennung hat auf einmal jeder Jugendliche in ihrer Umgebung ihr Foto - und das bringt Ashleigh in ziemliche Schwierigkeiten.




Meine Meinung ...



zum Buch:



Jennifer Brown ist eine Autorin, vor der man den Hut ziehen muss. Denn anders als viele andere Schriftstellerinnen im Contemporary-Genre fokussiert sie sich nicht auf fluffige oder klischeehafte Geschichten mit einem großen Romance-Anteil, sondern auf ernste Themen, mit denen sich Jugendliche definitiv mehr beschäftigen sollten. Mit der Hassliste und Bitter Love schlug sie sogar Wellen in Deutschland. Mit Thousand Words wollte sie eine Geschichte über die Gefahren des Sextings erzählen, das sicherlich mehr Jugendliche machen als zugeben wollen.
Doch im Gegensatz zu ihren anderen Romanen wirkt dieses brandaktuelle Thema oberflächlich behandelt. Natürlich sind die Gegebenheiten an sich sehr realistisch: viele Jugendliche sind sich gar nicht dessen bewusst, dass ein so freizügiges Foto negative Konsequenzen haben könnte, wenn mit dem Freund oder der Freundin jemals mal Schluss sein sollte. Das Internet und die Direct-Messaging-Kultur bietet einem viele Möglichkeiten für Revenge Porn. Alleine auf den falschen Kontakt zu klicken, um das Foto zu versenden, kann schon enorme Folgen haben, und wem ist so etwas nicht bereits aus Versehen passiert? Dementsprechend sind ihre anfängliche Paranoia und ihre Panik, als das Foto schließlich verbreitet wird, verständlich und lassen sich gut nachvollziehen. Auch die Reaktionen der Außenstehenden - dass einige es für einen Witz halten, das Foto weiterzuverbreiten, dass sie von der Schule suspendiert wird, dass ihre Freunde sich von ihr abwenden, dass Kaleb keine Verantwortung übernehmen will - ist ebenfalls etwas, was in so einer Situation passieren würde und sicherlich schon vielen jungen Menschen passiert ist. Was besonders positiv ins Auge sticht, ist die Ausschlachtung dieses Themas, in der das Opfer letztlich juristisch zur Täterin wird wegen angeblicher Verbreitung von Kinderpornographie. Dass die Autorin darstellt, wie lächerlich das ist, insbesondere da diejenigen, die das Foto gesehen haben, alles andere als geschädigt davon sind, sondern im Gegenteil der Protagonistin schaden, ist sehr lobenswert und zeigt, dass mit dieser Thematik falsch umgegangen wird. Insbesondere in einem so konservativen Land wie Amerika, in dem Kinder in manchen Staaten mit Gewehren rumlaufen, während eine nackte Brust für Skandale sorgt.
Doch obwohl Brown all das anbringt, fällt all das recht kurz aus und hinterlässt kaum emotionale Spuren im Leser. Dies mag vielleicht daran liegen, dass Aschleigh als Protagonistin nicht sonderlich interessant ist. Sie ist einfach das typische nette Mädchen von nebenan, das gut in der Schule ist, sich sportlich betätigt und nichts hat, worüber es sich beschweren kann. Sicher sollte damit der Kontrast zwischen ihrem wahren Ich und demjenigen, das durch das Foto für andere entsteht, klar werden, aber emotional verbinden kann man sich mit ihr nur an wenigen Stellen. Das kommt noch mehr zum Tragen, wenn das Mädchen einen ihrer passiv-aggressiven Anfälle hat. Es ist psychologisch zwar in ihrer Situation nachvollziehbar, aber es gibt in diesem Buch wirklich keinen größeren Charakter bis auf ihre Eltern, der nicht von ihr blöd angemacht wird. Alleine dass sie Kaleb ganz zu Beginn des Buches vorwirft, sie zu betrügen, nur weil er sich für zwei Tage in seiner Einführungswoche am College nicht meldet und sie im Hintergrund Mädchen lachen hört, ist unter aller Sau und selbst für eine Jugendliche kindisch. Auch bei anderen Diskussionen, egal mit wem, muss sie durch ihre bissigen Antworten immer eine Schippe drauflegen, statt sich auf die Zunge zu beißen und die Folgen ihrer Worte zu bedenken. Es gibt Figuren um sie herum, die sich auch alles andere als nobel verhalten, vor allem ihre angebliche beste Freundin, aber diese Eigenschaft erschwert es einem wirklich, sie zu verstehen. Ein Problem, dem die Autorin in ihren anderen Büchern sehr gut aus dem Weg gegangen ist.
Neben den schnell abgehandelten Reaktionen und Konsequenzen fehlt auch ein sehr wichtiges Unterthema, nämlich die Stigmatisierung des Wortes ,,Schlampe''. Kein Wort fällt so häufig wie dieses, und dennoch unternimmt Brown keinen Versuch, diesen Begriff zu entkräften. Ihre grundlegende Message, dass man selbst bei tausend Worten nicht die ganze Geschichte eines Bildes ergründen kann, ist nicht verkehrt, aber wie kann man sie treffen, ohne auch nur im Ansatz zu diskutieren, warum Ashleigh keine Schlampe trotz dieses Nudes ist? Sie selbst scheint es mit ihrer Jungfräulichkeit zu begründen, was ein so veraltetes Bild ist, dass es bei einer solchen Thematik inakzeptabel ist, es zu benutzen. Ashleigh wird zwar irgendwann klar, dass diese Beleidigungen sie nicht definieren, und lässt sie an sich abprallen, aber damit ist noch keine Auseinandersetzung getan. Man ist keine Schlampe, wenn man Nacktfotos an seinen Freund oder an eine Person versendet, an der man Interesse hat.  Man ist auch keine, wenn man mit vierzehn Jahren sein erstes Mal oder wechselnde Sexualpartner hat. Man ist ebenso keine, nur weil man knappe Klamotten trägt. Und dass das überhaupt nicht besprochen wurde, ist ein enormer Störfaktor, denn mit welcher Message werden die Leser sonst rausgehen? Du bist keine Schlampe, wenn du keine Nacktfotos von dir machst, obwohl sie eigentlich sein sollte Gehe vorsichtig mit freizügigen Fotos im Internet um. Da hat sich die Autorin ein kleines Eigentor geschossen. 



