Grundwissen:
♥Titel♥: Layers - Die Wahrheit ist vielschichtig
♥Autor/-in♥: Ursula Poznanski
♥Erschienen♥: 17. August 2015 im Loewe-Verlag (broschiert)
♥Seitenanzahl♥: 445 Seiten
♥Preis♥: 14, 95 € (broschiert); 12, 99 € (Kindle Edition)
♥Genre♥: Young Adult; Thriller; Science Fiction
Inhalt:
Das alles war viel zu gut, um harmlos zu sein. - S. 21
Seit Dorian von zu Hause abgehauen ist, schlägt er sich auf der Straße durch - und das eigentlich ganz gut. Als er jedoch eines Morgens neben einem toten Obdachlosen aufwacht, der offensichtlich ermordet wurde, gerät Dorian in Panik, weil er sich an nichts erinnert: Hat er selbst etwas mit der Sache zu tun?
In dieser Situation bietet ihm ein Fremder unverhofft Hilfe an und Dorian ergreift die Gelegenheit beim Schopf - denn das ist seine Chance, sich vor der Polizei zu verstecken. Der Unbekannte engagiert sich für Jugendliche in Not und bringt Dorian in eine Villa, wo er neue Kleidung, Essen und sogar Schulunterricht erhält. Doch umsonst ist nichts im Leben, das erfährt Dorian schnell. Die Gegenleistung, die von ihm erwartet wird, besteht im Verteilen geheimnisvoller Werbegeschenke - sehr aufwendig versiegelt. Und als Dorian ein Geschenk nach einem unerwarteten Zwischenfall behält, wird er von diesem Zeitpunkt an gnadenlos gejagt.
*Quelle: amazon.de
*Quelle: amazon.de
Meine Meinung ...
zum Cover:
Deutsches Cover: ♥♥♥♥♥ |
Dies ist eines der eindrucksvollsten Cover, das mir je unter die Augen gekommen ist. Nicht nur sind diese verschiedenen Variationen von Schwarz-, Grau- und Weißtönen sehr schön anzusehen, auch ist die Anordnung der Quadrate wirklich interessant und unterstützt den Titel des Buches (dt: Schichten) auf sehr gute Weise. Die Wolkenkratzer im Hintergrund machen das Ganze mit ihrem einengenden Charakter schließlich perfekt. Das Tüpfelchen auf dem i ist jedoch, dass nicht nur das Cover so designed ist, sondern auch die Klappenbroschur selbst aus vielfachen Schichten besteht und man beim Auseinanderklappen dieses Buches sozusagen wie auch beim Lesen des Buches immer tiefer ins Innere vordringt und die Geschichte - im Idealfall - verstehen lernt. Von daher ist das Motto des Buches - Die Wahrheit ist vielschichtig - auch bei der Aufmachung Programm gewesen, weswegen man den Verlag einfach nur loben muss. Wirklich wunderschön anzusehen und sehr außergewöhnlich!
Zwar wunderschön beschrieben, jedoch angesichts der kurzen Zeit, in der sich die beiden kennen, vollkommen überzogen.
Im Laufe der Handlung wird auch klar, warum die Autorin Stella als Dorians Objekt des Begehrens braucht, denn ansonsten hätte Dorian augenblicklich vor denjenigen, die ihn später jagen, davonlaufen können. Aber warum hätte das dann nicht ein einfacher Freund sein können? Man möchte doch nicht nur den Tod von jemandem verhindern, den man romantisch liebt, sondern auch auf platonischer Ebene. Jedoch sind die anderen Beziehungen abgesehen von derjenigen zu Stella auch alles andere als gut gezeichnet und sehr ambivalent, weswegen spätere Bündnisse und Motive äußerst schwer zu ergründen sind.
