Samstag, 26. Mai 2018

►Serien-Review◄: Penny Dreadful (S.1)

Grundwissen:



Titel: Penny Dreadful (original: Penny Dreadful)
Idee: John Logan; basierend auf Schauernovellen des 19. Jahrhunderts
Regisseur/-e: J.A. Bayona; Coky Giedroyc; James Hawes; Dearbhla Walsh
Drehbücher: John Logan
Produzent/-en: Sam Mendes; John Logan
ProduktionsfirmaDesert Wolf Productions; Neal Street Productions
Erschienen: September 2014; 2015 auf DVD 
Dauer: 46-56 Minuten (8 Folgen)
Altersfreigabe: FSK 16
Genre: Mystery; Thriller; Horror
Preis: 11, 86 € (DVD); 13, 99 € (Blu-Ray) [Quelle: amazon.de]



Quelle: © Paramount Universal Pictures




Inhalt:




''Do you believe there is a demimonde, Mr. Chandler? A half world between what we know and what we fear? A place rarely seen but deeply felt? Do you believe that?'' - Vanessa Ives [1.01]





Im London von 1891 hat der amerikanische Schauspieler Ethan Chandler einen Auftritt vor dem Publikum. Beeindruckt von seinen Schießkünsten, sucht ihn die junge Miss Vanessa Ives auf, um ihn um einen Gefallen zu bitten. Doch entgegen seiner Erwartungen geht es dabei um blutrünstige Wesen, die in den dunkelsten Ecken der Welt lauern und Menschenleben fordern. Eines dieser Menschenleben ist das von Mina, einer Freundin Vanessas und die Tochter ihres Kumpanen Mr. Murray. Um jeden Preis wollen sie das entführte Mädchen wiederfinden, bevor es zu spät ist. Hilfe bekommt das Trio dabei vom Arzt Viktor Frankenstein, der jedoch selbst zwielichtige Dinge treibt. Und auch Vanessa selbst scheint zum Bösen eine ganz faszinierende Verbindung zu haben ...






Meine Meinung ...




zur Staffel:




Das Horror-Genre hat viele Facetten und spaltet sich in verschiedene Subgenres unter. Manche mögen eher die Art von Horror, die auf die Psyche geht und die Figuren zu unentschuldbaren Taten, manchmal im Zuge einer psychischen Erkrankung, zwingt. Wieder andere lieben es, wenn Blut und Gedärme durch die Gegend spritzen. Und wiederum andere mögen den Ursprung dieses Genres, der sich in den Gothic-Romanen des 19. Jahrhunderts wiederfindet. Und genau diese häufig kurzen Geschichten wurden in Penny Dreadful  - der Bezeichnung für damalige Schauernovellen - vermischt und zu etwas ganz Eigenem gemacht.
Nicht nur hat man durch die finsteren, unmenschlichen Gestalten den Vampirmythos wieder aufgegriffen, auch andere Figuren aus Dracula wie Mina oder Van Helsing werden in die Geschichte mit eingewoben, verbunden mit weiteren Charakteren wie Victor Frankenstein, sein Monster oder dem Jüngling Dorian Gray. Für Kenner des Genres immer wieder ein Grund sich zu freuen, da ihre Geschichten sich recht gut verknüpfen lassen und sie teilweise sehr interessante Beziehungen zueinander aufbauen können. Die Hauptfiguren Ethan und Vanessa sind zwar neu erfunden bzw. an bestimmten Figuren aus Dracula inspiriert, fügen sich aber wirklich gut ins Gesamtgeschehen mit ein. Insbesondere die aufkeimende Verbindung zwischen Vanessa und Dorian ist sehr faszinierend und bietet einem teilweise eine ganz neue Sicht auf einen derartig bekannten Charakter wie ihn. Allgemein geben sich die Macher Mühe, Freundschaften und ihre Hintergründe sehr langsam zu etablieren, sodass man immer wieder - allen voran bei Murray und Vanessa - darüber grübeln kann, wie sie zueinander gefunden haben. Sie versprühen alle ihren ganz eigenen Charme und bauen durch ihre Interaktion Spannung in den Szenen auf, in denen die dunklen Kreaturen in den Hintergrund rücken. Erfrischend daran ist, dass keiner von ihnen eine reine Weste hat und durch ihre verkommene Moral sehr viele Gefühle im Zuschauer auslösen können.
Dies macht sich in beiden Handlungssträngen bemerkbar, denn der anfangs so harmlos erscheinende Forscher Mr. Murray ist buchstäblich bereit über Leichen zu gehen, um seine Tochter wiederzubekommen, selbst wenn es bedeutet, seine eigenen Verbündeten in Gefahr zu bringen. Aus diesem Grund ist er, obwohl man nicht viel über ihn weiß, ein recht vielschichtiger Charakter, der seine Obsession wird in dieser Staffel überwinden müssen. Doch auch Victor Frankenstein bietet durch seine göttliche Stellung im Spiel mit Leben und Tod viel Stoff zum Nachdenken, da er - wie auch in der ursprünglichen Novelle von Mary Shelley - seine Verantwortung dafür ablehnt. Seine Plotline ist allerdings emotional wesentlich ergreifender als Murrays, was eventuell daran liegt, dass man Frankensteins Monster auch zu sehen bekommt und nicht überwiegend retrospektiv davon erzählt wird. Fast wünscht man sich, der Fokus der Staffel würde sich eher auf ihn und seine Kreatur verschieben, da die Wahrnehmung des Wesens von der Umwelt und die Reaktion der Umwelt auf ihn hochgradig interessant sind und man es als menschlichste Person von allen empfindet.
Noch größeres Mitleid empfindet man allerdings gegenüber Vanessa, die ihre ganz eigenen Kämpfe auszutragen hat. Ihre Verbindung zum Bösen ist wahnsinnig erschreckend dargestellt und hätte ihrer Darstellerin Eva Green definitiv ein paar Preise einräumen sollen! Nicht nur stellt sie die Diskrepanz zwischen der kontrollierten und der dämonischen Vanessa wunderbar dar, auch sind ebendiese Szenen, in denen Exorzismus, epileptische Anfälle und weitere provokante Situationen auf sie zukommen, hervorragend gespielt. Man sitzt mit offenem Mund vor dem Bildschirm und hat vor ihr manchmal eine noch größere Angst als vor den eigentlichen Monstern der Geschichte.
Allgemein sind sich die Macher der Serie nicht zu schade, den Grusel ihrer Geschichte aus vielen Elementen zu beziehen. Nicht nur die Darstellung von Besessenheit ist schlichtweg großartig, auch das Design und das Wesen der Vampire ist wirklich herrlich und reißt schonungslos die ganzen Glitter- und Kleinmädchenfantasien runter, die Filme wie die Twilight-Saga auf diese Geschöpfe projiziert haben. Sie sind blutrünstig, brutal und nicht im Geringsten menschlich, erschrecken und gruseln den Zuschauer, wann immer sie zu sehen sind, auch wenn sie ruhig etwas häufiger hätten in Erscheinung treten können.  Dennoch geben sich die Macher Mühe, ihnen einen vollkommen neuen Hintergrund zu verleihen, ihre Mystik und Gefährlichkeit gebührend darzustellen und sich dabei am bekanntesten Werk über Vampire aller Zeiten zu orientieren. Abgerundet wird das Ganze durch die dreckige, regnerische und düstere Atmosphäre des ausklingenden viktorianischen Londons, das herrlich authentisch darherkommt und historisch korrekt wirkt. Man kann sich an diesem Setting nicht sattsehen und kann das warme Sommerwetter vor seiner Haustür ohne Probleme ausblenden, so sehr saugt einen diese tolle Stadt ein.
Allerdings lebt die Serie neben ihren Figuren und deren Dynamik auch sehr von ihrer Langwierigkeit und Provokation. Beides sind Faktoren, die es dem Durchschnittszuschauer wirklich schwer machen werden, die Folgen aufmerksam zu verfolgen, denn wenn man genauer hinschaut, geschieht in den einzelnen Episoden nicht wirklich viel. Wer ausschweifende Dialoge in jeder der Plotlines anstrengend findet, der wird in Penny Dreadful einer echten Herausforderung gegenüberstehen. Zum Ausgleich gibt es zwar sehr viele Szenen, die wahnsinnig gewagt und allgemein einfach nur durchgeknallt sind, die aber meistens nur auf bestimmte Episoden verteilt sind. Somit gibt es nur wenige, in denen es ein Gleichgewicht gibt zwischen der sehr ruhigen Handlung und Skurrilität, weswegen in den Folgen selbst manchmal zu wenig Abwechslung herrscht. Denn selbst an die schockierendsten Szenen gewöhnt man sich irgendwann, wenn eine fast einstündige Folge nur so davor strotzt.
Außerdem ist das Staffelfinale im Gegensatz zu der sonst sehr langsamen Staffel viel zu schnell und fast schon lieblos abgehandelt. Dabei hätte es genau dort eigentlich eine größere dramaturgische Inszenierung gebraucht, insbesondere da man dieses Auseinandersetzung für sieben Folgen vorbereitet hat. Figuren erleben fast schon Brüche in ihrem Charakter, damit dieser Plotpunkt schnell abgehakt werden und diejenigen für die zweite Staffel vorbereitet werden können. Doch nicht nur wird so der Hauptkonflikt lau gelöst, selbst der aufmerksame Zuschauer dürfte die Enthüllung am Ende zuerst gar nicht verstehen, da bestimmte Anspielungen zu Beginn der Staffel für eine sehr lange Zeit gar nicht mehr angesprochen werden. Liegt das daran, dass die Macher genau diesen verzögerten Aha-Effekt erzielen wollen oder vielmehr daran, dass sie sie neben all den anderen Strängen einfach vergessen haben?



Insgesamt ist Penny Dreadful definitiv eine besondere Serie. Durch den viktorianischen Flair, die durchgehend düstere und gruselige Stimmung im Zusammenhang mit den ganz abstrakten und monströsen Vorstellungen des  Bösen kann sie einen definitiv in ihren Bann ziehen. Auch die Figuren tragen dazu bei, dass man die Staffel gespannt verfolgt, vor allem wenn es sich dabei um Frankenstein oder Vanessa handelt. Für sich genommen ist jede Folge zeitaufwendig und schön erzählt, vor allem für Liebhaber von eleganten und langen Dialogen. Jedoch verliert sich die Serie manchmal so sehr in ihrer Ästhetik und ihrer Stimmung, dass die Handlung rückblickend etwas dünn wirkt. Durch ihre Provokanz kann sie den Zuschauer immer wieder an den Bildschirm fesseln, allerdings zeigt vor allem die letzte Folge, dass sich die Macher vielleicht zu viele Plotlines geschaffen haben und keine davon für eine andere - und die wichtigste mit Mina - dauerhaft in den Hintergrund rücken wollen. Nichtsdestotrotz etwas für alle Fans von Gothic und des viktorianischen Englands!




Ich gebe der Staffel:


♥ Herzchen


Extra:


Der Trailer für die zweite Staffel ist hier zu finden :3


CU
Sana

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