Donnerstag, 12. April 2018

:)Rezension:): Der goldne Topf

Grundwissen:




Titel♥: Der goldne Topf
Autor/-in♥: E.T.A. Hoffmann
Erschienen♥: Juni 2011 im Schöningh-Verlag und 1986 im Reclam-Verlag (Taschenbuch); original 1814
Seitenanzahl♥: 70-100 Seiten
Preis♥: 3,00-4, 95 € (Taschenbuch) [Quelle: amazon.de]
Genre♥: Klassiker; Märchen; Fantasy; Romantik; Romance




Quelle: © Reclam Verlag
Quelle: ©  Anaconda Verlag

















Inhalt:



,,[s]ollte man denn nicht auch wachend in einen gewissen träumerischen Zustand versinken können?'' - Registrator Heerbrand (S. 13)




Der Student Anselmus ist ein ziemlicher Pechvogel. Doch am Himmelfahrtstag begegnet er zwischen den Zweigen eines Baumes einer lieblichen Schlange, die ihn seitdem nicht mehr loslässt. Gleichzeitig vermittelt der Konrektor ihn wegen seines Talentes in der Kalligraphie an den Archivarius Lindhorst, der jemanden sucht, um seine Schriften zu kopieren. Und mit Anselmus' Arbeit in dessen Haus beginnt für ihn ein Ausflug in eine verborgene Welt voller Poesie, Magie und Liebe.





Meine Meinung ...




zum Buch:




Ein Märchen in der Epoche der Romantik, und das auch noch vom Autor vom atmosphärischen und unheimlichen Sandmann? Das kann ja nur gut werden!
Und ganz zu Beginn kann man sofort in der Geschichte eintauchen und sich wunderbar auf diese leichte, schöne und doch wehmütige Atmosphäre einlassen. Es ist faszinierend, wie Hoffmann einem die Fantasie und Verträumtheit seiner Hauptfigur beschreibt, und es schafft, einen irgendwo ganz tief im Inneren dadurch zu berühren. Denn der Student Anselmus ist ziemlich tollpatschiger armer Tölpel, der es nicht schafft die Person zu sein, die er sein möchte. Doch durch das Aufeinandertreffen mit der Schlange erlangt er zum ersten Mal echte Selbstsicherheit und kann aus dem grauen Alltag ausbrechen, der ihm so viele Stolpersteine in den Weg legt. Obwohl das Märchen Anfang des 19. Jahrhunderts erschienen ist, kann man sich mit ihm vor allem als introvertierter Leser sehr identifizieren und fühlt sich mit ihm verbunden durch diese Unlust auf das Normale und die Lust auf Abenteuer. Allgemein scheint E.T.A. Hoffmann an ihm zu zeigen, wie schwer es für Menschen mit einer lyrischen oder romantischen Ader ist, sich in einer von Rationalität geprägten Welt zurechtzufinden, zeigt aber gleichzeitig, dass man dennoch glücklich werden kann.
Dennoch muss Anselmus bis dahin die ein oder andere Probe bestehen, die ihn zwischen den beiden Welten zu zerreißen droht. In der Gestalt des Konrektors wie auch seiner Tochter Veronika werden irdische Verlangen und Notwendigkeiten manifestiert, die zum Beispiel auch das Wort ,,Liebe'' vollkommen anders interpretieren als der junge Student. Im Kontrast zu ihnen steht der Archivarius Lindhorst, der von seinen fantastischen Abenteuern berichtet und aus diesem Grund von niemandem ernst genommen wird, sich teilweise auch selbst von dieser ,,irdischen'' Gesellschaft isoliert. Und genau zwischen diesen repräsentativen Persönlichkeiten muss sich Anselmus entscheiden, denn beide haben ihre Vor- und Nachteile und lösen andere Gefühle in ihm aus. Wirklich differenziert werden diese beiden Gegensätze nicht dargestellt, allerdings ist das auch nicht der Anspruch dieser Epoche voller Idealisierungen, die sich im Schreibstil widerspiegeln. 
Vor allem die Beschreibungen der Natur und der Fantasiewelt, von der Lindhorst erzählt, kann E.T.A. Hoffmann wundervoll beschreiben. Man spürt nahezu schon die Wärme der Sonne auf der Haut und meint das Grün um sich herum erkennen zu können. Wer immer dachte, dass Klassiker langweilig sind, der wird hier in den Bildern der neu entworfenen Welt des Autoren eines Besseren belehrt. Genauso wie Anselmus selbst möchte man sie erkunden und das, was Lindhorst in seinen Erzählungen beschreibt und nur in kleinen Anteil in seinem Haus manifestiert hat, leibhaftig erleben. Denn die Hintergrundgeschichte dieses Mannes wie auch die Ansätze von World-Building, die der Autor in die Geschichte einflechtet, sind wirklich kreativ und so traumhaft, dass man kaum glauben kann, dass das die ersten Ansätze von Fantasy sein sollen. Ebenfalls integriert er eine Art Kampf von Gut gegen Böse in seine Geschichte, die ein einigermaßen spannendes Finale bietet.
Was jedoch den ein oder anderen stören könnte, wäre die Darstellung von Liebe oder in welchem Kontext dieses Wort verwendet wird. Schon in Der Sandmann handelt es sich dabei eher um Obsession auf den ersten Blick, doch während der Protagonist in seinem bekanntesten Klassiker psychisch krank ist, ist Anselmus bis auf seine Verträumtheit ein normaler junger Mann. Egal ob es sich bei der Schlange um ein magisches Wesen handelt und ihn hauptsächlich diese Magie auch anzieht, ist dieser Kitsch kaum zu übertreffen und durch die flache Darstellung dieser Figur überhaupt nicht nachvollziehbar. Besonders negativ stößt einem die Abhängigkeit auf, in die sich der Student stellt, und dass für ihn nicht die magische Welt an sich im Vordergrund steht, sondern seine angebliche Liebe.

