Grundwissen:
♥Titel♥: Die Company (original: The Company)
♥Autor/-in♥: Robert Littell
♥Erschienen♥: 2004 im Droemer-Knaur-Verlag (Hardcover); 2011 im Fischer-Verlag (Taschenbuch)
♥Seitenanzahl♥: 791 Seiten
♥Preis♥: 0, 98 € (Taschenbuch) [Quelle: amazon.de]
♥Genre♥: Historical Fiction; Spionage; Thriller; Adult
Quelle: © Fischer Verlag |
Quelle: © The Overlook Press |
Inhalt:
Der
Zweite Weltkrieg ist beendet, doch der Kampf zwischen West- und
Ostblock scheint gerade erst begonnen zu haben. Denn nicht nur um die
Vorherrschaft in Berlin kämpfen der Auslandgeheimdienst Russlands und
Amerikas, auch die Lage des Rests der Welt spitzt sich immer mehr zu,
als die beiden Ideologien aufeinandertreffen. Doch die Central
Intelligence Agency, kurz CIA, ist auf die Hilfe junger
Nachwuchsamerikaner angewiesen, frischer, idealistischer Arbeitskräfte,
die alles für ihr Heimatland zu tun bereit sind.
Zu diesem angeworbenen Personal gehören Jack und Leo, die nach einer
Rudermeisterschaft von ihrem Sportlehrer auf ihre politische Einstellung
abgeklopft werden. Ihnen eröffnet sich eine arbeitsintensive neue Welt,
in der es keinen Platz für Privatangelegenheiten oder Zweifel gibt. Doch mit ihnen wird ein russischer Maulwurf in die CIA eingeschleust und vierzig Jahre lang zu entlarven versucht ...
Meine Meinung ...
zum Buch:
Bücher spontan mitzunehmen und zu lesen, nur weil man den Klappentext spannend findet und man es kostenlos ergattert hat, kann ziemlich riskant sein. Insbesondere wenn es sich dabei um so ein monumentales Werk handelt wie Die Company.
Und leider hat dieser historische Roman den Nachteil, den viele Bücher seines Ausmaßes
häufig mit sich ziehen: Da er vierzig lange Jahre umfasst, begonnen mit
dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Auflösung des Kalten Krieges
in den Achziger Jahren, muss man sich auf eine recht lange Zeit
einstellen, in der man die Figuren begleitet. Eine Zeit, in der
politisch viel Interessantes geschieht und vom Autor auch exzellent
recherchiert wurde. Die Detailliebe und die Einbeziehung von
Ereignissen, die jedem etwas sagen - beispielsweise die Kubakrise -, als
auch Ereignissen, über deren Umstände nicht allzu viel bekannt sein dürfte, wie etwa die Revolution in Ungarn 1956. Sollte man sich sehr für geschichtliche Hintergründe
interessieren, so wird man hier mit reichlich Informationen versorgt,
die auch nicht einfach abgeschrieben sind oder trocken wie in einem
Wikipediaartikel beschrieben werden, sondern wahrhaft intelligent
verpackt sind und immer wieder das Interesse des Lesers an sich fesseln
können. Insbesondere die ab und an auftauchende kritische Reflexion der
Geschehnisse lässt auf ein großes
Hintergrundwissen des Autors vermuten und verleiht ihnen ein sehr
realistisches Flair. Man bekommt nicht nur Revolten und den Angriff auf
Kuba mit und bekommt so ein wenig Action geboten, auch ist die
Grausamkeit dahinter und wie amoralisch die CIA sowie der KGB eigentlich
handelt ungeschönt dargestellt und vermag den Leser immer wieder zu
schockieren. Es ist noch lange nicht in das Genre ,,Splatter''
einzuordnen, schlucken muss man aber auf jeden Fall, wenn man merkt,
dass selbst die Helden der US-amerikanischen sowie russischen Geschichte
eigentlich keine sind. Man merkt zunehmend, dass die Ideologien von
West und Ost im Grunde genommen gar nicht so verschieden sind und sich
alles darauf richtet, die beste Nation der Welt mit den tugendhaftesten
Absichten zu sein - um manchmal die grausamsten Taten zu rechtfertigen.
