Mittwoch, 3. Juni 2015

►Film-Rezension◄: God Bless America

Grundwissen:


Titel: God Bless America (original: God Bless America)
Regisseur: Bobcat Goldthwait
Produktionsfirma: Darko Entertainment
Erschienen: 2011
Dauer: 104 Minuten (1 Stunde, 44 Minuten)
Altersfreigabe: FSK 16
Preis: 8, 99 € (Blue-Ray); 7, 50 € (DVD) [Quelle: Amazon.de]
Genre: Drama; Action; Comedy (extra-schwarz)








Inhalt:


My name is Frank. That's not important. The important question is: who are you? America has become a cruel and vicious place. We reward the shallowest, the dumbest, the meanest and the loudest. We no longer have any common sense of decency. No sense of shame. There is no right and wrong. The worst qualities in people are looked up to and celebrated. Lying and spreading fear is fine as long as you make money doing it. We've become a nation of slogan-saying, bile-spewing hatemongers. We've lost our kindness. We've lost our soul.  - Frank

Frank reicht's. Geschieden, seit kurzem arbeitslos und nun diagnostiziert der Arzt auch noch einen Gehirntumor. Der Mittvierziger sieht nur noch einen Weg – sich vor dem Fernseher per Großkaliber den Kopf wegzublasen. Hätten sie nicht gerade eine dieser bescheuerten Realityshows gezeigt, wäre es wahrscheinlich auch dazu gekommen. Stattdessen erkennt Frank seine ultimative Bestimmung: Er muss die Welt vom heuchlerischen Abschaum befreien. Beauty-Queens, radikale Prediger, Falschparker, Casting-Stars – sie alle sollen dran glauben. Schwer bewaffnet begibt sich der zornige Mann auf einen blutigen Kreuzzug gegen die Dummheit, der ihn kreuz und quer durch das Land der begrenzten Unmöglichkeiten führt. Mit von der Partie ist die sechzehnjährige Roxy, sein größter Fan …


*Quelle: amazon.de





Meine Meinung ...




zum Film:




Was konsumiert man aus der Filmindustrie lieber? Einen nachdenklichen, gesellschaftskritischen Film, der einem aufzeigt, was man geworden ist und wo man lebt, oder einen flockigen, lockeren Film, der eine absurde, aber unterhaltsame Handlung hat, die einen für einige Stunden seine Sorgen vor lauter Lachanfällen vergessen lässt?
Tja ... wer eine Kombination aus beidem sucht oder sich für keine der beiden angebotenen Alternativen vollständig entscheiden kann, dem empfehle ich God Bless America schnurstracks anzuschauen, denn selten habe ich eine so schwarze Komödie mit einer derartig genialen Nachricht an den Zuschauer gesehen. Denn genau gegen diejenigen Menschen, die sich nicht um Kritik und Nachdenklichkeit kümmern, sondern sich nur den gesamten lieben Tag lang unterhalten lassen und ihr Gehirn abschalten, schreitet dieser Streifen in den Krieg - die stärkste Eigenschaft des Films.
Ein Überschuss an medialer Unterhaltung muss nämlich keinesfalls schlecht sein, jedoch zeigt dieser Film, dass die Unterhaltung die Menschen inzwischen um einiges mehr beschäftigt als ihr eigentliches Leben und man auch nur noch mit wenigen eine Konversation machen kann über andere Dinge als die neuesten Zickenkriege in Germany's Next Topmodel oder wer neuerdings beim Bachelor herausgeflogen ist. Doch nicht nur Casting Shows stellt diese Komödie an den Pranger, sondern auch übliche Streifen von MTV und Menschen, die sich vollkommen einsaugen lassen von dieser Welt der Medien und Scripted Reality. Billigunterhaltung und Massenproduktion - dies steht heute im Vordergrund, und nur die wenigsten interessieren sich für das, was außerhalb steht. Und dass ein Medium selbst diese enorme Wichtigkeit der Medien kritisiert und sich in der Verantwortung sieht, Menschen darüber aufzuklären, ist wirklich wahnsinnig mutig und verdient alleine wegen all den gezeigten Beispielen von billiger Unterhaltung und dadurch häufig resultierende Bloßstellung von Menschen sehr viel Lob. Vor allem Frank bietet dem Zuschauer hierbei äußerst intelligente Kommentare zu diesen Themengebieten und repräsentiert diejenigen, die sich an solchen Beliebtheiten zu ergötzen verweigern, bis zu dem Maß, wo es schließlich in Selbstjustiz und die Rolle eines Gottes übergeht. Und wenn man in sich geht und diese ganzen dargestellten und lächerlichen Wahrheiten Revue passieren lässt, so muss man sich die Frage stellen: Kann man Frank seinen Rachefeldzug gegen diese heuchlerische und schamlose Konsumgesellschaft übelnehmen?
Aus meiner Sicht auf gar keinen Fall. Natürlich ist es fraglich, ob man jemandem einfach das Leben nehmen kann, bloß weil dieser sich nicht von dem Mainstream der Gesellschaft abhebt, aber es gibt in der Umgebung eines jeden Menschen Personen, die einfach zu sehr darauf fixiert sind und dessen kompletter Lebenssinn ohne dies alles verloren ginge. Personen, die undankbar sind, obwohl sie ein gutes Leben führen. Personen, die unachtsam, selbstzentriert sind und einem in den Rücken fallen. Und wer wollte einer solchen Person nicht wenigstens mal die Meinung geigen? Für Frank, den nicht nur diese ganzen Blubberköpfe strafen, sondern auch seine Exfrau und deren gemeinsame Tochter, die, wie er zu seinem Erschrecken feststellen muss, ebenfalls eine verwöhnte und quengelnde Göre ist, und schließlich auch sein Arbeitsplatz und sein eigener Körper. Insofern kann man verstehen, warum er das Aufstöbern seiner meiner Meinung nach nichtswürdiger Menschen zu der Aufgabe seines restlichen Lebens macht. Und - das wohl Schockierendste - man sympathisiert mit ihm, denn trotz seiner Morde ist Frank nicht direkt als schlechter Mensch zu bewerten. Alleine seine Prinzipien und seine sarkastische, und auch zurückhaltende Art lassen ihn in den Augen des Zuschauers trotz seiner Rolle als Antagonist wie einen Helden erscheinen. Dies ist er in gewisser Weise ja auch, denn er möchte die Welt ja gewissermaßen von Schandflecken befreien - und dieser Zwiespalt - böse Taten, um Gutes zu erreichen - lassen ihn in den Augen des Zuschauers wahnsinnig vielschichtig wirken und bringen einen dazu, dass man sich selbst Gedanken über seine eigene Moral macht. Sicherlich werde ich nicht die einzige sein, die sich fragt, wie es sein kann, dass man mit einem Mörder gemeinsam lacht oder für ihn hofft, dass er nicht erwischt wird?
Abgesehen von Frank, der den nachdenklichen und teils nüchternen, teils verzweifelten Kritiker darstellt, ist auch die Figur der Roxy interessant; eine Jugendliche, die sich vom Mainstream abheben möchte und sich euphorisch ins Morden stürzt, sich zum ersten Mal richtig lebendig fühlt. Sie ist nämlich eine Protagonistin, die durch ihre Derbheit, ihre moralischen Ansichten und generell die Einstellung zur Welt heraussticht, dem Zuschauer jedoch auch viele Rätsel über ihre innere Welt aufgibt. Insofern stellt sie einen sehr plastischen Charakter dar, der sowohl die Rolle eines gestörten Sidekicks als auch die eines ,,Hipsters'' übernimmt. Ob man sie nun sympathisch oder unsympathisch findet - dass sie faszinierend ist, muss man ihr wohl zuschreiben.
Da sich der Film vor allem auf dieses Duo und ihre Freundschaft (nein, kein Alter-Mann-Junges-Mädchen-Sex, keine Bange) im Morden fokussiert, gibt es nur wenige Charaktere, die im Film explizit erläutert werden. Die meisten stellen natürlich Stereotypen dar, die nervig sind, jedoch dies auch die Intention der Produzenten ist: Man soll diese Menschen abfällig betrachten. Sie sollen unsympathisch und klischeehaft sein. Denn dies ist auch das Geniale an dem Film: Er verflechtet Dramatik- und Elemente einer Komödie so gut, dass man bei jedem Mord - der nur selten glatt über die Bühne geht - lachen kann, bis man merkt, was man dort eigentlich tut und das Lachen einem im Hals stecken bleibt. Unernste Dialoge mit verrückten Inhalten werden problemlos abgelöst von berührenden Reden und emotionalen Szenarios, die einen auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle lenken; man genießt den Film, ist empört über den schwarzen Humor, kann sich aber ab und an ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der Film spielt einfach mit den Emotionen des Zuschauers, was sich vor allem in den letzten Szenen des Filmes als grandios entpuppt, weil die Wendung, die das Ganze nimmt, einfach schockierend ist und in gewisser Weise eine Art unaufhaltsamen Untergang darstellt, eine schlimmere Situation als die bisherige prognostiziert.
Denn obwohl die Schauspieler ihre Arbeit wirklich sehr gut machen, insbesondere Joel Murray und Tara Lynn Barr in den Hauptrollen (wobei man Tara die Rolle der Verrückten vollkommen abkauft!), so besitzt der Film trotz seiner Schwere Szenen, die sich teilweise in die Länge ziehen, und die Handlung eine gewisse Zeit auch einfach vor sich hin plätschert. Diese Kritik ist wirklich nur auf sehr wenige Szenen beschränkt, da man viel Abwechslung in der Wahl der Opfer bekommt und diese Jagd stellenweise auch wie ein Roadtrip erscheint, und wenn dies nicht der Fall ist, man tiefgründigen oder unterhaltsamen Gesprächen folgen kann, insbesondere, da der Film so viele unterschiedliche Themen behandelt und schonungslos auseinandernimmt. Trotzdem weiß man erst gegen Ende des Films, worin all dies eskalieren wird und muss feststellen, dass man sich einerseits zwar ein glücklicheres Ende gewünscht hätte, andererseits der Film eben trotz seiner humorvollen Stellen und Parodien von beliebten Medien und Politikern dennoch realistisch bleibt.





