Freitag, 15. Juni 2018

:)Rezension:): Beatrice Kaspary #2

Grundwissen:



Titel♥: Blinde Vögel 
Autor/-in♥: Ursula Poznanski
Erschienen: Januar 2015 im Rowohlt-Taschenbuch-Verlag; original 2013 im Wunderlich-Verlag
Seitenanzahl♥: 475 Seiten
Preis♥: 9, 99 € (Kindle Edition); 9, 99 € (Taschenbuch); ab 7, 99 € (Hardcover) [Quelle: amazon.de]
Genre♥: Krimi; Mystery




Quelle: © Wunderlich Verlag




Inhalt:


Aber es stimmte nicht, egal, was Rilke schrieb. Der Tod war schmutzig und stank, und er verlieh einem Menschen nicht mehr Größe als einem auf der Straße überfahrenen Frosch. Er reduzierte jeden zu Fleisch. - S. 171



Zwei Menschen werden tot aufgefunden, die Frau erdrosselt, der Mann erschossen mit der Pistole, die neben ihm liegt. Ein Liebesmord? Das scheint Ermittlerin Beatrice Kaspary und ihrem Kollegen Florin Wenninger zunächst am nähsten, doch die beiden haben sich zeit ihres Lebens nicht gekannt. Eine kleine Gemeinsamkeit haben sie dennoch: sie waren beide in einer Facebook-Gruppe für Lyrikliebhaber, in der sich die Mitglieder zu verschiedenen Werken austauschen. In cognito mischt sich Beatrice unter die Menge und entdeckt Beiträge einiger Mitglieder, die nicht zu den Fotos unter diesen Gedichten passen wollen. Ein geheimer Code? Beatrice muss ihn entschlüsseln, ehe es zu weiteren Morden kommen kann.





Meine Meinung ...



zum Buch:




Was man bei Ursula Poznanski in jedem Thriller bzw. jeder Kriminalgeschichte erwarten kann, ist an der Nase herumgeführt zu werden. Auch in Blinde Vögel tappt man lange im Dunkeln, was mit dem Setting einer Facebook-Gruppe natürlich umso leichter zu inszenieren ist. Allgemein ist es ein großes Talent der Autorin, in ihren Büchern aktuelle Themen einzuweben und dadurch den ganzen Aufbau spannender zu gestalten.
Gemeinsam mit Beatrice schleust man sich heimlich in ,,Lyrik lebt'' ein und beobachtet zunächst scheinbar vollkommen normale Beiträge, die von Liebhabern des Wortes kommentiert und analysiert werden. Man ist ebenso aufgeschmissen wie sie: keinerlei Anhaltspunkte, keine Verbindungen und keine auffälligen Hilferufe oder Streitereien. Fast würde man denken, dass man auf dem Holzweg ist, wäre die Autorin eine andere als Poznanski gewesen. Allerdings hat man in diesem Companion-Band zu wenige Anhaltspunkte, um wirklich miträtseln zu können; statt ständig in Sackgassen zu geraten und sich frustriert wieder ganz zum Anfang seiner Gedankenspiele zu begeben, steht man vor Dutzenden von Straßen und traut sich nicht, einen einzigen Schritt voranzugehen. Es ist nicht wie sonst auch ein Irren und Wirren, in dem man auf zur gleichen Zeit wie Bea auf einen bestimmten Verdacht kommt, sondern pure Verwirrung. 
Löblich daran ist, dass Poznanski auf die Problematik des Datenschutzes eingeht, die es der Polizei nicht ohne eine ernste Vermutung ermöglicht, auf das Profil und die Nachrichten der User zuzugreifen. So wäre der Täter natürlich viel einfacher zu fassen. Auf der anderen Seite wird es ihr durch die öffentlich zugänglichen Informationen der Nutzer vereinfacht, sich Eindrücke von den Menschen hinter den Profilen zu verschaffen. Auch die Gegebenheiten in der Gruppe an sich sind recht realistisch gestaltet und geben einem wirklich das Gefühl, gerade auf Facebook mitzugucken. Das Thema Sensationsgeilheit wird ebenso durch diese Gruppe verkörpert, da die Administratorin von ,,Lyrik lebt'' Beatrice regelrecht mit Anrufen belästigt, um ja als erste etwas über die Morde in der Gruppe posten zu können. Ein wirklich ekelhaftes Verhalten, das versucht wird mit geheucheltem Mitgefühl zu überspielen. Doch trotz dieser eingewobenen Kritik nimmt es die Autorin sich nicht heraus, den Moralapostel zum Thema Social Media spielen zu wollen, sondern behandelt sie lediglich als Schauplatz ihrer Geschichte.
Jedoch liegt genau darin das große Problem des Buches. Obwohl sie auch kurze Abschnitte aus der Sicht des Täters schreibt, hat man für über drei Viertel des Buches nicht ansatzweise eine Idee, was eine Facebook-Gruppe mit mutmaßlichen (Selbst)Morden zu tun haben könnte. Und eben weil es so aufgebauscht wird und scheinbar Eingeweihte bei Befragungen derart kryptisch sind, erwartet man sich eine sensationelle Auflösung des Ganzen. Doch sobald diese kommt, ist man mehr als nur skeptisch gegenüber den Hintergründen, die sich Poznanski ausgedacht hat. Es ist zwar mal etwas vollkommen Anderes, weswegen es sicher einige Leser mitreißen und die Thematik für einen tollen Twist halten lassen wird, aber eben weil es so anders ist und faktisch nichts mit dieser Gruppe zu tun hat, ist man sehr zwiegespalten. Man fühlt sich, als hätte man eine Mogelpackung vor sich, die völlig falsche Erwartungen in einem weckt und das Setting der Lyrik-Gruppe vollkommen unnötig macht. Wer auch nur versuchen will, die Gedichte auf irgendwelche Codes hin zu entschlüsseln -  spart euch die Mühe, denn sie haben letzten Endes nichts mit den Hintergründen dieser Todesfälle zu tun. Das ist wirklich schade in Anbetracht dessen, dass man so selbst die Anhaltspunkte, die man hat, im Nachhinein für nichtig erklärt. 
Deswegen wirkt die Erklärung sehr zufällig und so, als hätte sie sich auch an jedem anderen Ort abspielen können. Man braucht diese Gruppe nicht, insbesondere da der Großteil überhaupt nicht eingeweiht ist und man daher auch eine eigene kleine Gruppe, sogar einen Gruppenchat hätte bilden können. Daher führt die Autorin das Hauptmerkmal dieses Buches irgendwo ad absurdum und lässt einige Fragen offen. Wirklich, man muss wahrscheinlich die Kapitel aus Sicht des Antagonisten nochmal lesen, um sie mit des Rätsels Lösung überhaupt verknüpfen zu können. Dennoch baut die Autorin wieder ein äußerst spannendes Finale auf, das zwar genauso aufgebaut ist wie die in ihren anderen Büchern, aber trotzdem überzeugen kann. Man erfährt die ganze Geschichte und wird wieder mit Antagonisten konfrontiert, die nicht aus purer Böswilligkeit handeln, sondern aus menschlich nachvollziehbaren Gründen. Sicherlich ist so ein Finale typisch für Action-Filme oder Krimis, unterhalten und mitreißen tut es einen aber trotzdem.
Zu guter Letzt noch ein kleiner Kritikpunkt, der einen immer wieder genervt aufseufzen lässt. Jeder, der Poznanskis Romane kennt, weiß, dass Figuren nicht ihre größte Stärke sind, man sie und ihre Namen nach Beenden des Buches recht schnell wieder vergessen hat. Bei Kaspary trifft das nicht zu, da sie eine starke und recht clevere Frau ist, die ihre Arbeit und ihre Kinder unter einen Hut zu kriegen versucht. In diesem Band jedoch erlaubt sich die Frau einige sehr klischeehafte Aussagen zu treffen, die weder durch ihre Einsicht, dass das falsch ist, aufgehoben werden noch dadurch, dass die Autorin diese Klischees umsetzt. Es beginnt alleine schon damit, dass Kaspary den Mord ganz am Anfang nicht als Liebesmord abtun will, weil ein schönes Mädchen ja unmöglich mit einem übergewichtigen Nerd hätte zusammen sein können. Auch wenn das nur eine Nebenrolle spielen mag - es hat die Protagonistin an einigen Stellen wirklich unausstehlich gemacht.



Einer von Poznanskis schwächeren Thrillern. Sie wählt zwar einen höchst interessanten Schauplatz, der die Suche nach Hinweisen mal zu etwas Anderem macht. Auch die Problematik des Datenschutzes und vielen anderen Unterthemen, die mit Social Media zusammenhängen, werden angesprochen. Allerdings hat man in Blinde Vögel so wenige Anhaltspunkte für einen Verdacht, dass man sich überhaupt nicht zutraut, wie sonst mit Beatrice mitzuknobeln. Aus diesem Grund erscheint einem das Buch etwas gestreckt, was unter anderem durch das Filler-Element von Beas und Florins Gefühlen füreinander verstärkt wird. Dennoch gibt es immer wieder Stellen, die einen vollkommen mitreißen, wozu vor allem das hochspannende Finale dazuzählt. Durch die eigenartige Auflösung ein Krimi, der schwer zu bewerten ist - enttäuschend für Poznanski-Verhältnisse, aber doch nicht unterdurchschnittlich.





Ich gebe dem Buch:


♥ Herzchen


Extra:


Damals haben die Verlage sich immer große Mühe mit den Buchtrailern zu Poznanskis Büchern gegeben ^.^ Hier seht ihr den zu Blinde Vögel.


CU
Sana

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