Grundwissen:
♥Titel♥: Die Stadt der besonderen Kinder (original: Hollow City)
♥Autor/-in♥: Ransom Riggs
♥Erschienen♥: Februar 2015 im Knaur-Verlag
♥Seitenanzahl♥: 480 Seiten
♥Genre♥: Urban Fantasy; Young Adult; Historical Fiction
Inhalt:
“Some truths are expressed best in the form of myth.'' - Addison (p. 98)
Nach der Zerstörung ihrer Heimat müssen die besonderen Kinder sich und Miss Peregrine unbedingt in Sicherheit bringen. Doch ihre geliebte Ymbryne ist gefangen in ihrer Vogelgestalt und so nicht in der Lage, bei der Suche eines neuen Zuhauses helfen, weswegen nun die Kinder die Rolle der Retter annehmen und einen Weg finden müssen, Miss Peregrine wieder menschlich zu machen. Dabei müssen sie vielen Gefahren trotzen, insbesondere den Hollows, die ihre besonderen Seelen fressen ...
Meine Meinung ...
zum Cover:
Deutsches Cover: ♥♥♥♥ |
Originalcover: ♥♥♥♥ |
Ähnlich wie das Cover des ersten Bandes strahlt die ausgewählte Fotografie etwas Surreales und unterschwellig Unheimliches aus und passt auch hervorragend zu der Insel der besonderen Kinder. Auch wenn die dargestellte Figur leider noch eher in die Kategorie eines Nebencharakters fällt als Olive auf der Ausgabe von Band 1, repräsentiert der Hintergrund im Buch die Situation der Kinder ziemlich gut und wirkt im Original durch die Sepia-Färbung antik.
Titel sind in beiden Fällen passend, da Jacob und seine Freunde sowohl auf viele andere besondere Kinder treffen als auch auf viele Hollows, die ihnen an den Kragen wollen.
Insgesamt also recht schön im Regal anzusehen.
zum Buch:
Da Tim Burtons Verfilmung des ersten Teils dieser Buchreihe eher keine großen Menschenmassen zu sich gezogen hat, steht eine Fortsetzung zu Die Insel der besonderen Kinder eher auf der Kippe. Doch wäre dieser zweite Teil es überhaupt wert, verfilmt zu werden?
Eher nicht, denn obwohl es ein unterhaltsames, spannendes und sehr schön geschriebenes Buch ist, es tut unterm Strich doch nichts außer die Handlung des dritten Bandes und den Abschluss dieser Trilogie vorzubereiten. Tatsächlich beschäftigt sich der Großteil des Buches - rund 80 bis 90 Prozent - mit dem Finden einer Lösung für Miss Peregrine's Problem, was ziemlich linear gehalten ist und nur von einigen Treffen auf andere Menschen und/oder Hollows unterbrochen wird. Für so viele Seiten ist dies also ziemlich wenig an Inhalt, weswegen man sich als Leser die Frage stellen könnte, warum genau Ransom Riggs so lange für diesen Folgeband brauchte, immerhin passiert bis auf eine Reise durch das Jahr 1940 in Großbritannien nicht sonderlich viel. Natürlich, wer ein gewisses Road-Trip-Gefühl mag oder schlicht und ergreifend Herr der Ringe toll findet - wohl das Buch, das Fantasy am meisten mit Reisen verbindet -, dem wird dies auf jeden Fall zusagen, wer sich allerdings eine komplexere und tiefgründigere Handlungsstruktur erwartet, der dürfte schwer enttäuscht sein.
Dennoch hat Ransom Riggs ein Händchen dafür, diese Reise so auszuschmücken, dass sich der Leser dabei selten langweilt. Auch wenn die Kapitel teilweise viel zu lang sind und man sich daher das Ende eines solchen herbeiwünscht, man genießt es doch, die Kinder in ihrem Leben als Flüchtige zu begleiten und durch ihre Augen auch andere Flüchtlinge zu sehen, die unter dem Zweiten Weltkrieg leiden. Das historische Setting verleiht der Geschichte somit etwas sehr Aufregendes, da es authentisch rübergebracht wird und Riggs sich nicht zu schade ist, die zerstörten Gebäude, abgemagerten Gesichter und bedrückende Atmosphäre ausführlich zu beschreiben und dem Leser das Gefühl zu ermöglichen, als wäre man tatsächlich mit dabei. Auch wenn die Figuren nicht lange am gleichen Ort bleiben, so bleiben sie dort lange genug, damit man die Schicksalsschläge einiger Nebencharaktere miterlebt, mit ihnen mitfühlt und sich gut in deren Situation hineinversetzen kann. Dabei schafft es der Autor, die Fantasy-Elemente überzeugend mit dieser Historie zu verknüpfen und inmitten all des Grauens und der Zerstörung geradezu märchenhafte Momente einzubauen. Insbesondere das Buch mit den Geschichten über andere besondere Kinder kann einen, ebenso wie die Jüngsten in der Gruppe von Miss Peregrine's besonderen Kindern, aus der Misere herausreißen in eine zauberhafte, fantastische Welt zu ziehen, aus der sie Kraft schöpfen können. In diesen Augenblicken fühlt man sich in seine Kindheit zurückversetzt und so, als würde man gerade die ersten Märchen in seinem Leben hören, und dass dies Ransom Riggs bei einem solchen Hintergrund gelingt, zeigt, wie viel Mühe er dort hineininvestiert hat.
