Sonntag, 17. November 2013

♥vErGeWaLtIgTe GeDaNkEn♥

15. August 2011


Das war der Tag, an dem Du es an die Spitze getrieben hast. Als ich daran kaputt ging, weil Du so grausam, so selbstverliebt, so arrogant, so widerlich zu mir warst.
Dieser Tag war der letzte, an dem wir überhaupt noch Worte gewechselt haben. Wie immer kam ich zu Dir, und nicht umgekehrt. Wie immer versuchte ich, unser Gespräch in Gang zu halten, aber Du ignoriertest mich demonstrativ, antwortetest nur kurz und angebunden, schautest mich nicht an.

Und dann, als ich immer noch nicht locker ließ, weil dieser kleine, hoffnungsfrohe Teil in mir, der mir immerzu einredete, Du seist gar nicht so, wie Du wirklich bist, nicht verlöschen wollte wie eine Kerzenflamme, musstest du ihn auf brutalste Weise ausschalten. Deine hässlichen Worte, dein kalter Ausdruck in den Augen, dein gehässiges Lachen, als zu mir nicht durchsickern wollte, was Du gesagt hast ... es hat mich zerstört. Komplett. Du hast mir mein Herz nicht gebrochen; nein, das ist eine viel zu simple Umschreibung für das, was Du getan hast. Du hast es mir buchstäblich raus gerissen, hattest es in der Hand, das Blut rann von deinen Fingern, und ich ... ich ging zu Boden, mit einem solchen Loch in der Brust, solcher panischer Angst, dass ich mich nicht rühren konnte.

Durch dich habe ich den Verstand verloren. Ich wollte Dich aus meinem Kopf verbannen, habe alles getan, um meine Gefühle auszuschalten und mich in einem dichten Nebel aus Isolation, Hungern und dem immerwährenden Denken an Kalorien zu verbergen, aus dem mich niemand hätte herausziehen können, in dem ich für immer bleiben wollte. Warum auch nicht? Es ist dunkel, es ist kalt, es ist nass, aber wenigstens war ich dort sicher. Du konntest mir nichts mehr tun.

Erst nach einiger Zeit habe ich begriffen, dass diese nebelige Mauer aus Gleichgültigkeit mir das Leben ebenso schwer machte wie Deine Taten. Denn mich konnte zwar nichts mehr verletzen, aber gleichzeitig damit verschloss sich auch die Tür, je wieder Gefühle zu empfinden, die gut sind. Glück, Freude, Spaß, Geborgenheit ... ich habe auf dies alles verzichtet. Weil Du mich dazu brachtest, das Leben beenden zu wollen und vor mich hinzutreiben, bis ich nichts mehr bin.

Jetzt bin ich stark genug, mich diesen Gefühlen und dem Leben zu stellen. Ich bin glücklich, habe Menschen, die mich lieben, ich habe jeden Tag einen Grund zum Lächeln und Lachen. Ich bin zu dem Zeitpunkt eigentlich der glücklichste Mensch auf der Welt. Weil ich jemanden gefunden habe, der mich so sehr schätzt und dem ich so viel bedeute wie niemandem sonst. Ich liebe diese Person, und sie liebt mich. Wir gehen gemeinsam durch die Hölle.

Und der einzige Vorteil meiner früheren Festung, in die Du mich getrieben hast, war, dass ich vergessen oder zumindest verdrängen konnte. Ich habe versucht, Dich aus meinem Kopf auszuschließen, die Erinnerungen an Schärfe und Deutlichkeit verlieren zu lassen, habe versucht so zu tun, als hättest Du mir nie ein Leid angetan, als hättest Du nie existiert.
Doch jetzt bin ich außerhalb dieser Festung. Vernarbt. Gestärkt. Bereit. Mit helfenden, fürsorglichen Händen, die meine halten, während wir uns Schritt für Schritt von den kahlen Mauern entfernen und ins Leben gehen.

Und damit auch in die Erinnerungen an Dich, die ich so erfolgreich verdrängt habe.
Doch jetzt sehe ich alles klar vor mir. Du bist nicht nur ein Herzensbrecher. Du bist nicht nur meine erste Liebe gewesen. Du hast mir nicht durch eine Abfuhr das Leben für eine Weile in tausend Scherben zerspringen lassen.

Nein ... es war etwas anderes.