Auch wenn man im Verlauf des Buches mehr von der Central Intelligence
Agency mitbekommt als vom russischen Geheimdienst, man gewinnt doch
einen recht guten Überblick über diese beiden und wie innerlich verstrickt sie doch sind.
Ebenfalls positiv anzumerken ist, dass Robert Littell nicht versucht, die beiden Parteien im typisch amerikanischen oder russischen Bilde darzustellen. Es gibt kein Schwarz und Weiß innerhalb der Geschichte, auch wenn die Hauptcharaktere zu Beginn in ihrem jungen Alter natürlich ohne auch nur einen kritischen Gedanken für ihr Heimatland kämpfen wollen. Sie sind die Ritter in strahlender Rüstung,
während die Leute am anderen Ende der Welt einfach nur zu verachten
sind. Doch beide Seiten tun Dinge, die vielfach unverzeihlich sind und
mit Menschenrechten oder auch nur ihren Ideologien nichts zu tun haben.
Der Zweck heiligt in beiden Fällen die Mittel und alle Mitarbeiter
können anfangs vor blindem Hass auf das Gegenstück kaum etwas sehen außer
ihrem Ziel, den Kalten Krieg zu gewinnen. Sympathisch ist einem
demzufolge nahezu niemand, wenn man von Ebby, einem anfangs jungen
CIA-Neuling, absieht, der nach und nach durchschaut, welche Spielchen in
der Company getrieben werden und sich hilflos dagegen zu wehren
versucht. Allgemein ist er eine recht tragische Figur, da seine Moral
ihm durchaus viele Male im Wege steht, er aber Dank bestimmter Umstände
keine andere Wahl hat, als in der Company zu bleiben.
Alle anderen Figuren hingegen sind, obwohl man sie über ihr halbes Leben verfolgt, eher blass und schwer überschaubar. Zeitweise überlegt man, ob man sich ein Personenregister aneignen sollte, um nicht den Überblick über
die vielen Charaktere zu verlieren. Denn ihre Geschichten ähneln sich
sehr: sie alle kommen zur CIA, sie alle lernen irgendwann eine Frau
kennen und lieben, sie alle reden gleich und müssen
während wichtigen strategischen Sitzungen oder allgemeinen
Besprechungen entweder rauchen oder Alkohol trinken. Zu Beginn wird zwar
beispielsweise Jack eher als Frauenheld dargestellt und Leo als
Sensibelchen, jedoch verlieren diese Bilder nach und nach an Bedeutung.
Der Autor fokussiert sich klar darauf, die Figuren während ihrer Arbeit
näherzubringen, alles andere an sozialer Interaktion ist eher
zweitklassig beschrieben. Vor allem die Liebesszenen und -geschichten
sind häufig kitschig geschrieben und die Dialoge so schmalzig, dass kein
Mensch dort draußen so mit seiner großen Liebe sprechen würde, und sei man noch so verliebt. Oder habt ihr schonmal jemanden als den Sand unter euren Füßen bezeichnet, wenn die Wellen an den Strand gespült werden? Diese Szenen reißen
einen manchmal aus der Geschichte, da der Autor sie scheinbar auch eher
ungerne geschrieben hat, wenn sie sich so x-beliebig lesen.