Genauso die anderen kleinen Details, die man über die Welt der Besonderen erfährt, da sie fantasievoll beschrieben sind und einem umso mehr das Gefühl geben, wieder in einem Märchen zu sein, in dem nun auch sprechende Tiere mit Besonderheiten auftauchen. Ebenso wie die menschlichen Nebencharaktere, die hinzukommen, sind diese zwar nicht besonders tiefgründig oder mehr als zweidimensional, allerdings ist diese simple Art von Zauber, die an ihnen haftet, dennoch so speziell, dass einem das wenig ausmacht. Insbesondere da man einige Szenen zu den Charakteren bekommt, die man bereits kennt, weil diese durchaus ein wenig mehr Tiefe zeigen und man mehr Einblicke in ihre Seelenwelt bekommen, vor allem Hugh und Millard. Sympathisch bleiben die altbekannten Charaktere dabei auf jeden Fall und funktionieren als Gruppe nach wie vor super. Man kann ihnen wirklich abkaufen, dass sie schon mehrere Jahrzehnte miteinander verbringen, dabei aneinander rummäkeln und trotzdem einen liebevollen Umgang miteinander haben wie ein altes Ehepaar. Sie haben allesamt ein, zwei Eigenschaften, die sie ausmachen und ihre Persönlichkeit definieren, weswegen eine Verwechslungsgefahr überhaupt nicht aufkommt - vor allem Enochs pessimistische Ader und sein knallharter Zynismus werden bestimmt dem ein oder anderen Leser ein Schmunzeln oder Lächeln aufs Gesicht zaubern können, da er einfach so herrlich anders ist als die anderen eher unschuldigen und freundlichen Kinder.
Schade ist allerdings, dass aus dem Protagonisten Jacob wenig gemacht wurde. Zwar findet er die ein oder andere Sache über sich heraus, allerdings ist er neben seinen Begleitern schon fast langweilig und verhält sich in einigen Situationen bemerkenswert naiv. Genauso schade ist es, dass sich die Charaktere im Allgemeinen nicht weiterentwickeln und in so vielen Situationen hätten ihre Kräfte nutzen können, um aus brenzligen Situationen herauszukommen, dies aber trotzdem nicht getan wird. Warum? Man kann argumentieren, dass das Gehirn zwischenzeitlich aussetzt, wenn man Angst hat, und auch der innere Konflikt der herzlichen Kinder, ob sie andere Personen verletzen können, wird angeschnitten, aber man kann das nicht immer als Ausrede benutzen, um passiv auf Angriffe oder Gefahren zu reagieren. Zumal es doch interessant gewesen wäre, wenn eines der Kinder seine Skrupel begraben und die Macht seiner Kräfte genutzt hätte, denn dann hätten sie sich wenigstens weiterentwickelt, egal ob positiv oder negativ.
Zusätzlich dazu zeigen sich hier Ansätze dessen, dass das System der Ymbrynen nicht sonderlich effektiv ist und man sich nicht wundern muss, warum bis auf Miss Peregrine und eine weitere Ymbryne alle anderen von den Wights und Hollows gefangen genommen wurden. Denn obwohl sie als derart mächtig angesehen werden, tun sie doch nicht viel, um ihre Kinder zu beschützen, und haben auch in ihrer Anführerposition nicht wirklich kluge Entscheidungen getroffen. Ohne Spoiler für die Handlung dieses Buches kann man nicht näher darauf eingehen, allerdings bleibt zu hoffen, dass Ransom Riggs in seinem letzten Band entweder die Fragwürdigkeit dieser Personen anspricht oder aber gute Erklärungen bieten kann, damit man das Ganze nicht als unlogisch abstempelt.
Womit der Autor genauso viele Dinge richtig wie falsch gemacht hat wie in dem Buch generell, ist das Ende, denn die letzten zehn bis zwanzig Prozent sprühen nur so vor Spannung und einem unerwarteten Twist, sodass man praktisch mit einem Cliffhanger für den letzten Teil zurückgelassen wird und unbedingt erfahren will, wie der Autor seine Figuren jetzt noch retten kann. Soweit so gut, allerdings hätte er hierbei zugunsten der Spannung nicht unbedingt auf die Logik in einem bestimmten Bereich verzichten müssen.
