Montag, 21. Mai 2018

:)Rezension:): The Trees

Grundwissen:




Titel♥: - (original: The Trees)
Autor/-in♥: Ali Shaw
Erschienen♥: original März/September 2016 im Bloomsbury Publishing PLC
Seitenanzahl♥: 483 Seiten
Preis♥: 25, 85 € (Hardcover); 8, 99 € (Taschenbuch); 9, 49 € (Kindle Edition) [Quelle: amazon.de]
Genre♥: Mystery; Fantasy/Magischer Realismus; Apokalypse




Quelle: © Bloomsbury Publishing PLC





Inhalt:


''How do you expect to survive in the world [...] if you turn away from the very sight of it?'' - Carter (p. 130)


Adrien Thomas konnte sein Leben noch nie in die Hände nehmen. Statt herauszufinden, was er will und damit seine Ehe mit Michelle zu retten, pflanzt er sich lieber mit einem Eimer Hähnchenschenkel vor den Fernseher. Doch eines Nachts erobert die Natur die moderne Welt zurück: überall sprießen Bäume hervor und hinterlassen nicht nur die Städte, sondern auch die Menschheit in purer Zerstörung. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, in dem Michelle sich in Irland befindet. Gemeinsam mit der Naturliebhaberin Hanna, die in dieser Apokalypse ein Geschenk sieht, und ihrem technikvernarrten Sohn Sebastian schlägt sich das ungleiche Trio durch die Wälder, um Michelle - und auch sich selbst - zu finden.




Meine Meinung ...




zum Buch:





Besondere Bücher sind immer diejenigen, die am schwersten zu bewerten und noch schwerer weiterzuempfehlen sind. Denn wenn die Floskel ,,Es ist Geschmackssache'' auf irgendeine Art von Buch zutrifft, dann auf dieses.
Wer sich von The Trees eine actionreiche und spannende Apokalypse mit vielen Kämpfen ums Überleben erwartet, der ist hier komplett an der falschen Adresse. Allgemein sollte man keine ausgeklügelte und wendungsreiche Handlung erwarten, denn Ali Shaw schreibt sehr geradlinig, gemächlich und fokussiert sich eher auf die Atmosphäre seiner Welt und die Vorstellung seiner Figuren. Wer sich irgendwelche Hintergründe dazu erwartet, weshalb die Bäume aus der Erde gesprossen sind und ob die ganze Welt oder nur Großbritannien davon betroffen ist, was die Regierung dagegen tut oder ob es sie überhaupt noch gibt, der wird sich mit bloßen Spekulationen zufriedengeben müssen. Zwar trifft man auf andere vereinzelte Menschen und Gruppierungen, allerdings haben diese genauso wenige Antworten auf diese Fragen wie Adrien, Hannah und Seb. Vielmehr tragen sie, wie die Hauptfiguren, zu einer eher ethischen und esoterischen Auseinandersetzung mit dem Thema Natur und ihrer Verbindung zum Menschen bei, auf die sich der Ausbruch dieser Apokalypse vermutlich zurückführen lässt. Ein sehr interessanter Einfall von Shaw, das übliche Klischee einer übertechnisierten Zukunft und von Menschen zerstörten Umwelt umzudrehen und die Natur selbst zum Urheber der Katastrophe zu machen, nur um sich letztlich vor der eigenen Zerstörung zu bewahren.
Allgemein ist dieses Buch eindeutig ein Plädoyer dafür, sich auf seine Verbindung zur Natur zurückzubesinnen und unsere gegenseitige Abhängigkeit anzuerkennen. Dies kommt vor allem durch Naturliebhaberin Hannah, die seit jeher eine enge Beziehung zu Wäldern hat und die technikgebundenen Hobbies ihres Sohnes vollkommen ablehnt. Der Autor bleibt jedoch nicht bei dieser plakativen Aussage, sondern zeigt auch die negativen und brutalen Seiten des Lebens. Nicht nur werden viele Menschen durch die Bäume aufgespießt oder von wilden Tieren gefressen, auch gibt es einige, die die vorherrschende Anarchie ausnutzen und nur noch sich selbst der nächste sind. Dadurch erlebt Hannah im Laufe des Buches eine Art Identitätskrise, da sie - ähnlich wie viele andere Freunde der Umwelt auch - vergisst, dass sie im Grunde genommen ziemlich blutrünstig sein kann. Leben wir deswegen nicht doch schon seit Anbeginn der Zeit im Einklang mit der Natur, wenn wir ihre Bäume fällen, während ihre Tiere sich gegenseitig zerfleischen? Dieser erweiterte Blickwinkel hat dem Buch sowie der Protagonistin die Naivität, die man sich von so einem Plädoyer erwartet, genommen, und es dem Leser selbst überlassen, in welchem Verhältnis er sich und Mutter Natur sieht.
Dennoch wäre es verständlich, wenn viele Leser sich von derart viel Philosophie abschrecken oder langweilen ließen. Dadurch, dass Ali Shaw Vieles dem Leser offen lässt, fühlt sich The Trees sehr verwirrend an und hinterlässt nicht nur seine Protagonisten mit einigen Fragen. Insbesondere die mysteriösen Wesen, die Adrien verfolgen, ebenso wie der riesige Baum, den nur er sehen kann, bleiben einem selbst am Ende ein Rätsel, auch wenn man die ein oder andere Vermutung dazu aufbauen kann. Diese ist jedoch sehr von Esoterik geprägt und könnte dem ein oder anderen sicherlich zu besonders sein. Gekoppelt an die beständig düstere Stimmung mit poetischen, wundervollen Naturbeschreibungen fühlt sich die Geschichte an wie ein surreales Erlebnis und vermag dadurch den Leser vollkommen in sich einzusaugen - vorausgesetzt, man kann sich auf diese Form des magischen Realismus einlassen.
Ebenso gewöhnungsbedürftig sind die Figuren, die alles andere als klassische Helden sind. Neben Hannah begleitet man den in sich selbst gefangen Adrien, der ständig an seiner Angst vor der Welt scheitert und dadurch weder sich noch seiner Frau Michelle der Mann sein kann, der er eigentlich sein möchte. Der Autor flechtet mit viel Einfühlungsvermögen die Kennlerngeschichte der beiden in seine Wanderung ein und erklärt seine Bedenken und Zwickmühle wirklich gut. Immer wieder reflektiert er sich selbst, indem er realisiert, dass er durch seine Reise nicht zu einem tapferen Kämpfer wird, sondern diese Wandlung vom Weichei zum Helden mehr beansprucht als ein einziges Abenteuer. Zwar wird das einigen Lesern bestimmt auf die Nerven gehen, für andere wird es jedoch sehr erfrischend sein, mal einen Hauptcharakter zu haben, der stetig gegen seinen Selbsthass verliert und das Rampenlicht anderen überlassen will.
Auch Seb ist kein uninteressanter Charakter, verliert jedoch durch eine später hinzukommende Figur - Hiroko - jegliches Potential zur Austragung seines inneren Konflikts. Dabei wäre es bei seiner Abhängigkeit von Technik noch am interessantesten zu zeigen, wie er mit der neuen Situation umgeht. Dies gerät jedoch sehr schnell in Vergessenheit und wird durch die Liebesgeschichte mit der eiskalten Japanerin ersetzt, die bestenfalls gewöhnlich ist. Andere auftauchende Figuren haben häufig nur die Aufgabe, einen neuen Standpunkt zu den bestehenden Fragen hinzuzufügen, weswegen sie zwar nicht sehr tiefgründig sind, dafür aber Shaws Thematik mehr Tiefgang verleihen.
Sich für über 400 Seiten ausschließlich Gedanken um die derzeitigen Zustände und die Natur zu machen, wird  jedoch auf Dauer langwierig und ab und an auch langweilig. Man scheint sich von einem philosophischen Dialog in den nächsten zu hangeln ohne wirklich etwas Neues über die Charaktere oder die Welt zu erfahren. Meistens fühlen sich diese Gespräche sehr konstruiert und an, als müssten die Figuren ihre Vergangenheit und ihre Ansichten jedem darlegen, der ihren Weg kreuzt. Selbst in bedrohlichen Situationen zeigen sich die Charaktere äußerst redselig und können auch kurz vor einer Ermordung noch über die Anarchie der Natur sprechen. Daher fühlen sich, auch mit neuen Denkanstößen, viele Szenen repetitiv an und tragen dazu bei, dass sich die dünne Handlung noch langgestreckter anfühlt. Zwar mündet die Geschichte in einem recht spannenden Finale, jedoch nicht ohne eine dahingeschobene Motivation und die ein oder andere Länge. 




