Grundwissen:
♥Titel♥: Vollendet – Die Rache (original: UnSouled)
♥Autor/-in♥: Neal Shusterman
♥Erschienen♥: September 2014 im Fischer-Verlag; original 2013
♥Seitenanzahl♥: 404 Seiten
♥Preis♥: 3, 67 € (Taschenbuch); 8, 75 € (Kindle Edition); 15, 49 € (Hardcover) [Quelle: amazon.de]
♥Genre♥: Dystopie; Young Adult
*Deutsche Ausgabe vergriffen*
Quelle: © Simon & Schuster UK |
Quelle: © Simon Schuster Books for Young Readers |
Quelle: © Fischer Verlag |
Inhalt:
“Cowards hide [...] but warriors lie and wait [...] the only difference is whether you're motivated by fear or purpose.” - Sonia
Im Amerika der Zukunft scheint aufgrund der Umwandlung bald ein neuer Krieg auszubrechen. Starkey und andere gestorchte Jugendliche terrorisieren Erntecamps und wollen damit ihre Stellung als Bürger zweiter Klasse endlich hinter sich lassen. Doch die meisten schreiben diese Attentate noch immer dem Flüchtling von Akron zu, Connor, der gemeinsam mit Lev auf der Suche nach Sonia ist, der Frau des mysteriösen und aus den Geschichtsbüchern ausradierten Erfinders der Umwandlung. Denn sie weiß vielleicht, wie man das baldige Vorhaben der Regierung, die Umwandlung nicht mehr nur bei problematischen Jugendlichen zu vollziehen, sondern auch bei Über-Achtzehnjährigen, verhindern kann. Dabei treffen sie auf den ein oder anderen unerwarteten Verbündeten …
Meine Meinung ...
zum Buch:
Kennt ihr das Gefühl, ein Buch erst vor zwei Wochen gelesen zu haben und nahezu nichts mehr daraus zu wissen, obwohl ihr es während des Lesens gar nicht schlecht fandet? Dieses Gefühl hinterlässt UnSouled, der dritte Teil der Tetralogie von Neal Shusterman, die mit einem hervorragenden Einzelband begann, und Jahre später zu einer Reihe ausgeweitet wurde. Und während er mit dem zweiten Teil Vollendet: Der Aufstand noch ein gutes Sequel an die ursprüngliche Geschichte reihen konnte, fühlt sich UnSouled trotz viel Spannung und Abwechslung eher an wie ein typischer Zwischenband.
Was nach wie vor wunderbar ist, sind Shustermans Ausschöpfungen seiner provokanten Grundidee. Bereits in Band 1 hat er die emotionale Bandbreite der Thematik von rückwirkender Abtreibung und Organspende von vielen Seiten beleuchtet, nicht nur vonseiten der Moral, sondern auch welche Ideologien eine Industrie aufgreift, um Geld damit zu machen. In diesem Band finden sich aus diesem Grund viele Werbeanzeigen wieder, die entweder für oder gegen die Umwandlung sprechen und auch einige Handlungsstränge aus den ersten zwei Bänden aufgreifen. Sehr interessant ist, wie der Autor versucht, wieder die religiöse und politische Ebene damit abzudecken, da es beispielsweise eine Art Gemeinschaft für Menschen gibt, die Organe von einem bestimmten Spender bekommen haben, oder dass die Todesstrafe praktisch von der Umwandlung abgelöst werden soll. Das zeigt, dass er das Potential seiner Idee anerkannt und mehr als bereit dazu ist sie aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Daher kann das Buch einen durchaus zum Nachdenken anregen und seinem Schauplatz trotz des Sci-Fi-Elements einen gewissen Realismus verleihen.
Da der Ideenreichtum des Autors wahrscheinlich bei einer linearen Erzählung nicht abgedeckt werden könnte, verpackt er ihn wie schon in Band 1 in mehrere Perspektiven. So hat man das Gefühl einer abwechslungsreichen Handlung und eines schnellen Pacings, was eine große Verbesserung zum zweiten Teil ist, in dem sich der Autor erst ein wenig warmlaufen muss. Doch während der Anfang rasant und schnell wegzulesen ist, entwickelt sich die Rahmenhandlung sehr langsam und dient nur dazu, bestimmte Ausgangspunkte für den vierten Band zu schaffen. Aus diesem Grund haben alle Perspektiven ihre Längen oder sind sogar keine große Bereicherung für die Story. Leider betrifft das vor allem die Erlebnisse der Hauptfiguren, die man in den ersten zwei Bänden sehr lieb gewonnen hat. Connor und Lev sind zunächst zwar auf der Suche nach Sonia, sind dann aber für nahezu das ganze Buch dazu genötigt, eine Pause einzulegen und an einem Ort zu bleiben. Ebenso bestehen Risas Erzählabschnitte nur aus ihrem Versteck vor den JuPos. Somit sind ihre Passagen nicht nur langwierig und bieten weder viele Informationen zur Welt noch eine nennenswerte Charakterentwicklung. Die Perspektive von Cam ist nur geringfügig besser, denn sein Leben als lebendige Marke ist zwar sehr interessant, da die Frage aufkommt, ob er als menschliches Wesen überhaupt einem Unternehmen gehören kann, allerdings ist sein Charakter an vielen Stellen kaum auszuhalten. Während er in Teil 2 noch sympathisch und verunsichert ist, spielt er in Die Rache ein großspuriges Arschloch, das seinen Ruhm genießt, aber natürlich eigentlich nur geliebt werden möchte - wo hat man so was schon mal gesehen?