Ebenfalls
scheint Littell einfach ein sehr plotforcierter Schriftsteller zu sein,
da seine Story sich hauptsächlich in Dialogen abwickelt. Wie bereits
erwähnt, kommen actionlastige und spannungsreiche Szenen auch nicht zu
kurz, allerdings muss man sich auf viele Gespräche voller Input
einstellen. Es ist keinesfalls so billig gemacht, dass die Figuren sich
gegenseitig wichtige Geschichtsdaten oder Namen mit ellenlangen
Erklärungen dahinter wie Spielbälle zuspielen, obwohl diese Informationen für
den Leser bestimmt sind, repetitiv sind diese Szenen aber schon. Es
wird immer währenddessen geraucht oder getrunken und jedes Gespräch wird
gesäumt vom beruflichen Zynismus. Das kann zwar einige Schmunzler
herbeirufen, lebendig oder greifbar macht es diese Gespräche allerdings
nicht. Endlose Wiederholungen, die zwar den Plot vorangetrieben haben,
dramaturgisch jedoch der reinste Einheitsbrei waren.
Zudem
wird der angepriesene Haupthandlungsstrang mit dem russischen Maulwurf
häufig in den Hintergrund gedrängt. Zwar versucht die sogenannte Mother, der Chef der Abteilung für
Russland, die ganze Zeit den Spion zu finden, jedoch wird er durch die
politischen Geschehnisse und die Einsätze der CIA häufig überschattet. Leider weiß
man von Anfang an, wer der eigentliche Maulwurf ist und dieser nur
durch einen Verbindungsmann an die Informationen des Geheimdienstes
kommt. Über ihn erfährt man leider recht wenig und bis auf ein, zwei Verdächtige hat man niemanden im Blick, der ein Doppelagent sein könnte. Zwar ist die Auflösung einigermaßen überraschend, der Weg dahin jedoch etwas dröge und das Danach ein Epilog in Überlänge, der einen nicht mehr packen kann. Denn obwohl nach der Lösung der Frage interessante politische Gegebenheiten mit Anspielungen auf Heute folgen, ist man so unbefriedigt durch die einfache Auflösung und das dicht gespinnte Drumherum, dass man sich kaum mehr für
die Wende interessiert. Das vermiest einem der Autor unter anderem
dadurch, dass irgendwann die Sicht der Amerikaner und Russen exakt
gespiegelt werden und man dahingehend nichts Neues erfährt. Dort wird
die Länge des Buches der Geschichte zum Verhängnis.
Wer dicke Schinken allgemein mag, wird mit Interesse für die Zeitperiode des Kalten Krieges und krimiartige Spionage-Elemente sicherlich seinen Spaß mit Die Company haben.
Es ist sehr handlungsreich, detailreich erzählt und bietet viel
Hintergrundwissen zu diesem geschichtlichen und geheimdienstlichen
Sachverhalt. Man muss hier keine Propaganda lesen, die die Amerikaner
als Götter und die Russen als Ungeheuer darstellt, sondern kann sich mit
einer Geschichte auseinandersetzen, die die Ähnlichkeiten dieser beiden
Parteien aufzeigt und dass Ideologien einen in solchen Fällen immer an
seine moralischen Grenzen treiben. Paradoxerweise sind die Charaktere
jedoch nicht besonders tiefsinnig und lesen sich sehr gleich, sollte man
nicht explizit auf die haarfeinen Unterschiede achten. Auch die
eigentliche Storyline mit dem russischen Maulwurf wird nur immer wieder
mal aufgegriffen statt sich stetig damit zu beschäftigen, weswegen sich
dieses Buch oft langwierig und im Stillstand anfühlt,
sollte man kein Problem damit haben, dass sich die Dialoge trotz
verschiedener Themen immer gleich lesen. Ein Roman, der intelligent und
historisch korrekt eine einigermaßen spannende Geschichte erzählt, die jedoch literarisch nicht so fein umgesetzt ist, wie sie es verdient hätte.
Ich gebe dem Buch:
♥♥♥.♥ Herzchen
Extra:
Robert Littell hat auch andere Spionage-Romane geschrieben. Hier geht es zu einer Liste seiner veröffentlichten Bücher :)
CU
Sana
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