Freitag, 28. Juni 2019

►Film-Review◄: Brightburn - Son of Darkness | Wenn Superman böse wäre ...

Grundwissen:



Titel: Brightburn - Son of Darkness (original: Brightburn)
Idee◄: David Yarovesky
Produzent/-en◄: James Gunn, Kenneth Huang
Produktionsfirma◄: Screen Gems; Stage 6 Films; The H Collective; Troll Court Entertainment
Regisseur/-e◄: David Yarovesky
Drehbuchautor/-en◄: Brian Gunn; Mark Gunn
Erschienen◄: Juli 2019 im deutschen Kino
Dauer◄: 90 Minuten
Altersfreigabe◄: FSK 16
Genre◄: Horror; Sci-Fi; Superhelden-Parodie
Preis◄: -



Quelle: Sony Picture Releasing



Inhalt:


,,Du bist der einzige Mensch auf der Welt, der weiß, wie besonders ich bin.'' - Brandon



Tori und Kyle versuchen schon seit Langem, ein Kind zu bekommen. Eines Abends scheint jemand ihren Wunsch erhört zu haben, denn sie finden ein Baby vor ihrer Haustür, das in einem kleinen Raumschiff vom Himmel gefallen ist. Das Paar ergreift seine Chance und zieht Brandon, wie sie ihn nennen, als Adoptivsohn auf. Das Raumschiff verstecken sie in der Scheune, um seine wahre Identität vor ihm fernzuhalten. Doch um seinen elften Geburtstag herum bemerkt Brandon, dass er Superkräfte hat und stärker ist als jeder Mensch auf Erden. Und wer so etwas Besonderes ist, der verdient es, dass andere sich ihm unterwerfen ...



Meine Meinung ...




zum Film:


Die schlimmsten Arten von Filmen sind diejenigen, die eine geniale Prämisse mit viel Potential haben, und man bereits während des Films Ideen entwickelt, wie man es hätte besser umsetzen können. Und leider zählt Brightburn dazu, und das auf sehr frustrierende Art und Weise.

Das pure (schlecht geschriebene) Böse in Superman

Die Idee dieses Horrorfilms ist eine verdammt interessante und kann einem viel Stoff zum Nachdenken bieten. Denn so unbesiegbar Superman in den Comics des DC Universums auch ist, so langweilig machen ihn diese Kräfte auch, da er aufgrund seines Charakters als typisch amerikanischer netter Mann von Nebenan nicht mal darüber nachdenkt, diese Kräfte gegen die Menschheit zu verwenden. Und das obwohl ihm die Menschheit, zumindest in Werken wie Man of Steel, mit Mobbing und Hänseleien nicht mal einen Grund dazu gibt, sie zu verschonen und in seiner Fremdheit akzeptiert zu sein. Deswegen ist die Prämisse eines Kindes mit Superkräften, das sich gegen die Menschen richtet und seine Herkunft von einem anderen Planeten akzeptiert, wesentlich reizvoller und bietet nicht nur Stoff für Fans von Gore, sondern auch die Möglichkeit, Superman bzw. Clark Kent zu einem tiefgründigeren Charakter zu machen.
Das große Problem daran ist jedoch, dass Bösartigkeit von Brightburn genauso flach und grundlos gezeichnet wird wie Clarks bedingungslose Güte. Dabei bieten doch genau die Abgründe des Menschen wesentlich mehr Spielraum für die Macher, eine dreidimensionale Figur zu erschaffen, die im Laufe des Films eine nicht abwendbare Spirale hinabdriftet. Der Film nimmt sich diese Möglichkeit jedoch einerseits durch die viel zu flotte Handlung, andererseits auch durch den Kinderdarsteller Brandons.
Man hat nämlich durch den schnellen Einstieg in die Geschichte, die ungelogen nicht mal zehn Minuten beansprucht, keinerlei Möglichkeit, sich ein Bild davon zu machen, wie Brandon vor seinem Geburtstag ist. Der Zuschauer sieht nur, wie er als Baby seine ersten Schritte macht, nur um ein paar Minuten später bereits elf Jahre alt wird und seine böse Ader in ihm erwacht. Es wird einem zwar mitgeteilt, dass er immer ein netter und unauffälliger Junge war, allerdings kommt das eben nie zum Ausdruck, ebenso wie zusammengewachsen die Familie angeblich sein soll. Es wirkt alles absolut gewöhnlich, und genau deswegen reagiert man weder empathisch noch wahrhaft erschrocken, als Brandon beginnt mit seinen Fähigkeiten zu experimentieren und aggressive Tendenzen zeigt. Somit ist die Veränderung nicht nur zu schnell, sondern auch nicht bemerkbar, da man den vorherigen Zustand kaum gesehen hat.
Und so viel Lob Brandons Darsteller auch allgemein bekommt, leider kann er die Gefühlslage seiner Rolle nicht wirklich transportieren, was zum Großteil an seinem stets ausdruckslosen oder wütenden Gesicht liegt. So unterschiedlich sich auch ,,unauffälliger Junge'' und ,,narzisstischer Psychopath'' anhören, bei diesem Schauspieler sieht beides gleich aus, was die sprunghafte Entwicklung natürlich noch verschlimmert. Es gibt zwar eine kleine Szene, in der er in der Schule gehänselt wird, aber im Normalfall, egal ob Alien oder nicht, führt das nicht unbedingt dazu, dass aus einem Kind ein Mörder wird. Hätte der Film sich mehr Zeit gelassen, so hätte er ein langsameres, realistisches Verkommen seiner Moral haben können, sei es anfänglich durch Gewaltfantasien oder Prügeleien. Direkt wie ein erfahrener Serienkiller zu agieren hat den Film zwar seinem Genre gerecht gemacht, allerdings all das Potential genommen, das auch die übliche Superman-Geschichte nicht erfüllt.