Insofern hat man über einen langen Zeitraum nicht den blassesten Schimmer, worum es in Layers gehen soll, was zusätzlich durch die Liebesgeschichte und den eher langweiligen Alltag der Organisation noch verschlimmert wird. Doch mit einem kleinen Misserfolg, den Dorian begeht, gerät die Geschichte endlich in Schwung und bleibt zwar nach wie vor eher ruhig, jedoch auf eine gespannte und lauernde Weise. Dorian muss ständig darum bangen, nicht wieder eingefangen zu werden, und dazu noch herausfinden, wie all diese kleinen Puzzleteilchen zusammenpassen und ob die Organisation nun wirklich so wohltätig ist, wie es zu Beginn scheint. Denn ganz gemäß dem Untertitel dieses Buches ist die Wahrheit viel vielschichtiger als man zunächst meinen könnte. Hierbei schafft es Poznanski wieder in ihrer üblichen Manier, den Leser auf Dauer zu überraschen und den Spannungsbogen kontinuierlich zu steigern. Man lebt zusammen mit Dorian auf der Straße, kann niemandem, nicht mal seinen eigenen Eindrücken, trauen und muss dennoch versuchen, sich in diesem Chaos aus Verfolgungsjagden, Versteckspielen und Schichten, die über die Realität gelegt werden, zurechtzufinden. Es werden eine Menge Intrigen gespinnt, verschiedene Leute wechseln zunächst aus unerfindlichen Gründen die Seiten, und allgemein setzt sich Dorian als Protagonist mit vielen ethischen Fragen, die durch all die Ereignisse und Pläne in diesem Gesamtgerüst entstehen, auseinander. Hierbei muss man die Autorin dafür loben, dass sie Gerechtigkeit von vielen verschiedenen Seiten beleuchtet, und sich zudem mit der Frage beschäftigt, ob man ein guter Mensch ist, wenn man Schlechtes tut, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Dazu thematisiert sie noch Sensations- und Geldgier, und vor allem virtuelle Realität und inwieweit sie eine Einschränkung, aber auch eine Bereicherung sein kann. Aufgrund von Spoilern wird man nicht näher darauf eingehen können, jedoch soll gesagt sein, dass sie mit dieser breiten Palette an Problematiken auf jeden Fall das Interesse des Lesers packen kann und ihn dazu bringt, sich zeitgleich mit Dorian dazu Gedanken zu machen.
In diesem Mittelteil des Buches wächst Dorian einem auch langsam ans Herz, denn obwohl er nicht der Klügste ist und zu der Sorte unauffälliger, braver Jungen gehört, stellt er doch unter Beweis, dass er eine Kämpfernatur besitzt und auch den Mut, Dinge zu hinterfragen und von unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Mit Sicherheit hätte man noch eher auf seine Vergangenheit eingehen können, da sie durchaus interessant und nicht ganz gewöhnlich ist, vor allem sein Leben als Straßenjunge, jedoch ist es auch schön, ihn beim Entschlüsseln all dieser Pläne der Organisation zu beobachten und dabei zu bemerken, dass der Junge teilweise über sich selbst hinauswächst. Insgesamt ist er also nicht der Interessanteste, und man kann nicht wirklich behaupten, dass man eine besonders intensive Beziehung zu ihm aufbaut oder ihn als etwas Besonderes ansieht, jedoch gibt es durchaus schlimmere Charaktere, die naiver handeln und an Dorians Stelle bestimmt schon zu einem frühen Zeitpunkt eingeknickt wären.
Bis dahin bessert sich Poznanskis Geschichte also wieder auf ihr altbekanntes Niveau, insbesondere durch ihren Schreibstil, an dem nichts auszusetzen ist, der niemals zu ausschweifend oder zu knapp ist, Emotionales genauso gut beschreiben kann wie Neutrales, und der sich an jegliche Situationen wunderbar anpassen kann. Insofern rutscht man mit der Spannungssteigerung quasi durchs Buch, blättert gespannt eine Seite nach der anderen um, und ist gespannt darauf, was die Autorin nun als groß angekündigten Showdown eingeplant hat. Sie erweckt in einem wahnsinnig hohe Erwartungen und lockt einen damit, dass das Ende den öden ersten Teil des Buches aufwiegeln wird, einen komplett überrascht und nach Luft schnappen lässt und sich am Ende an den Kopf fasst, weil man nicht schon früher auf die Idee gekommen ist, dass etwas in dem System, das Dorian sich erdacht hat, nicht stimmen kann.
