Sonntag, 3. Juni 2018

:)Rezension:): Dracula

Grundwissen:




Titel♥: Dracula (original: Dracula)
Autor/-in♥: Abraham ,,Bram'' Stoker
Erschienen♥: 2013 im Redimus-Verlag (Kindle Edition); Oktober 2008 im Anaconda-Verlag (Hardcover); Oktober 2008 im Fischer-Verlag (Taschenbuch); original 1897
Seitenanzahl♥: 502 Seiten
Preis♥: 8, 00 € (Taschenbuch) ; 7, 95 € (Hardcover); 0, 49 € (Kindle Edition) [Quelle: amazon.de]
Genre♥: Klassiker; Horror/Gothic; Fantasy





Quelle: © Anaconda Verlag
Quelle: © Penguin Classics




















Inhalt:



''I have tried to keep an open mind; and it is not the ordinary things of life that could close it, but the strange things of life, the extraordinary things, the things that make one doubt if they be mad or insane.'' - Dr. Van Helsing (p. 217)




Der Rechtsanwalt Jonathan Harker ist auf dem Weg nach Transsilvanien, um dem wohlhabenden Grafen Dracula den Kauf eines Hauses in England und seine Überfahrt dorthin zu erleichtern. Schon sehr bald merkt er aber, dass mit diesem Mann etwas nicht stimmt. Nicht nur ist er tagsüber nicht aufzufinden und schrecklich blass, auch kann man sein Spiegelbild nicht sehen. Als die Merkwürdigkeiten in seiner Burg sich zuspitzen, flüchtet Harker zurück nach England - doch dort wird er den Grafen schon bald wiedertreffen und muss um das Leben seiner Freunde und seiner Frau Mina bangen. Wird es ihnen mit der Hilfe von Dr. Van Helsing gelingen, ihn zu vernichten?




Meine Meinung ...




zum Buch:




Alles geht mit der Zeit, auch magische, mystische Figuren wie Vampire. Und spätestens mit dem Erscheinen der Bis(s)-Reihe und der riesigen Vampir-Welle, die daraufhin sowohl Buch als auch Film verschlungen hat, sind diese Wesen zu Schatten ihrer selbst degradiert worden. Natürlich nicht in allen Serien oder Reihen, allerdings kann man doch überwiegend sagen, dass diese gefährlichen Kreaturen zu romantisierten, reichen und rattenscharfen kleinen Jungs umfunktioniert wurden, die sich standhaft gegen ihr Schicksal als Blutsauger wehren. Spätestens die Light-Version Stephenie Meyers, die in der Sonne glitzern statt in Flammen aufzugehen, dürften diese Wesen bei vielen nur noch ein Augenrollen verursachen. Wer seine Liebe zu Vampiren - den echten Vampiren - wiederfinden will, der ist bei dem bekanntesten Vertreter seiner Spezies in Stokers Roman goldrichtig.
Denn vor allem zu Beginn legt der Autor eine Rasanz an den Tag, die für das damalige Gothic-Genre sehr ungewöhnlich ist. Durch die Tagebuchform, die er für seine Geschichte wählt, fühlt man sich den Figuren sehr nahe und kann am Anfang praktisch in Jonathans Rolle schlüpfen und seinen Grusel am eigenen Leib spüren. Atmosphärisch und düster werden die Gegebenheiten in seiner Burg beschrieben und bieten Stoff für kommende Generationen an Autoren, die das Wesen des Vampirs in ihre Geschichten miteinbeziehen. Dracula ist einfach ein charmanter und geheimnisvoller Bösewicht, der anfangs gut mit Harker zu spielen weiß und mit seiner noblen Art sehr sympathisch ist. Man spürt wieder die Faszination für diesen Untoten, denn anders als seine postmodernen Vertreter zeichnet er sich nicht durch sein unverschämt gutes Aussehen aus, eher im Gegenteil. Reichtum und Prunk sind zwar auch Merkmale, die Stoker eingewebt hat, allerdings wird das nie zu einem Attraktivitätsmerkmal des Grafen gemacht. Er wird wirklich als grausame, blutrünstige Kreatur dargestellt, die sich nicht nach Erlösung sehnt oder in Melancholie versinkt, sondern ihr Wesen akzeptiert und sich an seiner dunklen Seite labt. Aus diesem Grund nimmt man ihn als Antagonisten ernst und findet ihn mit zunehmenden Informationen über seine Spezies interessanter und origineller, obwohl er der Archetyp für alle Vampire ist, die danach kamen, und man deswegen bereits viel im Vorhinein weiß. Wunderbar, wenn ein Wesen so spannend geschrieben ist, dass man selbst mit Vorwissen noch gepackt und gegruselt wird!
Allgemein dürfte der Roman für die damalige Zeit sehr blutig und sexuell konnotiert gewesen sein. Es gibt keine spritzenden Gedärme oder explizite Sexszenen, jedoch stellt Stoker zwischen Blut und Sex eine sehr eindeutige Verbindung her, die die Geschichte provokanter und moderner macht als im ausgehenden 19. Jahrhundert üblich war. Auch durch die anderen Perspektiven von Mina, einer für ihre Zeit ziemlich moderne Frau, Van Helsing und Dr. Seward, die Männer der Medizin sind, erscheint Dracula vielschichtiger und zugänglicher als viele andere Werke, die meistens nur durch ihre Atmosphäre überzeugen können. So jedoch hat man durch den Kontrast von Wissenschaft und Mystik mehr Dynamik in der Story und erlebt praktisch die ersten Schritte zum modernen Menschen mit. Denn nicht nur bricht er mit dem Tabu der Geisteskrankheit, die früher einen Menschen seiner Menschlichkeit entledigte, und lässt immer wieder Erfindungen wie Phonographen in die Handlung einfließen, sondern zeichnet mit Mina eine starke Persönlichkeit, die zwar nicht aktiv auf die Suche nach Dracula geht, jedoch die Mission der Männer praktisch vorbereitet. Dennoch ist sie nicht, wie viele angeblich starke Frauen in der Literatur der Gegenwart, gemein und kalt, um ihre Stärke zu unterstreichen, sondern freundlich und das Band, das die Männer zusammenhält und ihnen immer wieder Mut macht. Fast schon ulkig zu sehen, wie sie mit so Manchem besser umgeht als Van Helsing, der Mina, obwohl er sie so wertschätzt, behandelt wie ein Fräulein in Nöten.
Durch diese vielen Perspektiven bekommt man außerdem das Gefühl wie die Figuren selbst eine Akte voller Dokumente über die Ereignisse zu lesen, weswegen man sich besser in die Situation hineinversetzen kann. Selbst solche Dinge wie Logbucheinträge eines Schiffs, auf dem Dracula mordet, werden mit einbezogen, was damals einzigartig gewesen sein dürfte. Auch heute gibt das dem Buch mehr Spannung und sorgt mit den kurzen Kapiteln, die aus noch kürzeren Einträgen bestehen, dafür, dass man schnell durch die Geschichte kommt. Doch leider hat Stoker eines mit seinen Kollegen wie Poe und Stevenson gemeinsam: er lässt sich wirklich viel Zeit. Und das ist es, was Dracula insbesondere im Mittelteil sehr langwierig macht. Wenn man diesen mit Harkers Aufenthalt in der Burg des Grafen vergleicht, der sehr aufregend und unheimlich ist, ist das lange Suchen nach Hinweisen seines Aufenthaltsortes dagegen fast langweilig und wird nur immer wieder unterbrochen von kurzen Jagdepisoden, in Van Helsing und Co. eine Fährte aufnehmen. Da er sich so viel Zeit lässt, erwartet man am Ende einen großen Kampf, in dem man die ganze Macht des Vampirs zu sehen bekommt - oder ihn allgemein, da er nur am Anfang des Buches regelmäßig auftaucht. Der Autor streut sogar einige Anspielungen ein, die Überraschungen im Finale versprechen. Stattdessen wird das Finale in weniger als fünfzehn Seiten abgehandelt und bietet einem keinen wirklichen Höhepunkt. Eher ist man enttäuscht, dass so viel Vorarbeit geleistet wird, nur damit es letztlich ohne größere Schwierigkeiten zuende geht.
Außerdem hätte man sich angesichts der vielen Elemente, die man dank der Filme oder aus der Popkultur allgemein über dieses Werk zu wissen glaubt, mehr Interaktion zwischen dem Grafen und den Menschen erwartet, vor allem zwischen ihm und Mina. Denn die Sehnsucht des Monsters nach einem Wesen, das ihm treu ist und ihn liebt, und das Mitleid Minas ihm gegenüber - das mit Bekannteste aus dieser Story - kommt im Buch überhaupt nicht vor. Sie zeigt ihm gegenüber zwar Mitgefühl, weil sie ihn als eine verdammte Kreatur ansieht, ansonsten jedoch haben Dracula und die Figuren kaum Berührungspunkte. Vor allem Van Helsings breites Wissen und sein Hass auf Vampire hätten einen Dialog oder Kampf zwischen den beiden doch interessant gemacht. Doch nicht nur verzichtet Stoker darauf, auch sind die Beziehungen zwischen den Figuren allgemein sehr flach und bieten kaum Gründe die emotionale Verbundenheit, von der ständig gesprochen wird.




Der klassische Vampir hat definitiv Vorzüge gegenüber seinen postmodernen Nachfahren. Er ist blutrünstiger und gefährlicher, aber auch traditioneller und zugleich origineller als die Blutsauger nach Twilight. Aus diesem Grund sind die Tagebucheinträge Harkers zu Beginn hochspannend und lassen wirklich ein Gefühl von Horror aufkommen, das mit dem etablierten Gothic-Genre im 19. Jahrhundert bricht. Je mehr Perspektiven dazukommen, desto umfassender, aber auch langwieriger wird die Geschichte, weswegen das Finale einem eher lauwarm serviert vorkommt. Trotzdem zeigt Stoker viel mehr Mut, vor allem im Bezug auf Frauenfiguren und die Darstellung von psychischen Erkrankungen, als man es einem solchen Werk zutrauen würde. Etwas für alle, die sich von Gothic überzeugen lassen und Vampire wieder lieben lernen wollen!




Ich gebe dem Buch:


♥♥.♥ Herzchen


Extra:


Die beliebteste Verfilmung dazu dürfte wohl Bram Stoker's Dracula von 1992 sein. Diese etabliert aber wie gesagt eine Liebesgeschichte zwischen Mina und Dracula, die im Ursprungswerk eben nicht existiert, und fokussiert sich mehr auf den Grafen als auf die Suche nach ihm. Wer trotzdem Interesse hat, der kann sich hier den englischen Trailer ansehen :3


CU
Sana

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