Alles hat früher und später mal ein Ende; Freundschaften, Schule, Arbeit, Wege, Straßen, die Welt, Leben - alles hat einen Punkt an dem es aufhört zu sein, und der Grund des Endes scheint egal zu sein. Es passiert einfach irgendwann, oder? Genauso, wie wenn ein Kind zum ersten Mal lügen muss, genauso, wie wenn man zum ersten Mal wegen Zeitdruck über eine rote Ampel läuft; irgendwann, es kann morgen, in einigen Wochen, in einigen Jahren geschehen, passiert alles, was man früher mal verhindern wollte oder immer noch verhindern will.
Eine Sache, die ich dringend verhindern wollte, war, dass unsere Freundschaft sich auflöste. Ich wollte, dass sie so lange wie möglich bestehen bleibt, dass wir über die elf Jahre, die wir uns kennen, noch hinausgehen, dass wir eine wahre Freundschaft haben, eine starke, unnachgiebige Freundschaft, die sich nicht durch Gerüchte oder das spöttische Lächeln anderer beeinflussen lässt.
Davor hatte ich immer Angst - dass wir etwas voneinander hören, was nicht der Wahrheit entspricht, und dann alles vorbei ist. Elf Jahre umsonst wären das gewesen, elf Jahre mit Dir, vom Kindergarten bis jetzt in die neunte Klasse, dem Ende der Mittelstufe.
Jetzt ist es passiert - und ich habe nicht den Hauch von Angst verspürt.
Ich hätte nur nie gedacht, dass es wegen so etwas Lächerlichem vorbei sein könnte. Wegen einem dummen Emoticon und der Tatsache, dass ich zu Dir und deiner Schwester ehrlich sein wollte, dass ich wollte, dass sie erfährt, wie Du wirklich über sie denkst, denn auch sie ist meine Freundin.
Und noch feiger finde ich es, dass Du das alles, was von außen betrachtet wirklich nichts war, nicht persönlich mit mir gelöst hast. Du hast einfach unseren Chat beendet, wahrscheinlich meine Nummer gelöscht und verbreitest nun Lügen über mich und erzählst jedem, der es hören will oder nicht, wie dumm und hinterhältig ich bin.
Du wolltest das nicht einmal besprechen - Du wolltest einfach, dass es endet; einfach, weil ich einen Fehler begangen habe - jedenfalls deiner Meinung nach -, und Du nicht in der Lage bist, mal über deinen Schatten zu springen und mir zu vergeben, obwohl ich das ständig getan habe. Jeden Fehler, den du tatest, habe ich zwar seufzend kritisiert, habe ihn aber letztendlich vergeben und sogar fast vergessen, bin immer an deiner Seite geblieben, war für Dich da, wenn Du mich brauchtest. Es war immer meine Schulter, oder zumindest die erste, an der Du deinen Kopf gelehnt hast, wenn Dich etwas bedrückte, und ich fand immer die passenden Worte, um Dir wieder dieses schelmische Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Ich habe mich von Dir gebraucht gefühlt, und das fühlte sich gut an. Es fühlte sich gut an, mit Dir auf meinem Bett zu sitzen, an der Wand zu lehnen und über alles Mögliche zu reden, was uns in den Kopf kam. So viel gelacht wie mit Dir habe ich garantiert mit nahezu niemandem. Die Picknicks auf dem Feld, das Eisessen im Café, das Musik hören - alles fühlte sich so perfekt und wohlig warm an, wenn ich bei Dir war.
Allerdings habe ich gemerkt, dass sich irgendwas zwischen uns verändert hat, schon ein paar Monate vor dem Streit, der für Dich ausschlaggebend war, mich als dumm und minderbemittelt zu bezeichnen und zu verlassen, und das auch noch spottend.
In letzter Zeit war das Einzige, worüber Du geredet hast, deine ganzen Beziehungsprobleme. Natürlich, vorher haben wir auch schon über so etwas geredet, aber noch nie so intensiv und darauf beschränkt. Erst war's der eine, dann der andere, der, der jetzt wahrscheinlich immer noch aktuell ist. Immer beklagtest Du dich darüber, wie schlecht es Dir ginge, weil ihr dauernd Streit habt, wie sehr Du es hassen würdest, verliebt zu sein; und als Du mit einem der beiden endlich zusammenkamst, beschwertest Du dich ebenfalls nur. Es gab vielleicht nur ein, zwei Nettes über deine Jungs zu hören, aber ansonsten kann ich mich nie daran erinnern, dass einer deiner Sätze positiv über sie angefangen haben.