Doch leider enttäuscht die Autorin auch hier. Es ist zwar nicht so gewesen, dass sie keinen überraschenden Wendepunkt eingeführt hätte und nun der wahre Antagonist der Geschichte ans Licht kommt, zusätzlich mit den ganzen Informationen, um alle bisherigen Handlungen und Situationen zu begreifen, jedoch hat sie dies in ihren vorherigen Romanen wesentlich geschickter und kompakter getan. Während man bei ihren anderen Romanen wirklich das Gefühl hat, als säße ein Genie hinter diesen ganzen Geschichte, wirken die Erklärungen und Motive hier etwas fadenscheinig und out of character, was jedoch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass man die Charaktere in dem Einführungsteil des Thrillers kaum kennenlernt. Anstatt eine Übersicht über das große Ganze zu geben, fallen bloß wieder Häppchen für den Leser an, mit denen er sich zufriedengeben und den Rest selbst für sich erklären muss. Diese Tatsache und dazu noch, dass am Ende alles auf ein sehr merkwürdiges und gezwungenes Happy End zuläuft, lässt einen doch verwirrt und unbefriedigt zurück, vor allem da mit diesem Ausgang der Geschichte offen im Raum steht, warum sich die Autorin mit solchen Themen auseinandergesetzt hat, wenn sie doch am Ende Vieles sehr vereinfacht und als scheinbar gelöst darstellt. Dem ist jedoch ganz und gar nicht so; eher ist es eine gezwungene Allianz, die eingegangen wird, um dieses Ende zu erreichen, obwohl es allem widerspricht, wofür Dorian und diverse andere gestanden haben. Was ist also der Sinn dieses Endes? Zu zeigen, dass Ethik in der Theorie sehr leicht, in der Realität aber unmöglich einzuhalten ist? Dass es nichts gibt, was von Herz auf gut ist, sondern immer egoistisch und gewaltsam handelt?
Zusätzlich mit dem Sinn des Buches bleibt einem allerdings auch der Sinn einiger Dinge erschlossen, die Dorian durch die zuvor erwähnte Virtualität gesehen hat. Nun gut, man weiß, dass dort auch mit Ängsten gespielt wird und man unter Beweis stellen will, durch welche einfachen Mittel man Menschen manipulieren kann, was jedoch solche Wesen wie Drachen oder Alligatoren damit zu tun haben, einen dazu zu bringen, das zu tun, was man will, ist doch etwas schleierhaft und unnatürlich aufgebauscht. Da hätte die Autorin ruhig weniger fantasievoll sein können, da das Ganze durch all diese kleinen, aufeinandergeschichteten Sachen sehr an den Haaren herbeigezogen und übertrieben wirkt.
Normalerweise liebe ich Poznanskis Bücher wirklich über alles, jedoch kann meine Enttäuschung zu Layers wirklich nicht in Worte gefasst werden. Zwar beschreibt die Autorin alles wie immer auf wunderbare Weise und schafft es auch, zwischendurch und bis zum großen Finale Spannung aufzubauen, jedoch hätte sich alles viel eher zum Positiven wenden können, wenn sie diese ersten 150 Seiten interessanter und tiefgründiger gestaltet hätte. Denn so besitzen die Statisten - und man kennt wirklich kaum mehr Details über die Figuren, als man über Statisten in Erfahrung bringt - keine Beweggründe, keine Motivation für ihre Handlungen, weswegen man zu niemandem eine wirkliche Bindung aufbauen kann, nicht mal zum Protagonisten Dorian. Außerdem werden zum Ende hin sehr wenige Erklärungen gegeben und der Konflikt auf eher unbeholfene Weise gelöst. Zwar setzt sich die Autorin mit moralischen Fragen und Abgründen auseinander, doch was soll dies nützen, wenn man über die Weltvorstellung der Figuren so wenig weiß? Insgesamt kein schlechtes Buch, jedoch keines, das sich über den Durchschnitt hebt. Und dies ist für Poznanskis Verhältnisse wirklich traurig.
zum Buch:
Ursula Poznanski ist inzwischen eine sehr bekannte Autorin im Bereich der Jugendliteratur, wobei sie ihren Durchbruch mit ihrem Debüt Erebos schaffte. Auch mit ihren nachfolgenden Jugendbüchern konnte sie die Herzen vieler Leser berühren und ihre Position als erfolgreiche Schriftstellerin mit innovativen Ideen und sehr überraschenden Wendungen festigen. Umso neugieriger und spannender erschien ihr neuestes Werk, insbesondere da der Loewe-Verlag auf Facebook und diversen anderen Internetplattformen einige Gewinnspiele zur Verfügung gestellt und somit diesen Einzelband sehr promotet hat. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen gewesen, doch leider sieht man im Laufe des Lesens ein, dass viel dicke Luft um nichts gemacht wurde. Zumindest unter bestimmten Aspekten.
