Mittwoch, 28. November 2018

:)Rezension:): Twisted

Grundwissen: 


Titel♥: - (original: Twisted)
Autor/-in♥: Laurie Halse Anderson
Erschienen♥: original 2008
Seitenanzahl♥: 240 Seiten
Preis♥: 10, 50 € (Taschenbuch); 7, 42 € (Kindle Edition)
Genre♥: Young Adult; (Familien)Drama; Contemporary






Quelle: © Viking Books for Young Readers
Quelle: ©  Penguin Group























Inhalt:



Ever smell the milk jug when you open it and you don't think you smell anything funky, so ou pour a big glass and you take a giant gulp and as soon as it hits your mouth you know it has gone bad and you spit it in the sink and race upstairs to gargle? And when you finally stop needing to heave, you realize that you did smell something funny at first, but you didn't know what to call it? - Tyler (p. 98)





Tyler galt sein ganzes Leben lang als langweiliger nerdiger Außenseiter. Irgendwann beschließt er das zu ändern, indem er Graffiti an die Wände des Schulgebäudes sprayt und zu Sozialstunden verdonnert wird. Mit diesem neuen Ruf als Gangster und ein paar neuen Muskeln werden seine Mitschüler auf ihn aufmerksam - auch sein Schwarm Bethany, einer der beliebtesten Mädchen der Schule. Tyler kann sein Glück kaum fassen und kann die Ablenkung von seinem problematischen Elternhaus gut gebrauchen. Doch dann wird er einer sexuellen Straftat beschuldigt und gerät in ernsthafte Schwierigkeiten.




Meine Meinung ...




zum Buch:




Laurie Halse Andersen ist das Gesicht der etwas anderen Contemporary-Geschichten in der Nische für Leser, die an ernsteren Themen und einem spezielleren Schreibstil interessiert sind. Mit Sprich und Wintermädchen hat sie ihre besten Romane über zwei Mädchen in schwierigen Lagen und psychischen Problemen geschrieben, und mit Twisted versucht sie etwas Ähnliches - diesmal jedoch mit einem männlichen Protagonisten. Nicht selten ist das Schreiben aus der Sicht des gegensätzlichen Geschlechts ein schwieriges Unterfangen, und auch Andersen ist dem in diesem Jugendroman nicht unbedingt immer gewachsen.
Tyler an sich ist eine sehr schwierige Person, für den Andersen sich über die Hälfte des Buches Zeit nimmt, um ihn dem Leser näherzubringen. Leider gelingt ihr das nur mäßig gut, denn Tyler hat zwar durchaus starke und emotionale Momente, in denen man merkt, dass er depressive und suizidale Züge hat, zum Großteil aber recht oberflächlich davon erzählt und auch mehr Aspekte seiner Persönlichkeit eher unerforscht bleiben. Er spielt gerne Computerspiele, er fühlt sich unter Druck gesetzt, und er steht auf Bethany - wesentlich tiefer geht seine Charakterisierung nicht, was für die Autorin erschreckend flach bei einer so langen Zeit der Einführung ist. An manchen Stellen fühlt sich seine männliche Perspektive glaubwürdig pubertär und testosterongesteuert an, an anderen wiederum übertreibt es die Autorin so, dass es einem negativ auffällt. Alleine Tylers Fixierung auf den weiblichen Körper und sein unterschwelliges Slut-Shaming bringen einen dazu, dem Jungen eher skeptisch entgegenzutreten, ebenso bei seinen Gewaltfantasien gegenüber denjenigen, die ihn früher gemobbt haben. Was ebenfalls sehr verstörend ist, ist dass es ihm vollkommen egal zu sein scheint, dass sein bester Freund, ebenfalls 17, beginnt sich mit seiner dreizehnjährigen Schwester zu treffen. Seiner kleinen Schwester, die alles andere als geistig reif ist und seinen besten Freund nur datet, um Anerkennung bei ihren Freundinnen zu bekommen. So weltoffen man ist, wenn die beiden von ihrem geistigen Stand her nicht auf einer Ebene sind und es einer Person nur um die Anerkennung geht - sollte man da als bester Freund und Bruder nicht mal Protest äußern? Das wirkt sehr unverantwortlich, nicht nur von Tyler aus gesehen, sondern auch von der Autorin.
Abgesehen davon ist Tyler jedoch nicht unbedingt ein schlechter Kerl. Ähnlich wie andere Hauptpersonen der Autorin, hat er einen zynischen und trockenen Humor, der das Leben an der High School wie Satire darstellt und sich über sämtliche Klischees lustigmacht. Auch in Situationen mit Bethany sieht man, dass hinter ihm ein anständiger junger Mann steckt, der lediglich von seinem Weg abgekommen ist und nicht weiß, wer er selbst eigentlich ist. Ab dem Wendepunkt der Geschichte - dem Skandal - wird er und sein Innenleben auch deutlich interessanter und sein psychischer Zustand schlimmer. Auch die Problematik im Elternhaus rückt dadurch mehr in den Vordergrund und verleiht so seinem Charakter mehr Tiefe. Das ist auch das, was Laurie Halse Anderson nach wie vor kann: Familienprobleme subtil in so wenigen Szenen darstellen, dass es reicht, um sie in ihrem Kopf zu vervollständigen und mit den Charakteren mitzufühlen, besonders wenn sich mal andere Seiten von ihnen zeigen und klar wird, dass alle ihren Anteil an der prekären Lage haben. Insbesondere die Szenen zwischen Tyler und seinem Vater waren wirklich klasse herausgearbeitet und einem ein Verständnis dafür gegeben, warum Tyler so ist, wie er ist. Seine Gewalt- und Machtfantasien, seine rebellischen Akte, all dies zielt darauf, ein Gefühl der Männlichkeit zu erzeugen, das sein Vater propagiert ihm jedoch niemals erklärt. Ist Männlichkeit wirklich die Abwesenheit jeder Angst, das Prahlen mit seiner Körperkraft, das Überlegensein gegenüber seinem Kontrahenten? Alleine, dass Bethany ihn durch ihr plötzliches Interesse darin bestätigt, manövriert Tyler in diesen Irrglauben, der ihn fast zerbricht.
Allerdings ist das Thema eines Skandals um eine sexuelle Straftat leider nicht zur Genüge ausgearbeitet worden. Tylers widersprüchliche Isolierung und dass er behandelt wird wie der Täter, obwohl er nur ein Verdächtiger ist, wird dargestellt, die Perspektive des Opfers jedoch fast komplett außer Acht gelassen. Am Rande bekommt man zwar mit, wie die Gerüchteküche brodelt, aber besonders Tylers anfängliche Ansichten bezüglich Freizügigkeit wurden gar nicht mehr angesprochen. Allgemein ist zwischen Bethany und ihm viel unausgesprochen geblieben, was angesichts der Schwere dieser Anschuldigung und wegen des langsamen Aufbaus ihres Verhältnisses wirklich enttäuschend ist. Tylers Arc wird zwar auf schöne und zugleich unbeschönigte Weise zuende geführt, so subtil und minimalistisch wie es bei der Autorin immer der Fall ist, aber rund ist das Ganze einfach nicht geworden.



Leider leidet Twisted unter derselben Krankheit wie Catalyst der Autorin: Es ist zwar, ähnlich wie in ihren besten Büchern Speak und Wintergirls, sehr real, rau und minimalistisch beschrieben, allerdings scheinen gewisse Schlüsselszenen zu fehlen sowie wichtige Details kaum ausgearbeitet zu sein. Das ist allgemein eine Schwierigkeit bei einer solchen Art des Erzählens: manchmal minimiert man sich auf genau die richtigen Szenen, und dann wieder verpasst man den Absprung und drückt mit dem Erzählten nicht das aus, was man möchte. Zusätzlich mit einem komplizierten und nicht gänzlich charakterisierten Protagonisten und dieser eigenartigen Sache zwischen seiner Schwester und seinem Kumpel ein eher mittelmäßiges Buch, das mit etwas mehr Seiten wesentlich stärker geworden wäre.




Ich gebe dem Buch:


♥♥ Herzchen


Extra:


Hier kommt ihr zu den Rezensionen der drei Bücher, die ich von der Autorin gelesen habe:




Quelle: © Beltz & Gerberg

Sprich



Quelle: © Ravensburger Verlag

Wintermädchen



Quelle: © Speak

Catalyst


CU
Sana

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