Donnerstag, 12. Juli 2018

:)Rezension:): Willful Machines

Grundwissen:


Titel♥: - (original: Willful Machines)
Autor/-in♥: Tim Floreen
Erschienen♥: original  Oktober 2015 im Simon-Pulse-Verlag
Seitenanzahl♥: 356 Seiten
Preis♥: 9, 49 € (Taschenbuch); 25, 22 € (Hardcover) [Quelle: amazon.de]
Genre♥: Science Fiction; Young Adult; Romance; LGBTQ


Quelle: ©  Simon Pulse Verlag (TB)
Quelle: © Simon Pulse Verlag (Hardcover)























Inhalt:




‘’[…] My question is this: How are human beings any different? My dad’s always talking about how 2Bs don’t have true free will, like humans do. But aren’t our choices determined by our programming too? Our genes and our environment and all? Aren’t we basically just robots ourselves?’’ – Lee Fisher (p. 216)




Lee Fisher ist der Sohn des Präsidenten der Vereinigten Staaten der Zukunft – und ein totaler Versager. An der Inverness Prep High School, einem Internat für die zukünftige Elite, ist er ein Außenseiter und schlägt seine Zeit mit dem Bau von kleinen Robotern tot. Doch schon bald ereignen sich dort ungewöhnliche Dinge, die alle auf die Terroristin Charlotte zurückführen, eine künstliche Intelligenz, die ihr Bewusstsein ins Supernet geladen hat, um der Öffentlichkeit das Handwerk zu legen. Wird der Präsidentensohn ihr nächstes Anschlagsziel?





Meine Meinung ...




zum Buch:



Der Klappentext dieses Buches verspricht einen SciFi-Politthriller, in dem Menschlichkeit beleuchtet wird und sich eine kleine Liebesgeschichte am Rande entwickelt, die neben der ernsten Thematik ein wenig Süße in die Geschichte bringt.
Leider ist genau das Gegenteil der Fall, was der Hauptgrund ist, warum Willful Machines eine derartige Enttäuschung ist. Die Liebesgeschichte nimmt nämlich schätzungsweise achtzig Prozent der Handlung ein, und das obwohl sie sich nicht mal über eine Woche erstreckt und sie absolut nichts Neues oder Berührendes bereithält. Sie ist so, wie man sie Dutzende Male in YA-Liebesgeschichten erlebt hat: ein total unsicherer Protagonist trifft auf einen total extrovertierten heißen Kerl, der ihm von Anfang an den Atem raubt und für den er innerhalb von Tagen der Bekanntschaft sein Leben aufgeben würde. Verbunden mit gruseligem Stalking am Tag, an dem sich die beiden kennenlernen, und einem größeren Vertrauen dem scharfen Unbekannten gegenüber als seiner langjährigen besten Freundin, macht die Liebesgeschichte überhaupt keinen Spaß und nimmt viel zu viel Platz ein dafür, dass sie so uninteressant und unglaubwürdig ist. Charlotte und ihre terroristischen Anschläge spielen nämlich erst nach über 200 Seiten eine echte Rolle, obwohl man bei der Vermarktung den Eindruck hat, als würde es sich hauptsächlich um sie drehen. Bis dahin hat man lauter möchtegern-romantische Szenen, die kaum Chemie versprühen und einen nur weiterblättern lassen in der Hoffnung, dass sie aufhören werden und der interessante Teil der Geschichte beginnen wird.
Science-Ficiton-Elemente sind nämlich auch eher sporadisch über das Buch hin verstreut und in sich, genauso wie dieses zukünftige Amerika, nicht schlüssig. So gibt es beispielsweise die Regel, dass man Maschinen nicht zu sehr nach realen Lebewesen aussehen lassen darf, um die Grenze zwischen Lebewesen und Maschinen zu wahren. Trotzdem werden einem direkt danach die ,,Spinnen‘‘ gezeigt, die niedere Arbeiten an der Schule verrichten. Ebenfalls nicht durchdacht sind die politischen Ansätze, die sich Tim Floreen hat einfallen lassen. Es gibt bestimmte Gesetze(svorschläge) wie das Human Values Amendment, in dem der freie Wille als das festgelegt wird, was Menschen von Robotern unterscheidet. Und dennoch soll diese Feststellung ein Grund dafür sein, zweihundert Jahre der menschlichen Entwicklung zurückzugehen und Homosexualität und einen eigenwilligen Kleidungsstil zu verpönen. Sollte diese Dinge nicht eher gefördert werden, wenn individuelle Entscheidungen zum Merkmal der Menschheit geworden sind? Fast macht das den Eindruck, als hätte der Autor Lee einen Grund geben wollen, sich nicht zu outen und der sowieso schon kitschigen Lovestory noch mehr Melodramatik zu geben.
Allgemein sind die Figuren eher flach und Abbilder von Klischees, die man bereits kennt. Lee mit seinem Robotik-Hobby und psychischen Problemen ist noch der tiefgründigste Charakter, und selbst für ihn und sein Erleben interessiert man sich im Laufe des Buches immer weniger. Alle anderen sind so vergessenswert, dass man eine Weile überlegen muss, ehe einem ihre Namen wieder einfallen. Das Enttäuschendste daran ist, dass selbst Charlotte überhaupt keine Tiefe besitzt und über lange Zeit nicht mal auftaucht. Die Hauptfigur selbst beginnt sich, obwohl sie der Sohn des Präsidenten ist, erst dann für sie zu interessieren, als er selbst – und natürlich sein Geliebter – von ihr betroffen ist, weswegen man kaum Input über sie bekommt. Dabei wäre sie mit ihren ideologischen Ansichten und ihrer Menschlichkeit trotz ihrer Künstlichkeit der mit Abstand interessanteste Charakter in der Story geworden.
Auch die Auflösung des Ganzen ist ein einziges großes Chaos. Der Autor bemüht sich, ein großes Finale aufzubauen, nachdem das Davor ein einziges Melodrama ist, jedoch beschreibt er das Geschehen so verworren, dass man als Leser bei den actionlastigen Szenen kaum mitkommt. Auch schon davor kann man sich einige Umschreibungen nicht wirklich vorstellen, die letzten fünfzig Seiten sind aber wirklich die pure Verwirrung. Ebenso sind die ,,großen Wendungen‘‘ entweder kaum nachzuvollziehen oder absolut vorhersehbar, sodass einen überhaupt nichts mitreißt oder emotional mitnimmt.
Immerhin bemüht sich der Autor, wenn er schon allem anderen kaum Farbe verleihen kann, ein wenig über das Thema Menschsein und Maschinen zu philosophieren. Die aufgeworfenen Fragen sind gar nicht mal so uninteressant und können einen selbst zum Nachdenken anregen; doch sie sind ebenso wie der Rest der Geschichte kaum ausgearbeitet.