Das war so ziemlich noch das Einzige, was Dir im Kopf rumspukte, meine Sorgen interessierten Dich nicht mehr: Wen soll ich wählen? Soll ich mit ihm Schluss machen? Warum muss Liebe so ,,beschissen'' sein?
Mehr nicht. Wir haben so ziemlich nur darüber geredet - ach ja, und Du hast dich natürlich über deine Schwester ausgelassen. Ich will nicht bestreiten, dass ich ebenfalls schockiert war von den Neuigkeiten, aber ich habe sie nie beleidigt - im Gegensatz zu Dir.
Und warum sollte sie nicht wissen, was Du von ihr hältst?
Gut, um fair zu bleiben: Du und ich hatten davor schon Streit wegen deinem ach so tollen Hecht, von dem Du eigentlich nie etwas Positives berichtet hast. Und als ich dies auch sagte, bist du natürlich wahnsinnig wütend auf mich geworden, und hast daraufhin etwas getan, wo ich ehrlich gesagt einfach nur gelacht habe. Ich habe Dich wohl was dein Niveau angeht überschätzt - Gratulation dafür, dass Du mich so gut im Schein lassen konntest, Du könntest über so etwas stehen!
Diese ganze Situation war einfach kindisch, dass, was Du daraufhin getan hast, war so unreif, dass ich in dem Moment schon sah: Ich habe Dich verloren.
Aber anders als bei dem Streit vor ein paar Jahren habe ich das vergleichsweise unwahrscheinlich gut überstanden. Ich habe weder geweint, noch habe ich einige Tage im lethargischen Zustand auf meinem Bett verbracht, noch habe ich mich verdammt traurig und zu nichts Nütze gefühlt.
Das Einzige, was ich fühlte, war Resignation und Schmerzlosigkeit.
Vielleicht habe ich insgeheim gewusst, dass unser gemeinsamer Weg langsam endet, dass die Straße zu Ende geht. Dass Du dich so verändert hast, dass Du nicht mehr die Alte bist, dass Dir jetzt andere Dinge wichtiger sind als Freundschaft, als unsere Freundschaft, die fast unser ganzes Leben lang dauerte. Fast das ganze Leben mit Dir, und trotzdem fühle ich so gut wie nichts.
Vielleicht ist das so, weil der Grund für unsere Trennung so wahnsinnig surreal und lächerlich ist, weil ich Dich für besser hielt als so etwas. Geschockt war ich nicht, aber dennoch etwas überrascht.
Oder vielleicht bedeutet es, dass ich schon mit uns abgeschlossen habe, ehe es zum zweiten Teil dieses Streites kam. Denn als ich den ersten Teil unseres Endes mit Dir ausdiskutieren wollte, von Dir verlangte mir zu erklären, warum Du wütend auf die Wahrheit wurdest, und um mir das Gegenteil zu beweisen, so etwas wahnsinnig Dummes getan hast, hast Du einfach gesagt (und dies ist ein Zitat):
Ach, Scheiß auf den Streit. Ich hab da keinen Bock mehr drauf.
Ja, das war wirklich sehr erwachsen. Einfach davonlaufen, wenn man die Wahrheit nicht ertragen, sich selbst nicht mehr erklären kann, wenn man realisieren muss, dass man genau zu dem geworden ist, was man niemals sein wollte. Ich erinnere mich jetzt noch daran, wie Du immer empört den Kopf über solche Leute geschüttelt hast, in deinem Fall dies allerdings natürlich etwas komplett anderes gewesen ist.
Doch warum hast du eine Sonderbehandlung verdient? Das habe ich mich gefragt, als ich diesen Kommentar gelesen habe. Warum sollte ich Dir verzeihen, wie ich das so wahnsinnig oft getan habe, obwohl Du eine Heuchlerin bist und nichts anderes? Das soll nicht böse gemeint sein, denn ich bin ehrlich gesagt enttäuscht, weil Du so geworden bist. Was bringt es, Dinge zu sagen und zu behaupten, und genau das Gegenteil zu tun?
