Montag, 4. September 2017

♥Litlabern #2♥: Ist die Liebe unabdingbar?

Die Liebe ist überall, sie überflutet uns jeden Tag. Egal ob wir eine Mutter mit ihrem Kleinkind im Bus sehen, ob wir mit unseren Freunden ausgehen und Spaß haben, oder ob wir zwei Geschwister miteinander streiten sehen, nur damit sie sich wieder vertragen - sie ist etwas Menschliches. Sie ist einzigartig. Und sie ist für die tollsten Dinge unserer Welt verantwortlich.

Aber sie kann auch wirklich nervig sein, vor allem wenn man im Buchladen steht, sich die Klappentexte auf der Rückseite von diversen Exemplaren durchliest und überall angedeutet wird, dass es eine Romanze geben wird.

Fast schon ein Grund, dieses Buch aus der Hand zu legen, zumindest für mich.


Wie bereits erwähnt, ist an einer Liebesgeschichte grundlegend nichts auszusetzen. Wenn die Chemie zwischen den Charakteren nur so sprüht, ihre Gespräche tolle Dialoge bilden, und wenn sie sich gegenseitig guttun, dann kann es sogar wirklich Spaß machen, das Paar zu shippen, zu hoffen, dass sie zusammenkommen. 
Das, was jedoch seit ein paar Jahren im Young/New Adult Bereich aus der Liebe gemacht wird,  ist allerdings ziemlich nervig und so überpräsent, dass man einem Buch alleine schon aus Mangel einer Lovestory einen Stern mehr geben könnte. So ungewöhnlich ist es inzwischen, wenn vor allem in Jugendbüchern die Protagonistin oder der Protagonist durchgehend Single bleibt oder an niemanden ihr oder sein Herz verliert.


Was allerdings ist das Problem an der Omnipräsenz von Liebesgeschichten?


1. Das geheimnisvolle Verschwinden des Plots



Quelle: literadur.de
Begutachtet man die Klassiker der damaligen Kinder-/Jugendliteratur, so fallen einem Pippi Langstrumpf und Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren oder Der kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien ein - Bücher, in denen die Hauptfiguren Abenteuer erleben, speziell sind und dem Leser einfach eine spannende Reise mitgeben. Gut, in Werken wie Die rote Zora von Kurt Held entwickelt Protagonist Jakob ein wenig Gefühle für die Bandenführerin mit den roten Haaren, und Die Wilden Hühner von Cornelia Funke haben sogar einen Band, der sich mit Liebe beschäftigt, aber der Fokus liegt auch da eher auf der Gruppendynamik und dem Unsinn, den sie treiben. All diese Geschichten hatten etwas zu erzählen, boten abwechslungsreiche Figuren und hatten etwas von Kickass an sich. Es gab eine Handlung, der man folgen kann.

Was ist hingegen mit den Geschichten heute?
Tatsächlich fällt mir keine auf der Bestsellerliste gelandete Story ein, die keine Liebesgeschichte bereithält. 


