Sonntag, 6. Mai 2018

:)Rezension:): Shining #2

Grundwissen:




Titel♥: Doctor Sleep (original: Doctor Sleep)
Autor/-in♥: Stephen King
Erschienen♥: Oktober 2013 im Heyne-Verlag; original 2013
Seitenanzahl♥: 704 Seiten
Preis♥: 22, 99 € (Hardcover); 12, 99 € (Taschenbuch); 9, 99 € (Kindle Edition) [Quelle: amazon.de]
Genre♥: Horror; Mystery




Quelle: © Heyne Verlag
Quelle: © Scribner Verlag

























Inhalt:



Eine Sucht ist eine Gabe für das ganze Leben. - S. 341





Nach den Geschehnissen im Overlook Hotel in Colorado möchte Danny Torrance nichts lieber, als sie zu vergessen. Doch nicht nur suchen ihn die Geister aus dem Hotel selbst heim, sondern auch die finsteren Erinnerungen an seinen Vater. Obwohl er sich schwört, niemals in seine Fußstapfen zu treten, fängt auch er an zu trinken. Bei den Anonymen Alkoholikern und in seiner Arbeit im Hospiz geht es für ihn bergauf, und auch die kleinen Nachrichten einer Unbekannten, die ebenfalls das Shining hat, erhellen seine Tage. Doch dann gerät die Unbekannte auf den Radar einer gefährlichen Sekte, die sich von Kindern mit dem Shining ernährt, um zu überleben ...




Meine Meinung ...




zum Buch:




Ein Sequel vierzig Jahre später zu einem Buch zu schreiben, das immer als Einzelband gedacht war und den Leser mit keinerlei offenen Fragen zurücklässt, wäre bei jedem anderen Autor wahrscheinlich ein sehr riskantes Unterfangen. Nicht allerdings bei Horrorlegende Stephen King, der selbst noch im hohen Alter jährlich neue Klopper herausbringt und sich einer wahnsinnigen Beliebtheit erfreut. Wie der Autor im Nachwort von Doctor Sleep schreibt, soll er in einem Meeting mit einem Verlag auf die Idee gekommen sein, die Geschichte um den kleinen Danny Torrance weiterzuspinnen; auch ihn selbst hat die Frage nicht losgelassen, was mit diesem besonderen Jungen geschehen sei. Sich dies zu fragen und seinen Werdegang als Alkoholiker auszumalen, ist jedoch eine Sache - eine Geschichte darum herumzuspinnen, um dies als Buch zu veröffentlichen, eine ganz andere.
Denn die Passagen, die sich ausschließlich um Danny und sein Leben nach Shining drehen, sind eindeutig das Herzstück dieses Romans. Man hat anfangs zwar seine Schwierigkeiten zu akzeptieren, was aus ihm geworden ist, allerdings ist dies angesichts seiner traumatischen Erfahrungen nur konsequent. Er ist nicht mehr der hilflose Junge, der hin und her gerissen ist zwischen seiner Liebe zu seinen Eltern und der Angst vor seinen Fähigkeiten, sondern ein Erwachsener am Tiefpunkt seines Lebens, der inzwischen zu allem bereit ist, um seine Sucht zu befriedigen. Es tut einem im Herzen weh, ihn so zu sehen, und freut sich gleichzeitig mit ihm, als er über mehrere Ecken auf die Anonymen Alkoholiker trifft und sich seiner Abhängigkeit entgegenstellt. Allgemein kann King das Gefühl, eine Substanz zu brauchen, und ständig darum zu kämpfen, seine Fortschritte nicht mit einem einzigen Moment der Schwäche zunichte zu machen, wunderbar eindringlich beschreiben. Diese Momente, in denen Danny Widerstand leisten muss, sind teilweise auch diejenigen, in denen der Leser am meisten mitfiebert. Auch sein Alltag im Hospiz und wie er durch sein Shining Leuten dabei helfen kann, auf die andere Seite zu gehen, ist zum Teil sehr berührend und zeigt, dass sich unter der Fassade eines Suchtkranken trotz allem ein guter Mensch verbirgt.
Abgesehen davon fällt Doctor Sleep aber sehr dürftig aus. Man merkt, dass King dieses Buch anfangs nur mit Danny als Leitfaden geschrieben hat, denn für die ersten 300 Seiten des Romans wird ausschließlich die Ausgangssituation und sein Alkoholismus beschrieben. Es gibt zwar auch Ausschnitte aus dem Leben des Mädchens Abra - die genannte Unbekannte - sowie Anspielungen auf die Antagonisten der Geschichte, aber eine wirkliche Handlung ist weit und breit nicht zu sehen. King ist dafür bekannt, gemächliche Bücher zu schreiben, aber einen so absoluten Stillstand gibt es selbst in Joyland nicht, das maximal aus fünfzehn Prozent Horror besteht. Es wird vielmehr die Geschichte beschrieben, wie es zu dem eigentlichen Setting kommt, statt direkt damit einzusteigen. Man hätte nicht mal etwas verpasst, wenn King direkt damit begonnen hätte, da all das, was in diesen Seiten erlebt wird, entweder in Dialogen oder Flashbacks sowieso nochmal wiedergegeben wird. Zusätzlich mit einem Inhalt, den man fünf Sätzen zusammenfassen könnte, und einem Showdown, der nicht mal dreißig Seiten in Anspruch nimmt, obwohl er circa dreimal so lang vorbereitet wird, tut King sich mit seiner ausschweifenden Art zu erzählen überhaupt keinen Gefallen. Obwohl seine Kapitel recht kurz und ineinander noch unterteilt sind, fühlt sich das Buch wahnsinnig langgezogen und zäh an, denn gefühlt passiert nur alle hundert Seiten etwas, das die eigentliche Handlung vorantreibt.
Sonderlich neu ist der Grundkonflikt nämlich nicht, ebenso wie die Figur des mächtigen jungen Mädchens und den durch und durch bösen Gegenspielern. Zu Beginn zeigt King noch schön auf, wie Abra schon im Kleinkindalter ihre Fähigkeiten offenbart, jedoch wird sie mit zunehmenden Alter immer langweiliger. Denn statt etwas aus den parapsychologischen Kräften zu machen, hält King sich entweder an Konventionen fest oder klammert sich regelrecht an den Aspekt der Telepathie, der entweder total abgedreht oder total plump geschrieben ist. Aus diesem Grund fühlt man auch kein Zuspitzen der Situation, da sich die Figuren nur gegenseitig in den Kopf gucken und rausjagen, was weder spannend beschrieben ist noch aktive Handlungen nach sich zieht. 
Entsprechend wenig ernst kann man auch die Sekte nehmen, die sich vom Shining von Kindern ernährt. Am Anfang schafft King es noch, sie in all ihrer offensichtlichen Harmlosigkeit interessant zu gestalten, etwas Alltäglichem etwas Gruseliges zu verleihen. Doch da diesen Beschreibungen keinen Taten folgen, verliert man immer mehr den Respekt vor dem Wahren Knoten und sieht sie nur noch als eine Reihe von Rentnern an, die sich im Schneckentempo auf Abra und Danny zubewegen - umso mehr, wenn sie sich von einem kleinen Mädchen ins Bockshorn jagen lassen, obwohl sie ihr Jahrhunderte Erfahrung voraus haben. Halbwegs interessant ist ihr menschliches Bedürfnis, ihr gegenseitiges Überleben zu sichern, zu guten Bösewichten macht das diese Sekte allerdings nicht. Im Gegenteil, irgendwann wird man ihnen gegenüber genauso hochnäsig wie Abra, denn mehr als große Töne spucken können Rose & Co. nicht.
Zusätzlich zu den schwachen Gegnern ist das Finale, wie bereits angesprochen, sehr unterwältigend. Nicht nur, dass es bis auf einige Gestalten aus dem Overlook Hotel und ein paar Geister überhaupt keinen Horror in diesem Buch gibt, auch ist der Endkampf einfach nur verwirrend. Es spielt sich dermaßen viel im und durch den Kopf der Figuren ab, dass man als Außenstehender überhaupt nicht mitkommt, insbesondere da King den ein oder anderen Ex Machina Twist einführt, damit es nicht schlecht für die Hauptfiguren ausgeht. Es ist sehr schwammig und konstruiert zugleich, weswegen man unbeeindruckt Seite um Seite umblättert, nur um sich gleichzeitig zu fragen ,,Das war es schon?'' und ,,Oh, ist es jetzt endlich vorbei?''.



Insgesamt ist Doctor Sleep wohl eines der unnötigsten Sequels aller Zeiten. Man merkt, dass King eigentlich nur die Probleme Dannys und seinen Umgang damit erzählen wollte und sowohl Abra wie auch Der Wahre Knoten notdürftig dazuerfunden wurden. Denn das Thema des Alkoholismus an sich ist überzeugend dargestellt und lässt einen mit der Hauptfigur mitfühlen, alles andere ist jedoch bestenfalls in seinen Ansätzen gut und dürftig oder zu verworren erklärt. Vor allem diese Art von Telepathie ist ein einziges Fragezeichen und ab und an unfreiwillig komisch. Zusätzlich mit einem lauen Finale und nahezu keinem Gruselfaktor eine riesige Enttäuschung. Hätte man die alten Geister des Overlook Hotels doch besser ruhen lassen ...




Ich gebe dem Buch:


♥ Herzchen


Extra:


Dieses Buch soll bald - scheinbar in Folge der riesengoßen King-Manie vom letzten Jahr - verfilmt werden. Bisher ist nur bekannt, dass ein gewisser John Cusack Interesse daran geäußert hat, Danny Torrence zu spielen. Es gibt jedoch auch Gerüchte, dass der Danny-Darsteller aus Stanley Kubrick's Verfilmung von The Shining nun sein älteres Ich spielen soll.
Hast du den ersten Teil noch nicht gelesen und fragst dich, ob er was für dich ist? Dann lies hier gerne meine Rezension dazu :)

CU
Sana

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