Gore, Splatter und viel Verleugnung

Was im Gegensatz zu Brandons Charakterentwicklung gelungen ist, sind jedoch die Horrorelemente. Sie sind zwar nicht so subtil oder schleichend, wie es guten Horror normalerweise ausmacht, allerdings setzt der Film auch wesentlich mehr auf Gewalt denn psychischen Terror. Wer also auf Splatter-Filme steht und mit offenem, vor Ekel verzogenen Mund auf die Kinoleinwand starren will, der wird mit Brightburn definitiv glücklich werden. Brandons Blutlust ist geweckt und er ist mehr als gewillt, Menschen, die ihm im Weg stehen, mit übermäßiger Brutalität aus dem Weg zu räumen. Diese Szenen sind wahnsinnig spannend gestaltet, ab und an von passablen Jump Scares durchzogen und ziemlich kreativ. Besonders seine Kommunikation mit dem Raumschiff, das noch eine Rolle im Film spielen wird, ist farblich sehr ansprechend gestaltet und setzt den Wechsel von Licht und Dunkelheit gekonnt ein, um Spannung aufzubauen.
Doch obwohl derart viel passiert, stellen Brandons Eltern entweder unter Beweis, wie sehr sie an das Gute in ihrem Sohn glauben oder aber wie naiv sie geschrieben sind. Sie erleben neben den späteren Morden schon ganz zu Beginn Momente mit Brandon mit, die alles andere als normal sind und die jeden Elternteil mindestens verängstigt hätten. Man will ihn nicht zum Arzt schleifen? Okay, aber wenigstens dem Partner sagen, dass man etwas Ungewöhnliches beobachtet hat, wäre doch angebracht. So muss sich der Zuschauer immer wieder besonders der Starrsinnigkeit von Mutter Tori entgegensehen, die egal bei welchem Ereignis ihren Sohn verteidigt, jedoch ohne einen rationalen oder gut geschriebenen Grund dahinter. Ihr langjähriger Wunsch, endlich eine Mutter zu sein, scheint jeden gesunden Menschenverstand zu überschatten, was Potential zu einem tollen inneren Konflikt gehabt hätte. Tori hätte sogar dazu übergehen können, ihren Sohn zu decken, wenn die Macher an einem originellen Drehbuch interessiert gewesen wären. So wird jedoch das Unvermeidliche immer weiter in die Länge gezogen, bis schließlich selbst Brandon zu genervt von seinen Eltern ist.

Wenn es einen erst in den Credits packt

Diese Origin-Geschichte hat somit eine Menge verschwendetes Potential, doch die wahre Geschichte, die einen wahrhaft interessiert, beginnt erst in den Post-Credit-Szenen. Um Spoiler zu vermeiden, kann man leider nicht großartig darauf eingehen, es sei jedoch gesagt, dass genau dann die Idee von ,,Superman stellt sich gegen die Welt'' überhaupt erst zum Tragen kommt. Manch einer munkelt sogar, dass die Anspielungen, die dort gemacht werden, darauf schließen lassen, dass diese Superhero-Turned-Bad-Idee sogar auf andere Helden des DC-Universums angewandt werden kann. Fixe Idee oder echtes Vorhaben? Das weiß man so genau noch nicht. Aber wenn die Macher es bei den nächsten Filmen ebenso auf die Gore-und-Horror-Elemente anlegen und weniger auf das Erschaffen von Geschichten, die den Zuschauer wirklich an die Figuren fesseln, dann kann man sich das sparen. Aber ebenso wie Brandon Blut leckt, so reicht dieser kleine Teaser doch aus, sich etwas anderes zu erwarten.


Brightburn - Son of Darkness hätte eine tolle Horrorsatire über einen der beliebtesten und flachsten Superhelden werden können, hat letzten Endes auf der anderen Seite des Gut-und-Böse-Spektrums allerdings genauso wenig Tiefe und Interessantes zu bieten. Die Geschichte wirkt mehr entworfen als entwickelt und so, als hätten die Macher sich nicht lange daran aufhalten wollen, Brandon als Hauptcharakter zu etablieren. Vielmehr möchten sie eine Killermaschine mit den Superkräften, die eine ganze Erde vernichten könnten. In diesen Szenen steckt auch definitiv das Unterhaltsamste am ganzen Film, alles andere jedoch ist sehr lücken- und sprunghaft erzählt und bietet einem kaum eine Möglichkeit, sich wirklich für das Geschehen zu interessieren. Eine grandiose Idee in einer lauen Umsetzung, die einen in den Credits erst richtig packt. Denn erst dort sieht man, was man alles hätte aus dieser Story machen können.



Ich gebe dem Film:

2,5/5 Punkten


CU
Sana

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