Ich hab da keinen Bock drauf ist keine Entschuldigung. Es ist nicht mal eine Ausrede. Es ist einfach ein Zeichen dafür, dass ich Dir vollkommen egal bin, und in dem Moment habe ich innerlich mit Dir abgeschlossen. Ich kann viele Leute retten, aber niemanden, der mich die ganze Zeit unbewusst - denn Du tust alles immer unbewusst - belogen und mir eine Rolle vorgespielt hat, die gestellter hätte nicht sein können.
Thematisch war es dasselbe wie bei dem zweiten Teil des Streites. Ich wollte ehrlich sein, ich wollte deiner Schwester zeigen, was Du tust und wie Du dich verändert hast, ich wollte das mehr als alles andere. Vielleicht aus Rache, vielleicht, weil ich die Meinung eines anderen Menschen aus Deinem Leben über Dich hören wollte, vielleicht, weil ich hoffte, dadurch könnte Deine Schwester Dich wieder auf den guten Weg führen, vielleicht auch einfach, weil ich unterbewusst bereits abgeschlossen hatte mit Dir, und ich mit einem Knall gehen wollte - obwohl, so gemein bin ich eigentlich nicht.
Jedenfalls habe ich es getan - ich habe das erste Mal nur Rücksicht auf mich und Deine Schwester genommen, und deine Bedürfnisse mal in den Hintergrund gerückt.
Und natürlich hast Du wieder geheuchelt, niemals ein schlechtes Wort über deine Schwester verloren zu haben, dass ich nicht das Recht hätte, so etwas zu sagen, und dass ich sie die ganze Zeit angelogen hatte - weswegen auch immer.
Ich hatte Dir irgendwie versucht zu erklären, warum ich das getan habe, aber anscheinend hast Du die ganze Zeit nur darüber gelacht, wenn man denn deine ,,Hahas'' im Chat richtig deutet.
Und dann hast Du die Freundschaft beendet und hast gesagt, ich solle wegen dir nicht rumheulen.
Anscheinend habe nicht nur ich Dich überschätzt, sondern Du mich auch unterschätzt.
Oh glaub mir, ich heule nicht rum.
Woraufhin Du natürlich wieder nur gelacht hast. Wie immer konntest Du's nicht ernst nehmen, so wie Du alles nichts ernst nimmst, außer, es richtet sich gegen Dich.
Und das war's.
Seitdem ist Funkstille zwischen uns beiden, und ich glaube, nein, ich hoffe sogar schon beinahe, dass es so bleibt. Wenn Du mich anrufen würdest und mich um Entschuldigung bitten würdest, würde ich Dir eventuell verzeihen, aber Freunde wären wir nicht mehr. Ich würde einfach sagen ,,Mir ist das egal'', denn es stimmt: Es ist mir jetzt wirklich egal, ob wir befreundet sind oder nicht. Vielleicht liegt es nicht zuletzt daran, dass man am Ende doch gewöhnlicherweise das wahre Gesicht des anderen sieht, und diese Maske, diese perfekte, freundliche Maske, ist gebröckelt und zu Boden gefallen. Und das wahre Gesicht darunter ist ganz anders, es ist eine spöttisch verzehrte Miene, eine erschreckende Mimik, Hass in deinen Augen.
Doch ich brauche niemanden, der mir sein wahres Gesicht nicht zu Anfang zeigen möchte. Ich will eine echte Freundschaft, eine mit keiner Maskarade, mit echten, unperfekten, aber wenigstens ehrlichen Gesichtern.
Ich hoffe nicht darauf, dass Du dich meldest. Ich hoffe nicht darauf, dass Du irgendwann vor meiner Tür stehst. Ich hoffe nicht darauf, dass irgendwann eine Nachricht von Dir auf meinem Computer- oder Handybildschirm erscheint.
