Grundwissen:
♥Titel♥: Gregor und der Spiegel der Wahrheit (original: Gregor and the Curse of the Warmbloods)
♥Autor/-in♥: Suzanne Collins
♥Erschienen♥: Februar 2013 als Hardcover und Dezember 2011 als Taschenbuch im Oetinger Verlag; original 2005
♥Seitenanzahl♥: 336 Seiten
♥Preis♥: 5, 99 € (Kindle Edition); 8, 99 € (Taschenbuch); 9, 95 € (Hardcover) [Quelle: amazon.de]
♥Genre♥: All Age; Adventure; Action/Survival; Fantasy; Middle Grade
Quelle: © Oetinger Verlag |
Quelle: © Oetinger Verlag |
Quelle: © Scholastic Paperbacks |
Inhalt:
,,Was das betrifft, kennst du meine Meinung, Hamnet. Je mehr Geschichten wir erzählen, desto geringer die Gefahr, dass sie sich wiederholen.'' - Ripred (S. 261)
Die Pest ist in Regalia ausgebrochen, und nicht nur die Menschen müssen um ihr Leben bangen, sondern auch die anderen Spezies der Welt unterhalb New York. Bartholomäus von Sandwichs Prophezeiung sagt voraus, dass ,,der Krieger'' und ,,die Prinzessin'' hinabsteigen und sich mit ihren Gefährten auf die Suche nach einem Heilmittel dafür suchen müssen. Nur so könnte das Unterland gerettet werden. Doch dazu müssen sie den gefährlichen Dschungel überqueren, in dem zwar kaum Tiere hausen, dafür aber Pflanzen, die lebendiger sind, als sie aussehen.
Meine Meinung ...
zum Buch:
Mit Gregor und der Spiegel der Wahrheit hat die Reihe ihre Halbzeit erreicht. Und das merkt man sowohl thematisch wie auch inhaltlich, denn obwohl dieser Band weniger mitreißend und rasant ist, schlägt hier die Autorin die Brücke zu einer Welt, in der niemand der rein Gute ist.
Dies hängt hauptsächlich mit der großen Wende der Prophezeiung zusammen, die zwar für einen erwachsenen Leser vorhersehbar ist, allerdings zu dem düstersten der bisherigen Reihe gehört. Nicht nur zeigt sie eine sehr hässliche Seite eines Volkes im Unterland, auch reicht dieser Twist über die Fiktion hinaus und prangert etwas an, das auch innerhalb der echten Welt existiert und wofür sich nur wenige interessieren. Es hat ebenso mit Rassismus zu tun wie in den vorherigen Bänden, hier allerdings auf eine etwas andere Ebene gebracht und gesellschaftlich von noch größerer Bedeutung. Eher zeigt sie den Egoismus und das Fehlen von Güte gegenüber allem, was irgendwie anders ist als die eigene Spezies. So vorhersehbar es also ist, auf welche Art und Weise die Prophezeiung diesmal falsch interpretiert worden ist, genauso wie Gregor sagt, ist es eher erschreckend, dass die Wende einen nicht überrascht, als dass sie geschehen ist.
Hinzu kommen die hässlichen und schönen Seiten einiger alter und neuer Figuren, die die Ansätze von Vielschichtigkeit in dieser Middle Grade Reihe vertiefen. Dazu nimmt sich die Autorin die ersten hundert Seiten wirklich viel Zeit, da sie Gregors Familiensituation genauer unter die Lupe nimmt. Schon in den Bänden zuvor ist ihre Armut ebenso deutlich wie ihr Zusammenhalt, und mit jedem Abenteuer wächst die Angst von Gregors Mutter, ihr ältestes und jüngstes Kind nie wiederzusehen. Auch wenn dadurch die Handlung lange braucht, um ins Rollen zu kommen, es bietet doch die Gelegenheit um zu merken, mit welchen schmutzigen Tricks einige Verbündete Gregors dazu bereit sind, ihn zu sich zu locken, und wie wenig Rücksicht dabei auf seine Familie genommen wird, die schon genug unter dem Unterland zu leiden hatte. Allgemein fällt einem da erst auf, wie oft die Helden der Geschichte einfach ihrem Zuhause entrissen werden, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen hätte. Großartig also, dass Suzanne Collins sich die Zeit nimmt zu zeigen, dass auch die Eltern der Protagonisten an ihren Abenteuern ein Wort mitzureden haben!
Ebenso ein neuer Charakter namens Hamnet, der etwa zur Mitte hin auftaucht, bietet interessante Gedankenanstöße und hat teilweise mit hartem Tobak zu kämpfen. Doch auch zwei neue Ratten, die Gregor begleiten, leiden wegen ihrer Erfahrungen und ihrer Ängste fast schon unter posttraumatischer Belastungsstörung. Daher schafft die Autorin es wieder mal, ihren Figuren innerhalb weniger Seiten und weniger Wochen Leben zu verleihen und jedem sein Päckchen zu tragen zu geben. Es ist erstaunlich, wie man ganz einfühlsam und gut inszeniert etwas darüber erfährt und so deren Motive augenblicklich verstehen lernt. Wer also bis jetzt noch nicht dachte, dass diese Kinderbuchreihe für alle Altersgruppen geeignet ist, der wird hier alleine durch die Geschichten der Figuren eines besseren belehrt.
Und inmitten all dieser Figuren steht Gregor, der sich zu einem wahren Helden herausmausert. Er vermittelt noch immer tolle Werte und strotzt nur so vor Selbstlosigkeit, Mut, aber auch gesunder Skepsis und starkem Willen. Er lässt sich nicht als Kanonenfutter missbrauchen, auch wenn er die Bewunderung der Unterländer genießt, und zeigt somit häufig mehr Mumm als so manch andere Protagonisten in diesem Genre. Dennoch ist er nicht makellos und gerät in dem Dschungel immer wieder in Situationen, die er hätte vermeiden können. Daher ein wirklich kantiger und aus dem Leben gegriffener Held, den man wahnsinnig gerne begleitet.
Der Dschungel dürfte den ein oder anderen Leser von Collins' Panem-Reihe hellhörig machen, denn ähnlich wie die Arenen in den Hungerspielen bietet er viele, anfangs harmlos erscheinende Tücken. Auch von der bedrohlichen Stimmung her und der ständigen Angst, von etwas aus dem Hinterhalt attackiert zu werden, erinnert sehr an die Trilogie um Katniss Everdeen. Fast hat man das Gefühl, den Moment zu erleben, in dem der Autorin die Idee für ihre Dystopie kam, denn schon hier zeigt sie Kenntnisse von Überlebensstrategien. Ein kleines Easter-Egg für ihre eingefleischten Fans, das von der Brutalität in mancherlei Hinsicht an Die Tribute von Panem heranreicht.. Doch obwohl man bei Überlebenskämpfen dabei ist, fühlt sich dieses Abenteuer weniger wendungsreich und ausgearbeitet an als Gregors andere Reisen durchs Unterland. Ob dies daran liegt, dass der Gegner eben ein unsichtbarer ist oder an der langen Einführungsphase, ist unklar. Es endet auf jeden Fall sehr schlagartig und lässt den Leser ein wenig ernüchtert zurück.
Mit diesem Band hat Suzanne Collins Gregors zugrunde liegende ernste Themen vollständig zu etablieren. Dieses Mal hat sie jedoch kein ausgewogenes Verhältnis mehr zwischen Action und Zwischenmenschlichem, sondern fokussiert sich im ersten Drittel viel mehr auf die Zu- und Umstände ihrer Figuren. Das ist insbesondere für diejenigen großartig, die sich mehr Szenen zwischen Gregor und seiner Familie wünschen. In diesem Punkt enttäuscht die Autorin auch definitiv nicht, was gekoppelt ist mit ihrem düsteren Menschenbild, das hier noch mehr zum Tragen kommt. Der Actionanteil ist also im Vergleich sehr klein und endet auch schneller als gedacht, was bei ihrem Talent für Spannung wirklich schade ist. Dennoch ein wirklich spannendes Buch mit einer tollen Fantasy-Welt und mehr Brutalität und Ernst, als man einer Reihe mit sprechenden Tieren zutrauen würde.
Ich gebe dem Buch:
♥♥♥.♥ Herzchen
Extra:
Hier geht es zu den restlichen Teilen der Reihe :)
CU
Sana
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