Ich sehe es klar vor mir ... Du kommst mit deinen Freunden zu mir und lädst mich zu der Autowerkstatt deines Bruders ein. Natürlich sage ich Ja. Damals hätte ich alles für Dich getan. Das Auto war von einem rostigen Blau, es war verdammt klein, aber dennoch fanden wir alle Platz in diesem Wagen. Du und ich saßen hinten, deine Freunde vorne, und ihr Kindsköpfe habt so getan, als würde der Schrotthaufen, in dem wir saßen, funktionstüchtig sein und ihr würdet damit rumfahren.

Es gefiel mir nicht. Ich habe jeden einzelnen Augenblick in diesem Auto gehasst, dabei hast Du es dann nicht mal getan. Selbst davor habe ich das Bedürfnis gehabt, mich auf das Leder des Hintersitzes zu übergeben, die Tür aufzureißen und zu flüchten.

Dann machten Du und deine Freunde es noch schlimmer. Ich weiß nicht, ob ihr das bereits im Vorhinein geplant hattet ... ich weiß auch nicht, warum genau ihr das getan habt. Aber auf einmal waren eure Hände alle an meinem Körper, an Stellen, an denen ich keineswegs berührt werden wollte. Grobe Hände, gierige Finger, Lachen wie von Hyänen. Ich bekam Angst, Panik. Ich wehrte mich, brüllte ''Nein!'', schlug um mich, trat um mich, aber das machte euch nur noch wütender. Auf einmal wart ihr alle drei hinten, einer auf mir, der andere hielt meine zappelnden Beine, der dritte versuchte mir mein blaues Shirt auszuziehen, hielt mir den Mund zu, damit ich aufhörte zu schreien, manchmal schlug er mich mit der Faust; ich schmeckte Blut, meine Schreie wurden leiser, verwandelten sich in Wimmern, bis ich schließlich aufgab, weil ich keine Chance hatte. Drei gegen eine.

Was danach passiert ist ... ich weiß es nicht mehr. Ich weiß auch nicht mehr wie lange ihr mich in diesem Auto festgehalten habt, jegliches Zeitgefühl verschwand, eure Stimmen, die so ohrenbetäubend laut waren, verzerrten sich, eure groben Berührungen, die sich anfühlten wie Krallen in der Haut, wurden weniger drängend. Vielleicht macht das das Gehirn, wenn man einen Schock hat. Vielleicht distanziert sich dann ein kleiner Teil von einem selbst, rennt weg und schreit woanders nach Hilfe, taucht in eine andere Welt ein ... eine Welt, die heil und sicher ist. Eine Welt, der ich durch Dich und deine Freunde entrissen wurde.

Du ließest es auch nicht bei diesem einen Mal. Immer wieder hast Du das mit deinen Freunden getan. Hörtest nicht auf meinen Protest, argumentiertest immer mit ''Du liebst mich doch'' ... damit nahmst Du mir allen Wind aus den Segeln. Ja, ich habe Dich geliebt. Ich habe dich so sehr geliebt, dass ich blind und taub wurde und nicht begriffen habe, was Du und deine Freunde mir angetan haben. Dass ihr etwas in mir zerstört habt durch diesen Missbrauch.

Ihr habt mich nicht vergewaltigt. Aber dennoch fühlte es sich so an. Schläge in den Rücken, schwere Gewichte auf meinem Körper, das Gesicht in Grashalme und Erde gedrückt, abgekaute Fingernägel auf unfreiwillig entblößter Haut gespürt ... ihr habt mir gezeigt, wie sehr Liebe wehtun kann, wie tödlich Nähe sein kann, wie brutal jemand sein kann, wenn man etwas nicht zustimmt.

Ich hasse euch dafür, und vor allem hasse ich DICH dafür. Natürlich würde mir heute niemand glauben, die Leute würden euch verteidigen ... Ihr wart jung, würden sie sagen. Ihr wusstet nicht, was ihr da tatet, würden sie sagen. Ich machte aus einer Mücke einen Elefanten, würden sie sagen. Kein Drama, es war keine echte Vergewaltigung, würden sie sagen. Ihr habt mich zwar ausgezogen und an Stellen berührt, an denen ich nicht berührt werden wollte, aber ihr habt mich nicht vergewaltigt, würden sie sagen. Und angenommen jemand sagt all diese Phrasen nicht, dann würde dieser Jemand mich fragen: Warum hast Du nicht früher etwas gesagt?