Ich hoffe einfach nur, dass es diesmal vorbei sein wird. Nicht wie letztes Mal, als Du einen Monat nach unserem ersten Break-Up wieder mit mir befreundet sein willst und von mir erwartet hast, so zu tun, als sei nie etwas zwischen uns geschehen.
Diesmal werde ich meine Stimme erheben, falls Du auftauchst. Ich werde Dir vielleicht vergeben, denn das kann ich, aber ich werde Dich nicht mehr als eine Freundin sehen, denn diese Freundin, die ich geliebt habe, der ich alles erzählt habe, der ich hoffnungsvoll alles anvertraut habe, was es anzuvertrauen gab - diese Person existiert anscheinend nicht mehr, sondern nur noch eine Zombie-Version deiner selbst mit einer makellosen Maske, die fällt, wenn Dich jemand auch nur anzufassen versucht.
Wir waren Freunde, wir waren Vertraute, wir waren Partner, wir waren so gut wie alles.
Und selbst wenn dies das Ende ist, so hasse ich Dich nicht. Und ich werde Dich auch niemals hassen - ich bin vielleicht verbittert, weil Dein altes Ich nicht mehr unter uns weilt, aber das heißt nicht, dass ich nun voller Hass auf Dich bin.
Ich bin Dir dankbar für die tolle Zeit, die wir hatten. Ich habe es wahnsinnig genossen, bei Dir zu sein, mit Dir zu weinen und zu lachen, bei Dir zu übernachten und mit Dir in einem Bett geschlafen zu haben. Ich habe es genossen, noch um Mitternacht mit Dir zu telefonieren, um drei Uhr nachts noch Mensch, ärgere Dich nicht! mit Dir zu spielen, bei Edeka einkaufen zu gehen. Ich habe es genossen Dir beiseite zu stehen, Dir zu helfen, und ja, es gab auch Zeiten, wo Du wenigstens versucht hast, mir zu helfen.
In dieser Vergangenheit schien nicht nur alles perfekt, nein, es war perfekt. Das Bild, das ich nun von Dir habe, ändert nichts daran. Ich werde diesen Zeiten nicht hinterhertrauern, weil ich solche Erinnerungen nicht zu etwas verzerren möchte, wonach ich mich sehne; ich möchte sie so in Erinnerung haben, wie sie zu dem Zeitpunkt, als alles gut war, waren.
Ich danke Dir, wirklich.
Aber wisse, dass ich keinen Zombie mit Maske möchte; ich werde so eine Kreatur nie wollen.
Ich will etwas Echtes.
Aber das bist Du nun nicht mehr.
Und heul auch nicht deswegen rum oder so.
Habe ich nicht. Werde ich nicht. Tue ich nicht.
CU
Sana
Davor hatte ich immer Angst - dass wir etwas voneinander hören, was nicht der Wahrheit entspricht, und dann alles vorbei ist. Elf Jahre umsonst wären das gewesen, elf Jahre mit Dir, vom Kindergarten bis jetzt in die neunte Klasse, dem Ende der Mittelstufe.
Jetzt ist es passiert - und ich habe nicht den Hauch von Angst verspürt.
Ich hätte nur nie gedacht, dass es wegen so etwas Lächerlichem vorbei sein könnte. Wegen einem dummen Emoticon und der Tatsache, dass ich zu Dir und deiner Schwester ehrlich sein wollte, dass ich wollte, dass sie erfährt, wie Du wirklich über sie denkst, denn auch sie ist meine Freundin.
Und noch feiger finde ich es, dass Du das alles, was von außen betrachtet wirklich nichts war, nicht persönlich mit mir gelöst hast. Du hast einfach unseren Chat beendet, wahrscheinlich meine Nummer gelöscht und verbreitest nun Lügen über mich und erzählst jedem, der es hören will oder nicht, wie dumm und hinterhältig ich bin.