Thousand Words hätte ein toller und aufklärender Roman sein können. Vieles von dem, was die Autorin beschreibt, ist auch durchaus realistisch und könnte jedem von uns passieren. Diese emotionale Wucht, mit der sie normalerweise von ihren Hauptfiguren und ihren Schicksalen erzählt, ist jedoch nur an wenigen Stellen vorhanden, weswegen nicht sonderlich viel beim Leser hängen bleibt. Statt sich wirklich tiefgehend damit auseinanderzusetzen, scheint das Buch eher wie ein Entwurf, der eigentlich viel mehr hätte beherbergen können. So erzählt sie zwar von vielen gefährlichen Konsequenzen und dem fehlerhaften Umgang der Gesellschaft damit, allerdings in aller Kürze und ohne viel Feingefühl. Zusätzlich mit der fehlenden Klärung des Schlampen-Begriffs, der bei Sexting nicht wegzudenken ist, und einer schwierigen Protagonistin ein schwächeres Buch einer sonst sehr guten Autorin. Aber man kann ein Werk eben nicht nur deswegen gut bewerten, weil es existiert.




Ich gebe dem Buch:


♥♥ Herzchen


Extra:


Neben den beiden zuvor erwähnten Büchern hat die Autorin im Bereich Contemporary noch zwei weitere Bücher veröffentlicht.

Quelle: © Little Brown Books for Young Readers

In Torn Away geht es um ein Mädchen, das eigentlich eine Vorliebe für Unwetter und Stürme hat, doch als ihre Heimatstadt von einem Tornado heimgesucht wird, verliert sie alles. Sie wird zu ihren Verwandten in einem anderen Teil Amerikas geschickt, die sie kaum kennt. Und sich mit einem solchen Trauma auch noch in eine neue Umgebung zu gewöhnen, kann doch nur schwer sein, oder?
 Das hört sich recht interessant und vor allem ausgefallen an. Und es könnte viele Leser sensibilisieren. Ich meine, wie viele Menschen haben einfach kein Mitleid mit Flüchtigen oder Verfolgten, bloß weil sie selbst nie so etwas wie Naturkatastrophen durchleben mussten?

Quelle: © Little Brown Books for Young Readers
Dieses Jugendbuch ist eine Mischung aus Road-Trip und Familiengeschichte. Denn Kendra muss schon seit sie denken kann für ihren Bruder zurückstecken, der unter OCD (= Obsessive Compulsive Disorder) leidet und deswegen ein Leben hat, das nicht aus der Routine laufen darf. Und zu dieser Routine gehört dazu, dass bei Kendra alles rund läuft - bis es das auf einmal nicht mehr tut. Gemeinsam mit ihrem Bruder lässt sie also für eine Weile alles hinter sich, um mit ihrem Leben wieder klarzukommen.
Das hört sich nach einer wirklich schönen Geschwister-Geschichte an, die etwas fürs Herz sein könnte :3 Und ich wäre sehr gespannt auf die Darstellungsweise von OCD!


CU
Sana

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