Grundwissen:
♥Titel♥: - (original: Willful Machines)
♥Autor/-in♥:
Tim Floreen
♥Erschienen♥:
original Oktober 2015 im
Simon-Pulse-Verlag
♥Seitenanzahl♥:
356 Seiten
♥Preis♥:
9, 49 € (Taschenbuch); 25, 22 € (Hardcover) [Quelle: amazon.de]
♥Genre♥: Science Fiction;
Young Adult; Romance; LGBTQ
Quelle: © Simon Pulse Verlag (TB) |
Quelle: © Simon Pulse Verlag (Hardcover) |
Inhalt:
‘’[…] My question is this:
How are human beings any different? My dad’s always talking about how 2Bs don’t
have true free will, like humans do. But aren’t our choices determined by our
programming too? Our genes and our environment and all? Aren’t we basically
just robots ourselves?’’ – Lee Fisher (p. 216)
Lee Fisher ist der Sohn des Präsidenten der
Vereinigten Staaten der Zukunft – und ein totaler Versager. An der Inverness
Prep High School, einem Internat für die zukünftige Elite, ist er ein
Außenseiter und schlägt seine Zeit mit dem Bau von kleinen Robotern tot. Doch
schon bald ereignen sich dort ungewöhnliche Dinge, die alle auf die Terroristin
Charlotte zurückführen, eine künstliche Intelligenz, die ihr Bewusstsein ins
Supernet geladen hat, um der Öffentlichkeit das Handwerk zu legen. Wird der
Präsidentensohn ihr nächstes Anschlagsziel?
Meine Meinung ...
zum Buch:
Der
Klappentext dieses Buches verspricht einen SciFi-Politthriller, in dem
Menschlichkeit beleuchtet wird und sich eine kleine Liebesgeschichte am Rande
entwickelt, die neben der ernsten Thematik ein wenig Süße in die Geschichte bringt.
Leider
ist genau das Gegenteil der Fall, was der Hauptgrund ist, warum Willful
Machines eine derartige Enttäuschung ist. Die Liebesgeschichte nimmt
nämlich schätzungsweise achtzig Prozent der Handlung ein, und das obwohl sie
sich nicht mal über eine Woche erstreckt und sie absolut nichts Neues oder
Berührendes bereithält. Sie ist so, wie man sie Dutzende Male in
YA-Liebesgeschichten erlebt hat: ein total unsicherer Protagonist trifft auf einen
total extrovertierten heißen Kerl, der ihm von Anfang an den Atem raubt und für
den er innerhalb von Tagen der Bekanntschaft sein Leben aufgeben würde.
Verbunden mit gruseligem Stalking am Tag, an dem sich die beiden kennenlernen,
und einem größeren Vertrauen dem scharfen Unbekannten gegenüber als seiner
langjährigen besten Freundin, macht die Liebesgeschichte überhaupt keinen Spaß
und nimmt viel zu viel Platz ein dafür, dass sie so uninteressant und
unglaubwürdig ist. Charlotte und ihre terroristischen Anschläge spielen nämlich
erst nach über 200 Seiten eine echte Rolle, obwohl man bei der Vermarktung den
Eindruck hat, als würde es sich hauptsächlich um sie drehen. Bis dahin hat man
lauter möchtegern-romantische Szenen, die kaum Chemie versprühen und einen nur
weiterblättern lassen in der Hoffnung, dass sie aufhören werden und der
interessante Teil der Geschichte beginnen wird.
Science-Ficiton-Elemente
sind nämlich auch eher sporadisch über das Buch hin verstreut und in sich,
genauso wie dieses zukünftige Amerika, nicht schlüssig. So gibt es
beispielsweise die Regel, dass man Maschinen nicht zu sehr nach realen
Lebewesen aussehen lassen darf, um die Grenze zwischen Lebewesen und Maschinen
zu wahren. Trotzdem werden einem direkt danach die ,,Spinnen‘‘ gezeigt, die
niedere Arbeiten an der Schule verrichten. Ebenfalls nicht durchdacht sind die
politischen Ansätze, die sich Tim Floreen hat einfallen lassen. Es gibt
bestimmte Gesetze(svorschläge) wie das Human Values Amendment, in dem der freie
Wille als das festgelegt wird, was Menschen von Robotern unterscheidet. Und
dennoch soll diese Feststellung ein Grund dafür sein, zweihundert Jahre der
menschlichen Entwicklung zurückzugehen und Homosexualität und einen
eigenwilligen Kleidungsstil zu verpönen. Sollte diese Dinge nicht eher
gefördert werden, wenn individuelle Entscheidungen zum Merkmal der Menschheit
geworden sind? Fast macht das den Eindruck, als hätte der Autor Lee einen Grund
geben wollen, sich nicht zu outen und der sowieso schon kitschigen Lovestory
noch mehr Melodramatik zu geben.