Du wolltest das nicht einmal besprechen - Du wolltest einfach, dass es endet; einfach, weil ich einen Fehler begangen habe - jedenfalls deiner Meinung nach -, und Du nicht in der Lage bist, mal über deinen Schatten zu springen und mir zu vergeben, obwohl ich das ständig getan habe. Jeden Fehler, den du tatest, habe ich zwar seufzend kritisiert, habe ihn aber letztendlich vergeben und sogar fast vergessen, bin immer an deiner Seite geblieben, war für Dich da, wenn Du mich brauchtest. Es war immer meine Schulter, oder zumindest die erste, an der Du deinen Kopf gelehnt hast, wenn Dich etwas bedrückte, und ich fand immer die passenden Worte, um Dir wieder dieses schelmische Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Ich habe mich von Dir gebraucht gefühlt, und das fühlte sich gut an. Es fühlte sich gut an, mit Dir auf meinem Bett zu sitzen, an der Wand zu lehnen und über alles Mögliche zu reden, was uns in den Kopf kam. So viel gelacht wie mit Dir habe ich garantiert mit nahezu niemandem. Die Picknicks auf dem Feld, das Eisessen im Café, das Musik hören - alles fühlte sich so perfekt und wohlig warm an, wenn ich bei Dir war.
Allerdings habe ich gemerkt, dass sich irgendwas zwischen uns verändert hat, schon ein paar Monate vor dem Streit, der für Dich ausschlaggebend war, mich als dumm und minderbemittelt zu bezeichnen und zu verlassen, und das auch noch spottend.
In letzter Zeit war das Einzige, worüber Du geredet hast, deine ganzen Beziehungsprobleme. Natürlich, vorher haben wir auch schon über so etwas geredet, aber noch nie so intensiv und darauf beschränkt. Erst war's der eine, dann der andere, der, der jetzt wahrscheinlich immer noch aktuell ist. Immer beklagtest Du dich darüber, wie schlecht es Dir ginge, weil ihr dauernd Streit habt, wie sehr Du es hassen würdest, verliebt zu sein; und als Du mit einem der beiden endlich zusammenkamst, beschwertest Du dich ebenfalls nur. Es gab vielleicht nur ein, zwei Nettes über deine Jungs zu hören, aber ansonsten kann ich mich nie daran erinnern, dass einer deiner Sätze positiv über sie angefangen haben.
Das war so ziemlich noch das Einzige, was Dir im Kopf rumspukte, meine Sorgen interessierten Dich nicht mehr: Wen soll ich wählen? Soll ich mit ihm Schluss machen? Warum muss Liebe so ,,beschissen'' sein?
Mehr nicht. Wir haben so ziemlich nur darüber geredet - ach ja, und Du hast dich natürlich über deine Schwester ausgelassen. Ich will nicht bestreiten, dass ich ebenfalls schockiert war von den Neuigkeiten, aber ich habe sie nie beleidigt - im Gegensatz zu Dir.
Und warum sollte sie nicht wissen, was Du von ihr hältst?
Gut, um fair zu bleiben: Du und ich hatten davor schon Streit wegen deinem ach so tollen Hecht, von dem Du eigentlich nie etwas Positives berichtet hast. Und als ich dies auch sagte, bist du natürlich wahnsinnig wütend auf mich geworden, und hast daraufhin etwas getan, wo ich ehrlich gesagt einfach nur gelacht habe. Ich habe Dich wohl was dein Niveau angeht überschätzt - Gratulation dafür, dass Du mich so gut im Schein lassen konntest, Du könntest über so etwas stehen!
Diese ganze Situation war einfach kindisch, dass, was Du daraufhin getan hast, war so unreif, dass ich in dem Moment schon sah: Ich habe Dich verloren.
Aber anders als bei dem Streit vor ein paar Jahren habe ich das vergleichsweise unwahrscheinlich gut überstanden. Ich habe weder geweint, noch habe ich einige Tage im lethargischen Zustand auf meinem Bett verbracht, noch habe ich mich verdammt traurig und zu nichts Nütze gefühlt.
Das Einzige, was ich fühlte, war Resignation und Schmerzlosigkeit.
Vielleicht habe ich insgeheim gewusst, dass unser gemeinsamer Weg langsam endet, dass die Straße zu Ende geht. Dass Du dich so verändert hast, dass Du nicht mehr die Alte bist, dass Dir jetzt andere Dinge wichtiger sind als Freundschaft, als unsere Freundschaft, die fast unser ganzes Leben lang dauerte. Fast das ganze Leben mit Dir, und trotzdem fühle ich so gut wie nichts.