Quelle: goodreads.com
Das muss wie gesagt nicht schlecht sein. Bei der Reihe Die Tribute von Panem von Suzanne Collins ist Liebe eher ein Mittel, um den Plot voranzutreiben dadurch, dass Katniss und Peeta das Liebespaar Panems mimen müssen und nach tausend Traumata so zusammengeschweißt sind, dass sie tatsächlich Gefühle entwickeln. Es hat der Handlung nicht geschadet, im Gegenteil: sie setzt alles frei, was in den Bänden 2 und 3 auf die beiden zukommt. Vor allem im dritten Band nimmt natürlich die Bedeutung dieser aufblühenden Romanze zu angesichts dessen, was mit Peeta passiert und angesichts der Tatsache, dass Katniss sich von ihrem langjährigen Freund Gale immer mehr entfernt in einer Zeit, wo sie mehr Halt braucht denn je, aber in diesem Kontext ergibt es nunmal Sinn. Es ist nicht störend und es geht eine ganze Menge vor sich mit den Hungerspielen, den unterdrückten Distrikten und der Rebellion.
Quelle: goodreads.com
Doch nach Panem erschien eine Flutwelle von anderen Dystopien und übernahm viele Elemente dieser grandiosen Reihe. Böses Regime, eine systemkritische Prota - und natürlich auch die Liebesgeschichte. Doch wenn man solche Reihen wie Selection von Kiera Cass ansieht, die sich eigentlich darum drehen sollten, eine Monarchie zu stürzen, merkt man, dass manchen Autoren ihre Romanze wichtiger ist als die Geschichte. Denn wenn man mal ehrlich ist - mehr als im Bachelor passiert in diesem Buch nicht. Im Gegenteil, durch ihre Liebe zum Prinzen verliert America sogar ihre negative Einstellung gegenüber dem König und dem Kastensystem. Man hätte die gesamte Geschichte in einem einzigen Buch zusammenfassen können, denn die einzige Frage, mit der sich die Handlung beschäftigt, ist: Mit wem wird America Singer am Ende zusammen sein? Amerikas Monarchie wird zum Setting für diese futuristische Form des Bachelors degradiert. Die politischen Gegebenheiten, vor allem die Motive der Rebellen, sind höchst schwammig, die Aktionen von ihnen selbst gleichen eher Streichen als wirklichen Angriffen, und obwohl man mit America gemeinsam lernt, sich wie eine Prinzessin zu verhalten, wird einem nichts über die Führung eines Landes, diverse Bräuche oder Verhandlungen beigebracht. Sehr viel verschenktes Potential für eine Geschichte, die Verkupplungsshows hätte auf die Schippe nehmen und dazu noch eine aufregende Revolution, vielleicht sogar angelehnt an Frankreich 1889, hätte stattfinden lassen können. 
Quelle: goodreads.com
In anderen Genres lässt sich dieses Phänomen auch erkennen. Während Emma und Jacob in der Reihe um die besonderen Kinder von Ransom Riggs nebenher ineinander verliebt sind, damit aber nicht dem sowieso schon recht langsamen Plot schaden, wirken so viele Liebesgeschichten einfach nur reingedrängt, damit das Buch mehr Seiten hat. Stephenie Meyer hat mit ihrer Biss-Reihe wohl den Grundstein dazu gesetzt, dass Liebesgeschichten und -dreiecke eingeführt werden, wenn man sonst innerhalb von 400 bis 800 Seiten nichts zu erzählen hat. Obwohl man eine ganz neue Welt in unserer gewöhnlichen erschaffen könnte. Stattdessen zentriert sich alles auf die Beziehung, wo ab und an mal ein paar Bluttrinker auftauchen, aber ansonsten nichts Bedeutendes passiert.
,,Töte ich jetzt meine Peiniger oder habe ich lieber
mein klischeehaftes, überhaupt nicht schmerzvolles erstes Mal?''
 Quelle: goodreads.com
Im schlimmsten Fall wird sogar der Plot extra für die Liebesgeschichte beiseitegeschoben, wie zum Beispiel im finalen Band der Mara Dyer Trilogie von Michelle Hodkin. Denn obwohl alles in die Richtung eines grausamen, eines unkonventionellen Endes geht, in dem sich sogar die Prota zu einer Antagonistin entwickeln könnte, kneift die Autorin den Schwanz ein und schmettert Realismus und Handlung für eine der kitschigsten und miesesten Blümchensexszenen, die wohl je geschrieben wurden.
Da kann man natürlich argumentieren: Wenn das doch in den Klappentexten erwähnt wird, dass sich die Hauptperson verliebt, dann muss man sich ja nicht wundern, wenn das vorkommt. Nein, aber wenn ein Roman als Dystopie oder Fantasy vermarktet ist, dann will ich so was auch haben, ich will ein World-Building haben und keine Liebesgeschichte vor einer farbenfrohen Tapete!