Zusammenfassend ein wahrlich wertvoller Film, der die perfekte Mischung aus Gesellschaftskritik, Action, Schießereien und vollkommen ausgeflippten Charakteren darstellt. Geschickt führt der Film trotz einiger weniger Längen den Zuschauer geschickt von einer der einen Runde auf der emotionalen Achterbahnfahrt in die nächste und lässt ihn hierbei auch Zeit, über all das Gesehene und Gefühlte nachzudenken. Abrunden tun den Film außerdem die sehr talentierten und passenden Schauspieler, die so auch den Handlungsverlauf immer dramatischer und trauriger erscheinen ließen. Ein wunderbarer Film, der auch mal was zu sagen hat, und zwar mit tiefschwarzem Humor und ernster Atmosphäre! God bless God bless America!





Ich gebe dem Film:


♥♥♥♥. Herzchen (4.5)




Extra:


Hier ein kleiner Einblick in den ersten Mord, um mal hineinzuschnuppern :3

CU
Sana

1 Kommentar:

  1. HAllo,

    wir kennen uns nicht im geringsten, obwohl ich dir folge. Ich war leise, drum findest du das jetzt sicherlich seltsam, aber ich habe dich getaggt. Keine Ahnung, ich dachte, du würdest das vielleicht interessant machen. Wer weiß. KAnnst's dir ja überlgen.

    http://ramiels.blogspot.de/2015/06/tag-meine-summer-bucket-list.html

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