Sonntag, 26. November 2017

:)Rezension:): Rat der Neun #1

Grundwissen:




Titel: Rat der Neun - Gezeichnet (original: Carve the Mark)
Autor/-in: Veronica Roth
Erschienen: Januar 2017 im cbt-Verlag (Hardcover)
Seitenanzahl: 600 Seiten
Preis: 19, 99 € (Hardcover); 15, 99 € (Kindle Edition); 9, 99 € (Taschenbuch) [Quelle: amazon.de]
Genre: Science Fiction; Fantasy; Drama; Young Adult




Quelle: © cbt Verlag
Quelle: © Harper Collins






















Inhalt:



''You want to see people as extremes. Bad or good, trustworthy or not [...] I understand. It's easier that way. But that isn't how people work.'' - Cyra Noavek (p. 386)




In einer entfernten Galaxie verleiht der Strom den Bewohnern der verschiedenen Planeten Gaben. Manche Familien haben sogar sogenannte ,,Schicksale'', die ihren Lebensweg bestimmen. Und genau diese Schicksale sorgen dafür, dass Akos Kereseth vom Volk der Thuve und Cyra Noavek vom Stamm der Shotet aufeinandertreffen. Denn der Rat der Neun, die führenden Mächte der Galaxie, beschließen die einzelnen Schicksale der Familien zu veröffentlichen, weswegen Akos und sein Bruder Eijeh entführt werden. Denn nur durch Eijehs Vorherbestimmung als Orakel kann Cyras Bruder Ryzek, der Terrorherrscher der Shotet, seine Macht stabilisieren und seinem Schicksal entgehen. Akos Fähigkeit, den Strom zu unterbrechen, soll Cyras Wohlbefinden aufrechterhalten, da sie mit der Gabe, Schmerz zuzufügen - und diesen dabei selbst zu spüren -, eine wichtige Waffe in Ryzeks Händen ist. Doch die beiden entwickeln im Laufe der Zeit eine innige Beziehung und zeigen einander, dass es aus ihrer Situation vielleicht einen Ausweg gibt.



Meine Meinung ...




zum Buch:




Sehnsüchtig wurde das neue Buch der ,,Die Bestimmung''-Autorin Veronica Roth erwartet - und prompt zu einer der skandalösesten Neuerscheinungen des Jahres 2017 gekürt. Der Autorin wurden unterschwelliger Rassismus und Verherrlichung von chronischen Schmerzen vorgeworfen, was den Leser natürlich noch skeptischer auf diesen Bestseller blicken lässt.
Und das Buch hat definitiv seine Schwächen, diese liegen jedoch nicht in diesen angeblichen Problemen. 
Denn wenn sich die Autorin um eines bemüht, dann um die Einführung von Kulturen und deren Stereotypen, nur um diese später aufzubrechen. Denn ja, der Stamm der Shotet wird als barbarisch von den Thuve eingestuft und der Brutalitätsgrad in Cyras Familie ist nicht zu unterschätzen. Allerdings wird genau mit diesen Gerüchten abgerechnet, als Akos langsam sich in dieser fremden Kultur einfinden muss und merkt, dass einige Dinge nicht so sind wie sie scheinen und dass Vieles der Tyrannei von Ryzek zuzusprechen ist. Die angebliche Intoleranz gegenüber den anderen Völkern kommt durch Propaganda - beispielsweise durch eine absichtlich falsche Übersetzung von Nachrichten - und auch die militante Art der Shotet sind typische Merkmale einer Terrorherrschaft. Dass einige dieser Shotet eine dunkle Hautfarbe haben, spielt dabei eine äußerst geringe Rolle. Daher ist es doch überraschend, dass so viele Leser ein Buch als rassistisch deklarieren, obwohl es diese Thematik nur aufgreift und nach und nach auflöst. Es ist wirklich beeindruckend, auf wie viele Details Roth im Aufbau der verschiedenen Völker achtet und sich bemüht, ihnen eine gewisse Tiefe zu verleihen, insbesondere den Thuve und den Shotet, die im Fokus der Story stehen. Wollen da einige Leser vielleicht zu politisch korrekt sein, dass selbst Rassismus als Thema eine Geschichte rassistisch macht?
Die angebliche Verherrlichung von chronischen Schmerzen ist ebensolcher Quatsch. Denn die Autorin nimmt sich sehr viel Zeit zu zeigen, wie beide Hauptfiguren auf verschiedene Arten leiden. Akos, ein Gefangener in einem feindlichen Stamm, der sich seinen Respekt verdienen und mit ansehen muss, wie sein Bruder Eijeh nach und nach instrumentalisiert wird, sieht sich gezwungen, seine Skrupel immer mehr abzubauen, um in dieser harten Welt zu überleben. Cyra hingegen wird von ihrem eigenen Bruder als Waffe missbraucht und wird vom ganzen Sonnensystem für ihre Gabe gefürchtet, zu einem sadistischen Monster gemacht, obwohl ihr nichts mehr zuwider ist als ihrem Bruder zu gehorchen. Doch im Laufe der Handlung wachsen sie an den Dingen, die sie tun, und lernen auch, dass ihr Leiden nicht dauerhaft sein muss. Dass sich ihr Schicksal zwar erfüllen wird, sie jedoch die Wahl darüber haben, wie viel des Schadens sie davon tragen wollen. Und insbesondere dass Cyra, die ihr Leben lang Schmerzen leidet, daran wächst und erkennt, dass ihre Gabe ihr die Chance dafür gibt, ist doch insgesamt eine sehr schöne Message. Was soll verwerflich sein an der Aussage, dass Leid einen im Nachhinein immer stärker macht, wenn man dies nur zulässt?
Insofern nutzt Veronica Roth die Stärken, die sie schon zuvor in ihrer ersten Trilogie gezeigt hat, nämlich die Entwicklung von Figuren und deren Beziehungen. Der erste Teil dieser Dilogie umfasst nämlich ein bis zwei Jahre, in denen die Hauptcharaktere einander näherkommen und nur durch kleine, aber große Szenen Verständnis füreinander entwickeln. Es ist so unverfälscht und nicht im geringsten kitschig, dass man sich für die beiden alles Gute wünscht, vor allem da sie sich wunderbar ergänzen. Wem es in den meisten Jugendbüchern zu schnell heiß hergeht und wer es Leid ist, Charaktere miteinander rummachen zu sehen, obwohl es viel Wichtigeres zu erledigen gibt, für den wird Rat der Neun eine pure Erleichterung sein. Doch nicht nur die Beziehung der beiden wird toll etabliert, auch Geschwisterbeziehungen und Familie haben eine große Bedeutung. Insbesondere die zwischen Akos und seinem Bruder Eijeh wie auch die zwischen Cyra und ihrem Bruder sind schrecklich mit anzusehen und ergreifen einen gleichermaßen.
Während die Autorin in Die Bestimmung nicht viel Wert auf World-Building legt, scheint sie hier zeigen zu wollen, dass sie sehr wohl dazu in der Lage ist, sich komplexe Welten auszudenken. Wie oben bereits angedeutet, sind Traditionen und Gepflogenheiten einzelner Völker sehr im Vordergrund und geben jedem Planeten etwas Eigenes, auch wenn natürlich nicht alles abgedeckt werden kann, wenn die Handlung hauptsächlich auf einem Planeten spielt.
Doch diese Handlung ist sehr, sehr dünn und macht es dem Leser sehr schwer voranzukommen. Es ist so, als hätte sie die Verhältnisse von World-Building und Pacing in ihren ersten Büchern hier genau zum Gegenteil verkehrt: man bekommt eine solche Fülle an Details, dass man sich zwar in die Welt einfindet, jedoch nicht in die Geschichte. Diese steht zugunsten all der Informationen und Etablierungen der Figuren still, und die eigentliche Haupthandlung läuft hauptsächlich im Hintergrund ab. Denn der titelgebende Rat der Neun spielt im ersten Teil faktisch gar keine Rolle, und alle politischen Gegebenheiten, die zu dem rasanten Finale des Buches führen, werden nur nebensächlich von Cyra und Akos aufgeschnappt. In seinem Kern ist Rat der Neun nämlich politisch und voller Intrigen, doch bis man etwas davon mitbekommt, ist bereits über die Hälfte vorbei. Es ist sogar so, dass man alles vergisst, sobald man das Buch zuklappt, und einem erst dann wieder alles einfällt, wenn man sich dazu aufraffen kann weiterzulesen. Eine äußerst seltsame Leseerfahrung, vor allem da es spannend und auch wendungsreich ist, sobald etwas geschieht.
Gegen Ende scheint die Autorin sich auch auf ihren roten Faden zu konzentrieren, denn das Tempo nimmt stark zu, das Ausmaß des Plots wird größer und viele Konflikte spitzen sich zu. Es endet, wie man es von der Autorin gewohnt ist, mit viel Action und Dramatik, und eröffnet einem viele Fragen für den Folgeteil, vor allem da Roth nicht müde wird, den Leser zu überraschen.




Veronica Roths neuestes Werk ist theoretisch ziemlich gut. Das Setting ist breitgefächert und sehr detailreich, die Figuren recht vielschichtig und mit einer großen Portion Kickass ausgestattet, die sich untereinander und miteinander entwickeln. Doch so schön es ist, dass das Buch nicht den Konventionen der Jugendbuchtropen verfällt - keinerlei Liebesdreiecke, kein sinnloses Geschmachte und vor allem kein Rumgejammer - und durch den Fokus auf Kultur und Persönlichkeiten aus der Masse heraussticht, nimmt es sich doch seine eigene Unterhaltsamkeit. Denn man kann durchaus behaupten, dass dieses Buch eines der langsamsten in seinem Genre sein könnte und man dadurch nur schwerfällig vorankommt. Sie hätte die Haupthandlung, die sich in Unruhen der Völker ausdrücken wie auch den politischen Umständen des Rates, eher in den Vordergrund rücken müssen, statt in Akos' und Cyras eher beschränkter Blase zu bleiben. Denn leider ist es ihr nicht gelungen, die Erklärungen über die Welt mit einem rasanten und spannenden Plot zu verbinden. Man bleibt zwar gespannt auf den nächsten Band, da das Buch wirklich etwas Anderes ist, jedoch bleibt zu hoffen, dass es schneller in die Gänge kommt als dieses hier.




Ich gebe dem Buch:


♥♥♥.♥ Herzchen


Extra:



Der englische Buchtrailer ist hier zu finden :3

CU
Sana

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