Alles in allem ein sehr enttäuschender Liebesroman, der sich weder für eine authentische Romanze interessiert noch für das Sci-Fi-Setting, in dem er angesetzt ist. Bis auf genervtes Augenrollen und ungeduldige Seufzer können einem Lee und sein Objekt der Begierde absolut nichts entlocken und das, wofür man sich eigentlich interessiert, ist viel zu blass und unausgearbeitet, als dass es einen in die Geschichte saugen könnte. Gekoppelt an einen recht konfusen Schreibstil sowie kaum vorhandene Informationen ein Buch, das nichts von dem, was es verspricht, einhält, und letztlich genauso ist wie die ein, zwei philosophischen Dialoge in Willful Machines: nicht zu Ende gedachte Ansätze.




Ich gebe dem Buch:



♥ Herzchen


Extra:


Nach diesem Debüt hat Floreen noch ein weiteres Buch geschrieben.

In Tattoo Atlas bzw. alternativ The Anatomy of a Murderer geht es um Rem, der vor einiger Zeit mit ansehen musste, wie sein Klassenkamerad Franklin einen anderen Menschen tötete. Er ist sehr traumatisiert davon, aber sehr neugierig, als seine Mutter ihn für ein wissenschaftliches Experiment aussucht. Darin soll ,,das Böse'' in Menschen ausgelöscht werden, und Franklin scheint sich tatsächlich zu verändern. Doch dann wird ein anderer Klassenkamerad tot aufgefunden und seine Veränderung infrage gestellt. 
Klingt nach einem ganz guten Konzept, klingt mir persönlich aber zu generisch. Hier könnt ihr euch einige Meinungen dazu durchlesen!


CU
Sana

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