Montag, 20. März 2017

►Series-Review◄: Hannibal (S.2)

Grundwissen:



Titel: Hannibal (original: Hannibal)
Idee: Thomas Harris; Bryan Fuller
Produzent/-en: Carol Dunn Trussell; Michael Wray
Produktionsfirma: Dino de Laurentiis Company; Living Dead Guy Productions; AXN Original Productions; Gaumont International Television
Erschienen: Juli 2014
Dauer: 40-42 Minuten (13 Folgen)
Altersfreigabe: FSK 18
Genre: Psychothriller; Criminal
Preis: 14, 94 € (DVD); 17, 94 € (Blue-Ray) [Quelle: amazon.de]









Inhalt:



,,Er unterdrückt ihre natürlichen Instinkte nicht, er entfesselt sie.'' - Hannibal Lecter [2.09]




Will Graham wird des Mordes an mehreren Menschen angeklagt und landet aufgrund seiner Unzurechnungsfähigkeit im Baltimore State Hospital, einer psychiatrischen Anstalt für Straftäter. Doch so verrückt er auch scheint, Will weiß ganz genau, dass nicht er der Chesapeake Ripper ist, sondern sein Therapeut Hannibal Lecter. Verzweifelt versucht er, seine Unschuld zu beweisen, doch weder Alana noch sein Boss Jack Crawford schenken ihm Glauben - denn sie sind längst den Manipulationen Hannibals verfallen, der nun Wills Platz im FBI annimmt. Wird Will es schaffen, seinen angeblichen Freund hinter Gitter zu bringen?





Meine Meinung ...







zur Staffel:




Schon die erste Staffel der Serie über den weltbekannten Therapeuten mit kannibalistischen Tendenzen kann man als außergewöhnlich, skurril und in vielerlei Hinsicht als krank bezeichnen. Doch in diesen folgenden 13 Episoden zeigen die Macher, dass sie noch wesentlich mehr Asse im Ärmel haben und dagegen die erste Staffel fast schon wie ein bloßes Warmlaufen erscheint.
Dies ist vor allem an den Morden festzumachen, die noch abstruser und kreativer sind als zuvor. Neben Hannibals Morden treten wie immer auch andere Mörder in Erscheinung, die vergleichsweise seltsame Ansichten haben, die sie künstlerisch durch ihre Morde auszudrücken vermögen. Die Ideologien, die dahinterstecken, die Art der Inszenierung dieser Taten und auch das Fachwissen über Anatomie dahinter sind derart mannigfaltig, dass die Produzenten dieser Serie aus diesen Einfällen ebenso hätten mehrere Blockbuster machen können. Nicht ein einziger Tod lässt einen kalt und berührt einen auf Ebenen, von denen man zuvor kaum hätte annehmen können, sie zu besitzen. Denn wer würde schon freiwillig zugeben, dass er die Inszenierung eines Mordes als Kunstwerk wahrnimmt, weil es niemals nur ein Erstochener oder Aufgeschnittener ist, sondern immer etwas Bedachtes hinter diesen Tötungen steckt? Daher findet man ungelogen jeden Fall spannend und interessant, insbesondere da Hannibal diesmal wesentlich mehr in jeden von ihnen einbezogen wird.
Generell rücken seine Handlungen auch mehr in den Vordergrund. Er bleibt zwar immer noch der Strippenzieher und besitzt schon fast eine göttliche Präsenz, allerdings tritt er auch öfter offensichtlich in Erscheinung, um Will beim FBI zu ersetzen und auch die Personen, die sich für Will starkmachen wollen, unbewusst auf seine Seite zu ziehen. Man kann diesen Mann dabei für seine Intelligenz und all das Denkvermögen, das er in seine Machenschaften setzt, nur bewundern. Obwohl man also mehr Zeit mit ihm verbringt und mehr von seinem Geschick innerhalb der menschlichen Psyche kennenlernt, bleibt trotzdem das ein oder andere Geheimnis von ihm noch verborgen, sodass es immer spannend bleibt, ihn bei seinen Vorhaben zu begleiten. Diese Undurchsichtigkeit bezieht sich vor allem auf seine einmalige Verbindung zu Will, die sowohl von freundschaftlichen als auch feindseligen Gefühlen geprägt ist und grotesker erscheint als die Morde in dieser Staffel zusammengenommen.
Denn diese Beziehung ist elementar für alles und jeden innerhalb dieser Staffel, dient als Auslöser und Hemmer in vielen Situationen und ist somit unglaublich ambivalent. Wills Misstrauen ihm gegenüber, während er in seiner Zelle verrottet und überlegt, wie er Hannibal hinters Licht führen kann, beißt sich mit seinem Wissen, dass ihn niemand so gut versteht wie er und er auch sonst niemanden hat, da sich alle von ihm abwenden, ebenso wie Hannibal ihm zugleich das geben möchte, was er will, sich jedoch gleichzeitig dafür einsetzt, ihn von allem und jedem zu isolieren, sind Faktoren, die wahnsinnig interessant anzusehen sind. Es ist toxisch, es ist krank, es ist unvorhersehbar, und trotzdem wirkt es nie willkürlich oder so unlogisch, als dass man ohne die nötige Gedankenarbeit auf die Hintergründe der Handlungen der beiden Hauptcharaktere kommen könnte.
Doch nicht nur die beiden werden in ihren Taten ständig voneinander beeinflusst, sondern auch die Nebencharaktere und die Handlung an sich. Man bekommt mehr Einblicke in die Innenwelten von Jack Crawford und Alana Bloom, die dadurch mehr Tiefe und Plastizität bekommen als sie in Staffel 1 sowieso schon haben. Vor allem Jack, der jetzt nicht nur privat mit größeren Anstrengungen zu kämpfen hat, sondern auch damit, dass einer seiner wichtigsten Männer durch ihn scheinbar dem Wahn verfallen ist und mehrere Menschen ermordet hat, ist durch seinen inneren Konflikt bezüglich Will noch greifbarer. Insbesondere wegen seiner Einsicht, was für einen Schaden er angerichtet hat, kann man einen Blick auf einen mitfühlenden, weniger hassgetriebenen Jack erhaschen, der Will tatsächlich als Freund und nicht nur als Mittel zum Zweck sieht. Ebenso wie er seine freundschaftlichen Gefühle zu Will zeigt, wird das Verhältnis zwischen Alana, Will Graham und Hannibal genauer beleuchtet, sodass man Alanas Hin- und Hergerissensein zwischen dem Mann, für den sie Gefühle und eine berufliche Neugier hegt, und dem Mann, der sie in der Psychologie unterwies, gut nachvollziehen kann. Zusätzlich zu einigen neuen Charakteren, die ab der Mitte der Staffel auftauchen, und ihre eigenen vor Labilität triefenden Päckchen zu tragen haben, bilden die Figuren eine interessante Palette an plastischen und gebrochenen Figuren, die alle das gewisse Etwas haben. Was angesichts all der Dinge, die viele von ihnen durchmachen oder durchmachen mussten, kein Wunder ist. Selten dürfte man auf gestörtere Charaktere treffen als in dieser Serie.
Dazu noch ist die Handlung selbst ziemlich spannend, wobei das Case-of-the-Week-Schema noch deutlicher in den Hintergrund rückt als in Staffel 1 und daher mehr Raum für Wills nahendes Gerichtsverfahren und ob nun er oder Hannibal als Sieger daraus hervorgehen wird, geboten wird. Es folgen immer wieder Wendungen, die man einfach nicht vorhersehen kann, die einen geschockt zurücklassen mit dem Wunsch, sich sofort die nächste Folge anzusehen. Der Plot wendet sich ab einem gewissen Punkt auch in eine etwas andere Richtung, die nicht nur eine interessante Nebengeschichte der erwähnten neuen Charaktere aufgreift, sondern auch den Kampf und zugleich die Symbiose von Will und Hannibal auf ein vollkommen neues Level katapultiert. Das sogar derart, dass man als Leser mit einigen Twists überhaupt nicht rechnet und nur mit offenem Mund dasitzen, es nicht glauben kann, was gerade passiert oder auch nicht passiert. Episodenweise schaffen es die Produzenten, sich selbst zu übertreffen, sodass vor allem in den letzten Folgen gefühlt ihr ganzes inszenatorisches und psychologisches Können mündet. Denn das, was noch in der ersten Staffel zu kritisieren ist - dass es eher ruhig endet statt all das, was aufgetürmt wird, in einem gewaltigen Chaos auf den Zuschauer loszulassen - wird genau jetzt getan, und zwar mehr als genug für beide Staffeln.




