Montag, 5. Dezember 2016

:)Rezension:): Ohne Entschuldigung

Grundwissen:


Titel: Ohne Entschuldigung - Der Aufstand der Schüler (original: Truancy)
Autor/-in: Isamu Fukui
Erschienen: November 2008 im Blanvalet Taschenbuch Verlag
Seitenanzahl: 464 Seiten
Preis: ab 0, 01 € (Taschenbuch) [Quelle: amazon.de]
Genre: Action; Young Adult; Dystopie/Parallelwelt




Inhalt:


''It's our job to brand numbers on these children like cattle, shove them into our schools as one faceless herd, treat them like inferior beasts, ad then cast them out to rot in the gutter if they don't obey.'' - Der Bürgermeister (p. 12)


In der Stadt herrschen die Lehrer unter der Anleitung des Bürgermeisters in einem totalitären Regime über die Schüler. Junge Menschen, die sich tagtäglich Mobbing und Unterdrückung beugen müssen, um in dem Leben nach der Schule eine Chance zu haben, in der Welt zu überleben. Jeder, der das nicht schafft, wird aussortiert. Kein Wunder also, dass die Unzufriedenheit von Tag zu Tag wächst, auch in dem fünfzehnjährigen Tack. Denn als dieser die Ungerechtigkeit dieses Systems nicht mehr aushält, trifft er auf die terroristische Zelle der Schulschwänzer, die sich in den Kopf gesetzt haben, die Metropole den Lehrern zu entreißen.





Meine Meinung ...



zum Cover:



Originalcover: ♥♥♥♥
Deutsches Cover: ♥♥♥



















In beiden Fällen bieten die Cover etwas Revolutionäres und Kämpferisches, das einen sofort anregen würde, das Buch zu kaufen, wenn man Lust auf eine Menge Action hat. Es mag Geschmackssache sein, allerdings ist der Kontrast von Schwarz und Rot einfach wesentlich anziehender als das sterile Grün und Grau auf dem deutschen Cover. Dennoch wird das Militaristische an der Truppe der Schulschwänzer gut eingefangen und ist im Original durch das Mädchen im Hintergrund auch etwas detailgetreuer als die deutsche Ausgabe.
Die Titel sind in beiden Fällen interesseweckend, auch wenn nicht ganz klar ist, worauf sich der Haupttitel Ohne Entschuldigung beziehen soll. Darauf, dass diese Truppe der Schulschwänzer unentschuldigt dem Unterricht fernbleibt? Darauf, dass das, was die Lehrer hierin verzapfen, nicht zu entschuldigen ist? Da ist Truancy schon etwas besser.




zum Buch:




Kennt ihr das, wenn ihr die Grundidee eines Buches phänomenal findet, die Umsetzung allerdings nicht damit mithalten kann? Denn genau diese hochgepushten Erwartungen und die absolut geniale Idee dieser Alternativwelt haben letztlich dafür gesorgt, dass man im Laufe des Lesens etwas an Elan verliert, die Geschichte zu verfolgen.
Dies liegt hauptsächlich daran, dass sich das Buch liest wie ein durchschnittlicher Anime mit sehr vielen Action-Szenen. Diese sind nicht mal schlecht geschrieben, ganz im Gegenteil, denn der damals noch sehr junge Autor schafft es, das Adrenalin und die Kampfsituation sehr gut zu vermitteln und den Leser in das Geschehen hineinzusaugen. Daher fehlt es der Geschichte wirklich nicht an Spannung, da sowohl die Erwachsenen als auch die terroristischen Schulschwänzer ebenso wenig vor Gewalt zurückschrecken als Unschuldige sterben zu lassen, wenn es denn zu ihrem Vorteil wäre. Es gibt ein, zwei unerwartete Wendungen, die den Leser teilweise nach Luft schnappen lassen, und insbesondere am Ende bei einem sich immer weiter zuspitzenden Kampf ist der Spannungsbogen sehr hoch, nervenaufreibend und packend. Allerdings wirkt es an manchen Stellen doch etwas untaktisch, denn egal, ob man einer ernsthaften Organisation angehört oder einer terroristischen Gruppierung von Schulabbrechern, man greift nicht willkürlich Standpunkte innerhalb einer Stadt an, sondern solche, die irgendeine wirtschaftliche, politische, soziale oder sonstige Bedeutung für die Oberhäupter haben und daher rein strategisch Sinn ergeben. Allerdings wird nie wirklich erläutert, weshalb man nun ein Gebäude bebombt oder Sonstiges, sondern höchstens in einem Zweizeiler erklärt, dass der Standort wichtig ist, jedoch niemals mit einer Begründung. Daher wirken einige dieser actionlastigen Szenen wenig sinnvoll und als hätten sie ihre Daseinsberechtigung nur, damit etwas Aufregendes passiert und die Waffen wieder gezückt werden können. Dass diese dabei an nicht sonderlich realistische Schauplätze stattfinden und dazu noch trotz nahezu wöchentlichen Ereignissen wie diesen die Bevölkerung scheinbar nichts davon mitkriegt, gibt dem Ganzen auch nicht gerade mehr Sinn, weswegen das Konstrukt dieser kleinen Welt von der Schule mal abgesehen ziemlich wackelig auf den Beinen ist.
Das System innerhalb der Schule ist allerdings gut beschrieben, weswegen der Beginn von Ohne Entschuldigung einen direkt ins Geschehen saugt und nicht mehr loslässt. Es ist beeindruckend, wie Fukui Situationen aus dem Alltag eines Schülers herauspickt und es schafft, sie so zu überspitzen, dass selbst der größte Befürworter des modernen Bildungssystems die Lücken und Ungereimtheiten darin vorfinden wird. Leider bezieht sich diese Kritik nicht auf die Inhalte, die vermittelt werden, sondern vielmehr auf die Art, wie unterrichtet wird und wie Schüler behandelt werden. Natürlich wird es im Laufe des Buches immer überspitzter und abstruser, allerdings ist die Version des Schulalltags, die in den ersten Kapiteln erläutert wird, ganz und gar nicht unrealistisch. Die Art und Weise, wie den Schülern die Individualität genommen wird, wie sie durch den Leistungsdruck zusammenbrechen, wie die Lehrer absoluten Gehorsam verlangen und nicht das selbstständige Denken der Schüler fördern, sondern vielmehr, sich an die Wünsche Außenstehender anzupassen, all das wird derart gut eingefangen, dass es einer Offenbarung gleicht. Daher kann man sich gut in die Situation hineinversetzen, vor allem wenn man selbst solche Arten von Lehrern hat oder hatte, die ihr Wort für das Gesetz halten und keine Kritik an sich zulassen, und kann daher nachvollziehen, warum sich einige den Schulschwänzern anschließen.
Allerdings wird dieser tolle Anfang und die tiefgründigen Ansätze ab einem bestimmten Punkt fast vollständig aus den Augen verloren. Dies liegt vor allem daran, dass die Charaktere kaum Substanz haben und Stereotypen entsprechen. Zwar kann man darauf schließen, dass sie mit Absicht so flach gehalten sind, da ihnen die Schule eben jegliche individuellen Charakterzüge austreibt, allerdings erwartet man doch, dass, wenn sich einige von ihnen einer Terrorzelle anschließen, dies sie in irgendeiner Weise verändern würde. Allerdings fällt dies größtenteils unter den Tisch, sodass man sich mit dem typischen gefühlskalten Anführer, einem weisen und gefährlichen Meister, der sich auf keine Seite schlagen will, als auch das heiße, tödliche Mädchen mit einer sie entstellenden Narbe im Gesicht herumschlagen muss, die auch nicht mehr Attribute als diese zugesprochen bekommen. Man erfährt kaum etwas über sie, was auch für den Protagonisten gilt, dessen Emotionen in manchen Fällen schwer verständlich sind. Dies zu erklären, ohne zu spoilern, ist nicht möglich, allerdings kann man weder seine Treue zu den Schulschwänzern nachvollziehen noch warum er nicht lernt, Dinge zu hinterfragen und zu einer selbstständigen Person zu werden.
Das ist auch einer der größten Mängel an diesem Buch mit den kleineren, oben beschriebenen Logikbrüchen, denn diese Organisation, die von einem Anführer geleitet wird, und in der alles auf Militarismus und Disziplin ausgelegt ist, verfolgt das exakt gleiche Schema wie das Schulsystem des Bürgermeisters, und nicht ein einziges Mal wird dieser Vergleich gezogen. Zwar fällt es dem Leser auf, wie viele Parallelen die beiden Leitfiguren besitzen und wie viel Respekt bzw. Angst die Untergebenen vor ihnen haben, allerdings reflektiert nicht eine einzige Figur diese Struktur, weshalb die Frage aufkommt, ob der Autor selbst seine Schulschwänzer überhaupt so wahrgenommen hat. Klar wird die Gruppe der Schulschwänzer nicht heroisiert, viele Taten als grausam empfunden, doch dieser letzte Teil fehlt doch, um zu zeigen, dass es in dieser Gesellschaft kein Schwarz und Weiß gibt, sondern es sich lediglich um die Macht dreht. Aus diesem Grund ist der Schlenker, den Fukui im letzten von den drei Teilen seiner Geschichte macht, auch sehr gut, da er dort seine Ansätze von Tiefgründigkeit aufgreift und einen grandiosen Abschluss für die Geschichte findet, der sich auch auf die Kritik zu Beginn des Buches beruft.
Bis dahin hat man jedoch mit eher weniger originellen Wendungen zu kämpfen, die so wirklich eins zu eins in einem typischen Anime oder einem für Jungs klischeehaften Videospiel auftreten könnten. Wären die Figuren weniger schablonenhaft gewesen und hätten mehr Tiefe und Form bekommen, so hätte auch der Plot für einige dieser Figuren nicht nach dem Schema F verlaufen müssen.




Alles in allem ein eher durchwachsendes Buch, das mit einer wirklich guten und wichtigen Idee daherkommt und daher von jedem, der in irgendeiner Weise mit der Schule in Berührung kommt, gelesen werden sollte, um zu überprüfen, ob man selbst zu einem Individuum heranwächst oder nur zu einer weiteren grauen Gestalt wird, die sich den Wünschen anderer anpassen. Allerdings ist die Geschichte drumherum bestenfalls durchschnittlich, wenn man bedenkt, dass die Charaktere ziemlich flach sind - was angesichts des Schulsystems allerdings in einigen Fällen legitimiert werden kann - und die Wendungen und Twists zu wünschen übrig lassen. Wem allerdings diese Kritik durch Überspitzung genügt und ansonsten an sehr viel Action und Spannung interessiert ist, dem würde ich das Buch empfehlen!




Ich gebe dem Buch:


♥♥ Herzchen


Extra:


Der Autor hat einen Companion-Band zu dieser Geschichte geschrieben, die allerdings eine eigene Handlung besitzt und mit diesem Buch bis auf einige der Charaktere nichts gemeinsam hat. Dieser Band ist allerdings nicht auf Deutsch erhältlich und dürfte relativ schwer zu kriegen sein, denn allein Truancy war schon äußerst schwer zu bekommen ^.^



Hier geht es zur Beschreibung des Buches :)

CU
Sana

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