The Trees ist definitiv nicht für jeden etwas. Durch eine langatmige, doch wunderbar blumig erzählte Wanderung durch ganz England versucht der Autor, seine Figuren und deren Einstellungen gegenüber Mutter Natur näherzubringen. Häufig dienen sie nur als Platzhalter, um seine Beschäftigung mit dem Thema auszuweiten, nur mit Hannah und Adrien schafft er Personen, die interessant genug sind, um den im Schneckentempo vorankriechenden Plot zu tragen. Wer auf gescheiterte Persönlichkeiten steht, der wird hier reichlich davon finden, ebenso wie eine tiefgehende ethische und differenzierte Auseinandersetzung über die Natur, die in den magischen Realismus übergeht. Ein Buch, für das man sich Zeit nehmen und worauf man sich einlassen muss, um es zu genießen, ansonsten könnte es wirklich schwer sein, sich durch den dichten Wald der Seiten zu kämpfen.




Ich gebe dem Buch:


♥♥.♥ Herzchen


Extra:


Neben diesem Werk hat Ali Shaw bereits zwei andere Bücher veröffentlicht. Beide davon wurden vor einigen Jahren ins Deutsche übersetzt.

Quelle: https://www.goodreads.com/book/show/13171495-das-m-dchen-mit-den-gl-sernen-f-en

In diesem Buch geht es um ein Mädchen namens Ida, das sich langsam nach einem Aufenthalt auf St. Hauda's Land in Glas zu verwandeln beginnt. Sie kehrt dorthin zurück, um die Ursprünge für ihre Krankheit und Hilfe zu finden. Stattdessen verliebt sie sich in Midas, obwohl ihr Tod unabwendbar scheint.

Quelle: https://www.goodreads.com/book/show/17161194-der-mann-der-den-regen-tr-umt

In der Stadt Thunderstown lebt der Einsiedler Finn, der von den anderen Einwohnern gemieden wird. Auch hier soll sich eine Liebesgeschichte anbahnen, die jeder Vernunft trotzen soll. Scheinbar steht Ali Shaw auf tragische Liebesgeschichten ^.^ 


CU
Sana

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