Alles in allem eine scheinbar unübertrefflich gute Fortsetzung der ersten Staffel, die an Absurdität, Ästhetik und Brutalität noch dreimal mehr zu bieten hat. Es ist an so vielen Stellen unglaublich kreativ ausgearbeitet und optisch sowohl total einnehmend als auch wegen der Grausamkeit dahinter kaum zu ertragen. Genauso verhält es sich mit der psychologischen Komponente dahinter, denn auch wenn man keine renomierte Psychologin ist wie Alana Bloom, man entwickelt eine fast schon ungesunde Faszination für die Figuren und ihre Hintergründe, die wahnsinnig komplex und facettenreich sind. Der stetige Wechsel zwischen einer voranschreitenden Handlung, die die Ermittlungen des FBI, Schießereien und den gerichtlichen Kampf um Wills Freiheit umschließt, mit sehr tiefblickenden und philosophischen Gesprächen, in denen die Seele und Tücken der Charaktere offenbart werden, bietet eine unheimlich besondere, düstere und doch auf morbide Weise unterhaltsame Serie für den Zuschauer. Wer dazu noch einen intelligenten Humor und ein Ende will, das einen als wimmerndes, verzweifeltes, für die Klapse vorbereitetes Häufchen Elend zurücklässt, der greife nur zu. Eine ausnahmslose Empfehlung!






Ich gebe der Staffel:



♥♥♥♥♥ Herzchen


Extra:



Wer die zweite Staffel schon gesehen hat, möchte vielleicht einen Blick auf die dritte Staffel werfen. Der Trailer dazu ist hier :3


Links zu denen im Beitrag verwendeten Bildern:


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CU
Sana

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