,,O du holde, liebe Serpentina [...] wenn ich nur dich habe, was kümmert mich sonst alles Übrige; wenn du nur mein bist, so will ich gern untergehen in all dem Wunderbaren und Seltsamen, das mich befähigt seit dem Augenblick, als ich dich sah.'' - S. 50

,,Ach, verlass mich nicht, holde Serpentina [...] nur du bist mein Leben!''  - S. 50

Mag sein, dass diese überschwänglichen Liebesbekundungen einfach zu dieser Epoche dazugehören, aber insbesondere wegen des Endes der Geschichte hinterlässt das den Leser doch mit einem gemischten Gefühl zurück. Denn während der Autor ausdrücken möchte, dass man durch die Poesie und Dichtung in einer nach vorne gerichteten Welt glücklich sein kann, bringt er seine eigene Aussage mit einem kleinen Detail seines Endes ins Wanken.
Was ebenfalls etwas schade ist, wahrscheinlich aber aufgrund des Jahrhunderts, in dem das Märchen geschrieben wurde, ist, dass der Autor einem Lindhorsts fantastische Welt zwar anteasert, sich allerdings nicht traut, einen in diese Welt hineinzuführen. Auf der einen Seite verständlich, da dies auch seiner allumfassenden Aussage nicht gut getan hätte, auf der anderen hingegen hätte es den letzten Schritt in die Moderne markiert und auch die Neugier des Lesers gestillt. In welchem alten Stück Weltliteratur wird schon so viel Kreativität gesteckt, nur damit die beschriebenen Welten genau das bleiben? An dieser Stelle hört leider die Geschichte an der interessantesten Stelle auf, wie es bei Klassikern üblich zu sein scheint.



Schlussendlich ein Klassiker, den man sich als Freund der Natur, der Kreativität und der Abenteuer definitiv zu Gemüte führen sollte. Man kann sich wunderbar in Anselmus hineinversetzen und seine Faszination von der Welt, in der er einen Einblick gewährt bekommt, vollkommen nachvollziehen. Verbunden mit den langen, doch geschwungenen und künstlerischen Sätzen des Autors schwebt man nur so durch die Geschichte und folgt gebannt den Worten, die mal Fantasievolles, mal vollkommen Alltägliches beschreiben und auch im Alltag die Fantasie finden können. Darauf richtet sich auch letztlich seine Aussage, die jungen Introvertierten oder hoffnungslosen Abenteuern vermittelt, dass ihr Weg kein falscher ist. Dennoch interessiert die magische Welt von Lindhorst den Leser im Laufe der Handlung viel mehr als Anselmus' Faszination für Serpentina, die schlichtweg langweilig und dadurch eine vollkommen übertriebene Liebesgeschichte ertragen muss. Dennoch vor allem aufgrund seiner literarischen Stärke ein Klassiker, der durchaus zu empfehlen ist!




Ich gebe dem Buch:


♥♥.♥ Herzchen


Extra:


Wer eine kleine Zusammenfassung mit viel Humor sehen möchte, der kann gerne mal bei Sommers Weltliteratur to go anschauen. Er schafft es immer, Klassiker einfach und lustig darzustellen :3

CU
Sana

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