Vielleicht ist das so, weil der Grund für unsere Trennung so wahnsinnig surreal und lächerlich ist, weil ich Dich für besser hielt als so etwas. Geschockt war ich nicht, aber dennoch etwas überrascht.
Oder vielleicht bedeutet es, dass ich schon mit uns abgeschlossen habe, ehe es zum zweiten Teil dieses Streites kam. Denn als ich den ersten Teil unseres Endes mit Dir ausdiskutieren wollte, von Dir verlangte mir zu erklären, warum Du wütend auf die Wahrheit wurdest, und um mir das Gegenteil zu beweisen, so etwas wahnsinnig Dummes getan hast, hast Du einfach gesagt (und dies ist ein Zitat):
Ach, Scheiß auf den Streit. Ich hab da keinen Bock mehr drauf.
Ja, das war wirklich sehr erwachsen. Einfach davonlaufen, wenn man die Wahrheit nicht ertragen, sich selbst nicht mehr erklären kann, wenn man realisieren muss, dass man genau zu dem geworden ist, was man niemals sein wollte. Ich erinnere mich jetzt noch daran, wie Du immer empört den Kopf über solche Leute geschüttelt hast, in deinem Fall dies allerdings natürlich etwas komplett anderes gewesen ist.
Doch warum hast du eine Sonderbehandlung verdient? Das habe ich mich gefragt, als ich diesen Kommentar gelesen habe. Warum sollte ich Dir verzeihen, wie ich das so wahnsinnig oft getan habe, obwohl Du eine Heuchlerin bist und nichts anderes? Das soll nicht böse gemeint sein, denn ich bin ehrlich gesagt enttäuscht, weil Du so geworden bist. Was bringt es, Dinge zu sagen und zu behaupten, und genau das Gegenteil zu tun?
Ich hab da keinen Bock drauf ist keine Entschuldigung. Es ist nicht mal eine Ausrede. Es ist einfach ein Zeichen dafür, dass ich Dir vollkommen egal bin, und in dem Moment habe ich innerlich mit Dir abgeschlossen. Ich kann viele Leute retten, aber niemanden, der mich die ganze Zeit unbewusst - denn Du tust alles immer unbewusst - belogen und mir eine Rolle vorgespielt hat, die gestellter hätte nicht sein können.
Thematisch war es dasselbe wie bei dem zweiten Teil des Streites. Ich wollte ehrlich sein, ich wollte deiner Schwester zeigen, was Du tust und wie Du dich verändert hast, ich wollte das mehr als alles andere. Vielleicht aus Rache, vielleicht, weil ich die Meinung eines anderen Menschen aus Deinem Leben über Dich hören wollte, vielleicht, weil ich hoffte, dadurch könnte Deine Schwester Dich wieder auf den guten Weg führen, vielleicht auch einfach, weil ich unterbewusst bereits abgeschlossen hatte mit Dir, und ich mit einem Knall gehen wollte - obwohl, so gemein bin ich eigentlich nicht.
Jedenfalls habe ich es getan - ich habe das erste Mal nur Rücksicht auf mich und Deine Schwester genommen, und deine Bedürfnisse mal in den Hintergrund gerückt.
Und natürlich hast Du wieder geheuchelt, niemals ein schlechtes Wort über deine Schwester verloren zu haben, dass ich nicht das Recht hätte, so etwas zu sagen, und dass ich sie die ganze Zeit angelogen hatte - weswegen auch immer.
Ich hatte Dir irgendwie versucht zu erklären, warum ich das getan habe, aber anscheinend hast Du die ganze Zeit nur darüber gelacht, wenn man denn deine ,,Hahas'' im Chat richtig deutet.
Und dann hast Du die Freundschaft beendet und hast gesagt, ich solle wegen dir nicht rumheulen.
Anscheinend habe nicht nur ich Dich überschätzt, sondern Du mich auch unterschätzt.
Oh glaub mir, ich heule nicht rum.
Woraufhin Du natürlich wieder nur gelacht hast. Wie immer konntest Du's nicht ernst nehmen, so wie Du alles nichts ernst nimmst, außer, es richtet sich gegen Dich.
Und das war's.