2. Unentschiedene Hormone


Quelle: goodreads.com
Auch hier kann man die Biss-Bücher und Selection anführen, allerdings sind auch die über zehnteiligen Reihen von Tagebuch eines Vampirs und House Of Night ziemlich hoch auf der TOP 10 Liste der langgezogensten Liebesdreiecke - oder im Falle der Serie über die nichtsnutzige Vampyr-Hohepriesterin Zoey sogar Fünf- oder Sechsecke. So leidet eben nicht nur die Geschichte und die Spannung unter den Hormonen von dauergeilen Menschen, auch macht es die Figuren höllisch unsympathisch. Auch wenn man von mehreren Menschen begehrt wird, muss man dann ständig von Kandidat A zu Kandidat B laufen, weil man sich aufs Gebrechen nicht entscheiden kann, was man will? Muss man ihnen so Hoffnungen machen, einfach weil man so egoistisch ist von beiden Stücken Kuchen etwas abhaben zu wollen?
Es ist natürlich erwiesen, dass ein Mensch zwei oder mehr Personen
Quelle: goodreads.com
gleichzeitig lieben kann. Nicht umsonst gibt es so was wie die Polyamorie oder offene Beziehungen. Allerdings wird das in Jugendbüchern nie so genannt, im Gegenteil, die Hauptfigur double-timed ihre beiden Verehrer meistens ohne dass sie etwas davon mitbekommen. Das ist keine Liebe zwischen den dreien, das ist simple Unentschiedenheit. Man verhält sich einfach falsch und natürlich darf man auch Fehler machen, gar keine Frage. Sicherlich bieten so auch Figuren wie zum Beispiel Brittany Ellis aus der Reihe über die Fuentes-Brüder von Simone Elkeles Möglichkeiten zur Identifikation, da sie Gefühle für einen anderen Kerl entwickelt, obwohl sie sich nicht traut, ihrem alten, ihren Ruf aufrechterhaltenden Freund das Herz zu brechen. Allerdings ist die Bandbreite ihrer Gründe dafür - ihre perfekte Fassade, dass sie ihren Freund Colin schon seit Grundschulzeiten kennt, dass ihre Eltern erwarten, dass sie bei ihm bleibt - viel größer als dieses idiotische Ach, die sind beide so toll, ich kann mich nicht entscheiden, und fühle mich deswegen scheiße. Ja, berechtigt.
Warum sich Liebesdreiecke trotzdem so gut verkaufen? Keine Ahnung. Man könnte es sich höchstens damit erklären, dass man als Leser a) sowieso nur an der Lovestory interessiert ist und b) vielleicht in einem gewissen Alter noch wenig Erfahrung in solchen Dingen hat und auch gerne so begehrt werden würde wie die Hauptperson. Hochspannend oder gar realistisch schätzen das aber trotzdem nur wenige ein - falls jemand wirklich so große Probleme haben sollte, jemanden als Partner auszusuchen, dann sollte man sich eher einen Therapeuten suchen statt abwechselnd Knutschmarathons mit den zwei Grazien abzuhalten.


3. Austauschbarkeit

Oh, das will ich haben!
Quelle: goodreads.com

Kommen wir zu dem Anfang dieses Beitrags zurück: Man steht in der Buchhandlung und möchte ein neues Baby mit nach Hause nehmen. Doch da stehen überall diese Worte: ,,mysteriöser Fremder'', ,,gutaussehende ___'' (hier bitte Namen oder Rasse oder politische Gesinnung einfügen'', ,,Sie sollte sich von ihm fernhalten'', ,,doch ihre Liebe darf nicht sein'' - man könnte ewig so weitermachen. Und nicht nur scheinen diese Phrasen in jedem heutigen Klappentext aufgedruckt, auch scheinen die Typen von Personen, die man antrifft, immer dieselben zu sein.

