Sonntag, 28. Juni 2015

►Film-Review◄: Die Bestimmung #1

Grundwissen:


Titel: Die Bestimmung - Divergent (original: Divergent)
Regisseur: Neil Burger
Produktionsfirma: Red Waggon Entertainment; Summit Entertainment
Erschienen: 2014
Dauer: 139 Minuten (2 Stunden, 19 Minuten)
Altersfreigabe: FSK 12
Preis: 7, 99 € (DVD; erschienen 5.03.15); 9, 99 € (DVD; erschienen 28.08.15)
Genre: Dystopia; Science Fiction; Action; Adventure














Inhalt:


I don't wanna be just one thing. I can't be. I wanna be brave and selfless, intelligent and honest and kind. - Four



Die Zukunft in Divergent sieht alles andere als rosig aus: Die neue Gesellschaftsordnung ist durch eine Trennung in fünf Kasten aufgeteilt. Um die Einhaltung der Zuteilung sicher zu stellen, werden die Kinder von morgen gemäß ihrer spezifischen Charaktereigenschaften erzogen. Dafür müssen die Probanden einige Tests durchmachen, die sowohl psychisch als auch körperlich höchst anstrengend sind.
Die 16-jährige Tris Prior (Shailene Woodley) gehört zu den Jugendlichen, die sich bald für eine Kaste entscheiden müssen. Doch sie hat ein dunkles Geheimnis: Sie ist eine sogenannte Unbestimmte. Das bedeutet, sie ist keiner der vorgesehenen Gruppen eindeutig zuzuordnen. Tris will ihre eigene Identität ergründen und sich den Fesseln dieser einheitlichen Gesellschaft entziehen. Doch eine Verschwörung ist bereits im Gange, die alle Unbestimmten vernichten will, da sie eine Gefahr für den Zusammenhalt eben dieser Gesellschaft darstellen. Tris stürzt sich in ein Abenteuer, um die Verschwörung aufzuhalten.



Quelle: moviepilot.de





Meine Meinung ...





zum Film:




Da der Trend, beliebte Buchreihen in Filmreihen umzuwandeln, immer ausgeprägter und präsenter wird, musste schließlich auch Veronica Roth's alles in allem wegen dem dritten Band doch nur noch durchschnittliche Dystopie dran glauben. Doch trotz der Mitarbeit der Autorin am Drehbuch und vielversprechenden Promos und Teasern ist Die Bestimmung: Divergent nicht nur eine schlechte Buchverfilmung, sondern auch ein unterdurchschnittlicher Film an sich.
Dies liegt zum einen an der Auswahl der Schauspieler und deren Talent, das sich wirklich in Grenzen hält. Natürlich besitzt man als Leser des Buches eine gewisse Vorstellung von dem Aussehen der Charaktere, die nicht nur vom Autor und dessen Beschreibungen entstehen, von daher ist meine Wertung in diesem Bereich nicht ganz unvoreingenommen. Dennoch finde ich, dass die wenigsten Besetzungen gepasst haben. Die Antagonisten wie Peter sehen viel zu nett und bubihaft für das aus, was sie tatsächlich tun, und auch die Wahl der Tris-Darstellerin ist meiner Meinung nach ungeeignet, vor allem da sie viel zu sanftmütig und zugleich emotionslos für die temperamentvolle Tris rüberkommt. Vielleicht ist dies Shaileene Woodley's Art, sich als taff darzustellen, aber es trägt nicht dazu bei, dass man mit diesem Mädchen sympathisiert oder sie für ihr Schicksal zumindest bemitleidet. Im Gegenteil, die meisten Schauspieler leisten eine kaum mehr als befriedigende Leistung, und vor allem was die Interaktion zwischen den Charakteren betrifft, fehlt jegliche Chemie. Vor allem Tris und Four wirken nicht nur wegen dem Altersunterschied von Woodley und Theo James wie zwanghaft aneinander geklebt, sondern auch wegen der fehlenden Leidenschaft zwischen den beiden. Nicht in einem einzigen Moment kann man die ,,Anziehungskraft'' zwischen den beiden wirklich nachempfinden, nicht mal wenn hier und da eine Berührung ausgetauscht wird, weil in den Blicken der Figuren einfach kein Feuer ist. Auch sonst sind die Beziehungen untereinander aufgrund des Drehbuchs und
weggeschnittener Szenen sehr bescheiden dargestellt, weswegen auch der Verlust oder tragischer Tod eines Charakters den Zuschauer nicht berühren kann. Immerhin haben wir Statist Nr. 43 höchstens fünf Minuten mit dem Protagonisten interagieren sehen - was kümmert mich also sein Schicksal? Und dies ist vor allem deswegen schade, da so entstehende Traumata oder Trauer nicht nachvollzogen werden können.
Doch nicht nur die Beziehungen, sondern auch die Figuren selbst wirken relativ platt. Man hat natürlich nicht unendlich viel Zeit in einem Film, um sich auf einige Charaktere zu fokussieren und sie den Zuschauern darzulegen - immerhin wäre es dann dem Genre gemäß weniger auf eine neue dystopische Welt, sondern auf eine Contemporary-Geschichte mit fantastischen Elementen ausgelegt. Dennoch kann etwas nicht stimmen, wenn man zu keiner der Figuren eine Bindung aufbauen kann und keinen der Charaktere beschreiben kann. Es wird eine grobe Unterscheidung in Gut und Böse vorgenommen, mehr Individualität verleiht dies den Charakteren jedoch nicht. Und dies lässt vor allem die Unbestimmten, die aufgrund einer fehlenden absoluten Eigenschaft ja die tiefgründigsten sein müssen, sehr flach und austauschbar erscheinen. Wenn man dies also von der Protagonistin behaupten kann, so ist in der Ausarbeitung der Charaktere etwas wahnsinnig schief gelaufen. Natürlich macht Tris eine Entwicklung durch und wird von der zurückhaltenden Altruan zu einer feurigen und vorlauten Ferox, jedoch geschieht dies viel
zu plötzlich. Bereits bei der Zeremonie zur Auswahl ihrer neuen Fraktion wagt sie es, der Fraktionsvorsitzenden der Ken, Jeanine Matthews, frech zu antworten, obwohl sie sich einen Tag davor noch herumschubsen ließ. Sollte Neil Burger dies als Foreshadowing benutzt haben wollen, so ist ihm dies mehr schlecht als recht gelungen, ebenso wie das ständige Auftauchen von Matthews, um zu unterstreichen, dass sie der zukünftige Bösewicht sein wird - wenn man Spannung in einem Film aufbauen will, ruiniert dies wirklich alles, vor allem die letzte halbe Stunde des Films, die im Buchformat wahnsinnig überraschend ist. Doch da Burger wohl seine Minuten nicht auf andere Weise füllen konnte, außer Tris und Jeanine mehrmals miteinander reden zu lassen, bevor es zum Showdown kommt, hat er sich diesen kleinen Vorteil genommen.
Generell merke ich zunehmend, dass sich Regisseure zwar an Vorlagen bedienen, sich jedoch trotzdem von der Idee entfernen; zwanghaft schlecht muss das wirklich nicht sein, die ersten vier Staffeln von Vampire Diaries sind ein gutes Beispiel dafür, aber dennoch trägt es in den meisten Fällen sehr zu Logikbrüchen und Geschichtslücken bei. Divergent als Film ist voll von solchen gewesen, egal ob es sich um den sehr durchlässigen Wachturm, die Zeremonie zur Auswahl seiner neuen Fraktion oder Handlungen von einzelnen Charakteren handelt, die einfach nur naiv oder unlogisch sind. Nicht selten fasst man sich an den Kopf oder schreit aus Frust, weil das sowieso schon eher wackelige System Roths durch diesen Film noch eher wie ein Kartenhaus zusammenfallen kann. Und nicht nur der Aufbau dieses Systems, sondern auch alles andere, beispielsweise die Angstlandschaften oder Simulationen. Dies spielt zwar alles in der Zukunft, weswegen dort logischerweise technologisch mehr Möglichkeiten vorhanden sind, jedoch werde ich dennoch nicht schlau daraus, warum man a) dem Initianten in der Simulation aus der Froschperspektive zugeschaut wird und b) was der Sinn dieser Simulationen ist bzw. wie man sie durchbrechen kann. Denn ein eindeutiges Muster ist da nicht erkennbar, und auch nicht, wie man diese Angst überwinden kann. Von den einfach mal so indizierten Spritzen in die Halsschlagader
will ich gar nicht erst anfangen. So viele kleine Dinge haben dem gesamten Film die Glaubwürdigkeit genommen, und ich kann mit Freuden sagen, dass wohl fünfundneunzig Prozent dieser Dinge einzig und allein der Unachtsamkeit des Regisseurs zugeschrieben sind, nicht der wahren Erfinderin dieser Geschichte. Nichtsdestotrotz fühlt man sich intellektuell von diesem Film unterfordert, nicht nur aufgrund der vom Regisseur gewählten Vorhersehbarkeit Divergents, sondern auch wegen all dieser kleinen Feinheiten, die sich zu einem riesigen Turm aus Fehlern und Unlogik zusammenhäufen.
Daneben steht der Turm der Bildgewaltigkeit, auf den es die Produzenten dieser Filmadaption auch abgesehen haben. Denn über die Bilder von Chicago und der Simulationen, die man geboten bekommt, kann man sich wahrlich nicht beschweren. Vor allem die Szenen, in denen die Ferox ihre gefährlichen Spiele spielen oder sich auf ihre waghalsigen Abenteuer wagen, sind optisch sehr schön anzusehen und schmeicheln dem Auge des Betrachters. Was einen jedoch abgesehen von diesen actiongeladenen Szenen am meisten freut, sind die einzelnen Szenen, in denen der Lichteinfall wunderbar für die Unterstreichung der Atmosphäre genutzt wurde. Vor allem (Hobby)Fotografen dürften davon ganz angetan sein.

Auch die Message und die Kritik an dem vorherrschenden System sind teilweise durchgedrungen; nicht so sehr, wie man es sich erhofft, aber dennoch ist es eine durchaus nette Idee. Muss man den Menschen auf eine hervorstechende Charaktereigenschaft reduzieren und ihm einer Gruppe zuteilen, damit er keinen Streit oder Krieg anstiftet? Inwieweit kann man seine eigene Individualität aufgeben, um dazuzugehören? Ist diese Art von Unterdrückung nicht die schlimmste von allen, insbesondere, wenn sie mit der Parole ,,Fraktion vor Blut'' verherrlicht wird? All das sind Fragen gewesen, die sich hätten wunderbar anhand von kleineren, privateren Szenen beantworten lassen, jedoch hat man anstatt dessen auf Schießereien, Prügeleien und Brutalität ohne irgendwelche blutigen Folgen gegriffen, ebenso wie auf eine bildgewaltige Darstellung aller Ereignisse. Dies ist durchaus schade, da die Thematik der sog. peer groups und Gruppenzwang immer früher ein Thema unter Jugendlichen ist und sich die wenigstens gewahr darüber sind, dass sie sich die Freiheit rauben lassen, nur um sich für ein paar Stunden zu jemandem zugehörig zu fühlen. Dieser Film hätte mit den Unbestimmten anprangern können, dass das eigene Wesen über alles geht und dass man keine Angst davor haben sollte, schief angesehen zu werden. Doch anstatt diese Möglichkeit zu nutzen, wurde dieser Streifen zu einer kurzweiligen Teene-Dystopie-Romanze mit ein paar Gewaltakten hier und dort reduziert.



Alles in allem ein Film, den man sich definitiv sparen kann. Die Schauspieler wirken unsicher und lustlos, haben auch nicht sonderlich viel Material, mit dem sie arbeiten können, und tragen letztlich auch nicht zur Glaubwürdigkeit ihrer Person oder der gesamten Situation bei. Ganz im Gegenteil, während es eigentlich um Individualisten geht, die nicht eingeordnet werden können, könnte dies jeder x-beliebige Streifen über eine dystopische Welt sein; die unnötigen Parallelen zu The Hunger Games sind in diesem Fall leider auch nicht übertrieben. Außerdem ist diese Verfilmung von Logikfehlern förmlich überflutet und zeigt die gesamte Zeit, worauf er wirklich Wert legt: Nicht auf den pädagogischen Wert, nicht auf den Aufbau dieser Welt, nicht auf die Nähe zwischen Betrachter und Film - nur auf Aktion, Schnelligkeit und Optik. Eine Idee basierend auf einer anfangs vielversprechenden Buchreihe, die jedoch mit zunehmender Dauer des Films verkümmert.







Ich gebe dem Film:



♥.Herzchen (2.42)





Extra:


Dieses Jahr ist bereits der zweite Teil der Buchreihe, Insurgent bzw. Die Bestimmung: Tödliche Wahrheit, verfilmt worden und in die deutschen Kinos gekommen. Des Weiteren soll der dritte Teil in zwei Filme gespalten werden, was, meiner bescheidenen Ansicht nach, keineswegs gut gehen kann, weil der dritte Band eher weniger überzeugt. Da sich die Produzenten jedoch bereits bei der Verfilmung von Band 2 sehr weit vom Buch entfernt haben, könnte es sogar eventuell ein guter Film werden, wenn man sich denn mehr auf die Logik, und nicht auf die Bildgewaltigkeit fokussiert.

Hier der Trailer zum zweiten Teil.

CU
Sana

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