Seitdem ist Funkstille zwischen uns beiden, und ich glaube, nein, ich hoffe sogar schon beinahe, dass es so bleibt. Wenn Du mich anrufen würdest und mich um Entschuldigung bitten würdest, würde ich Dir eventuell verzeihen, aber Freunde wären wir nicht mehr. Ich würde einfach sagen ,,Mir ist das egal'', denn es stimmt: Es ist mir jetzt wirklich egal, ob wir befreundet sind oder nicht. Vielleicht liegt es nicht zuletzt daran, dass man am Ende doch gewöhnlicherweise das wahre Gesicht des anderen sieht, und diese Maske, diese perfekte, freundliche Maske, ist gebröckelt und zu Boden gefallen. Und das wahre Gesicht darunter ist ganz anders, es ist eine spöttisch verzehrte Miene, eine erschreckende Mimik, Hass in deinen Augen.
Doch ich brauche niemanden, der mir sein wahres Gesicht nicht zu Anfang zeigen möchte. Ich will eine echte Freundschaft, eine mit keiner Maskarade, mit echten, unperfekten, aber wenigstens ehrlichen Gesichtern.
Ich hoffe nicht darauf, dass Du dich meldest. Ich hoffe nicht darauf, dass Du irgendwann vor meiner Tür stehst. Ich hoffe nicht darauf, dass irgendwann eine Nachricht von Dir auf meinem Computer- oder Handybildschirm erscheint.
Ich hoffe einfach nur, dass es diesmal vorbei sein wird. Nicht wie letztes Mal, als Du einen Monat nach unserem ersten Break-Up wieder mit mir befreundet sein willst und von mir erwartet hast, so zu tun, als sei nie etwas zwischen uns geschehen.
Diesmal werde ich meine Stimme erheben, falls Du auftauchst. Ich werde Dir vielleicht vergeben, denn das kann ich, aber ich werde Dich nicht mehr als eine Freundin sehen, denn diese Freundin, die ich geliebt habe, der ich alles erzählt habe, der ich hoffnungsvoll alles anvertraut habe, was es anzuvertrauen gab - diese Person existiert anscheinend nicht mehr, sondern nur noch eine Zombie-Version deiner selbst mit einer makellosen Maske, die fällt, wenn Dich jemand auch nur anzufassen versucht.
Wir waren Freunde, wir waren Vertraute, wir waren Partner, wir waren so gut wie alles.
Und selbst wenn dies das Ende ist, so hasse ich Dich nicht. Und ich werde Dich auch niemals hassen - ich bin vielleicht verbittert, weil Dein altes Ich nicht mehr unter uns weilt, aber das heißt nicht, dass ich nun voller Hass auf Dich bin.
Ich bin Dir dankbar für die tolle Zeit, die wir hatten. Ich habe es wahnsinnig genossen, bei Dir zu sein, mit Dir zu weinen und zu lachen, bei Dir zu übernachten und mit Dir in einem Bett geschlafen zu haben. Ich habe es genossen, noch um Mitternacht mit Dir zu telefonieren, um drei Uhr nachts noch Mensch, ärgere Dich nicht! mit Dir zu spielen, bei Edeka einkaufen zu gehen. Ich habe es genossen Dir beiseite zu stehen, Dir zu helfen, und ja, es gab auch Zeiten, wo Du wenigstens versucht hast, mir zu helfen.
In dieser Vergangenheit schien nicht nur alles perfekt, nein, es war perfekt. Das Bild, das ich nun von Dir habe, ändert nichts daran. Ich werde diesen Zeiten nicht hinterhertrauern, weil ich solche Erinnerungen nicht zu etwas verzerren möchte, wonach ich mich sehne; ich möchte sie so in Erinnerung haben, wie sie zu dem Zeitpunkt, als alles gut war, waren.
Ich danke Dir, wirklich.
Aber wisse, dass ich keinen Zombie mit Maske möchte; ich werde so eine Kreatur nie wollen.
Ich will etwas Echtes.
Aber das bist Du nun nicht mehr.
Und heul auch nicht deswegen rum oder so.
Habe ich nicht. Werde ich nicht. Tue ich nicht.
CU
Sana
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