Oder wollte ich das hier?
Quelle: goodreads.com
Hier sind vor allem die New Adult Romane stark betroffen. Man schaue sich diese Bücher in ihrer Abteilung einfach nur mal an; in jedem dieser Bücher teilen die Protagonisten eine tragische Vergangenheit, und jedes Mal sind sie absolut heiß und göttlich und im Falle der Männer natürlich muskulös. Das Sixpack darf nirgends fehlen, obwohl man die Kerle nicht ein einziges Mal in dieser Art von Büchern trainieren sieht. Und selbst wenn andere Schablonen wie der Nerd oder das Bad Girl benutzt werden - man könnte sich wohl kaum entscheiden, welches Buch man nun mit nach Hause nehmen soll. Es ist fast so, als müsste man wie Chihiro in diesem Schweinegehege nach ihren Eltern suchen, während sie in Schweine verwandelt sind - nur dass in diesem Genre nicht nur alles gleich aussieht, sondern es scheinbar auch ist. 
Verdammt, die sehen ja alle gleich aus!
Quelle: goodreads.com
Man sieht, dass ein beliebtes Schema funktioniert - gebrochene Charaktere, Liebesgeschichte, Sex. Und aus diesen Zutaten will man den perfekten New Adult Kuchen nachbacken, obwohl man sich nicht die geringste Mühe damit gibt. Da sind selbst die Initianten der Ferox besser darin, auf einen Zug aufzuspringen.
Denn ganz ehrlich - wenn ich überall einen frechen Bad Boy habe, der die Prota auf die Palme bringt, der sich aber natürlich immer für sie ändert und der von ihr trotz unmöglichen Verhaltens immer vergöttert wird, was für einen Unterschied soll es machen, wenn er zusätzlich noch reich und/oder adelig ist?
Niemand kann das Rad mehr komplett neu erfinden, logisch - aber Liebe lässt sich nicht festmachen. Jede Liebesgeschichte entwickelt sich anders, jedes Paar ist anders, und trotzdem wird in den modernsten Büchern nichts davon eingefangen. Man liest nur leicht abgewandelte Versionen vom Original, aber eine eigene Geschichte mit einem ganz eigenen Charme und vor allem ohne Insta-Love ist doch recht selten anzutreffen. Irgendwann genießt man auch sein Lieblingsessen nicht mehr, wenn man nichts Anderes mehr isst.


