Donnerstag, 4. September 2014

►Film-Review◄: Verführt

Grundwissen:


Titel: Verführt (original: The Perfect Teacher)
Regisseur◄: Jim Donovan
Produktionsfirma◄: Tiberius Film
Erschienen◄: 5.07.2012
Dauer: 90 Minuten (1 Stunde, 30 Minuten)
Altersfreigabe◄: FSK 12
Genre◄: Thriller; Crime; Drama
Preis: 7, 62 € (DVD); 10, 95 € (Blue-ray)









Inhalt:


Ich bin deine Traumfrau oder deine Albtraumfrau! - Devon



Als die siebzehnjährige Devon sich in ihren attraktiven jungen Mathelehrer Jim verliebt, schreckt sie vor nichts zurück, um endlich mit ihm zusammenzukommen. Sie verbündet sich mit Jims Tochter, um seine Freundin Rachel und die Exfrau endgültig aus dem Weg zu schaffen ...



*Quelle: amazon.de





Meine Meinung ...




zum Trailer:



[Achtung, dieser Trailer beinhaltet viele Spoiler!]

♥♥

Die klassische Sorte Trailer, die bereits die gesamte Geschichte erzählt und nur die Frage in den Raum stellt, ob der Film in einer Tragödie endet oder ein Happy End ihn abschließen wird. Was ich davon halte, dass beinahe alle Details zusammengefasst sind, ist wohl leicht zu erraten. Dennoch finde ich, dass der Trailer die Atmosphäre des Filmes gut wiedergibt und genügt, um sich einen Eindruck über die Protagonistin Devon zu verschaffen. Außerdem ist die letzte im Trailer dargestellte Szene - die schreiende Devon - sehr überraschend und schockt den Zuschauer noch in der letzten Sekunde. Trotzdem bin ich mir sicher, dass man den Film nicht würde schauen wollen, wenn man diesen Trailer gesehen hat - man kennt ja schon die ganze Geschichte!





zum Film:





Das erste, was ich in diesem Review loswerden will, ist, dass man weder den deutschen noch den Originaltitel dieses Films in irgendeiner Weise ernst nehmen sollte. Dieser verspricht nämlich knisternde Erotik zwischen Jim und Devon und eine Geschichte, in der es primär darum geht, dass die junge Schülerin ihren Lehrer ins Bett bekommen will, und zwar um jeden Preis. Somit geht man mit den vollkommen falschen Erwartungen an diesen Film heran, die wahrscheinlich noch durch die attraktiven Darsteller verstärkt werden. In diesem Film steckt nämlich weitaus mehr als eine oberflächliche, heiße Sexgeschichte und eine Art von verbotener Liebe, weswegen es mich ungeheuer aufregt, dass der Film so vermarktet wird, als sei er überhaupt nicht tiefsinnig, sondern stumpf und kaum etwas, was sich von dem üblichen Angebot auf dem Filmmarkt abhebt.
Das, was so tiefsinnig an diesem Film ist, ist der Grund für Devons obsessives Verhalten bezüglich ihres neuen Lehrers. Devon kommt aus reichem Familienhaus, sieht gut aus, ist beliebt und begehrt und eine gute Schülerin - eigentlich ein Leben, das perfekter nicht hätte sein können; zumindest an der Oberfläche. Bereits in den ersten Szenen bekommt der Zuschauer nämlich mit, dass Devons Vater ihre Tochter sehr vernachlässigt und sie nur mit Geld, allerdings keiner väterlichen Liebe versorgt. Und da kommt ein neuer Mann daher, der Devon viel Aufmerksamkeit schenkt, freundlich ist und ihr anbietet, jederzeit zu ihm zu kommen, wenn sie etwas auf dem Herzen hat. Also versucht Devon, jeden in Jims Leben zu vertreiben, damit sie seine Aufmerksamkeit nur für sich selbst hat, da sie Aufmerksamkeit von einer Autoritätsperson nicht gewohnt ist. Natürlich kann da nur ein obsessives und besitzergreifendes Verhalten entstehen. Dank diesem Einblick in Devons Leben außerhalb der Schule empfindet man ihr Verhalten auch nicht ganz so psychotisch und muss sich nicht ständig fragen, warum sie dieses und jenes tut. Aus diesem Grund ist es äußerst schade, dass dieser Punkt nicht zur Genüge ausgebaut wurde und Devons Vater nur im Hintergrund verweilt und mit dem kommenden Ende der Geschichte auch überhaupt nicht mehr auftaucht. Da hätten sich die Produzenten mehr Mühe geben und stattdessen vielleicht einige der erotischen Fantasien Devons streichen sollen, denn gute Ansätze besitzt der Film allemal. Wie oft sitzt man denn als Zuschauer vor dem Fernseher und fragt sich, wie diese ganze Situation überhaupt zustande kommen kann? Stalking und Obsession sind ja nicht gerade leicht nachzuvollziehen. Von daher hat Jim Donovan das Potential dieses Films zum Fenster hinausgeworfen.
Abgesehen von diesem einen Aspekt hebt sich der Film jedoch nicht vom Durchschnitt ab und ist kaum dazu in der Lage, seine Zuschauer an den Bildschirm zu fesseln.
Die Charaktere sind nicht besonders ausgefeilt und könnten jeden x-beliebigen Bewohner dieses Planeten darstellen. Während man den Film schaut, wird man sich immer wieder dessen bewusst, dass man nicht dazu fähig ist, eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen, da man sie nur oberflächlich kennenlernt und das Eintauchen in ihr Leben einem nahezu vollkommen verwehrt bleibt. Über Mathelehrer und Volleyballcoach Jim erfährt man noch das meiste: liebender Vater eines kleinen, niedlichen Mädchens, charismatisch, augenblicklich in der Schule beliebt, geschieden, in einer Beziehung mit einer Kollegin. Dies ist leider keine besonders originelle, sondern eher langweilige und typische Verpackung eines Lehrers; dennoch kann er durch seine Hilfsbereitschaft und die Liebe zu seiner Tochter ein sympathischer Hauptcharakter sein. Devon hingegen kann schon zu Beginn des Filmes nicht bei den Zuschauern punkten: sie ist verwöhnt, arrogant, zickig und sich niemals zu schade für einen fiesen Spruch gegen ihre Feindin, ein Mitglied des Volleyballteams. Ein zickiges, manipulatives Gör aus der High School, wie sie im Buche steht. Die Tatsache, dass ihr Vater sie vernachlässigt und sie aus diesem Grund Dinge tut, die ihr in irgendeiner Weise die erwünschte Aufmerksamkeit verleihen könnten, kann den Zuschauer trotzdem nicht darüber hinwegtrösten, dass dieses arrogante Mädchen eindeutig keine Sympathieträgerin darstellt. Nicht, weil sie die eigentliche Antagonistin des Films ist, jedoch wegen den Stereotypen, auf dem ihre Persönlichkeit aufbaut. Die netteste Art von Gefühlen, die ihr gegenüber im Zuschauer erwachsen, bestehen aus Mitleid und Trauer darüber, dass sie weitgehend ignoriert wird und sich in etwas hineinmanövriert, dass sie ebenfalls nicht zufriedenstellen kann. Ansonsten jedoch hinterlässt Devon keinen sonderlich positiven Eindruck.
Die Nebencharaktere, beispielsweise Jims Tochter oder Devons beste Freundin, bleiben den ganzen Film über sehr blass und wirken uninteressant, da diese Figuren nichts besitzen, was sie in irgendeiner Weise interessant machen könnte. Sie nehmen allesamt nur eine etwas übergeordnete Rolle von Statisten ein, die dazu dienen, dem Leben der Hauptcharaktere mehr Farbe zu verleihen, was jedoch merklich nach hinten losgeht.
Dennoch versuchen die Schauspieler aus ihren Rollen rauszuholen, was sie können. Besonders Megan Parks, die Devon verkörpert, wirkt sehr glaubwürdig und beweist in diesem Film, dass sie auch eine gute Schauspielerin, und nicht nur eine hübsche Frau ist. Neben ihr wirken die anderen Schauspieler eher lustlos und machen die Handlung durch ihre Ausstrahlung, Mimik und Gestik in keinster Weise lebendiger oder fesselnder, auch wenn die Interaktion zwischen einzelnen Charakteren ganz passabel ist. Hinzu kommt, dass die deutsche Synchronisation wirklich sehr unpassend ist und so die Figuren des Films noch steifer und gestellter wirken. Vor allem die Synchronstimme Devons sorgt im Laufe der Minuten für wachsende Ohrenschmerzen. Von daher empfiehlt es sich, denn Film in seiner Originalsprache zu schauen.
Durch die Handlung selbst gewinnt der Film auch nicht gerade an Spannung. Es ist zwar interessant mitzuverfolgen, wie Devon Jims Privatsphäre immer mehr durchbricht und wie sie immer besessener von ihm wird, jedoch ziehen sich die Minuten ein wenig, während man der Schülerin dabei zusieht, wie sie ihrem Lehrer durch Lügen und Intrigen näherzukommen versucht und diese im immer drastischeren Ausmaß ausfallen. Angesichts der Unberechenbarkeit des Mädchens ist in gewisser Weise schon eine leichte Spannungskurve vorhanden, die jedoch nur langsam ansteigt und nach einiger Zeit keine Abwechslung mehr bietet. Vor allem, wenn man den Trailer ansieht, bevor man sich dem Anschauen des Filmes zuwendet, kann kaum eine Wendung in der Handlung noch Überraschung im Zuschauer hervorrufen. Die Handlung fließt gemächlich und gleichbleibend vor sich hin und besitzt keine tatsächlichen Höhepunkte oder unerwartete Entwicklungen. Von daher ist dieser Film über Stalking und Obsession leider auch nicht sonderlich innovativ und verläuft wohl nach dem 08/15-Schema solcher Filme.


Abschließend ein nicht sonderlich empfehlenswerter und enttäuschender Film, dessen Potential bereitwillig verschenkt wurde, um diesen Thriller eher in eine erotische Richtung zu schieben und das Psychologische an der gesamten Sache nahezu vollkommen aus diesem zu verbannen. Die Schauspieler und die Handlung sind höchstens ganz solide und schaffen es leider mit zunehmenden Minuten nicht, den Zuschauer vollkommen zu fesseln. Außerdem wurde hier kaum in die Trickkiste gegriffen und mit Klischees und Vorhersehbarkeit in solchem Ausmaß herumhantiert, dass einem kein Grund einfallen sollte, diesen Thriller anderen vorzuziehen. Dennoch hat er durchaus Unterhaltungswert und ist für Einsteiger in dieses Genre bestimmt nicht ganz uninteressant. Voller guter Ansätze, die jedoch wegen dem Fokus auf Oberflächlichkeiten etwas untergegangen sind.





Ich gebe dem Film:


♥ Herzchen



Extra:


Andere gute Stalkingfilme lassen sich hier finden.


CU
Sana

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