Insgesamt ein durchwachsener Mittelteil einer Trilogie, der sich durch seine Langgezogenheit und einen einzigen Handlungsstrang im gesamten Buch auszeichnet. Das ist, obwohl es aufgrund des tobenden Kriegs in der menschlichen Welt neben dem Krieg der Besonderen mit ihren Feinden spannend gehalten und einige ständige Flucht ist, einfach nicht genug, um einen konstant bei Laune zu halten und diesem Buch eine hundertprozentige Daseinsberechtigung zuzusprechen. Man ist zwar gerne mit den Charakteren dabei, fühlt sich als wäre man in ein Märchen hineingesaugt worden, das stetig zwischen Fantasie und Grausamkeit wechselt, muss auch ab und an durch den subtilen Humor lachen und kann bei Ransom Riggs' Schreibstil nur vor sich hin träumen und schmachten, allerdings hätte man sich doch mehr Inhalt erwarten können. Wenn sich der Autor etwas weniger in seiner Welt ausgetobt hätte und stattdessen plotfokussierter gewesen wäre, dann wäre auch nicht erst praktisch auf den letzten Seiten alles Schlag auf Schlag passiert. Von daher wäre es vielleicht besser gewesen, diesen Band entweder gründlich zu kürzen oder in eine Dilogie einbauen sollen. Dennoch bleibt es unterhaltsam und kann dem Leser einige schöne Lesestunden geben.
Dennoch hat Ransom Riggs ein Händchen dafür, diese Reise so auszuschmücken, dass sich der Leser dabei selten langweilt. Auch wenn die Kapitel teilweise viel zu lang sind und man sich daher das Ende eines solchen herbeiwünscht, man genießt es doch, die Kinder in ihrem Leben als Flüchtige zu begleiten und durch ihre Augen auch andere Flüchtlinge zu sehen, die unter dem Zweiten Weltkrieg leiden. Das historische Setting verleiht der Geschichte somit etwas sehr Aufregendes, da es authentisch rübergebracht wird und Riggs sich nicht zu schade ist, die zerstörten Gebäude, abgemagerten Gesichter und bedrückende Atmosphäre ausführlich zu beschreiben und dem Leser das Gefühl zu ermöglichen, als wäre man tatsächlich mit dabei. Auch wenn die Figuren nicht lange am gleichen Ort bleiben, so bleiben sie dort lange genug, damit man die Schicksalsschläge einiger Nebencharaktere miterlebt, mit ihnen mitfühlt und sich gut in deren Situation hineinversetzen kann. Dabei schafft es der Autor, die Fantasy-Elemente überzeugend mit dieser Historie zu verknüpfen und inmitten all des Grauens und der Zerstörung geradezu märchenhafte Momente einzubauen. Insbesondere das Buch mit den Geschichten über andere besondere Kinder kann einen, ebenso wie die Jüngsten in der Gruppe von Miss Peregrine's besonderen Kindern, aus der Misere herausreißen in eine zauberhafte, fantastische Welt zu ziehen, aus der sie Kraft schöpfen können. In diesen Augenblicken fühlt man sich in seine Kindheit zurückversetzt und so, als würde man gerade die ersten Märchen in seinem Leben hören, und dass dies Ransom Riggs bei einem solchen Hintergrund gelingt, zeigt, wie viel Mühe er dort hineininvestiert hat.
Genauso die anderen kleinen Details, die man über die Welt der Besonderen erfährt, da sie fantasievoll beschrieben sind und einem umso mehr das Gefühl geben, wieder in einem Märchen zu sein, in dem nun auch sprechende Tiere mit Besonderheiten auftauchen. Ebenso wie die menschlichen Nebencharaktere, die hinzukommen, sind diese zwar nicht besonders tiefgründig oder mehr als zweidimensional, allerdings ist diese simple Art von Zauber, die an ihnen haftet, dennoch so speziell, dass einem das wenig ausmacht. Insbesondere da man einige Szenen zu den Charakteren bekommt, die man bereits kennt, weil diese durchaus ein wenig mehr Tiefe zeigen und man mehr Einblicke in ihre Seelenwelt bekommen, vor allem Hugh und Millard. Sympathisch bleiben die altbekannten Charaktere dabei auf jeden Fall und funktionieren als Gruppe nach wie vor super. Man kann ihnen wirklich abkaufen, dass sie schon mehrere Jahrzehnte miteinander verbringen, dabei aneinander rummäkeln und trotzdem einen liebevollen Umgang miteinander haben wie ein altes Ehepaar. Sie haben allesamt ein, zwei Eigenschaften, die sie ausmachen und ihre Persönlichkeit definieren, weswegen eine Verwechslungsgefahr überhaupt nicht aufkommt - vor allem Enochs pessimistische Ader und sein knallharter Zynismus werden bestimmt dem ein oder anderen Leser ein Schmunzeln oder Lächeln aufs Gesicht zaubern können, da er einfach so herrlich anders ist als die anderen eher unschuldigen und freundlichen Kinder.
