Montag, 13. August 2018

:)Rezension:): Der Seelenbrecher

Grundwissen:



Titel♥: Der Seelenbrecher
Autor/-in♥: Sebastian Fitzek
Erschienen♥: original September 2008 im Droemer-Knaur-Verlag
Seitenanzahl♥: 353 Seiten
Preis♥: 9, 99 € (Taschenbuch); 9, 99 € (Kindle Edition); ab 14,76 € (Hardcover) [Quelle: amazon.de]
Genre♥: (Psycho)Thriller; Mystery; Horror




Quelle: © Droemer Knaur
Quelle: © Droemer Knaur
























Inhalt:



[...] Eine Krise sei wie ein scharfes Obstmesser. Sie schäle die Hülle und lege den inneren Kern frei; den ungeformten, meist instinktgeprägten Urzustand, in dem die Selbsterhaltung die Moral dominiert. - S. 251



Ein Professor lädt mehrere Studenten zu einem freiwilligen geheimnisvollen Experiment ein, in dem sie die Akte 131071/VL lesen müssen, ein Werk mit der Überschrift ,,Der Seelenbrecher''. Darin geht es um den Amnesiepatient Caspar, der sich wegen eines Unfalls nicht mehr an seine Identität erinnern kann und in einer Privatklinik auf dem Berliner Teufelsberg versucht wird zu behandeln. Doch einen Tag vor Weihnachten ist die Klinik nahezu leer, bekommt jedoch einen mysteriösen Besucher, der sich als der Seelenbrecher entpuppt, der neueste Serienmörder Deutschlands, der Frauen derart traumatisiert, dass sie sich weder äußern noch bewegen können. Können Caspar und die anderen rechtzeitig aus der Klinik fliehen? Wer steckt hinter dem Seelenbrecher? Und warum müssen die Studenten ausgerechnet diese Akte lesen?




Meine Meinung ...




zum Buch:




Fitzeks Erfolgsformel ist simpel und bringt den Leser leicht dazu, seine Bücher innerhalb von kürzester Zeit durchzulesen. Wenn man nicht weiter darüber nachdenkt, hat er auch das Potential, einen sehr leicht und kurzweilig zu unterhalten - also ein perfektes Buch für das heiße Wetter draußen. Wenn man jedoch nicht ganz dazu in der Lage ist, den Kopf beim Lesen auszuschalten, und die vielen Wendungen, die einen schwindlig machen, hinterfragt, dann merkt man, dass er eher Blockbuster schreibt: seicht, im Moment toll, im Nachhinein vergessenswert, und teilweise gespickt mit Logikfehlern. Und das wird immer auffallender, je mehr Bücher man von ihm liest.
So auch in diesem hier. Man hat die üblichen Zutaten eines Fitzek-Buches: 
- ein gebrochener oder zutiefst verwirrter Protagonist 
- eine kuriose Situation auf klaustrophobisch engem Raum 
- eine Menge Gewalt
- die Thematik von psychischen oder anderen Erkrankungen
- der natürlich alles verändernde Twist, den man niemals erwartet hätte und der häufig übertrieben ist 
Muss Der Seelenbrecher deswegen ein schlechtes Buch sein? Nein, aber sonderlich originell ist es nicht und Fitzek hat seine Zutaten schon mal besser zusammengemischt.
Insbesondere die Figuren sind eine große Schwäche des Buches. In anderen Werken kann er ihnen innerhalb von kurzer Zeit eine Tiefe verleihen, wie es in den paar Stunden oder Tagen an Handlung eben möglich ist. Hier allerdings hat die Gruppe an sehr unterschiedlichen Personen zwar viel Potential zu einer außergewöhnlichen Dynamik, das jedoch kaum ausgeschöpft wird. Insbesondere der Krankenpfleger aus einer anderen Einrichtung ist sehr stereotypisch gezeichnet und verhält sich zeitweise sehr platt, inklusive des manischen Lachens. Die übrigen spielen nicht mal eine besondere Rolle oder tragen großartig etwas zum Plot bei, sondern sind vielmehr der äußere Kreis, der nach und nach schwinden muss, damit der Antagonist schließlich im Einzelkampf gegen den Helden antreten muss.
Caspar selbst ist schon aufgrund seiner Ausgangssituation schwierig zu gestalten. Figuren, die sich nicht an ihre wahre Identität erinnern können, dennoch mit einer Persönlichkeit auszufüllen, gestaltet sich für viele Autoren schwer, und auch Fitzek hat es nicht geschafft, den Leser für Caspar zu interessieren. Man kann sich denken, dass der in der Klinik auftauchende Seelenbrecher etwas mit ihm zu tun hat, und abseits davon bietet er als Charakter einfach nicht viel. Vielleicht hängt das aber auch damit zusammen, dass man Plots um eine bröckelnde Amnesie nahezu nie authentisch gestalten kann und man aus diesem Grund jedes Mal die Augen verdrehen muss, wenn plötzlich eine Erinnerung aufblitzt. Das ist an Konstruktion nicht zu übertreffen, was aber kaum an Fitzek selbst liegt, sondern an der grundlegenden Idee einer Figur mit Gedächtnisverlust, die sich in einer enormen Stresssituation bruchstückhaft an Dinge erinnert.
Trotzdem beschreibt der Autor hier einen Kampf ums Überleben, in dem die Charaktere sich vor dem Mörder verstecken müssen und trotzdem nach und nach weniger werden. Leider ist es durch seinen sehr einfachen, teilweise unbeholfenen Schreibstil manchmal sehr schwer, sich das Beschriebene bei Kämpfen im Detail vorzustellen. Aus diesem Grund kann man der Handlung manchmal nicht ganz folgen, empfindet die ganze Situation aber trotzdem als wahnsinnig spannend, vor allem wenn der Autor immer wieder aus dieser ,,Geschichte in einer Geschichte'' aussteigt und zu dem Experiment des Professors zurückschwenkt. Allgemein ist das eine sehr schöne Idee, da die Teilnehmer genau in derselben Position sind wie der Leser und man so das Gefühl hat, gemeinsam mit ihnen zu knobeln. Auch weil die einzelnen Kapitel innerhalb der Geschichte immer mit Uhrzeiten überschrieben sind, bekommt man den Eindruck, den Ereignissen förmlich in Echtzeit zu folgen. Und während die Stunden vergehen und man hofft, dass der Sturm morgen vorbei ist und die Frühschicht die Klinik erneut öffnen kann, werden Vermutungen angestellt, Mitmenschen beschuldigt, und sich teilweise sogar gegeneinander gewendet. 
Das nutzt Fitzek natürlich wieder, um den Leser ordentlich zu verwirren, sodass man, obwohl man seine recht billigen Methoden, einen zum Weiterlesen zu zwingen, durchschaut, doch sehr gespannt auf die Auflösung des Ganzen ist. Tatsächlich stöhnt man entnervt auf, wenn man merkt, dass man zur Arbeit los muss, gerade als etwas Unvorhersehbares geschieht und man nun acht Stunden warten muss, ehe man die Erklärung lesen kann. Diesmal ist diese auch nicht so abstrus wie zum Beispiel in seinem neuesten Werk Flugangst 7A, das jegliche Glaubwürdigkeit trotz seiner interessanten Inhalte dadurch verloren hat, hundertprozentig logisch ist sie allerdings auch nicht. Der Weg dahin ist jedoch ziemlich interessant, da er es schafft, die Methodik des Seelenbrechers zum Teil wissenschaftlich zu erklären und dabei eine Lücke in der Forschung zu nutzen. Wer letztlich hinter alldem steckt, ist zwar mit Caspars Biografie verknüpft, könnte allerdings bestimmt leicht auseinandergenommen werden, wenn man mehr darüber nachdenken würde. Die Frage nach dem Experiment ist, wenn man schon einige Bücher von Fitzek gelesen hat, keine komplette Überraschung, lässt einen aber mit einer bestimmten melancholischen, nachdenklichen Note zurück.



Wie bewertet man ein Buch, das definitiv süchtig macht, einen aber gleichzeitig dazu bringt, genervt aufzustöhnen oder skeptisch den Kopf zu schütteln? Der Autor versteht sein Handwerk definitiv gut: trotz seines manchmal ungelenken Schreibstils schreibt er kurze, knackige Kapitel, die immer mit einem Cliffhanger enden und einen so zum Weiterlesen animieren. Auch der klaustrophobische Raum, der Ausblick des bevorstehenden Todes und die ablaufende Zeit tragen dazu bei. Die Geschichte selbst ist jedoch nicht sonderlich überzeugend und gibt sich zwar Mühe, viele Fragen zu beantworten, wirkt aber an vielen Stellen zugunsten der Überraschung zusammengeschustert, wenn auch besser als in anderen Büchern seinerseits. Dass der Protagonist Amnesie hat, leistet dazu leider seinen Teil, was jedoch an der Trope an sich liegt. Trotzdem lässt sich wohl abschließend sagen, dass für bedingungslose Fitzek-Fans dieses Buch bestimmt genauso toll ist wie seine anderen Thriller - wenn man allerdings die Entwicklung eines Autors sehen möchte und wie er sich an etwas Neuem probiert, der könnte, ähnlich wie ich, von dem immergleichen Aufbau mit etwas anderem Inhalt überdrüssig werden.




Ich gebe dem Buch:


♥ Herzchen


Extra:


Wenn ihr Rezensionen zu anderen von Fitzeks Büchern lesen wollt, dann klickt ruhig hier:


Die Therapie (2006)

Ein nicht mehr praktizierender Therapeut zieht sich vor der Welt zurück, nachdem seine Tochter spurlos verschwunden ist. Jedoch bittet ihn eine schizophrene Patientin um Hilfe und scheint etwas mit seiner Tochter zu tun zu haben.


Amokspiel (2007)

Touristen, die einen Radiosender besuchen, werden von einem Irren, der sich unter sie gemischt hat, als Geiseln dort gefangen gehalten. Die suizidgefährdete Vermittlerin des SEK soll mit ihm darüber verhandeln, wobei sich ihre eigene Tochter unter den Gefangenen befindet.


Splitter (2008)

Ein Mann bekommt das Angebot, den Teil seines Gedächtnisses löschen zu lassen, in dem seine Frau bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Doch als er wieder nach Hause kommt, ist seine Frau quicklebendig und kann sich nicht mehr an ihn erinnern. Eigentlich kann sich keiner mehr an ihn erinnern.


Das Paket (2016)

Eine unter Paranoia leidende Frau soll ein Paket an einen Nachbarn weitergeben, von dem sie noch nie gehört hat. Dadurch stürzt sie sich in eine Situation, in der ihre Psyche noch weiter zerstört werden könnte, denn das Paket hat mit der Nacht, in der ihre Krankheit ausbrach, zu tun.


Flugangst 7A (2017)


Ein ehemaliger Psychiater fliegt von Buenos Aires aus zurück nach Berlin zu seiner Tochter, die ein Kind gebären soll. Auf der Luxusmaschine bekommt er einen Anruf von ihrem Entführer, der fordert, dass er das Flugzeug zum Absturz bringt. Nur so könne er sie retten. Und dazu muss er die Heilung einer ehemaligen Patientin von sich, die mittlerweile als Flugbegleitung arbeitet, wieder rückgängig machen.


CU
Sana

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