Sonntag, 3. Juni 2018

:)Rezension:): Der große Gatsby

Grundwissen:



Titel: Der große Gatsby (original: The Great Gatsby)
Autor/-in: Francis Scott Key Fitzgerald
Erschienen: 2011 und 2013 im Anaconda-Verlag (Hardcover + zweisprachiges Taschenbuch); 1974 im Diogenes-Verlag (Taschenbuch); original 1925 
Seitenanzahl: 189-220 Seiten
Preis: 2, 99 € (Kindle Edition); 4, 95 € (Hardcover); 7, 99 € (zweisprachiges Taschenbuch)
Genre: Klassiker; Gesellschaftsdrama; Satire




Quelle: © Diogenes Verlag
Quelle: © Scribner Verlag






















Quelle: © Anaconda Verlag



Inhalt:



Er hatte sich mit einer schöpferischen Leidenschaft in diese Illusion gestürzt, hatte immer neue Züge hineingedeutet und ihre Zier mit jedem bunten Federchen erhöht, das ihm zugeflogen war. - S. 102


New York, 1925: Nick Carraway zieht ins West Egg, um sich als Wertpapierhändler zu versuchen. Direkt neben seinem bescheidenen Häuschen lebt Jay Gatsby, ein Mann mit unglaublich viel Geld, viel Land und wöchentlichen Partys. Doch keiner scheint diesen geheimnisvollen Neureichen wirklich zu kennen, denn weder lässt er sich bei seinen Feten blicken noch weiß man, womit er sein Geld verdient. Als Nick ihn kennenlernt, versteht er, dass all dies dazu dient, seinen Traum zu verfolgen, nämlich die Liebe seines Lebens, Daisy, für sich zu gewinnen. Diese ist seit fünf Jahren mit dem reichen Tom Buchanan verheiratet, scheint jedoch ins Wanken zu geraten, als sie Gatsby wiedersieht ...





Meine Meinung ...






zum Buch:




Einer der bekanntesten Klassiker Amerikas, der fünf Verfilmungen nach sich zog, soll sich mit dem Amerika nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigen und die damaligen gesellschaftlichen Konventionen parodieren und zugleich verarbeiten. American Dream und Kritik an der Konsumgesellschaft - Themen, die heute wie damals Relevanz haben und viel Erzählstoff bieten. Doch wie ausführlich kann Fitzgerald sie besprechen bei einer geringen Anzahl an Seiten?
Ob man es glaubt oder nicht, obwohl dieser Roman so kurz ist, schweift der Autor manchmal in unnötigen Details aus. Auf der einen Seite simuliert er so die Gleichgültigkeit und zugleich die Gier nach mehr der reichen Konsumgesellschaft, auf der anderen bekommt man den Eindruck, als hätte er der sowieso schon kurzen Geschichte noch weniger Platz gegeben, sich zu entwickeln. Es dreht sich viel um die Partys, die Gatsby gibt, und die Gespräche der Figuren sind in den seltensten Fällen von Belang. Tatsächlich gibt es nur wenige Dialoge in diesem Buch, die wirklich essentiell sind, alles andere ist genauso langweilig wie sich die Partys für den Protagonisten anfühlen. Allgemein zeigt Fitzgerald hiermit eine große Abstumpfung der Reichen gegenüber allem, was eigentlich Freude bereiten sollte, und zeitgleich ihren unersättlichen Hunger nach mehr. Ein sehr schöner Kniff, bei dem sich der Leser jedoch selbst langweilt.
Aus diesem Grund ist es wirklich schwer, einen Zugang zu der Story und ihren Charakteren zu finden, obwohl sie eigentlich auf diesen aufbaut. Teilweise liegt das am Protagonisten Nick, der einerseits vorbehaltlos auf seine Mitmenschen zugehen möchte, sich andererseits aber genau deswegen nicht für ihre Hintergründe interessiert. Auch über sich selbst verrät er nur wenig, weswegen man es eher mit Abrissen von Figuren als echten Persönlichkeiten zu tun hat. Selbst der titelgebende Gatsby wird im Laufe der Handlung nur etwas weniger mysteriös, denn letztlich bleibt es einem zur Interpretation offen, wie er an sein Geld gekommen ist, auch wenn Vieles auf eine kriminelle Vergangenheit hindeutet. Dies und die Tatsache, dass nicht ein einziger von ihnen auch nur in einem einzigen Moment sympathisch ist, macht es wirklich schwer, sich in ihre sowieso schon für normale Menschen entrückte Situation hineinzuversetzen. Sie sind alle abgestumpft und suchen größtenteils Zerstreuung in Affären, gegenüber denen sie jedoch auch abstumpfen. Allgemein gibt es keinerlei Leidenschaft, die echt wäre, weder in den Ehen noch Affären; selbst Gatsbys Liebe ist eigentlich nur eine Liebe zum dem Reichtum, den Daisy verkörpert, statt wirklich eine Liebe zu ihr zu sein. Aus diesem Grund fühlt man sich wirklich unwohl in der Geschichte. Doch wo das wahrscheinlich gewollt ist, ist es nicht gewollt, dass man die Handlungen der Figuren aufgrund dieser Gefühllosigkeit nicht nachvollziehen kann und aus diesem Grund das plötzliche Drama, das dadurch aufkommt, zu übertrieben findet, um es ernst nehmen zu können.
Dennoch streut Fitzgerald einige Szenen ein, die die Perversität des Geldes gut rüberbringen. Nicht nur das egozentrische Verhalten der Affären in ärmlichen Verhältnissen, die sich durch den reichen Mann an ihrer Angel aufführen wie Primadonnen, ist gut getroffen, sondern auch Gatsbys maßlose Gier. Denn letztlich ist von ihm nichts mehr übrig als eine Fassade, weil er seinem Traummädchen so lange hinterherrennt, dass er die Vergangenheit für die Realität hält und sich selbst einredet, sie würde ihn lieben. Dabei kann dies gar nicht der Fall sein, wenn er Geld als Mittel zum Zweck dafür verwenden muss. Das macht Gatsby einerseits zu einer tragischen Figur, die trotz allem, was sie erreicht hat, vereinsamt, andererseits kommt einem diese Ansammlung an Geld (auf illegalem Weg), nur um eine verheiratete Frau für sich zu gewinnen, lächerlich vor.
Davon abgesehen hat das Buch bis auf den poetischen und präzisen Schreibstil wenig zu bieten. Man kann es sehr schnell lesen und ist beeindruckt von Fitzgeralds Wortgewalt, allerdings erzählen sie eben alles andere als eine gewaltige Geschichte. Eine lange Zeit passiert nichts, alles ist auf das Mindeste minimiert, und nachdem eine Konfrontation in Sichtweite ist, passiert alles auf einmal. Es ist zwar nicht unrealistisch, sondern ein Mittel, um die Amoralität dieser Zeit zu zeigen, der Kontrast zu Beginn ist aber dennoch fast unglaubwürdig groß. Man hat das Gefühl, wichtige Zwischensequenzen verpasst zu haben, in denen die Beziehungen untereinander wirklich etabliert und ausgearbeitet werden. Daher hat das, was geschieht, keinen großen emotionalen Einfluss auf einen selbst und lässt einen das Buch mit dem Gefühl beenden, das versprochene Große verpasst zu haben.




Der große Gatsby könnte von seinen Ambitionen her ein großes Buch sein. Ein Buch, in dem es um die Gefahr geht, krampfhaft an seinen Träumen festzuhalten, obwohl die Realität mittlerweile überhaupt nicht mehr dazu passt, und am Ende aus diesem Grund alles verlieren zu können. Allerdings ist die Geschichte schlichtweg zu kurz und oberflächlich, um dieser Message gerecht zu werden. Gekoppelt mit unausgereiften Charakteren, die für ihre Handlungen viel zu gleichgültig sind, und einem fast nicht-existenten Plot endet das Buch wie in einer Seifenoper mit einer Menge plötzlichem Drama, das einen eher verwirrt zurücklässt. Ein Buch mit einer tollen Aussage, das dafür aber zu belanglos ist.




Ich gebe dem Buch:


♥.♥ Herzchen


Extra:



Die neueste Verfilmung mit Leonardo DiCaprio stammt aus 2013 und kam relativ gut an. Hier der Trailer dazu :3



CU
Sana

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