4. Die verqueren Werte


Dieses Unterthema könnte eine ganz eigene Folge von Litlabern bekommen. Denn da diese Bücher eher eine jüngere Zielgruppe haben, können auch wesentlich mehr in Sachen Liebe unerfahrene Menschen sich an diesen Büchern unbewusst ein Beispiel nehmen. Es soll hier nicht mal um die kontroversen Bücher gehen wie Paper Princess des Autorenduos Erin Watt, in der Gewalt gegenüber Frauen verherrlicht wird, noch über Shades of Grey, was nicht nur ein schwaches Frauenbild, sondern auch toxische Beziehungen propagiert, ebenso wie das sogenannte Fantasy/Sci Fi-Buch Obsidian, das jedoch bis auf die Liebesgeschichte nur zusammengewürfelten Mist zu bieten hat, siehe Punkt 1 dieses Artikels.
,,Ich bin ein Alien. Ich bin sexy.
Reicht das, um mich zu kaufen?''
Quelle: goodreads.com
Es sind eher die kleinen Sachen, die vielleicht dazu führen können, dass diese Werte, die die oben genannten Bücher darstellen, überhaupt als normal erachtet werden.
Zum einen wäre da diese absolute Notwendigkeit einer Love-Story. Wie gesagt, in jedem Menschenleben hat die Liebe eine Rolle, aber indem man diese vor die eigentliche Handlung schiebt, wird vermittelt, dass es wichtiger ist einen Partner zu haben als ein Ziel zu verfolgen. Du musst einen bösen Herrscher besiegen? Kein Problem, solange du einen heißen Trainer an deiner Seite hast. Du willst zur Rebellion was beisteuern? Dann stehe neben diesem Sahneschnittchen, denn so kannst du dich ihr anschließen. Du bist, wie in Die Auserwählten, stetig in lebensgefährlichen Situationen? Ach, ein wenig Zeit für Händchenhalten bleibt dir trotzdem. Du wurdest sexuell belästigt, vergewaltigt oder hast sonst welche Probleme? Einmal in die Kiste, und die Probleme sind wie ausgelöscht. Wie realistisch kann so was sein? Wie realistisch ist es, dass man sich oder seine Pläne umstellt für einen einzigen Menschen? Denn scheinbar vernachlässigen die Autoren auch den Plot für diesen megageilen Typen und die heißen Rummachszenen ebenso wie die Protagonisten ihren Zweck oder ihr Ziel. Merkt euch eines: selbst in einem Buch aus dem Genre Romance geht es nie nur um das Paar, sondern auch um die Charaktere als Individuen. Und bei Büchern aus Genres, die normalerweise auch eine komplexe Handlung haben, kommen sogar noch mehr Faktoren dazu.
Zum anderen ist das Wort ,,Liebe'' überhaupt problematisch in vielen Büchern. Denn
Der Prototyp der Insta-Love
Quelle: goodreads.com
tatsächlich ist das, was meistens beschrieben wird, nur eine Anziehungskraft. Ein Schwärmen, ein leichtes Verknalltsein, in das sich die meisten Figuren dann reinsteigern und sofort meinen, das sei Liebe, weil es ja soooo unmöglich ist, einfach nur Lust für jemanden zu empfinden. Aber wie in einem Disney-Film wird das nie beim Namen genannt, sondern zu der großen Liebe hochstilisiert. Shakespeare meinte das in Romeo & Julia wenigstens noch satirisch, heutzutage allerdings meinen das viele Autoren ernst. Was können sich da 11- bis 14-Jährige von abgucken? Dass man nach einem Kuss auf einer Party nur noch an diese eine Person denken soll? Dass man eine Person liebt, bloß weil man sie schön findet? Nein. Das ist keine Basis. Liebe braucht seine Zeit, und da braucht man auch keine ,,Vorbilder'', die sich vor lauter Hormonen mit einem Arschloch ins Bett stürzen, obwohl man sich nicht mal einen Monat kennt, und dann davon ausgeht, dass er an einen gebunden ist. Das nennt sich Insta-Love und existiert schlicht und weg einfach nicht. Also sollte man, wenn man schon über ein Pärchen schreiben will, wenigstens einen Aufbau drin haben, und nicht einfach die L-Bombe fallen lassen. Wie Punkt 3 ja schon sagt - jede Liebesgeschichte ist anders, und aus diesem Grund verdient sie eine Entwicklung, statt einfach nur da zu sein.
Und schließlich, was wieder mit Punkt 1 einhergeht, verdrängt die Liebe nicht nur die Handlung, sondern auch die Darstellung anderer zwischenmenschlicher Beziehungen. Was ist mit Familienbanden passiert, mit Freundschaften, Geschwisterliebe? Die geraten immer mehr in den Hintergrund, und es gibt kaum Bücher, die sich ausschließlich mit diesen anderen Menschen im Leben eines normalen Menschen beschäftigen. Vielleicht lieber morgen von Chbosky, Eine wie Alaska von John Green oder Was fehlt, wenn ich verschwunden bin von Lilly Lindner sind nur eine kleine Handvoll Bücher aus den letzten Jahren, in denen es um eben diese anderen Arten von Liebe geht und die sich gut verkauft haben. Das vermittelt das Bild, als wäre alles andere unwichtig, Hauptsache man hat einen Boyfriend oder ein hottes Girlfriend, über das man sooo hard swoonen kann. Kein Wunder, dass Menschen heutzutage bindungsunfähig sind.
Könnte es nicht sein, dass eben diese drei Faktoren - die Personen und Handlung verdrängende Liebe, die in Wirklichkeit nicht mal eine ist, zumindest nicht sofort - für ein unrealistisches Bild in den Köpfen vieler sorgen, dass ungesunde Beziehungen nicht als so problematisch angesehen werden?


