Mittwoch, 6. Dezember 2017

:)Rezension:): Illuminati

Grundwissen:




Titel: Illuminati (original: Angels & Demons)
Autor/-in: Dan Brown
Erschienen: 2004 im Bastei-Lübbe-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 701 Seiten (ohne Leseprobe für Sakrileg)
Preis: 27, 90 € (Hardcover); 11, 00 € (Taschenbuch); 8, 99 € (Kindle Edition) [Quelle: amazon.de]
Genre: Thriller; Adult; Action





Quelle: Bastei Lübbe
Quelle: Bastei Lübbe





















Quelle: Pocket Books


Inhalt:



,,Seine Heiligkeit hat einmal zu mir gesagt, dass ein Papst ein Mann sei, der zwischen zwei Welten stehe - der wirklichen und der göttlichen Welt. Er wusste, dass eine Kirche, welche die Wirklichkeit ignoriert, nicht lange genug bestehen würde, um den Himmel zu erleben. [...] Heute Nacht hat uns die Wirklichkeit in den Fängen. Es wäre dumm und eitel, dies zu ignorieren. Der Stolz darf nicht die Vernunft überschatten.'' - Camerlengo Carlo Ventresca (S. 215f.)





Robert Langdon ist nicht nur Dozent an der Harvard Universität, sondern auch ein weltbekannter Symbologe. Sein umfangreiches Wissen ist gefragt, als er einen Anruf von Maximilian Kohler bekommt, der führenden Kraft im schweizerischen Forschungszentrum CERN. Denn ein Wissenschaftler, der an einer Simulation des Urknalls - und so auch dem ultimativen Beweis für Gott - gearbeitet hatte, wird tot aufgefunden, gemeinsam mit einem Brandmahl auf seiner Brust. Ein Ambigramm, das sich von jeder möglichen Seite als nur ein einziges Wort lesen lässt: ,,Illuminati''. Und genau diese haben das Experiment, in dem sich hochexplosive Antimaterie befindet, gestohlen und in den Vatikan gebracht. Mithilfe der Tochter des ermordeten Forschers, Vittoria, muss Langdon die Box so schnell wie möglich finden, denn in nur wenigen Stunden detoniert sie und würde die gesamte Vatikanstadt vernichten. Ausgerechnet an dem Tag, an dem ein neuer Papst gewählt werden soll ...





Meine Meinung ...




zum Buch:




