Sonntag, 25. November 2018

:)Rezension:): Grave Mercy

Grundwissen:



Titel: Grave Mercy - Die Novizin des Todes (original: Grave Mercy)
Autor/-in: Robin LaFevers
Erschienen: 2012 im cbj-Verlag (Klappenbroschur)
Seitenanzahl: 542 Seiten
Preis: ab 1, 51 € (Klappenbroschur); 11, 99 € (Kindle Edition) [im Deutschen nur noch als eBook erhältlich]
Genre: Historical Fiction; Fantasy; Young Adult




Quelle: © Houghton Mifflin Harcourt
Quelle: © cbj Verlag























Inhalt:




,,Ich weiß, dass das, was unsere Heiligen wollen, uns nicht immer klar gemacht wird. Manchmal ist es ihr Wunsch, dass wir zappeln und ringen und unsere eigenen Entscheidungen treffen statt diejenigen zu akzeptieren, die andere für uns getroffen haben.'' - Gavriel Duval (S. 297)



Bretagne, 1485: Als Tochter eines Rübenbauers hätte es die vierzehnjährige Ismae schon schwer genug. Doch ihre Herkunft als Kind des Totengottes Mortain lassen ihrem gewalttätigen Vater keine Wahl, als sie an einen Mann weiterzuverkaufen. Sie wird jedoch rechtzeitig gerettet und zu einem ihrem wahren Vater geweihten Kloster gebracht. In diesem Kloster soll sie zur Assassinin ausgebildet werden, die ihr die Möglichkeit geben, sich an all den Männern, die sie unterdrückt haben, zu rächen. Nach drei Jahren der Ausbildung bekommt sie schließlich einen politisch relevanten Auftrag: den Verräter im bretonischen Herzogtum zu finden, der die Franzosen mit Informationen füttert. Doch Ismae wird nach und nach misstrauisch: Ist es wirklich notwendig zu töten, vor allem, wenn sie sicher ist, dass der Verdächtige Duval unschuldig ist?





Meine Meinung ...




zum Buch:




Grave Mercy ist definitiv vor seiner Zeit erschienen, denn wenn man sich die heutigen Bestseller-Trends ansieht, so hätte es mit dem historischen Setting, politischen Intrigen, der Hassliebesgeschichte und seinen tödlichen Assassinen sicherlich mehr Aufmerksamkeit in Deutschland erlangt. Vielleicht hätte es sich sogar eingereiht neben Throne of Glass. Hätte es denn einen größeren Hype verdient? Wenn man auf der Suche nach einer kurzweiligen, unterhaltsamen Geschichte ist, die ein wenig mehr Aufmerksamkeit in Sachen politischer Intrigen fordert und eine kleine Liebesgeschichte hat, dann auf jeden Fall.
Diese Geschichte birgt zwar einige Tropen aus dem Genre, besticht jedoch damit, wie es sie miteinander vermischt und verknüpft. Besonders das Setting der Bretagne Ende des 15. Jahrhunderts ist ziemlich interessant und selten besucht, zumindest in der Jugendliteratur, in der alleine die sprachlichen Gegebenheiten nicht zu diesem mittelalterlichen Ort passen würden. Sonderlich komplex schreibt Robin LeFevers auch nicht, allerdings ist ihr Schreibstil so flüssig und so atmosphärisch, dass man gar nicht anders kann als durch die Seiten zu fliegen und sich mit Ismae auf ihre Reise zu begeben. Besonders die Stellung der Heiligen in dieser Welt und welches Entsetzen es auslöst, dass ausgerechnet Frauen auf geheiligtem Boden zu Assassinen ausgebildet werden, hat LeFevers sehr gut und an manchen Stellen auch subtil eingebunden. Denn in seinem Kern ist dieses Buch, trotz der Ungleichheit zwischen Mann und Frau zu der Zeit, recht feministisch, und das ohne den Leser mit Zaunpfählen zu bombardieren, wie es heutige Vertreter des Assassinen-Subgenres gerne tun.
Das zeigt sich hervorragend an Ismae, die zwar alles andere als eine einfache Protagonistin ist, allerdings innerlich stark ist und sich während des Handlungsverlaufs weiterentwickelt. Während sie zu Beginn, eingelullt in ihren naiven Glauben an Mortain, zu einem nicht denkenden Instrument des Klosters geschmiedet wird und Männerhass regelrecht eingeimpft bekommt, merkt sie im Laufe der Geschichte zunehmend, dass man Schlechtigkeit nicht generalisieren kann und dass Töten aus Rache nicht immer der richtige Weg ist. Dass Mord allgemein nicht sofort herangezogen werden sollte, nur weil ein Mensch als Verräter des Landes gilt. Sie lernt, empathischer zu sein und nachzudenken, ehe sie die Befehle des Klosters befolgt, und entwickelt schließlich ein eigenes Konzept im Umgang mit ihrem tödlichen Wissen. Daher macht LeFevers das richtig, was viele Autorinnen (meistens sind sie ja weiblich) in der Darstellung einer starken Frau falsch machen: Ja, Ismae ist eine gute Kämpferin und körperlich stark, aber sie hat auch eine innere Kraft, die es ihr erlaubt, aus ihren prekären Verhältnissen im Haus ihres Vaters zu entfliehen und mit dem Trauma, das dies in ihr verursacht hat, hinwegzukommen. Anfangs zwar mit Hass und dem Sinnen nach Rache, doch nach und nach mit Reflexion und Akzeptanz. So gesehen kann man ihr ihre unsouveräne Art, wenn es um die Kunst der Verführung geht, die man sie ebenfalls im Kloster lehrt, noch verzeihen, auch wenn man ab und an mit den Augen rollen muss, wenn sie bei jeder Berührung von Duval erschaudert und zusammenzuckt.
Auch die aus Hass erwachsende Liebe zwischen den beiden ist ein typisches Motiv in dem Genre, allerdings wirklich gut gemacht und nicht von verdummenden Hormonen überschwemmt. Fast möchte man innerlich jubeln, wenn die beiden sich zwar näherkommen, allerdings angesichts der gefährlichen Intrigen um sich herum beschließen, dieses Thema auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben. Allgemein ist Duval zwar nicht der vielschichtigste Charakter, spielt jedoch seine Rolle am Hof der Herzogin - seiner kleinen Schwester - und bringt Ismae dazu, über sich selbst hinauszuwachsen und sich zu hinterfragen. Die anderen Figuren werden ziemlich auf ihre politische Rolle reduziert, allerdings ist das angesichts der politischen Handlung an sich weder überraschend noch störend.
Besonders die Darstellung von Ehen als Mittel der Politik, die zur damaligen Zeit Gang und Gebe war, ist gelungen und weitet den feministischen Grundton der Geschichte aus. Selbstverständlich verlangt niemand, dass die zwölfjährige Herzogin Anne die Heirat mit einem Wohlhabenden komplett verweigert, das wäre gemäß der Umstände auch unrealistisch, aber dass sich vor allem Duval dafür einsetzt, dass sie wenigstens mit ihrem Ehemann zurechtkommt, rührt den Leser ziemlich. Leider steht im Gegensatz dazu das Kalkühl von Annes Beratern, die es nur auf die militärische Stärke der Infragekommenden abgesehen haben, um sich gegen die Franzosen zu verteidigen. Einzig was die Umstände des nahenden Krieges an sich betrifft, hätte LeFevers etwas strukturierter Exposition betreiben können, denn während des Lesens verliert man ab und an den Überblick darüber, welche Länder nun Verbündete darstellen und welche nicht. Daher ist die Frage nach dem Verräter bei Hof an sich und die Frage um Annes Herrschaft zwar ziemlich gut gemacht, der Krieg an sich jedoch etwas sehr im Hintergrund. Und genauso wie diese Hintergrundhandlung ist der Beginn der Geschichte etwas schwach, denn statt wirklich in Ismaes Ausbildung miteinbezogen zu werden, macht die Autorin spontan einen Sprung von drei Jahren und verweigert dem Leser so eine Menge Hintergrundwissen zum Kloster und Ismaes Veränderung. Zumal es einem umso schwerer fällt zu glauben, dass Ismae an den bretonischen Hof geschickt wird, wenn sie gerade erst zwei Auftragsmorde hinter sich gebracht hat. Warum nicht jemanden Erfahrenen dorthinschicken, wenn es wirklich um das unmittelbare Wohlbefinden des eigenen Landes geht?
Akzeptiert man diese Schwächen als Gegebenheiten, so bietet einem das Buch aber ziemlich gute Unterhaltung ohne viel Kitsch oder Dramatik. Zwar zieht sich die Mitte etwas und auch die Beratungsgespräche der Herzogin können diesen Umstand nicht ausgleichen, allerdings steigt die Spannung gegen Ende redlich mehr und macht aus der Suche nach dem Verräter einen Lauf gegen die Zeit. Leider war der eigentliche Kampf am Ende nicht wirklich prickelnd durch seine Kürze, zieht aber ein sehr schönes Ende nach sich, das wieder auf subtile und fast unscheinbare Weise den Feminismus innerhalb von Grave Mercy verstärkt. Und mit den eigentlichen historischen Abläufen scheint es auch zum Großteil einherzugehen - was will man mehr?



Der erste Teil dieser Companion-Reihe rund um Beauftragte des Heiligen des Todes kann ziemlich überzeugen. Die Novizin des Todes hat zwar gewisse Klischees und schneidet manche interessante Themengebiete zu kurz an, bietet jedoch eine insgesamt atmosphärische Geschichte über den Kampf der Bretagne um die Unabhängigkeit und den Kampf einer jungen Frau, sich ihren Lektionen unterzuordnen oder ihren eigenen Weg zu gehen. Daher bietet das Buch nicht nur starke Frauenfiguren, sondern auch ein nicht gerade durchschaubares Netz an Intrigen am bretonischen Hof, das einen zu überraschen vermag. Gepaart mit einer kleinen, aber feinen Liebesgeschichte ist das Buch für junge Leserinnen und Leser wirklich geeignet und bereitet in seiner einfachen, aber nicht plumpen Verpackung, ein paar unterhaltsame Lesestunden.




Ich gebe dem Buch:


♥.♥ Herzchen


Extra:


Es gibt bereits zwei weitere Companions von His Fair Assassin.

In Dark Triumph: Die Tochter des Verräters geht es um Sybella, die bereits im ersten Roman vorgestellt wird. Bevor sie im Kloster aufgenommen wurde, lebte sie unter grausamen Verhältnissen mit ihrem Vater und Bruder zusammen. Schwer verwundet und nach Rache dürstend nimmt sie die Ausbildung zur Assassinnin mehr als dankend an. Doch bei ihrem ersten Auftrag endet sie im Gefängnis und trifft dort einen unerwarteten Verbündeten.
Dieser Teil soll wesentlich dunkler sein als Grave Mercy und eine noch bitterere Protagonistin haben. Auch das Biest, das sich zu ihrem Partner in Crime entwickelt und man im ersten Roman kennengelernt hat, scheint eine interessante Figur zu sein, und die beiden zusammen würden mit ihrer Mordlust sicherlich viel Schaden anrichten. Und vielleicht auch Erlösung finden? Falls ich mir einen weiteren Band der Reihe ansehe, dann definitiv diesen!
Hier geht es zu mehr Informationen :3

Quelle: cbj Verlag

In Mortal Heart: Das Erbe der Seherin geht es um Annith, die man als Ismaes engste Vertraute kennenlernt. Anders als ihre Klosterschwestern muss sie lange im Kloster bleiben und bekommt ihren ersten Auftrag einfach nicht. Im Gegenteil, sie erfährt, dass sie nun, da die Seherin des Klosters tot ist, ausgerechnet sie, die so hart trainiert hat, ihren Platz einnehmen soll. Also beschließt sie, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, und reißt aus.
Annith ist ehrlich gesagt mit eine der blassesten Figuren in Grave Mercy gewesen, aus dem Grund habe ich nicht wirklich Interesse daran, diesen Teil zu lesen. Wen es trotzdem interessiert, der kann sich gerne hier ein paar Bewertungen ansehen :)

CU
Sana

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