Abschließend bleibt nur zu sagen: Liebesgeschichten müssen nicht schlecht sein. Ich selbst habe ein paar Lieblingspärchen, wozu unter anderem auch Lizzie Bennett und William Darcy aus Stolz & Vorurteil zählen. Ich bin auch selbst in einer glücklichen Beziehung. Daher ist das kein Angriff auf die Liebe an sich, denn die gehört nun mal zum Leben dazu.
Allerdings kann Literatur so breitgefächert sein, Menschen haben unendlich viel Fantasie. Könnte man dann nicht mehr Mühe investieren als einfach nur ausgefranste Schablonen zu nehmen, sie grob nachzuzeichnen und eine Geschichte wie tausend andere zu erzählen? Gibt es nicht auch andere Themen, die auch junge Menschen ansprechen könnten, und wozu man keine Liebesgeschichte braucht, damit es sich verkauft?
Es ist einfach höchst problematisch, dass man keine Story ohne eine kleine Liebelei nebenher bekommt - oder vielmehr keine Lovestory mehr ohne ein spezielleres Setting, das vom Verlag allerdings umgekehrt vermarktet wird. Es steckt kaum Abwechslungsreichtum darin, man bekommt Stereotypen mit einem großen Schuss Schema F serviert und stumpft letztlich dem gegenüber ab. Bis zu so einem Grad, dass man die Namen der Figuren vergisst, sobald man das Buch ein paar Tage beendet hat.
Somit wird eines der schönsten Gefühle des Menschen zu einer Trope degradiert, die schlicht und ergreifend nur dazu da ist, damit das Buch sich verkauft, und nur in den wenigsten Fällen ist diese Trope irgendwie innovativ aufgebaut. Die meistens auch die eigentliche Geschichte zu einer Kulisse degradieren und die häufig fragwürdige Werte vermitteln. Und das ist wirklich schade.
Denn zumindest aus meiner Sicht ist sie jetzt, wie sie heutzutage in der Literatur vertreten wird, definitiv abdingbar.

Wie seht ihr das? Kauft ihr ein Buch eher, wenn darin eine Liebesgeschichte vorkommt? Findet ihr, dass sie zu viel Platz in der heutigen (Jugend)Literatur einnehmen? Ist für euch eine Liebesgeschichte sogar ein Kriterium, das ein Buch besser oder schlechter macht? Und wie seht ihr es mit den Klischees?

Ab in die Kommentare damit :)

CU
Sana

2 Kommentare:

  1. Du hast es so gewollt, ich kommentiere jetzt alles, was ich kommentieren will ^_^

    Ohne das „tragische Liebespaar“ Katniss und Peeta hätte die Rebellion nicht funktioniert. Du weisst, es ist nicht meine Lieblingsreihe, aber SO setzt man Liebe als Plotelement geschickt ein und da ziehe ich genre den Hut vor Suzanne Collins ^-^

    Ich finde fast, Selection hätte als Contemporary Geschichte und eine Art Bachelor-Parodie - was es für mich ohnehin ist - besser funktioniert, denn um etwas Anderes als Americas Liebesleben geht es nicht.

    Ich finde, wenn man als Autor so viel Wert auf Liebesgeschichten legt, ganz ehrlich, soll man Contemporary schreiben und keine vermeintliche „Dystopie“ wie Selection. Dann muss man sich um Worldbuilding keine Gedanken machen und wundert sich am Ende nicht, wieso Leser einen kritisieren.