Einen geschickten Einstieg in ein Buch zu schaffen, gestaltet sich für die meisten Autoren schwer, da man den Leser weder vollkommen orientierungslos in die Geschichte werfen möchte, noch ihn mit zu vielen Informationen auf einmal beladen will. In Poznanskis Fall hat sie das am Anfang noch geschickt hinbekommen, da man Dorian in seiner kläglichen Situation kennenlernt und auch das Ereignis, das ihn in Verbindung mit der Villa führt, sehr packend beschrieben wird, doch sobald es um die Villa selbst geht und wie Dorian sich darin zurechtfindet, stellt die Autorin unter Beweis, wie langatmig und oberflächlich sie schreiben kann. Dass man nicht von vorneherein alles über diese Organisation in der Villa erfährt, ist gut, immerhin geht es in den nachfolgenden Seiten darum, ihre geheimnisvollen Machenschaften zu entschlüsseln, jedoch haben diese ca. 150 Seiten das Fundament dafür geboten, was Dorian einige Wochen später dazu zwingt, nicht sofort das Weite zu suchen, damit die Organisation ihn nicht findet. Und diese Zeit hätte man zweifellos interessanter gestalten können. Nicht nur erscheint das ganze Leben innerhalb der Villa wenig strukturiert und durchdacht, sondern auch die Beziehungen, die Dorian in seiner Zeit dort aufbaut. Freundschaften entwickeln sich nicht unbedingt schnell, Liebe umso weniger, und dies ist der Grund, warum diese Zeit in der Villa zu nichts nütze ist. Dorian sitzt in seinem kostenlosen Unterricht, Dorian verteilt Flugblätter, Dorian bemerkt, dass die Jugendlichen Kleider in verschiedenen Farben tragen. Und er trifft Stella, das Mädchen seiner Träume, in das er sich sofort Hals über Kopf verliebt, bloß weil sie einen Ticken netter ist als die anderen Jugendlichen der Villa. Dies ist tatsächlich auch der einzige Unterschied, den man zwischen ihr und den anderen ausmachen kann, denn man erfährt über niemanden, mit Ausnahme von Dorian, etwas Spezifisches über deren vergangenes Leben oder Persönlichkeit. Zwar bieten einige Charaktere, beispielsweise Bornheim und Melvin, interessante Ansätze, jedoch ist es nicht der Fall, dass man sie zu irgendeinem Zeitpunkt näher kennenlernt, Stella noch am wenigsten. Und dennoch muss man als Leser miterleben, wie Ursula Poznanski eine typische Instant Love Geschichte anbahnt, die wirklich süß hätte sein können, wenn wir die entscheidenden Schlüsselszenen mitbekommen hätten. Szenen, in denen die beiden sich näher kommen, in denen ersichtlich wird, warum sie sich zueinander hingezogen fühlen, in denen man in seinem Leserherzen spüren kann, dass sie ineinander ein Zuhause finden und zusammengehören. Doch indem die Autorin diese Szenen überspringt, und dem Leser die beiden quasi direkt einige Seiten nach dem Kennenlernen als Pärchen präsentiert, sind die Chancen darauf leider verspielt. Das Schlimmste daran ist, dass die Autorin in ihren vorherigen Büchern niemals viel Wert auf ihre Liebesgeschichten gelegt hat, sondern sie sich neben der Story auf natürliche Weise entwickelt haben und niemals ins Kitschige abgedriftet sind. Hier jedoch schon:
Als schlimm empfand Dorian das nicht, denn er wusste, am Abend würde er Stella wiedersehen. Dass es sie gab, änderte alles. Die Farben und Töne, die ihn umgaben, den Geruch des Windes, die Gesichter der Menschen um ihn herum. Bis vor Kurzem war ihm nicht aufgefallen, wie großartig das alles war. Das begriff er jetzt erst, seitdem er wusste, dass es zu einer Welt gehörte, in der Stella lebte. - S.68
Zwar wunderschön beschrieben, jedoch angesichts der kurzen Zeit, in der sich die beiden kennen, vollkommen überzogen.
Im Laufe der Handlung wird auch klar, warum die Autorin Stella als Dorians Objekt des Begehrens braucht, denn ansonsten hätte Dorian augenblicklich vor denjenigen, die ihn später jagen, davonlaufen können. Aber warum hätte das dann nicht ein einfacher Freund sein können? Man möchte doch nicht nur den Tod von jemandem verhindern, den man romantisch liebt, sondern auch auf platonischer Ebene. Jedoch sind die anderen Beziehungen abgesehen von derjenigen zu Stella auch alles andere als gut gezeichnet und sehr ambivalent, weswegen spätere Bündnisse und Motive äußerst schwer zu ergründen sind.
Insofern hat man über einen langen Zeitraum nicht den blassesten Schimmer, worum es in Layers gehen soll, was zusätzlich durch die Liebesgeschichte und den eher langweiligen Alltag der Organisation noch verschlimmert wird. Doch mit einem kleinen Misserfolg, den Dorian begeht, gerät die Geschichte endlich in Schwung und bleibt zwar nach wie vor eher ruhig, jedoch auf eine gespannte und lauernde Weise. Dorian muss ständig darum bangen, nicht wieder eingefangen zu werden, und dazu noch herausfinden, wie all diese kleinen Puzzleteilchen zusammenpassen und ob die Organisation nun wirklich so wohltätig ist, wie es zu Beginn scheint. Denn ganz gemäß dem Untertitel dieses Buches ist die Wahrheit viel vielschichtiger als man zunächst meinen könnte. Hierbei schafft es Poznanski wieder in ihrer üblichen Manier, den Leser auf Dauer zu überraschen und den Spannungsbogen kontinuierlich zu steigern. Man lebt zusammen mit Dorian auf der Straße, kann niemandem, nicht mal seinen eigenen Eindrücken, trauen und muss dennoch versuchen, sich in diesem Chaos aus Verfolgungsjagden, Versteckspielen und Schichten, die über die Realität gelegt werden, zurechtzufinden. Es werden eine Menge Intrigen gespinnt, verschiedene Leute wechseln zunächst aus unerfindlichen Gründen die Seiten, und allgemein setzt sich Dorian als Protagonist mit vielen ethischen Fragen, die durch all die Ereignisse und Pläne in diesem Gesamtgerüst entstehen, auseinander. Hierbei muss man die Autorin dafür loben, dass sie Gerechtigkeit von vielen verschiedenen Seiten beleuchtet, und sich zudem mit der Frage beschäftigt, ob man ein guter Mensch ist, wenn man Schlechtes tut, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Dazu thematisiert sie noch Sensations- und Geldgier, und vor allem virtuelle Realität und inwieweit sie eine Einschränkung, aber auch eine Bereicherung sein kann. Aufgrund von Spoilern wird man nicht näher darauf eingehen können, jedoch soll gesagt sein, dass sie mit dieser breiten Palette an Problematiken auf jeden Fall das Interesse des Lesers packen kann und ihn dazu bringt, sich zeitgleich mit Dorian dazu Gedanken zu machen.
In diesem Mittelteil des Buches wächst Dorian einem auch langsam ans Herz, denn obwohl er nicht der Klügste ist und zu der Sorte unauffälliger, braver Jungen gehört, stellt er doch unter Beweis, dass er eine Kämpfernatur besitzt und auch den Mut, Dinge zu hinterfragen und von unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Mit Sicherheit hätte man noch eher auf seine Vergangenheit eingehen können, da sie durchaus interessant und nicht ganz gewöhnlich ist, vor allem sein Leben als Straßenjunge, jedoch ist es auch schön, ihn beim Entschlüsseln all dieser Pläne der Organisation zu beobachten und dabei zu bemerken, dass der Junge teilweise über sich selbst hinauswächst. Insgesamt ist er also nicht der Interessanteste, und man kann nicht wirklich behaupten, dass man eine besonders intensive Beziehung zu ihm aufbaut oder ihn als etwas Besonderes ansieht, jedoch gibt es durchaus schlimmere Charaktere, die naiver handeln und an Dorians Stelle bestimmt schon zu einem frühen Zeitpunkt eingeknickt wären.
Bis dahin bessert sich Poznanskis Geschichte also wieder auf ihr altbekanntes Niveau, insbesondere durch ihren Schreibstil, an dem nichts auszusetzen ist, der niemals zu ausschweifend oder zu knapp ist, Emotionales genauso gut beschreiben kann wie Neutrales, und der sich an jegliche Situationen wunderbar anpassen kann. Insofern rutscht man mit der Spannungssteigerung quasi durchs Buch, blättert gespannt eine Seite nach der anderen um, und ist gespannt darauf, was die Autorin nun als groß angekündigten Showdown eingeplant hat. Sie erweckt in einem wahnsinnig hohe Erwartungen und lockt einen damit, dass das Ende den öden ersten Teil des Buches aufwiegeln wird, einen komplett überrascht und nach Luft schnappen lässt und sich am Ende an den Kopf fasst, weil man nicht schon früher auf die Idee gekommen ist, dass etwas in dem System, das Dorian sich erdacht hat, nicht stimmen kann.
Doch leider enttäuscht die Autorin auch hier. Es ist zwar nicht so gewesen, dass sie keinen überraschenden Wendepunkt eingeführt hätte und nun der wahre Antagonist der Geschichte ans Licht kommt, zusätzlich mit den ganzen Informationen, um alle bisherigen Handlungen und Situationen zu begreifen, jedoch hat sie dies in ihren vorherigen Romanen wesentlich geschickter und kompakter getan. Während man bei ihren anderen Romanen wirklich das Gefühl hat, als säße ein Genie hinter diesen ganzen Geschichte, wirken die Erklärungen und Motive hier etwas fadenscheinig und out of character, was jedoch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass man die Charaktere in dem Einführungsteil des Thrillers kaum kennenlernt. Anstatt eine Übersicht über das große Ganze zu geben, fallen bloß wieder Häppchen für den Leser an, mit denen er sich zufriedengeben und den Rest selbst für sich erklären muss. Diese Tatsache und dazu noch, dass am Ende alles auf ein sehr merkwürdiges und gezwungenes Happy End zuläuft, lässt einen doch verwirrt und unbefriedigt zurück, vor allem da mit diesem Ausgang der Geschichte offen im Raum steht, warum sich die Autorin mit solchen Themen auseinandergesetzt hat, wenn sie doch am Ende Vieles sehr vereinfacht und als scheinbar gelöst darstellt. Dem ist jedoch ganz und gar nicht so; eher ist es eine gezwungene Allianz, die eingegangen wird, um dieses Ende zu erreichen, obwohl es allem widerspricht, wofür Dorian und diverse andere gestanden haben. Was ist also der Sinn dieses Endes? Zu zeigen, dass Ethik in der Theorie sehr leicht, in der Realität aber unmöglich einzuhalten ist? Dass es nichts gibt, was von Herz auf gut ist, sondern immer egoistisch und gewaltsam handelt?
Zusätzlich mit dem Sinn des Buches bleibt einem allerdings auch der Sinn einiger Dinge erschlossen, die Dorian durch die zuvor erwähnte Virtualität gesehen hat. Nun gut, man weiß, dass dort auch mit Ängsten gespielt wird und man unter Beweis stellen will, durch welche einfachen Mittel man Menschen manipulieren kann, was jedoch solche Wesen wie Drachen oder Alligatoren damit zu tun haben, einen dazu zu bringen, das zu tun, was man will, ist doch etwas schleierhaft und unnatürlich aufgebauscht. Da hätte die Autorin ruhig weniger fantasievoll sein können, da das Ganze durch all diese kleinen, aufeinandergeschichteten Sachen sehr an den Haaren herbeigezogen und übertrieben wirkt.
Normalerweise liebe ich Poznanskis Bücher wirklich über alles, jedoch kann meine Enttäuschung zu Layers wirklich nicht in Worte gefasst werden. Zwar beschreibt die Autorin alles wie immer auf wunderbare Weise und schafft es auch, zwischendurch und bis zum großen Finale Spannung aufzubauen, jedoch hätte sich alles viel eher zum Positiven wenden können, wenn sie diese ersten 150 Seiten interessanter und tiefgründiger gestaltet hätte. Denn so besitzen die Statisten - und man kennt wirklich kaum mehr Details über die Figuren, als man über Statisten in Erfahrung bringt - keine Beweggründe, keine Motivation für ihre Handlungen, weswegen man zu niemandem eine wirkliche Bindung aufbauen kann, nicht mal zum Protagonisten Dorian. Außerdem werden zum Ende hin sehr wenige Erklärungen gegeben und der Konflikt auf eher unbeholfene Weise gelöst. Zwar setzt sich die Autorin mit moralischen Fragen und Abgründen auseinander, doch was soll dies nützen, wenn man über die Weltvorstellung der Figuren so wenig weiß? Insgesamt kein schlechtes Buch, jedoch keines, das sich über den Durchschnitt hebt. Und dies ist für Poznanskis Verhältnisse wirklich traurig.
Ich gebe dem Buch:
♥♥♥.♥ Herzchen (3.50)
Extra:
Aufgrund der großen Promotion entstand natürlich auch ein Trailer zu diesem Einzelband. Klickt hier, um ihn euch anzusehen und zu entscheiden, ob dieses Buch etwas für euch sein könnte.
CU
Sana
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