Ich weiß es nicht. Angst hatte ich. Eine Panik davor es zu erzählen. Ihr habt mich geschlagen. Ihr wart unberechenbar. Ich wollte nicht noch mehr Schläge kassieren, wollte nicht noch mehr missbraucht werden, selbst wenn ich damals nicht begriffen habe (nicht begreifen wollte), was ihr mir antun wolltet. Und ich habe Dich geliebt.
Ich weiß, wie das klingt. Wie kann man jemanden, der einem solches Leid antut, immer noch lieben?

Ich war blind. Du hättest alles mit mir machen können, mich dirigieren können, wie es dir beliebt - früher oder später hätte ich immerzu nachgegeben. Weil ich Dich liebte.
Aber jetzt sehe ich, was Du bist. Ein solches Monster habe ich mal geliebt. Eines, das mich missbrauchen wollte. Eines, das mich beleidigt hat und mir Namen gegeben hat, die mich beschmutzt haben. Der mir einen Ruf verpasst hat, der sich vielleicht rumgesprochen hat und Dank derer die Menschen mit Vorurteilen auf mich zugehen.

Und was Du mir ebenfalls genommen hast? Sicherheit.

Weißt Du, wie traurig und grässlich es ist, bei jeder Berührung von irgendjemandem zusammenzuzucken? Wie es ist, wenn man die eigene Mutter, den eigenen Vater, den eigenen Freund nicht umarmen oder küssen kann, ohne gleich in Tränen auszubrechen? Weißt Du, wie es ist, keine einzige Berührung, nicht ein Fünkchen Nähe genießen zu können?

Ich hasse mich irgendwo selbst dafür. Würde ich als mein Jetziges Ich zu meinem Ich von früher reden können, direkt am Anfang, als Du damit anfingst, mich auszunutzen, würde ich mich warnen, mich schütteln und anschreien, wegzulaufen und darauf zu scheißen, was Du von mir denkst, weil Du mich nie auch nur im Geringsten Wert warst. Ich hätte meinem Ich von Früher die Stärke gegeben, zurückzuschlagen, den Mund aufzumachen, zu sprechen.

Ich bin wütend. Ich bin traurig. Ich hasse es, Dir in deine hässliche Fratze sehen zu müssen und mich zu erinnern. Ich hasse es, dass diese Erinnerungen verbunden mit Dir zu mir zurückkehren, ganz schleichend, wie Schatten, und mich bis in meine Träume verfolgen. Jeden Morgen aufzuwachen, Blut unter den Fingernägeln kleben zu haben und zu spüren, wie zerkratzt meine Kopfhaut und mein Gesicht ist, weil ich mir diesen Schmutz, den ihr mir aufgedrängt habt, wegkratzen will. Jeden Morgen zu wissen, was ihr getan habt und was ihr in meinen heimsuchenden Albträumen immer noch tut, wieder und wieder, und ich im Schlaf versuche, mich zu wehren, in einer verdrehten Position aufzuwachen, weil ich es nicht geschafft habe.

Du hast Dich so tief in mich gegraben, dass ich wegen Dir Angst habe einzuschlafen. Und ich hasse es, Dich zu fürchten. Ich hasse es, Dich zu sehen. Ich hasse es, Dich in meinem Haus oder meiner Nachbarschaft zu haben. Habe so oft das Bedürfnis ein Messer zu nehmen und es dir in den Bauch zu rammen, damit Du wenigstens ein Mal Schmerz spürst, spürst, was Du mir angetan hast, wie Du mich zerstört hast.

Du bist der schwärzeste Schatten meiner Vergangenheit, dein Missbrauch zerfrisst mich, hängt über mir in der Luft wie Gewitterwolken, Erinnerungen an meine unterdrückten Schreie tropfen auf mich herunter wie Regentropfen, ein Monsun, dem ich nicht entkommen kann.

Ich will mit Dir abschließen. Ich will neu anfangen. Ich will akzeptieren, was passiert ist, das Gefühl der Panik, wenn mich jemand berührt, bekämpfen, damit ich genießen kann. Die Hilfe, die Er mir geben will, um das zu schaffen und mit Ihm zusammen zu sein ohne mich zu fürchten, anzunehmen.

Du wirst mir nichts mehr tun. Du kannst mir nichts mehr tun. Du bist ein Nichts. Du bist ein Monster. Du suchst mich heim.

Schluss damit.

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