Mittwoch, 22. August 2012

Old Times Were Great - These Ones Are Nearly Full Of Hate

Kennt ihr das?

Ihr sitzt abends am Fenster oder auf dem Balkon, wenn die hitzige Sommerluft gerade dabei ist, in eine kühlere Variante überzugehen und nicht mehr so erstickend und ermüdend ist.
Und dann denkt ihr nach, vielleicht dreht ihr auch eine Tasse Tee oder sonst ein Getränk in eurer Hand herum.

Aber die Hauptsache: Ihr denkt nach, erinnert euch.

Als ihr noch ganz klein wart, war das Leben viel einfacher.
Damals hat sich keiner darum gekümmert, ob du hübsch bist oder nicht so viel Glück im Aussehen hast.
Damals haben Kinder zusammen gespielt, weil sie sonst niemand anderen hatten. Es ging nur darum, wer gerade Spielzeug dabei hat oder Pausenbrot, und schon ist man befreundet gewesen.
Damals ist man nicht von Gefühlen überwältigt worden, die man manchmal sogar nicht mal haben sollte. Man hat einfach nur Glück oder Kummer empfunden, man hatte Spaß oder hatte Langeweile. Man hat geweint, wenn einem was weh tat und hat nicht versucht, es zu vertuschen. Man hat Leute nicht geärgert, nur, weil sie nicht besonders schön oder aus einem anderen Land sind. Die Gefühle sind immer eindeutig gewesen.

Und dann denkt ihr über das Jetzt nach.
Die Pubertät verändert alles und jeden.
Kleine, dünne Mädchen werden auf einmal hochnäsig und lachen über andere, die anders sind als sie. Ihr Körper fängt an, sich zu verändern. Die, die dünner werden, werden krank genannt und immer dabei beobachtet, was sie essen. Die, die an Kurven und Weiblichkeit gewinnen, werden als dick abgestempelt und werden ausgelacht, wenn sie einen Schoko-Pudding essen.
Irgendwann beginnen sie, sich zu schminken. Um hübsch auszusehen, heißt es immer. Lüge. Es ist eine Maske. Niemand soll die wahre Haut, das wahre Ich sehen - nur die wenigsten, aber selbst bei ihnen ist man sich manchmal nicht sicher, ob sie einen verstehen werden. Jede muss die Hübscheste, die Beliebteste, die Beste sein - einfach nur, um sich gut zu fühlen.
Bei den Jungs ist es einfacher. Sie können in dreckigen Klamotten, in Jogginghosen und Kaputzenpulli zur Schule gehen, und keiner lästert über sie, und wenn, dann ist es ihnen total egal. Von ihnen erwartet man schon, dass sie schlechter in der Schule abschneiden als Mädchen und dass sie Quatsch machen. Wenn ein Mädchen so ist, dann wird sie von allen Seiten schlecht behandelt - nein, die Jungs sind natürlich die Engel.
Dazu werden die meisten arrogant und halten sich für was Besseres. Ich will keinen Jungen beleidigen, der sich das hier durchliest - aber ich kenne nur arrogante Typen, die meinen, sie könnten sich alles erlauben. Okay - wenn Jungs sich miteinander anfreunden, ist Aussehen das Letzte, woran sie denken. Der Typ muss einfach gut drauf sein und wahrscheinlich ein Motorrad haben oder Videospiele zocken können. Nein, manchmal reicht es sogar, dass er sich verhält wie der letzte Mistkerl, und alle Typen wollen so sein, wie er.
Wie gesagt, ich kenne hier nur solche Menschen.
Wo ist die echte Freundschaft hin? Wo ist das Vertrauen hin, dass man sich gegenseitig geschenkt hat, warum besteht eine Freundschaft nur darin, dass man zusammen nur irgendeinen Mist baut, sich über andere kaputtlacht und man immer nur die gute Seite raushängen lässt? Warum haben Menschen Angst davor, sein echtes Ich zu zeigen, so wie sie es zu Kindeszeiten getan haben?
Echte Freundschaft ist für mich, dass man auch in schlechten Zeiten zusammenhält. Klar, Spaß gehört zu einer Freundschaft dazu wie die Butter aufs Brot, aber ein Mensch kann nicht immer nur glücklich sein. Da sollte ein Freund ohne zu zögern da sein, und nicht wegrennen, weil sein Kumpel Probleme hat. Man sollte sich nicht im Geheimen über diese Person auslästern, wenn sie mal nicht da ist.
Wo ist diese Sicherheit hin, die zum Kindsein dazu gehörte? Jeder arbeitet nur verbissen an sich selbst, denkt nur noch an sich selbst, begeht einen Fehler nach dem anderen, und dann ist keiner da, der dir aus der Patsche hilft. Alle verlassen dich, nur weil du Mist gebaut hast, deine ,Freunde' wenden sich auf einmal von dir ab, deine Familie ist enttäuscht von dir.
Und was machen wir da? Bauen noch mehr Mist.
Warum ist auf der Welt kein Ort, an dem man immer sicher ist? Immer sicher ist, wenn man erwachsen wird, meine ich.
Warum beleidigen wir ein hübsches Mädchen, dass ihre Schönheit nicht verstecken will? Warum nennen wir sie gleich Schlampe, Hure, Bitch und was weiß ich noch alles? Mag sein, dass einige diesen Look haben, weil sie sich verzweifelt einen Jungen angeln wollen, aber manche wollen doch wirklich nur zeigen, wie hübsch sie sind? Sind die Menschen wirklich so eifersüchtig geworden? So machthungrig? So empfindlich, so verklemmt?
Warum verlieben sich die meisten Menschen in die Falschen? Warum ist da keine Erwiderung der Liebe, wie Disney es uns mit High School Musical oder Camp Rock beigebracht hat? Warum hassen und lieben wir diese eine Person gleichzeitig, wenn sie bei uns ist? Warum gibt es keine reinen Gefühle mehr? Hass. Liebe. Warum Liebeshass oder Hassliebe? Alles vermischt sich, und damit kann keiner so richtig umgehen.
Warum wollen Jugendliche so unabhängig von den Eltern sein? Warum behandeln manche sie sogar so schlecht, dass die Eltern sich vor ihnen fürchten, obwohl die Kinder nie misshandelt wurden? Eltern sind doch dazu da, sich in alles einzumischen und uns zu helfen - wir sollten sie nicht wegstoßen, sondern sie lieben und zu ihnen kommen, wenn wir ein Problem haben. Vertrauen zu ihnen haben, das sollten wir.

Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es besser, wenn man ein Kind ist. Alles ist unkomplizierter, man ist sich seiner immer so sicher. Dort kann man alles, Hass, Liebe, Freunde, Feinde, Gut, Böse noch klar voneinander unterscheiden.
Wenn man in die Pubertät kommt, gelten andere Gesetze.

Und da kann auch nur ein Mensch, den man von ganzem Herzen liebt,
von dem man weiß, und nicht nur vermutet, dass er dich nie verlässt,
dir immer helfen wird,
dich immer beraten wird,
mehr bedeuten als tausend Freunde, ein tolles Haus und ein Einser-Durchschnitt in der Schule.
Die tausend Freunde können weggehen.
Ein Haus braucht immer wieder einen neuen Anstrich.
Vielleicht geht's mit dem Durchschnitt irgendwann zu Ende.
Aber dieser eine Mensch - den hat jeder, irgendwo, irgendwann.
Und da geht man nicht auseinander - nein, das Band, dass euch beide verbindet,
verstärkt sich nur.

Ein kleiner Funken Glück
an einem Himmel voller Probleme und Missverständnisse.
Wie weit wird die Welt so wohl noch funktionieren?
Wird sie den Funken irgendwann auslöschen?
Oder bleibt er?

Ich hoffe, letzteres.

Ja, und dann steht man von seinem Sitzplatz auf, 
und geht einfach weg, als hätten diese Gedanken nicht existiert.
Aber sie bleiben haften.
Egal, wie sehr wir sie zu vergessen versuchen.


CU
Sana

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