Donnerstag, 28. März 2019

♥Litlabern #5♥: Die Stufen des Lieblingsbuches | Wie wird ein Buch zum Liebling?


Unsere Lieblingsbücher. 
Es sind Bücher, die uns geprägt haben, unseren Lesegeschmack entscheidend verändert haben. Bücher, die wir zuklappen und die uns trotzdem für eine lange, lange Zeit nicht loslassen. 
Bücher, die wir zeitgleich niemandem in der Gefahr, der Schatz könnte beschädigt werden, in die Hand drücken wollen, und gleichzeitig übersprudeln vor Empfehlungen.
Bücher, deren Charaktere wir ins Herz geschlossen haben, und die für uns das gewisse Etwas haben. 💓📕

Doch was genau ist dieses gewisse Etwas? Kann man das überhaupt generalisieren, was ein Buch haben muss, um im Olymp der Lieblingsbücher bestehen zu können?

Ich habe mir meine Lieblingsbücher mal angesehen und versucht zu ermitteln, was die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihnen sind. Was hat sie für mich so besonders gemacht und ihnen einen ewigen Platz in meinem Herzen beschert? Sind es die Charaktere, der Plot - oder sind es am Ende ganz eigene, individuelle Dinge?

Wenn euch das neugierig macht, scrollt gern runter, lest etwas über die Stufen des Lieblingsbuches und lasst euch von viel Bücherliebe und Geschwärme überrollen :3

 📗📘📕💚💙💕



~ Meine Lieblingsbücher auf einen Blick ~

Stufe 1: Unterhaltsamkeit und Einprägsamkeit


Wenn man sich ausschließlich auf die fiktive Sparte der Literatur konzentriert, dann gehört zu einem Lieblingsbuch auf jeden Fall, so offensichtlich das klingt, dass es irgendwas Einprägsames hat. Manch ein Lieblingsbuch packt einen von der ersten Seite an und wird innerhalb von 48 Stunden gelesen, weil der Sog dieses einen Buches einen komplett in seinem Bann hält. Die Welt um einen herum hält an, und man selbst lebt kurzfristig in einer vollkommen anderen. 
Und um das zu schaffen, braucht man natürlich eine gewisse Form der Unterhaltsamkeit. Wie ihr auf meinem Foto sehen könnt, kann diese Unterhaltsamkeit verdammt divers aussehen. Von den Caster Chronicles, einer typische YA Urban Fantasy Geschichte, wie sie um das Jahr 2010 geschrieben wurden, und die hauptsächlich von einer süßen, realistischen Liebesgeschichte leben, über Die Tribute von Panem, einer hochspannenden und dramatischen Dystopie, bis hin zum sinnlosesten Buch aller Zeiten, Alice im Wunderland - total unterschiedlich, und trotzdem fesselnd.
Für die meisten zählt zu so einer Unterhaltsamkeit eine Menge Action und Spannung. Allerdings kann man auch von den Figuren und ihren inneren Konflikten, von den Beziehungen zwischen einander fasziniert sein, oder etwas Anderem, wie einer speziellen Message, einem speziellen Twist, irgendwas in der Richtung.
Man klappt das Buch zu und denkt sich: Wow, das war gut! Vielleicht nicht mal unbedingt sehr gut zur Zeit des ersten Erlebens der Geschichte, aber es lässt einen mit einem positiven Gefühl und einer spaßigen Leseerfahrung zurück - egal ob diese beinhaltet, dass man sich die Fingernägel abgekaut, die Augen aus dem Kopf geheult oder vor Lachen Bauchschmerzen bekommen hat. Vielleicht sogar alles gleichzeitig. 😊


Stufe 2: Das innere Fangirl breitet sich aus


Das Buch kann für eine Weile aus dem Gedächtnis verschwinden, aber es wird immer und immer wieder kommen. Man blättert es durch, um seine liebsten Stellen wiederzufinden, wird sich Rezensionen dazu anschauen, um seine eigenen positiven Eindrücke des Buches wieder hervorzuholen, und einfach daran zurückdenken, wie man an einen schönen Urlaub zurückdenkt.
Man sucht nach Tumblr oder Instagram nach Fotos oder Collagen aus Zitaten des Buches, schreibt sie sich selbst auf und stellt sich im Kopf seinen eigenen Dream-Cast zusammen.
Bei mir und Die Tribute von Panem war es so, dass ich manchmal wirklich dreimal in der Woche für mehrere Stunden Fanmade Trailer auf YouTube gesucht habe oder mir Schauspieler angesehen habe, die meine perfekte Katniss oder den idealen Peeta darstellen könnten. Umso schöner, wenn besonders viele Menschen das Buch kennen, denn dann kann man sich umso besser austauschen 😁
Man hat förmlich das Gefühl, dass nicht mehr nur Lesen ein Hobby ist, sondern speziell dieses Buch. Irgendwann wird man im Buchladen sogar auf eines stoßen, das vom Klappentext ähnlich klingt, und immer wird man die Vergleiche zu diesem Buch ziehen, das man damals gut fand.
Und dann liest man es nochmal - und da können zwei Dinge passieren. Entweder man wird enttäuscht, weil der Zauber verschwunden ist, oder - und darauf hoffen wir doch alle - wir finden das Buch noch genauso gut oder vielleicht sogar noch besser!


Stufe 3: Der Reread-Faktor

Und auch das zeichnet ein Lieblingsbuch bzw. alle meine Lieblingsbücher aus - ich kann sie immer wieder lesen, und der Platz in meinem Herzen bleibt dennoch für sie bestehen. 😋
Auch noch nach Monaten, sogar Jahren des Lesens, in denen man andere Bücher gelesen hat, sich in verschiedenen Genres probiert hat und die Geschichten analytischer und kritischer betrachtet, kann man dieses eine Buch dennoch lesen und es lieben.
Und das muss nicht heißen, dass einem kritische Punkte nicht auffallen, denn wie schon angesprochen, fühlt sich jeder von was anderem unterhalten und hat so auch eine unterschiedliche Gewichtung seiner Kritikpunkte.

Mir ist zum Beispiel beim Reread von Tote Mädchen lügen nicht aufgefallen, wie einfach und gewöhnlich Jay Ashers Schreibstil ist. Trotzdem tut das der grandiosen Geschichte keinen Abbruch.
Beim Reread von Die Tribute von Panem fiel mir auf, wie schade es ist, dass der zweite Teil von seiner Spannung her so unausgeglichen ist. Und dennoch habe ich beim letzten Satz dieses zweiten Bandes geweint und während des Finales ebenso.

Man kann mich auf Schwächen dieser Bücher ansprechen, und auch wenn ich sie im Laufe des Lesens und Wiederlesens entdecke, meine Liebe für sie wird dadurch nicht geschmälert sein. Im Gegenteil, liebt man etwas oder jemanden nicht sogar dann am meisten, wenn man seine Fehler akzeptiert? 💙
Und was sogar ein noch größerer Liebesbeweis ist: Es wird nicht langweilig. Denn für viele Menschen kommt ein Reread sogar nicht infrage, da diese Leser die Geschichte bereits kennen und somit keine Überraschung mehr von dieser erwarten können.
Ich allerdings liebe es, ein grandioses Abenteuer nochmal zu erleben, mich in diesen Kapiteln zu verlieren, Charaktere und ihre Gedanken, obwohl man sie fast schon auswendig kennt, trotzdem anzufeuern. Denn genau dann ist man emotional so an das Buch gebunden, dass man es liebt, sich erneut dort hineinfallen zu lassen.

Stufe 4: Mein Herz hängt dran

Diese Emotionalität ist auch nichts, das man meiner Meinung nach nur bei einmaligem Lesen aufbauen kann. Es ist ein langwieriger Prozess, in dem wir uns immer mehr emotional an diese Geschichten binden, uns vielleicht sogar verstanden fühlen.

Ich beispielsweise litt mit 13/14 Jahren unter Magersucht und habe in Wintergirls von Laurie Halse Anderson eine fiktive Figur gefunden, der ich mich nahefühlte und zum ersten Mal wirklich spürte, dass ich nicht alleine mit meinem Problem bin. Dass dieses Problem sogar von Autoren und Autorinnen, die selbst niemals betroffen waren, verstanden werden kann und die es sogar schaffen, mir mich selbst durch ihre Geschichten nahe zu bringen. Man leidet und weint mit der Protagonistin und wird immer an diese Person zurückdenken müssen, weil sie einen derart an sich erinnert. Und mir zum ersten Mal den Gedanken in den Kopf gepflanzt hat ,,Ich kann gesund werden''.
Ein noch emotionaleres Beispiel ist Der Ozean am Ende der Straße, das von der Handlung nicht mal innovativ oder so spannend war, auch keine grandios ausgearbeiteten Figuren hatte, aber mich unheimlich berührt hat. Es hat das Gefühl der Nostalgie, des Vermissens seiner Kindheit und das Gefühl, sich an seine alten, magischen Abenteuer im Kindesalter zu erinnern, so hervorragend in seine Atmosphäre eingebaut, dass ich einfach nur weinen musste. Und alleine schon feuchte Augen bekomme, wenn ich daran denke, wie sehr ich mich von diesem Buch als frische Erwachsene verstanden gefühlt habe.

Durch genau solche Faktoren kann das Buch sogar nur 4 Sterne erhalten, besonders beim 1. Mal Lesen. Doch je öfter man sich damit beschäftigt und emotional immer mehr an dieser Welt zwischen den Buchdeckeln hängt, desto mehr will man die vollen 5 Sterne geben. Denn kein Buch bleibt einem mehr im Gedächtnis als das, das einen auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt und einem etwas über sich selbst beibringt.


Stufe 5: Es ist ein Teil meines Lebens

Nicht umsonst kommen unsere Lieblingsbücher oft genau dann, wenn wir sie auch im Leben brauchen. Es kommt sogar einem kleinen Wunder gleich, dass man sie findet oder eher sie einen finden. Häufig kommen viele Lieblingsbücher auch im Kinder- und Jugendalter dazu, da wir zu dem Zeitpunkt besonders leicht zu prägen sind und die besten Bücher genau das mit uns machen. Nicht umsonst lesen so unglaublich viele Leute um die Herbst- und Winterzeit wieder Harry Potter, um das Gefühl ihres ersten Lese-Erlebnisses wiedererleben zu können. So wird dieses Buch oder diese Reihe sogar zu einem festen Bestandteil der Leseroutine im Leben.
Und nicht nur das, auch die Botschaft des Buches oder die Figuren werden immer ein Teil von einem bleiben, nicht nur, weil wir über ihre Tode weinen können [SPOILER: Ich werde dich niemals vergessen, Finnick Odair 💔], sondern auch, weil sie uns inspiriert haben, die zu sein, die wir heute sind. Welches Mädchen wird sich nicht Hermine Granger als Freundin gewünscht oder als Vorbild genommen haben wegen ihrer Stärke und Intelligenz? Wer hat durch Die Wilden Hühner nicht gelernt, dass auch komplett verschiedene Menschen befreundet sein können und vielleicht sogar seinen ersten Blick auf ein Buch erhascht, dass Homosexualität als normal darstellt? Wer hat mit Percy Jackson nicht seine Liebe zu griechischer Mythologie entfacht und mit Percy einen fehlerhaften Jungen mit Dyslexie als Held gesehen?
Meine Lieblingsbücher haben definitiv viel in mir verändert und geprägt.
Durch Katniss aus Die Tribute von Panem habe ich gelernt, dass ein Einzelner ganz viel bewirken kann und es immer richtig ist, für seine Wünsche und sich selbst zu kämpfen, und von Peeta aus demselben Buch, dass Freundlichkeit eine nicht zu unterschätzende Charaktereigenschaft sein kann. Dazu noch habe ich durch dieses Buch mein Interesse für Politik entwickelt und gelernt, Dinge nicht hinzunehmen, sondern zu hinterfragen.
Durch die Caster Chronicles habe ich gelernt, dass man sich nicht auf eine von zwei Seiten schlagen muss, um irgendwo dazuzugehören, sondern es vollkommen okay ist, Aspekte beider Gruppen zu verkörpern, da Lena weder Licht noch Dunkel wählen wollte. 
Durch Speak habe ich gelernt, dass die eigene Meinung und seine Stimme zu erheben, IMMER wichtig ist und IMMER besser ist, als rein gar nichts zu sagen. Und dass man diese Meinung nicht nur durch Worte ausdrücken kann, sondern auch Kunst und die Hände in die Hand zu nehmen.
Atticus Finch aus To Kill a Mockingbird hat mir beigebracht, dass Ausgrenzung nicht nur mit Rassismus zu tun hat, sondern Andersartigkeit allgemein abgelehnt wird, und dass man sich, ebenso wie seine Kinder Jem und Scout, seine kindliche Vorurteilsfreiheit beibehalten muss, damit man nicht von Engstirnigkeit seinen Horizont eingrenzen lässt.
Und Nur ein Tag, meine TOP 1 des vorigen Jahres, hat mir beigebracht, wie viel man aus einem Tag machen kann und was das Leben ausmacht.


Und wenn ich mir diese Bücher ansehe, über ihren Umschlag streiche und mit einem wohligen, nostalgischen Glücksgefühl lächeln muss, dann weiß ich - das sind meine Lieblingsbücher.


Wie sieht es bei euch aus? Konntet ihr euch mit diesen Stufen identifizieren? Welche Bücher haben euch geprägt, verändert, geformt? Spread some love und schreibt die Antworten zu den Fragen und eure Lieblingsbücher gerne in die Kommentare 💜

CU
Sana

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