Allgemein
sind die Figuren eher flach und Abbilder von Klischees, die man bereits kennt.
Lee mit seinem Robotik-Hobby und psychischen Problemen ist noch der
tiefgründigste Charakter, und selbst für ihn und sein Erleben interessiert man
sich im Laufe des Buches immer weniger. Alle anderen sind so vergessenswert,
dass man eine Weile überlegen muss, ehe einem ihre Namen wieder einfallen. Das
Enttäuschendste daran ist, dass selbst Charlotte überhaupt keine Tiefe besitzt
und über lange Zeit nicht mal auftaucht. Die Hauptfigur selbst beginnt sich,
obwohl sie der Sohn des Präsidenten ist, erst dann für sie zu interessieren,
als er selbst – und natürlich sein Geliebter – von ihr betroffen ist, weswegen
man kaum Input über sie bekommt. Dabei wäre sie mit ihren ideologischen
Ansichten und ihrer Menschlichkeit trotz ihrer Künstlichkeit der mit Abstand
interessanteste Charakter in der Story geworden.
Auch
die Auflösung des Ganzen ist ein einziges großes Chaos. Der Autor bemüht sich,
ein großes Finale aufzubauen, nachdem das Davor ein einziges Melodrama ist,
jedoch beschreibt er das Geschehen so verworren, dass man als Leser bei den
actionlastigen Szenen kaum mitkommt. Auch schon davor kann man sich einige
Umschreibungen nicht wirklich vorstellen, die letzten fünfzig Seiten sind aber
wirklich die pure Verwirrung. Ebenso sind die ,,großen Wendungen‘‘ entweder
kaum nachzuvollziehen oder absolut vorhersehbar, sodass einen überhaupt nichts
mitreißt oder emotional mitnimmt.
Immerhin
bemüht sich der Autor, wenn er schon allem anderen kaum Farbe verleihen kann,
ein wenig über das Thema Menschsein und Maschinen zu philosophieren. Die
aufgeworfenen Fragen sind gar nicht mal so uninteressant und können einen
selbst zum Nachdenken anregen; doch sie sind ebenso wie der Rest der Geschichte
kaum ausgearbeitet.
Alles
in allem ein sehr enttäuschender Liebesroman, der sich weder für eine
authentische Romanze interessiert noch für das Sci-Fi-Setting, in dem er
angesetzt ist. Bis auf genervtes Augenrollen und ungeduldige Seufzer können
einem Lee und sein Objekt der Begierde absolut nichts entlocken und das, wofür
man sich eigentlich interessiert, ist viel zu blass und unausgearbeitet, als
dass es einen in die Geschichte saugen könnte. Gekoppelt an einen recht
konfusen Schreibstil sowie kaum vorhandene Informationen ein Buch, das nichts
von dem, was es verspricht, einhält, und letztlich genauso ist wie die ein,
zwei philosophischen Dialoge in Willful Machines: nicht zu Ende
gedachte Ansätze.
Ich gebe dem Buch:
♥♥ Herzchen
Extra:
Nach diesem Debüt hat Floreen noch ein weiteres Buch geschrieben.
In Tattoo Atlas bzw. alternativ The Anatomy of a Murderer geht es um Rem, der vor einiger Zeit mit ansehen musste, wie sein Klassenkamerad Franklin einen anderen Menschen tötete. Er ist sehr traumatisiert davon, aber sehr neugierig, als seine Mutter ihn für ein wissenschaftliches Experiment aussucht. Darin soll ,,das Böse'' in Menschen ausgelöscht werden, und Franklin scheint sich tatsächlich zu verändern. Doch dann wird ein anderer Klassenkamerad tot aufgefunden und seine Veränderung infrage gestellt.
Klingt nach einem ganz guten Konzept, klingt mir persönlich aber zu generisch. Hier könnt ihr euch einige Meinungen dazu durchlesen!
CU
Sana
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