Daher ist Starkys Sicht noch die interessanteste, da er von Anfang an als Narzisst gezeichnet wurde und es sehr faszinierend ist, wie er sein Talent als Magier mit seinen terroristischen Anschlägen verknüpft. Allgemein kauft man ihm die Rolle des Faschisten sehr gut ab und erkennt, dass es ihm - wie so vielen berühmten Anführern - mehr um seine Anerkennung durch andere geht als um die Herstellung einer Gleichberechtigung. Durch bestimmte Wendungen verspricht sein Part im vierten Teil ein noch größerer zu werden und, wie Connor richtig angemerkt hat, diesen Zwei-Fronten-Krieg zu einem Drei-Fronten-Krieg auszuweiten.
Ziemlich lange laufen diese Handlungsstränge parallel nebeneinander her, gespickt von einigen, halbwegs erzwungenen Cameos von Figuren aus Band 1 und 2. Erst nach etwa siebzig Prozent des Buches werden sie langsam ineinander verwoben, was einerseits freut, da die Gruppendynamik zwischen den drei Hauptfiguren schon immer schön war, andererseits passiert daraufhin trotzdem sehr wenig. Auch aus der Interaktion zwischen ihnen hätte man wesentlich mehr herausholen können, vor allem weil ein bestimmter Konflikt zwischen Connor und Risa für ihre rationale Ader zu überdramatisiert ist. Sonderlich viel passieren tut in den hundert folgenden Seiten leider auch nicht mehr, und das, was aufgedeckt wird, ist sehr zwiespältig zu betrachten. Darüber zu schreiben, ohne zu spoilern, ist sehr schwierig, allerdings kann man sagen, dass es sehr viel Sprengstoff für das Finale bietet, gleichzeitig aber nicht hundertprozentig glaubwürdig ist.
Leider spürt man, dass Neal Shusterman seine Reihe in die Länge ziehen wollte. Er legt zwar einen starken Start hin und zeigt, wie bereitwillig er sich mit den moralischen und gesellschaftlichen Folgen seiner Idee beschäftigt und holt damit viel mehr Potential daraus, als es die meisten Jugendbuchautoren getan hätten. Die Story drumherum ist allerdings nur dürftig ausgeschmückt und bietet bis auf einige Plotpunkte hauptsächlich Weichen, die vorbereitend für das Finale aufgestellt werden. Auch die Figuren sind diesmal nur mäßig interessant und entwickeln sich wie schon in Band 2 nicht sonderlich weiter; bei Lev und Risa hat man sogar den Eindruck, dass der Autor nicht mehr so recht weiß, was er mit ihnen anfangen soll. Mit einer fragwürdigen Enthüllung ein schwächerer Zwischenband mit immer noch faszinierenden Ideen, jedoch einer schwächelnden Ausarbeitung. Hoffentlich wird der Abschlussband wieder sein übliches Niveau!
Da der Ideenreichtum des Autors wahrscheinlich bei einer linearen Erzählung nicht abgedeckt werden könnte, verpackt er ihn wie schon in Band 1 in mehrere Perspektiven. So hat man das Gefühl einer abwechslungsreichen Handlung und eines schnellen Pacings, was eine große Verbesserung zum zweiten Teil ist, in dem sich der Autor erst ein wenig warmlaufen muss. Doch während der Anfang rasant und schnell wegzulesen ist, entwickelt sich die Rahmenhandlung sehr langsam und dient nur dazu, bestimmte Ausgangspunkte für den vierten Band zu schaffen. Aus diesem Grund haben alle Perspektiven ihre Längen oder sind sogar keine große Bereicherung für die Story. Leider betrifft das vor allem die Erlebnisse der Hauptfiguren, die man in den ersten zwei Bänden sehr lieb gewonnen hat. Connor und Lev sind zunächst zwar auf der Suche nach Sonia, sind dann aber für nahezu das ganze Buch dazu genötigt, eine Pause einzulegen und an einem Ort zu bleiben. Ebenso bestehen Risas Erzählabschnitte nur aus ihrem Versteck vor den JuPos. Somit sind ihre Passagen nicht nur langwierig und bieten weder viele Informationen zur Welt noch eine nennenswerte Charakterentwicklung. Die Perspektive von Cam ist nur geringfügig besser, denn sein Leben als lebendige Marke ist zwar sehr interessant, da die Frage aufkommt, ob er als menschliches Wesen überhaupt einem Unternehmen gehören kann, allerdings ist sein Charakter an vielen Stellen kaum auszuhalten. Während er in Teil 2 noch sympathisch und verunsichert ist, spielt er in Die Rache ein großspuriges Arschloch, das seinen Ruhm genießt, aber natürlich eigentlich nur geliebt werden möchte - wo hat man so was schon mal gesehen?
Daher ist Starkys Sicht noch die interessanteste, da er von Anfang an als Narzisst gezeichnet wurde und es sehr faszinierend ist, wie er sein Talent als Magier mit seinen terroristischen Anschlägen verknüpft. Allgemein kauft man ihm die Rolle des Faschisten sehr gut ab und erkennt, dass es ihm - wie so vielen berühmten Anführern - mehr um seine Anerkennung durch andere geht als um die Herstellung einer Gleichberechtigung. Durch bestimmte Wendungen verspricht sein Part im vierten Teil ein noch größerer zu werden und, wie Connor richtig angemerkt hat, diesen Zwei-Fronten-Krieg zu einem Drei-Fronten-Krieg auszuweiten.
Ziemlich lange laufen diese Handlungsstränge parallel nebeneinander her, gespickt von einigen, halbwegs erzwungenen Cameos von Figuren aus Band 1 und 2. Erst nach etwa siebzig Prozent des Buches werden sie langsam ineinander verwoben, was einerseits freut, da die Gruppendynamik zwischen den drei Hauptfiguren schon immer schön war, andererseits passiert daraufhin trotzdem sehr wenig. Auch aus der Interaktion zwischen ihnen hätte man wesentlich mehr herausholen können, vor allem weil ein bestimmter Konflikt zwischen Connor und Risa für ihre rationale Ader zu überdramatisiert ist. Sonderlich viel passieren tut in den hundert folgenden Seiten leider auch nicht mehr, und das, was aufgedeckt wird, ist sehr zwiespältig zu betrachten. Darüber zu schreiben, ohne zu spoilern, ist sehr schwierig, allerdings kann man sagen, dass es sehr viel Sprengstoff für das Finale bietet, gleichzeitig aber nicht hundertprozentig glaubwürdig ist.
Leider spürt man, dass Neal Shusterman seine Reihe in die Länge ziehen wollte. Er legt zwar einen starken Start hin und zeigt, wie bereitwillig er sich mit den moralischen und gesellschaftlichen Folgen seiner Idee beschäftigt und holt damit viel mehr Potential daraus, als es die meisten Jugendbuchautoren getan hätten. Die Story drumherum ist allerdings nur dürftig ausgeschmückt und bietet bis auf einige Plotpunkte hauptsächlich Weichen, die vorbereitend für das Finale aufgestellt werden. Auch die Figuren sind diesmal nur mäßig interessant und entwickeln sich wie schon in Band 2 nicht sonderlich weiter; bei Lev und Risa hat man sogar den Eindruck, dass der Autor nicht mehr so recht weiß, was er mit ihnen anfangen soll. Mit einer fragwürdigen Enthüllung ein schwächerer Zwischenband mit immer noch faszinierenden Ideen, jedoch einer schwächelnden Ausarbeitung. Hoffentlich wird der Abschlussband wieder sein übliches Niveau!
Ich gebe dem Buch:
♥♥♥ Herzchen
Extra:
Inzwischen hat Neal Shusterman eine noch beliebtere Reihe herausgebracht, nämlich die (voraussichtliche) Trilogie der Scythe. Darin entwirft er eine Dystopie, in der die Menschen den natürlichen Tod überwunden haben und eigentlich alles utopisch ist - bis auf die Tatsache, dass man ab und an eben Menschen töten muss, damit es nicht zur Überbevölkerung kommt. Aus diesem Grund gibt es die Sensen (= Scythe), die die nächsten Toten selektieren, und zu diesen sollen die zwei Protagonisten ausgebildet werden.
Dies ist der erste Band, der in Deutschland ziemlich hohe Wellen geschlagen hat. Der zweite Teil trägt den Titel Der Zorn der Gerechten und ist bereits ins Deutsche übersetzt worden. Der dritte Teil ist noch nicht erschienen. Wer sich Rezensionen zum ersten Teil durchlesen will, der kann *hier* auf die Goodreads-Seite des Buches klicken :3
CU
Sana
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