Montag, 19. November 2018

:)Rezension:): Die Tribute von Panem #1

Grundwissen:



Titel♥: Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele (original: The Hunger Games)
Autor/-in♥: Suzanne Collins
Erschienen♥: August 2009 im Oetinger-Verlag; original September 2008
Seitenanzahl♥: 415 Seiten
Preis♥: 18, 95 € (Hardcover); 10, 00 € (Taschenbuch); 8, 99 € (Kindle Edition)
Genre♥: All Age; Dystopia; Gesellschaftssatire; Survival



Quelle: © Oetinger Verlag
Quelle: © Scholastic Press
























Inhalt:



,,Wenn die Zeit kommt, werde ich sicherlich töten wie die anderen auch. Ich kann nicht kampflos untergehen. Ich wünschte mir nur, mir würde etwas einfallen, wie ... wie ich dem Kapitol zeigen kann, dass sie mich nicht besitzen. Dass ich mehr bin als eine Figur in ihren Spielen.'' - Peeta Mellark (S. 160)




Aus einem zerstörten Amerika der Zukunft ist das totalitäre Reich Panem entstanden. Umgeben von zwölf Distrikten voller Arbeiter, wird die Hauptstadt - das Kapitol - rundum versorgt, während die Bevölkerung der meisten Distrikte hungern muss. Doch nicht nur darunter müssen die Distrikte leiden, sondern auch unter den Hungerspielen, die die Unterdrückung weiterer Rebellionen sichern. Jährlich werden ein Mädchen und Junge pro Distrikt ausgelost, um einander in einer Arena zu töten. Und dieses Los trifft bei den 74. Spielen ausgerechnet Katniss' Everdeens kleine Schwester Prim. Kurz entschlossen meldet sich die sechzehnjährige Jägerin an ihrer Stelle. Doch als wären dreiundzwanzig Konkurrenten in einem Kampf auf Leben und Tod nicht schlimm genug, so ist der ausgeloste Junge aus ihrem Heimatdistrikt Peeta Mellark - ein Junge, der ihr einst das Leben rettete.




Meine Meinung ...




zum Buch:



Eine Rezension zu seinem Lieblingsbuch zu schreiben ist schwerer als jeder Verriss. Denn Die Tribute von Panem ist nicht einfach nur eine gute, spannende Geschichte, sondern hat auch Vieles in meinem Lesegeschmack, meinen Vorlieben und meiner Liebe zum Lesen allgemein überhaupt erst ins Rollen gebracht. Es ist ein wichtiger Grundstein, nicht nur in meiner Lesegeschichte, sondern auch im Buchmarkt selbst, denn nach dem Erscheinen dieser Reihe lebte das Genre der Dystopie wieder auf und auch die Flutwelle der starken, weiblichen Protagonistinnen brach über der Leserschaft zusammen. Kann dieser erste Teil einer der beliebtesten Reihen im Jugendbuchbereich denn zehn Jahre nach der Erscheinung genauso begeistern wie vorher?
Auf jeden Fall, und je häufiger man diese Reihe liest, desto mehr fallen einem Kleinigkeiten auf, die einen die Geschichte noch mehr lieben lassen.
Ohne jegliche Anlaufschwierigkeiten und ohne lange zu fackeln führt einen Suzanne Collins in diese dystopische Zukunft, in der die römischen Kolosseumsspiele in postmoderner Form wieder gesellschaftliche Norm geworden sind. Angesichts dessen, wie süchtig die heutige Gesellschaft nach Reality-Shows ist, in denen diverse Menschen den größten Peinlichkeiten oder Gefahren ausgesetzt werden, besonders sichtbar am Bespiel des Dschungelcamps, kein unrealistisches Szenario, denn auf genau diese Art von Unterhaltung springen die meisten Menschen an. Doch nicht nur diese Sensationsgeilheit der Menge wird dadurch von Suzanne Collins kritisiert, sondern auch die Angewohnheit der Menschen, immer mehr abzustumpfen, je brutaler die Inhalte werden. Egal ob es sich dabei um echte, tödliche Brutalität handelt oder einfach um beleidigende Darstellungen von Menschen wie bei diversen Formaten von RTL II, solange es unterhält, ist dem Zuschauer diese Amoralität egal, auch wenn er vom Sender selbst als dumm verkauft wird. Zwar sind die Menschen des Kapitols in der Hinsicht sehr überspitzt, allerdings nicht unrealistisch, wenn man sich anschaut, mit welchem Überfluss wir heutzutage leben und dass die Schere zwischen Arm und Reich sich immer mehr weitet. So ist das Feindbild in Tödliche Spiele zwar sehr einfach gehalten, bekommt in den Folgebänden, insbesondere durch Katniss' Stylist und Vorbereitungsteam, mehr Nuancen.
Im Gegenzug dazu kommt Katniss aus einem der ärmsten Distrikte Panems und ist das Überleben, das in den Hungerspielen gefordert ist, auf täglicher Basis gewohnt. Doch was sie ebenfalls gewohnt ist, ist der Hass auf das Kapitol und die Verachtung gegenüber ihrer Habgier. Daher kann man sich sehr leicht in Katniss' Perspektive einfinden, jedoch nicht ohne sich klammheimlich zu fragen, ob man nicht selbst die ein oder andere Eigenschaft verkörpert, die das verachtenswerte Kapitol verkörpert. Alleine wegen dieser Haltung hebt sich Katniss von vielen anderen Protagonistinnen in diesem Genre ab, denn viele von ihnen, besonders Dumpfbacken wie America Singer aus der Selection-Trilogie, lassen sich von hübschen Kleidern, leckerem Essen und weiterem Prunk korrumpieren und finden zumindest diesen Teil ihres totalitären Systems erträglich. Katniss jedoch, obwohl sie viele schöne Kleider trägt und in der Zeit der Vorbereitung zu den Spielen ordentlich schlemmt, behält diese innere Verachtung bei und akzeptiert diese Dinge nur zu rein strategischen Zwecken, zum Beispiel, um nicht so schnell in Gefahr zu geraten, zu verhungern, wenn sie in der Arena ist, indem sie ein wenig zunimmt. Dazu noch ist sie sehr intelligent in ihrem Bereich als Jägerin und schafft es nicht nur einmal, den Leser mit ihrer Scharfsinnigkeit zu überraschen. Man liebt es einfach, in der Arena mit ihr zusammen zu knobeln, und denkt sich häufiger, dass man sich von ihrer praktisch veranlagten Art eine Scheibe abschneiden könnte. Sie hat durchaus auch ihre Ecken und Kanten, vor allem durch ihr rein auf Überleben ausgelegtes Denken, das sie sozial inkompetent macht, allerdings ist genau das auch so erfrischend an ihr. Sie ist kein stotterndes Dummchen, das sich naiv jedem anvertraut oder für den nächstbesten gut aussehenden Typen schwärmt, sondern ein misstrauisches und verbittertes Mädchen, das, nach Haymitchs Worten, ,,den Charme einer toten Nacktschnecke'' hat. Und klar, wenn sie soziale Interaktion leichter durchschauen könnte, wäre sie glaubwürdiger für die Kameras, würde sie auch ohne Cinnas Hilfe Sponsoren bekommen - aber  dann wäre sie nicht mehr Katniss, und sie passt wie die Faust aufs Auge zu dieser Geschichte.
Neben Haymitch gibt es natürlich auch noch andere Nebencharaktere, die realistischerweise nicht unbedingt in ihrer Gänze beschrieben werden können. Nur ein paar Tage trennen die Tribute davon, zu Todfeinden zu werden, und durch Katniss' isolierte Art bekommt man auch wenig von den Charaktereigenschaften der anderen Tribute mit. Trotzdem macht Suzanne Collins einen zur Genüge neugierig, dass man sich in seinem Kopf die Vergangenheit und Persönlichkeit der Figuren selbst vervollständigt und spekuliert, insbesondere bei Fuchsgesicht, einem ziemlichen Randcharakter, der durch seine Gerissenheit heraussticht. Die Personen in Katniss' nächstem Umfeld sind jedoch recht gut ausgebaut angesichts des geringen Zeitraums, in dem man sie kennenlernt. Vor allem die Dynamik zwischen dem griesgrämigen Haymitch, der unerträglich fröhlichen Effie und der bissigen Katniss ist einfach großartig und bringt viel Humor in die sehr ernste Grundstimmung des Buches. 

,,Hm, ich habe mein Bestes gegeben'', sagt Effie und seufzt. ,,Denk dran, Katniss, die Zuschauer sollen dich mögen.'' 
,,Aber du glaubst nicht daran?'', frage ich.,,Nicht, wenn du sie die ganze Zeit so wütend anstarrst. Warum hebst du dir das nicht für die Arena auf? Stell dir lieber vor, du wärst unter Freunden'', sagt Effie.,,Sie wetten darauf, wie lange ich überleben werde! Das sind nicht meine Freunde!'',,Du musst einfach so tun als ob!'', blafft Effie mich an. Dann fasst sie sich und strahlt mich an. ,,So, siehst du? Ich lächle dich an, obwohl ich mich über dich ärgere.'',,Ja, sehr überzeugend.'', sage ich. ,,Ich gehe jetzt essen.'' Ich schleudere meine Pumps weg und stampfe ins Esszimmer, wobei ich den Rock bis zu den Oberschenkeln hochziehe. - S. 130f. 

Doch auch Peeta, Katniss' Lebensretter und Lebensgefahr, bringt durch seine humorvolle Art viele lustige Momente ins Buch, selbst wenn er an der Schwelle zum Tod steht. Man erfährt zwar nicht sonderlich viel über ihn zu Beginn, allerdings wird schnell klar, dass es sehr kompliziert für Katniss sein wird, ihn zu töten oder töten zu lassen. Besonders durch die von ihm herbeigeführte Wendung für mehr Drama und mehr Sponsoren manövriert er Katniss in eine schier unmögliche Situation, bei der sie keine andere Wahl hat als mitzuspielen. Auch diese Gegensätzlichkeit der beiden lässt einen fleißig weiterlesen, alleine weil es zum Schreien ist, wie die erfahrene Jägerin einem Stadtjungen leise Bewegungen beibringen muss. Daher ist es, obwohl sie viel Grauen um die beiden herum herrscht, einfach herzerwärmend zu sehen, wie sich die beiden näher kennenlernen und neben Überlebenspartnern auch zu Freunden werden - zumindest auf einer Seite. Viele Leser stellen sich eher auf die Seite von Gale, Katniss' bestem Freund, da sie ihn als tougher empfinden als Peeta, allerdings macht genau das Peeta auch zu einem der hervorstechendsten Charaktere: Er ist und bleibt ein guter Mensch. Und wie kann so jemand in einem Massaker überleben?

,,[...] Hör zu, wenn ich es nicht nach Hause schaffe ...'', hebt er an.
,,Sprich nicht so. Ich habe den ganzen Eiter doch nicht umsonst rausgelassen'', sage ich.
,,Ich weiß. Aber nur für den Fall, dass ich nicht ...'', versuchte er es wieder.
,,Nein, Peeta, ich will nicht darüber reden'', sage ich und lege meine Finger auf seine Lippen, damit er schweigt.
,,Aber ich ...'', beharrt er.
Spontan beuge ich mich vor und küsse ihn, jetzt kann er nichts mehr sagen.  Das ist wahrscheinlich sowieso überflüssig, denn wie er schon richtig bemerkt hat, sollen wir ja völlig ineinander verknallt sein. [...] Ich löse mich und packe ihn gut in den Schlafsack ein. ,,Du wirst nicht sterben. Ich verbiete es. Verstanden?''
,,Verstanden'', flüstert er. - S. 292

Suzanne Collins gelingt es auch, die Wochen in der Arena zwar hochspannend, kurzweilig und tödlich rüberzubringen, jedoch ohne effekthascherisch zu sein oder Sachen nur des Dramas wegen einzufügen. So könnten sich Leser, die genau das wollen, was sich die Kapitolleute erwarten und blutdurstig über den Seiten sitzen, in den ersten Tagen der Arena langweilen, denn statt Kämpfen und Mord setzt Collins auf die realistische Schiene und zeigt, wie schwer es ist, ohne Wasser oder Essen auszukommen. Allgemein zeigt sich nicht der Hauch von Beschönigung in dieser Geschichte, sei es durch die teilweise wirklich qualvollen Tode der anderen Tribute, durch die Mechanismen innerhalb der Arena, die die Situation spannender für den Zuschauer gestalten sollen, oder das Finale, das zu einem der spannendsten und zugleich quälendsten gehört, von denen man lesen kann.
Die Geschichte des ersten Bandes an sich ist also für sich genommen schon wahnsinnig gelungen, der beste Teil ist jedoch das Ende, nachdem Peeta und Katniss zu mehr werden als einem flüchtigen Liebespärchen, sondern zu einem Akt der Rebellion, der von politischer Bedeutung wird. So muss Katniss nicht nur mit dem Trauma der Arena zurechtkommen, sondern wird zu einem der meistgefeierten und zugleich meistgehassten Gesichter im Kapitol - und das ist erst der Anfang ihrer Geschichte.


Alles in allem macht es immer wieder unheimlich Spaß, diese Geschichte zu besuchen und sich darin fallen zu lassen. Es ist wie nach Hause kommen, obwohl die Welt, in der man sich befindet, eine derart schreckliche, unausgeglichene und ungerechte ist. Ohne jemals melodramatisch oder unrealistisch zugunsten der Spannung zu werden, erzählt Suzanne Collins den ersten Teil der Geschichte eines Mädchens, das ursprünglich nur überleben möchte und nach und nach in einer tödlichen Arena erkennt, dass ihr - und am Ende auch dem Rest der Bevölkerung - nicht reicht. Die Kombination von schnellem Pacing, Realismus, Überlebenskampf, einer starken und kantigen Protagonisten sowie der Gesellschaftskritik und -satire macht den ersten Teil zu einem unvergesslichen Erlebnis, und das obwohl man merkt, dass Collins sich hier nur aufwärmt für etwas Größeres. Ein Auftakt, der seinen Hype auch noch nach Jahren wert ist!




Ich gebe dem Buch:


♥.♥ Herzchen


Extra:


Bestimmt habt ihr die Verfilmung dieser Reihe bereits gesehen. Falls nicht, dann schaut euch hier den Trailer dazu an :3 Die Verfilmungen sind ebenfalls genial!



CU
Sana

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