    Ein Jugendbuch, in dem Polyamorie thematisiert wird, fände ich tatsächlich mal ganz interessant zu lesen! Weil Zoey Redbird MUSS polyamorös sein, eine andere Erklärung dafür, dass sie so viele Kerle gleichzeitig hat, gibt es nicht.
    Am ekelhaftesten finde ich es aber immer noch, wenn eine Protagonistin im ersten Band einen Love Interest hat, die können nicht zusammen sein, im zweiten Band kommt dann Love Interest 2 und im dritten kann sie dann doch mit Love Interest 1 zusammen sein und am besten wird Love Interest 2 dann auch noch verpartnert oder er stirbt halt einfach -.-
    Mir wurde gestern noch gesagt, ohne ein Liebesdreieck sei ein Buch nicht spannend und es würde doch nichts passieren .. ich hatte dazu nichts zu sagen, ich war sprachlos D:

    Ich sagte ja bereits, ich schreibe mein Buch um und Robin bekommt einen mysteriösen Fremden als Love Interest .. nicht, ich hab Robins Love Interest lieb <3 Aber dann würde es sich bestimmt verkaufen, weil so bald „mysteriös“ und „Bad Boy“ und „gutaussehend“ und „dürfen nicht zusammen sein“ hinten auf einem Buch steht, kaufen es alle. Naja ausser mir, wenn das hinten auf einem Buch steht, stelle ich es in der Buchhandlung schnell zurück ins Regal -.-

    Zu Punkt 4 könnte ich ganz viele Romane schreiben und hätte noch gar nichts gesagt! Aber du hast es auf den Punkt gebracht und bevor ich hier ausraste, lasse ich das lieber und sage nichts mehr q.q

    Eben weil in Büchern so damit umhergeworfen wird, habe ich selber totale Angst meinen Charakteren die Worte „Ich liebe dich“ in den Mund zu legen, einfach weil ich will, dass es realistisch ist, wenn sie gesagt werden. Dass ein Aufbau dahinter ist, ein Kennenlernen. Man kann jemanden natürlich attraktiv finden, wenn man ihn oder sie zum ersten Mal sieht, man kann mit jemandem auf einer Wellenlänge sein, wenn man miteinander ins Gespräch kommt .. aber mehr verdammt nochmal nicht. Am besten finde ich es immer, wenn der Love Interest der Protagonistin dann noch sagt, er habe sich in der ersten Sekunde in sie verliebt. Seems legit, deshalb hast du dich auch wie ein Arschloch verhalten, als ihr euch das erste Mal begegnet seid -.-

    Ich habe eine zeitlang, weil mich diese Liebesgeschichten so genervt haben, immer gesagt ich würde keine Liebesgeschichten mögen und sie regelrecht boykottiert. Dabei stimmt das gar nicht. Ich mag Liebesgeschichten, die sich langsam aufbauen, auf gegenseitigem Vertrauen und gemeinsamen Erlebnissen. Liebesgeschichten, die man nicht sofort kommen sieht, sondern bei denen man gemeinsam mit dem Protagonisten merkt, dass sich da Gefühle anbahnen. Und vor allem mag ich Liebesgeschichten, die, ausser ich lese Contemporary Romance, wo ich mit anderen Erwartungen herangehe, nicht zu 100% den Plot einnehmen, sondern als Plot Device genutzt werden, wie bei Panem, und den Plot vorantreiben, statt ihn anzuhalten.
    Und wie du finde ich auch, dass Freundschaften und Familienbeziehungen in Büchern nicht so kurz kommen sollten, wie sie es zur Zeit tun. In einigen Büchern sind das nämlich die Beziehungen, die wirklich schön zu lesen und auch bedeutsam für den Plot sind.

    Das alles wusstest du schon vorher, aber ich musste das jetzt kommentieren xD

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    1. Mein ursprünglicher Kommentar hat übrigens nicht in das Textfeld gepasst und ich musste mich nochmal kurzfassen xD

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