Schade ist allerdings, dass aus dem Protagonisten Jacob wenig gemacht wurde. Zwar findet er die ein oder andere Sache über sich heraus, allerdings ist er neben seinen Begleitern schon fast langweilig und verhält sich in einigen Situationen bemerkenswert naiv. Genauso schade ist es, dass sich die Charaktere im Allgemeinen nicht weiterentwickeln und in so vielen Situationen hätten ihre Kräfte nutzen können, um aus brenzligen Situationen herauszukommen, dies aber trotzdem nicht getan wird. Warum? Man kann argumentieren, dass das Gehirn zwischenzeitlich aussetzt, wenn man Angst hat, und auch der innere Konflikt der herzlichen Kinder, ob sie andere Personen verletzen können, wird angeschnitten, aber man kann das nicht immer als Ausrede benutzen, um passiv auf Angriffe oder Gefahren zu reagieren. Zumal es doch interessant gewesen wäre, wenn eines der Kinder seine Skrupel begraben und die Macht seiner Kräfte genutzt hätte, denn dann hätten sie sich wenigstens weiterentwickelt, egal ob positiv oder negativ.
Zusätzlich dazu zeigen sich hier Ansätze dessen, dass das System der Ymbrynen nicht sonderlich effektiv ist und man sich nicht wundern muss, warum bis auf Miss Peregrine und eine weitere Ymbryne alle anderen von den Wights und Hollows gefangen genommen wurden. Denn obwohl sie als derart mächtig angesehen werden, tun sie doch nicht viel, um ihre Kinder zu beschützen, und haben auch in ihrer Anführerposition nicht wirklich kluge Entscheidungen getroffen. Ohne Spoiler für die Handlung dieses Buches kann man nicht näher darauf eingehen, allerdings bleibt zu hoffen, dass Ransom Riggs in seinem letzten Band entweder die Fragwürdigkeit dieser Personen anspricht oder aber gute Erklärungen bieten kann, damit man das Ganze nicht als unlogisch abstempelt.
Womit der Autor genauso viele Dinge richtig wie falsch gemacht hat wie in dem Buch generell, ist das Ende, denn die letzten zehn bis zwanzig Prozent sprühen nur so vor Spannung und einem unerwarteten Twist, sodass man praktisch mit einem Cliffhanger für den letzten Teil zurückgelassen wird und unbedingt erfahren will, wie der Autor seine Figuren jetzt noch retten kann. Soweit so gut, allerdings hätte er hierbei zugunsten der Spannung nicht unbedingt auf die Logik in einem bestimmten Bereich verzichten müssen.
Insgesamt ein durchwachsener Mittelteil einer Trilogie, der sich durch seine Langgezogenheit und einen einzigen Handlungsstrang im gesamten Buch auszeichnet. Das ist, obwohl es aufgrund des tobenden Kriegs in der menschlichen Welt neben dem Krieg der Besonderen mit ihren Feinden spannend gehalten und einige ständige Flucht ist, einfach nicht genug, um einen konstant bei Laune zu halten und diesem Buch eine hundertprozentige Daseinsberechtigung zuzusprechen. Man ist zwar gerne mit den Charakteren dabei, fühlt sich als wäre man in ein Märchen hineingesaugt worden, das stetig zwischen Fantasie und Grausamkeit wechselt, muss auch ab und an durch den subtilen Humor lachen und kann bei Ransom Riggs' Schreibstil nur vor sich hin träumen und schmachten, allerdings hätte man sich doch mehr Inhalt erwarten können. Wenn sich der Autor etwas weniger in seiner Welt ausgetobt hätte und stattdessen plotfokussierter gewesen wäre, dann wäre auch nicht erst praktisch auf den letzten Seiten alles Schlag auf Schlag passiert. Von daher wäre es vielleicht besser gewesen, diesen Band entweder gründlich zu kürzen oder in eine Dilogie einbauen sollen. Dennoch bleibt es unterhaltsam und kann dem Leser einige schöne Lesestunden geben.
Ich gebe dem Buch:
♥♥♥ Herzchen
Extra:
Der letzte Teil dieser Trilogie ist vor etwa einem Monat auch auf Deutsch erschienen und trägt den Titel Die Bibliothek der Besonderen Kinder.
Hier könnt ihr sehen, worum es geht :3
Fällt euch nebenbei auf, dass die Orte in den Titeln immer kleiner werden? Erst eine Insel, dann nur eine Stadt, und schließlich nur eine Bibliothek? Ist ein interessanter Funfact :D
CU
Sana
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