Samstag, 14. Juli 2018

►Film-Review◄: The Neon Demon

Grundwissen:



Titel◄: The Neon Demon (original: The Neon Demon)
Idee◄: Nicolas Winding Refn
Regisseur/-e◄: Nicolas Winding Refn
Drehbuch◄: Mary Laws; Nicolas Winding Refn; Polly Stenham
Produzent/-en◄: Lena Borglum; Sidonie Dumas; Vincent Maraval; Nicolas Winding Refn
Produktionsfirma◄: Bold Films; Danish Film Institute; Gaumont; Space Rocket Nation; Wild Bunch; Vendian Entertainment
Erschienen◄: 2016
Altersfreigabe◄: FSK 16
Dauer◄: 116 Minuten (1 Stunde, 56 Minuten)
Preis◄: 5,00 € (DVD); 10, 98 € (Blu-Ray); 26, 55 € (Mediabook) [Quelle: amazon.de]
Genre◄: Horror; modernes Märchen; ,,speziell‘‘




Quelle: © Koch Media GmbH




Inhalt:




,,Schönheit ist nicht alles – sie ist das Einzige.‘‘




Jesse weiß, dass sie ein hübsches Mädchen ist. Und wie viele andere hübsche Mädchen auch sucht sie in Los Angeles nach dem großen Erfolg als Model. Ungewöhnlich schnell klettert sie die Karriereleiter hinauf und sticht alteingesessene Konkurrentinnen aus. Wer will schließlich schon mit erwachsenen Frauen arbeiten, wenn man eine so junge Naturschönheit haben könnte wie sie? Doch nicht nur erkennt Jesse, welche Macht in ihrer Schönheit liegt, sondern auch, dass einige Frauen zu allem bereit sind, um so auszusehen wie sie …




Meine Meinung ...




zum Film:





Die Schönheitsindustrie ist wohl eine der umstrittensten der heutigen Zeit; dennoch werden die Medien nicht müde, über die Schattenseiten und psychischen und physischen Quälereien zu berichten oder sie filmisch zu verarbeiten. Man hätte eine total generische Geschichte daraus machen können: unschuldiges Mädchen kommt mit großen Hoffnungen nach LA und wird dort mit dem Konkurrenzdenken, dem Hungern, dem Mobbing, all dem Ekel hinter dem Glamour konfrontiert und zerbricht letztlich daran. The Neon Demon allerdings zeigt schon in den ersten Minuten, dass er in eine vollkommen andere Kerbe schlägt als die Modeindustrie zu verteufeln und zu zeigen, dass es nur um die inneren Werte geht. Ganz im Gegenteil: Er passt sich der Oberflächlichkeit seines Schauplatzes und seiner Charaktere an und zeigt, dass Schönheit der einzige Wert ist, der für die Menschen zählt. Und dass man selbst, sobald man die Macht seines eigenen Aussehens bemerkt, von einem narzisstischen Dämonen besessen wird, der in gewisser Weise sogar von denen, die selbst Schönheit verlangen, eingepflanzt wird.
So beweisen die Macher, dass sie eine so simple Geschichte komplex aufbauen und insbesondere mit visuellen Mitteln aufpolieren und die Grausamkeit und Faszination dieser Thematik hervorheben können. Was würde sich auch eher für einen Film über die Schönheit anbieten, als auch schöne visuelle Mittel für ihn zu finden? Es steckt vermutlich in jeder einzelnen Szene, egal ob durch eine Kulisse, einen Dialog oder durch den Einsatz von Musik eine große symbolische Bandbreite, die für jeden Hobbyanalysten ein gefundenes Fressen sein wird. Allerdings werden diese Mittel nicht nur benutzt, um dem Film eine wunderschöne Optik zu verleihen, sondern um die emotionale Entwicklung der Figuren darzustellen, die eher spärlich ausfallen. Sie sind eher Stellvertreter für bestimmte Parteien oder Symbole innerhalb der Geschichte statt echte eingefleischte Figuren, jedoch scheint genau das von diesem Film über Oberflächlichkeiten auch gewollt zu sein. Warum sollten Figuren, die rein auf ihre Schönheit reduziert werden und sich selbst ebenso darauf beschränken, auch eine großartige Persönlichkeit haben? Insbesondere bei Jesse macht sich das bemerkbar, da sie förmlich die vollendete, unschuldige Schönheit ist, die sich nicht verführen lässt und somit etwas darstellt, dass es einfach nicht gibt. In diesem Fall muss man auch die Besetzung wirklich loben, da Elle Fanning vielleicht neben den beiden anderen Models in der Geschichte zwar nicht mit ,,heiß'' oder ,,sexy'' beschrieben werden kann, das aber wohl der springende Punkt ihrer Figur ist: Sie soll die schöne Unschuld vom Lande sein, die aber nach und nach ihrer eigenen Schönheit zum Opfer fällt.
Auch die anderen Figuren zeichnen sich durch ihre Stellvertreterrolle aus, wie Gigi, die für die künstliche Schönheit steht, oder Sarah, die verdorbene Schönheit symbolisiert. Abgerundet wird das mit Make-Up-Artistin Ruby, die echte Projektionsflächen braucht, um Schönheit zu schaffen, und die durch ihre Rolle fast wie die Anführerin eines Hexenzirkels scheint. Auch die eher nebensächlichen Männerfiguren sind nach diesem Schema angelegt und zeigen andere Aspekte dieses Themas auf. Zu mehr, so meinte auch Regisseur Refn, seien sie auch nicht da. Sehr funktional, aber zugleich genug, um einer Geschichte zu dienen, in dem die Personen an sich nicht im Vordergrund stehen, sondern vielmehr das, was sie wollen.
Diese Wünsche und deren Entwicklung werden durch den sehr langsamen Aufbau des Films detailreich aufgezeigt, insbesondere durch die Atmosphäre. Obwohl der Zuschauer selbst höchstwahrscheinlich nicht Jesses Schönheit hat, so kann man sich dank ihrer anfänglichen Unschuld noch am besten mit ihr identifizieren; genauso wie sie ist man hypnotisiert von dieser neuen Welt, und doch spürt man von Anfang an eine Gefahr, die unterschwellig mitschwingt. Dabei verknüpfen die Macher realistische Darstellungen von Castings mit surrealen Augenblicken und Entwicklungen, die einen noch Tage nach dem Film beschäftigen können. Insbesondere das Ende dürfte beim Zuschauer für einen riesigen Mindfuck sorgen, da das Verlangen nach Perfektion auf die Spitze getrieben wird.
Die Zeit bis zu diesem Finale hätte man allerdings noch weiter ausreizen können. Zwar endet es in Anbetracht der Geschichte so, wie es wohl enden muss, allerdings wäre es interessant gewesen, Jesses Verfall zu ihrem eigenen Äußeren ausführlicher darzustellen und vielleicht genauso zur Perversität zu treiben wie andere Momente. Allerdings hätte das vielleicht nicht zum metaphorischen Charakter der Geschichte gepasst. Doch dies ist, wie so ziemlich alles an The Neon Demon, eine Frage der Interpretation.



Von vielen als zu oberflächlich betitelt, ist dieser Film eine Spiegelung dessen, was die Handlung repräsentieren soll: eine abgefuckte Thematik, die Menschen und ihre Persönlichkeit oberflächlich und flach werden lässt in einer Welt, in der Farben und Ästhetik regieren - und das zur Perversität ausgereizt. Für all jene, die sich davon einen stinknormalen Film über die Modeindustrie erwarten, der ist hier komplett falsch. Für jene aber, die Fans von etwas anderen Filmen sind, die es lieben, Details zu analysieren und die Hintergründe davon zu beleuchten, warum und wie etwas erzählt wird, werden ein wahres Fest in diesem Film haben. Definitiv nicht etwas für den Durchschnittszuschauer, der sich nur berieseln lassen und alles auf dem Silbertablett serviert haben möchte; aber dafür definitiv ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.




Ich gebe dem Film:


♥.♥ Herzchen


Extra:


Wer sich nun für den Film interessiert, der kann sich hier gerne den Trailer dazu anschauen.

Und wer ihn schon gesehen hat und sich für die Erklärung des Regisseurs interessiert, der kann gerne hier einen Blick reinwerfen:


CU
Sana

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen