Freitag, 21. September 2018

►Serien-Review◄: Skins (S. 6)

Grundwissen:



Titel: Skins - Hautnah (original: Skins)
Idee: Jamie Brittain; Bryan Elsley
Regisseur/-e: Ian Barnes; Benjamin Caron; Jack Clough; Sam Donovan
Drehbücher: Ben Bond; Jess Brittain; Sean Buckley; Geoff Bussetil; Bryan Elsley; Laura Hunter; Georgia Laster; Jack Lothian
Produzent/-en: Chris Clough; Matt Stevens
Produktionsfirma: Studio Hamburg Enterprises; Company Pictures; Storm Dogs Films
Erschienen:  Juli 2018 als DVD; original 2012
Altersfreigabe: FSK 16
Dauer: 42-46 Minuten (10 Folgen)
Preis: 15, 99 € (DVD)
Genre: Jugenddrama; Comedy




Quelle: © Studio Hamburg Enterprises



Inhalt:



''I don't want to hear it! Why is it me that has to care?[...] What the fuck are you doing in here? Why aren't you in the fucking looney bin? She can't do history revision, can she? She is history.'' - Liv Malone [06.08]



Die Clique macht gemeinsam Ferien im sonnigen Marokko, bevor sie das letzte Schuljahr antreten. Es könnte kaum perfekter laufen. Doch Franky langweilt sich in ihrer Beziehung zu Matty, weswegen sie schnell Augen für den Drogendealer und Bad Boy Luke entwickelt. Sie überlegt, mit ihm abzuhauen, und setzt damit eine Kette von Ereignissen in Bewegung, die Grace das Leben kosten. So kehrt die Clique zerbrochen und trauernd nach Bristol zurück und muss lernen, mit dem Verlust umzugehen und dabei noch ihre eigenen Probleme zu regeln.


Meine Meinung ...







zum Buch:




Die dritte Generation von Skins hatte es schon in der fünften Staffel nicht einfach (hier meine Rezension dazu). Aber trotz vieler großen Schwächen gibt es doch einige Faktoren, die die erste Staffel mit den neuen Figuren noch erträglich gemacht hat. Und obwohl man am Ende der 8. Folge das Gefühl hatte, dass sich Figuren, Macher und Zuschauer nun eingependelt haben, reißt Staffel 6 so ziemlich alles runter, was die vorherige aufgebaut hat.
Das liegt zum Großteil daran, dass man das Gefühl hat, es mit neuen Figuren zu tun zu haben. Denn nicht nur sind einige ihrer Plotlines sehr dürftig, auch ihre Handlungen entsprechen oft überhaupt nicht dem, wie man sie in der vorherigen Staffel erlebt. Fast scheint es so, als hätten die Macher keine Ahnung mehr gehabt, was sie mit den Figuren hätten machen sollen, und sich aus diesem Grund einfach irgendwas einfallen lassen, was man auch jeder anderen Figur andichten könnte. Beispiele dazu wären Mini, die sich trotz ihrer negativen Erfahrungen auf eine Freundschaft-Plus-Geschichte einlässt, Rich, der nicht nur seine Einstellung, sondern auch seine Klamotten als Metalhead überhaupt nicht mehr vertritt, und Franky, die zu einer schlechteren Version von Effy Stonem aus Staffel 1 bis 4 degradiert wurde. Nicht nur wird damit viel Potential verschwendet - immerhin hätte man mit Franky eine transsexuelle Figur haben können -, auch sorgt es dafür, dass man keinen Zugang zu den Charakteren findet. Man kann viele ihrer Handlungen und Motivationen nicht einschätzen und fühlt sich somit aus der Serie, die am meisten auf Empathie und Identifizierbarkeit basiert, ausgeschlossen. 
So empfindet man die einzelnen Folgen aus dem Blickwinkel einer der Charaktere nur selten als wirklich packend. Nicht nur sind die Folgen in den meisten Fällen echt langgezogen und hätten auch in der Hälfte der Zeit erzählt werden können, auch handeln die meisten Personen out of character und lassen so - zeitweise oder nicht - jegliches Interesse an ihnen verpuffen. Natürlich ist die Clique wegen Grace' Unglück schon zerrüttet genug, das bietet jedoch keine Legitimation für egozentrisches und widerwärtiges Verhalten. Nicht nur Alo ist davon betroffen, der als bester Freund von Rich in dieser Situation fast vollkommen versagt, auch Nick verhält sich wie der letzte Volltrottel. Allgemein dauert es recht lange, bis man merkt, dass der Tod einer engen Freundin die Personen wirklich trifft. Wirklich, über die ersten zwei Folgen hat man das Gefühl, das nur Rich darunter leidet, und das obwohl Liv und Mini wesentlich länger mit ihr befreundet sind. Gekoppelt mit dem fehlenden Einfühlungsvermögen einander gegenüber und der Angewohnheit der Figuren, sich lieber mit ihren eigenen kleinen Dramen auseinanderzusetzen, wird Grace' Tod zu einem Plot Devise degradiert, der scheinbar nur da ist, um den Machern überhaupt noch etwas zum Erzählen zu geben. Oder eher den Figuren einen Grund zu geben, sich absolut schrecklich zu verhalten und Personen zusammenzubringen, die man normalerweise nicht gesehen hätte, wie Alo und Mini.
Die beiden haben sogar noch recht schöne Plotlines, die sich zum Großteil an dem orientieren, was man bereits über die Figuren weiß. Sowohl Alos Widerstand gegen das Erwachsenwerden, Minis Angst vorm Verlassenwerden und das, was beide dazu bringt, darüber hinauszuwachsen, ist schön und einfühlsam erzählt, womit das ungleiche Paar die besten Folgen der Staffel stellt. Das ist eine Romanze, die sich langsam und nachvollziehbar entwickelt, und die auch das Interesse des Zuschauers für sich gewinnt, wenn man merkt, wie sehr die beiden sich ergänzen. Ihre Geschichten werden sehr schön miteinander verwoben und geben beiden schöne Enden, auch wenn so einige Fragen offen bleiben (beispielsweise, warum man Alos Eltern überhaupt nicht mehr sieht).
Ansonsten sind die Liebesbeziehungen in dieser Staffel jedoch sehr erzwungen und untergraben damit das, was man hätte aus den Personen machen können. Vor allem Franky hat darunter zu leiden, denn ihre destruktive Ader und ihre Identitätskrise wären schon Themen, die hart genug wären, um aus ihr einen plastischen Charakter zu machen. Die Folge um sie herum ist auch recht gut gelungen, weil sie sich daran berauscht, sich selbst zu zerstören und ihre Schuld in dem Ganzen zu vergessen. Trotzdem wird ihr eine Dreiecks-, wenn nicht sogar Vierecksgeschichte angedeutet, die aus dem Nichts kommt. Und sie geht einem ungeheuer auf die Nerven, nicht nur, weil man diese Gefühle füreinander nicht nachvollziehen kann, sondern auch deswegen, wie die Personen dadurch handeln. Man hasst sie regelrecht, sowohl Nick und Matty, die sich wie zwei kleine Jungs um das gleiche Spielzeug streiten und diesem Schritt und Tritt auf dem Fersen sind, als auch Franky, die sich weigert, den beiden eine eindeutige Antwort zu geben. Man merkt richtig, dass das nur dazuerfunden wurde, damit Nick und Matty als Figuren überhaupt noch Relevanz haben, und diese besitzen sie schon in der vorherigen Staffel kaum.
Dadurch wurden Stränge eingearbeitet, die man überhaupt nicht nötig hätte. Statt sich wirklich über Grace' Versterben zu unterhalten, zu versuchen, diese Last gemeinsam zu stemmen, oder zu zeigen, wie die Figuren daran zerbrechen, geht es zu sehr um die dazuerfundenen Probleme der Individuen. Das hat zur Folge, dass man zugunsten unnötigen Dramas Dinge, die im Rahmen von Trauerbewältigung diskutieren und zeigen sollte, an den Rand drängt. Insbesondere Rich geht komplett unter, obwohl er derjenige ist, der am meisten unter dem Verlust leidet und sogar angedeutet wird, dass er ein Trauma davongetragen haben könnte. Es gibt Ansätze dazu - neue Freundschaften, die sich formieren, alte, die aufgegeben werden, Vorwürfe, die unausgesprochen in der Luft liegen -, aber sie bleiben genau das. Warum dann überhaupt so eine drastische Wendung schreiben, wenn man das Potential für deren Folgen nicht nutzt? Warum stattdessen zum Beispiel noch eine neue Figur namens Alex dazuschreiben, die nur am Rande etwas mit der Clique zu tun hat und nur für Liv eine Bewandtnis hat?
So sieht man sich mit einem großen Qualitätsgefälle zwischen den einzelnen Folgen konfrontiert, die einem sowohl Tränen und Rührung abverlangen, wie auch Wut und schmerzhaftes Desinteresse, häufig verbunden mit einem verwirrten Warum?. So ist die letzte Folge sehr zerstückelt und bietet zwar für alle Figuren ein Ende, dadurch, dass man einige von ihnen jedoch kaum sieht, häufig keine Grundlage für Mitfreuen, Mittrauen oder auch Mitfiebern.



Alles in allem kann man das Gleichgewicht, das am Ende der fünften Staffel hergestellt wird, nicht gehalten werden. Hängt es damit zusammen, dass die ursprünglichen Macher nur noch am Rande beteiligt scheinen? Damit, dass das Team teilweise gewechselt hat? Was auch immer der Grund ist, man bekommt das Gefühl, ein neues Ensemble an Figuren zu haben oder dass erhebliche Entwicklungen off-screen vonstatten gegangen sind. Aus dem eigentlichen Thema der Trauerbewältigung hat man nur in Ansätzen etwas geschaffen, denn häufig wird es zur Seite gedrängt für hastig dahingeschriebene Melodramen, die zum Teil überhaupt nicht zu den Figuren passen. So ist man abwechselnd begeistert, ergriffen, berührt, wütend, lustlos und verwirrt, wenn man die einzelnen Folgen betrachtet, die insgesamt aber alle in die Länge gezogen wirken und oft so, als hätte man eigentlich nichts zu erzählen gehabt. Es gibt gelungene Stränge und Elemente, allerdings gibt es so viel Unnötiges, oft auch sehr lückenhaft, dass man doch eher unbefriedigt aus dem Chaos hinausgeht. Sehr schade.



Ich gebe der Staffel:


♥.♥ Herzchen


Extra:


Nachdem die dritte Generation nicht so gut angekommen ist, sind die Macher scheinbar auf die Idee gekommen, mit dem Nostalgie-Trip ihre Sendung noch in eine siebte Staffel zu bringen. Diese beinhaltet sechs Folgen, wobei sich jeweils zwei auf einem bereits bekannte Figuren aus Generation 1 und 2 fokussieren und wie es mit ihnen im Erwachsenenalter weitergegangen ist.

Quelle: © Company Pictures
In Skins: Fire geht es um Effy, die inzwischen ihr Leben auf die Reihe bekommen hat und in London als Sekretärin in einer Trading Firma arbeitet. Durch einen Zufall wird sie jedoch selbst zum Trader und gerät ins Schwitzen, als ihr Chef, der einem gewissen Exfreund sehr ähnlich sieht, sie dazu ermutigt, auf illegale Weise Geld zu machen.

Zu dieser Folge habe ich vor Jahren sogar eine Besprechung geschrieben. Wen sie interessiert, der kann gerne hier vorbeischauen, auch wenn ich heute vermutlich nicht ganz so euphorisch wäre wie damals.

In Skins: Pure trifft man wieder auf Cassie, die ebenfalls in London ist und als Bedienung in einem Café arbeitet. Eines Tages kommt jedoch eine Frau auf sie zu und spricht sie auf Fotos an, die sie von ihr im Internet gefunden hat. Scheinbar hat Cassie einen Stalker, der sie gegenüber ihres Schlafzimmerfensters fotografiert. Wird sie deswegen zur Polizei gehen oder sieht sie darin eine unvorhergesehene Chance?

In Skins: Rise begleitet man Cook, der über die Ereignisse am Ende der vierten Staffel nicht hinwegkommt und emotional abstumpft. Er arbeitet für eine große Drogenmafia und hat nebenher eine kleine Romanze mit seiner guten Freundin Emma. Als ihn sein Chef jedoch darum bittet, seine Freundin bei ihren Ausflügen in die Stadt zu begleiten, entwickelt sich etwas zwischen den beiden, und das bringt beide in tödliche Gefahr, denn Louie, besagter Chef, ist alles andere als stabil.

Interessiert? Dann werft mal einen Blick auf den Trailer dazu.


CU
Sana

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