Erst vor Kurzem ist Dan Browns neuester Thriller Origin erschienen und spaltet sichtlich die Meinungen. Nicht nur ist der Preis mit 28 Euro recht unverschämt, auch scheinen die Grundstrukturen von Browns Romanen die meisten inzwischen zu nerven. Doch im Gegensatz zu seinen vorigen Robert-Langdon-Büchern soll er sich dort nur mit Wissenschaft beschäftigt haben statt ihren vermutlich größten Gegensatz - die Religion - mit einzubeziehen.
Diese provokante Verknüpfung wird in Illuminati auch noch mit den titelgebenden Bösewichten beworben, was das Buch zu einer wahnsinnig guten, actionreichen und doch lehrreichen Erfahrung hätte machen können. Mehr als ein solider Thriller ist Angels & Demons allerdings nicht, und das aus vielerlei Gründen.
Zum einen liegt dies an der sehr langgestreckten und zugleich kurzweiligen Handlung. Denn wie der inhaltliche Teil schon andeutet, umfasst der Plot weniger als einen Tag und dennoch 700 Seiten voller Rätseleien und Rasereien. Dementsprechend schnell lesen sich die Seiten auch weg, einem richtig unter die Haut gehen tut das Geschehen allerdings nicht. Dabei macht der Autor nicht viel falsch, da er einem die Kulisse der Vatikanstadt detailliert darlegt und sein breitgefächertes Wissen zu Kunstgeschichte zeigt. Dies verfolgt man auch recht interessiert und kann sich das Setting ziemlich gut vorstellen. Man wird durch die kurzen Kapitel dazu angeregt fleißig weiterzulesen und wird von den Wendungen in den gestellten Rätseln ständig überrascht. Denn so verzwickt und verwinkelt die Lösungen sind, sie ergeben auf symbolischer Ebene immer einen Sinn und sorgen dafür, dass der Leser trotz der Komplexität gedanklich mitkommt - wenn auch erst, nachdem die Schlussfolgerungen geäußert wurden. Allerdings erscheint das Ganze sehr konstruiert, insbesondere wenn das Buch ins Finale geht, worauf jedoch später noch eingegangen wird. Daher ist das Mysterium um die Frage, ob wirklich die Illuminaten hinter der Entführung der Antimaterie stecken, wie auch die Frage nach dem Standort ihres Verstecks zwar intelligent gestaltet, allerdings nicht wirklich fesselnd. Liegt es vielleicht daran, dass man sich während Browns Beschreibungen vorkommt wie in einer (sehr guten) Vorlesung?
Oder liegt es vielmehr an den Figuren, zu denen man keine Bindung aufbauen kann? Selbstredend ist das nicht der Anspruch einer so plotgetriebenen Story, allerdings geht es um das Leben Tausender Menschen, das in Gefahr ist. Insbesondere da der Autor häufig Perspektiven wechselt, müsste man annehmen, dass man wenigstens ansatzweise Empathie für die Handelnden aufbringen kann. Robert Langdon allerdings ist bis auf seine Klaustrophie sehr austauschbar und durch seine gewollt lustigen Sprüche manchmal sogar nervig. Ansonsten fungiert er nur als Rätsellöser der Geschichte, genauso wie viele andere Figuren auch, beispielsweise die junge Wissenschaftlerin Vittoria, die nicht nur ihr verschwundenes Forschungsprojekt, sondern auch den Mörder ihres Vaters finden möchte. Warum Dan Brown ausgerechnet zwischen den beiden innerhalb von wenigen Stunden eine Liebesgeschichte anbahnen möchte, bleibt ein ebensolches Rätsel wie die Geschehnisse am Ende des Buches, vor allem da man überhaupt keine Chemie zwischen den beiden spürt. In so einer prekären Lage auch nur an Liebschaften zu denken ist im Allgemeinen mehr als verwunderlich.
Natürlich braucht man den Input seitens der Figuren, um die Geschichte der Illuminati wie auch der Kirche zu verstehen, immerhin dürfte sich der Durchschnittsleser nicht unbedingt damit, der Vatikanstadt oder dem Konklave auskennen. Es ist auch keinesfalls billig oder holprig gemacht, wie sich die Figuren gegenseitig Informationen zuspielen, da sie einander in dieser fremden Umgebung aufklären müssen. Tiefe oder Profil verleiht es aber nur den wenigsten Personen, die sich höchstens noch darüber definieren, wie sie zur Gottesfrage stehen. Insbesondere der Assasine, der Vittorias Vater getötet hat, wirkt sehr stereotypisch böse und sorgt mit seiner Perspektive nicht für einen Spannungsaufbau, sondern eher ein Augenrollen beim Leser.
Die Stellungnahmen zur Gottesfragen bieten aber eine gute Brücke zu dem Besten, das der erste Robert-Langdon-Roman zu bieten hat: die Ambivalenz von Wissenschaft und Religion. Sind die beiden wirklich so gegensätzlich? Ist eine Koexistenz davon unmöglich? Haben diese beiden Bereiche einander nur Möglichkeiten genommen oder auch geschaffen? Suchen sie nicht beide in gewisser Weise nach einem Gott? Mit diesen Fragen wird sich während der Spurensuche beschäftigt und so auch die Zahnräder im Kopf des Lesers bewegt. Man überdenkt seine eigene Meinung dazu und beobachtet fasziniert, wie Brown sowohl den Glauben als auch die Forschung in all ihren Schattierungen darstellt, auch wenn seine Figuren vielleicht keine so reflektierte Ansicht haben. Eher wird anhand ihrer Motive beleuchtet, ob und wie skrupellos diese beiden Bewegungen sind und was genau sie den Menschen bieten können. In gewisser Weise kann man die vermeintlichen Rachepläne der Illuminati verstehen, da die Kirche damals alles Mögliche versucht hat, um Rationalität einzudämmen und kluge Köpfe wie Galileo Galilei zum Schweigen zu bringen. Auch die gelungene Simulation eines Urknalls durch die Antimaterie wirft die Frage auf, ob dies als Gottesbeweis angesehen werden kann oder aber als Beweis, dass der Mensch inzwischen selbst göttliche Züge angenommen hat. Auch wenn man mit philosophischen Fragen meistens nur bei weiteren Fragen endet statt handfeste Antworten zu bekommen, diese Auseinandersetzung bildet den interessantesten und auch vielschichtigsten Teil dieses Thrillers, der literarischem Popcorn-Kino gleichkommt.
Gegen Ende nimmt es leider auch leicht absurde Züge an, wie es bei dieser Art des Kinos häufig der Fall ist. Das ist deswegen so schade, weil der Autor während der gesamten Diskussion um die beiden Gegenpole neutral bleibt und so weder verherrlicht noch verteufelt, auch wenn einige seiner Charaktere dies tun. Mit dieser Wendung schafft er allerdings einen überaus konstruierten und wörtlich zu nehmenden Deus Ex Machina Moment, der vor religiöser Inbrünstigkeit nur so strotzt. Vielleicht wäre die Einstellung eines religiöseren Menschen dazu anders, doch mit diesem Twist hat der Autor in die auf Realismus basierende Geschichte eine Portion Mystik eingebracht, die überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Der Plot hätte auch ohne dieses Element gut funktioniert und zu einer logischen, nachvollziehbaren Auflösung geführt. Denn die Klärung des Falls an sich wie auch der Motivation der Täter sind schlüssig, der Weg dahin allerdings nahezu verklärt. So ist auch das Ende etwas plakativ und wirft die Frage auf, ob Brown mit dieser Darstellung der Mystik nicht ein wenig zu sehr provozieren wollte.




Angels & Demons ist eine grundsolide Geschichte mit einem interessanten und philosophische Fragen aufwerfenden Fall. Anhand all der Beschreibungen der Kulisse wie auch der Verzwicktheit der Schnitzeljagd nach der Antimaterie stellt Dan Brown unter Beweis, dass er viel Gedankenarbeit und Recherche in sein Erstlingswerk gesteckt hat, wie auch seine klar ermessbare Liebe zur Kunst und Architektur. Allerdings hapert es ziemlich an der Ausarbeitung, da die Figuren in Prinzip nur Stellvertreter für Exposition oder Überzeugungen sind und auch der Schreibstil an vielen Stellen recht plump und einfach wirkt. Man kommt zwar schnell durch und ist interessiert am Ausgang der Story, aber den Leser richtig am Haken haben tut er nie. Und bei der unrealistischen Wendung am Ende des Buches, die jedoch zu einer glaubwürdigen Auflösung führt, bleibt man doch etwas ratlos zurück. So oder so bleibt es ein Buch für Zwischendurch und gute Unterhaltung, das allerdings nicht länger im Gedächtnis bleiben wird.




Ich gebe dem Buch:


♥♥ Herzchen


Extra:



Das Buch wurde vor einigen Jahren mit Tom Hanks in der Hauptrolle verfilmt. Hier seht ihr den Trailer dazu :3




CU
Sana

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