Grundwissen:
♥Titel♥: Elfen Lied (original: エルフェンリート [Erufen Rito])
♥Regisseur♥: Mamoru Kambe
♥Studio♥: Arms
♥Erschienen♥: 3.05.2008 auf Ani-Max
♥Dauer♥: 25 Minuten (13 Episoden)
♥Altersfreigabe♥: FSK 18
♥Genre♥: Anime (Etchi; Seinen); Splatter; Psychothriller; Drama
♥Preis♥: 34, 99 € (DVD; UK Import)
Inhalt:
Sie wissen, wie armselig sie sind, darum brauchen sie noch jemanden, der noch armseliger ist, um sich besser zu fühlen. - Lucy
♥Studio♥: Arms
♥Erschienen♥: 3.05.2008 auf Ani-Max
♥Dauer♥: 25 Minuten (13 Episoden)
♥Altersfreigabe♥: FSK 18
♥Genre♥: Anime (Etchi; Seinen); Splatter; Psychothriller; Drama
♥Preis♥: 34, 99 € (DVD; UK Import)
Inhalt:
Sie wissen, wie armselig sie sind, darum brauchen sie noch jemanden, der noch armseliger ist, um sich besser zu fühlen. - Lucy
Nackt und orientierungslos wird eine junge Frau von den Cousins Kohta und Yuki am Strand gefunden. Da sie nichts anderes sagen kann als ,,Nyu'' und sich augenscheinlich an nichts erinnern kann, wird sie von den beiden aufgenommen. Dabei weiß der junge Student Kohta nicht, dass er die Mörderin seiner Familie bei sich im Haus leben lässt: Die Frau, Lucy, ist ein Diclonius, ein Monster, das aus einem Versuchslabor entflohen ist und gemäß ihrer Natur nun die Menschen töten will. Durch einen Streifschuss an ihrem Kopf bei der Flucht wurde jedoch ihre Persönlichkeit gespalten, sodass ihre aggressive Seite den beiden Cousins verborgen bleibt. Doch um die Menschheit vor den Diclonii zu bewahren, muss Lucy um jeden Preis zurückgeholt werden ...
Meine Meinung ...
zur Serie:
Mitunter glauben viele vorurteilsbehaftete Menschen, Animes und Mangas seien etwas für Kinder und man würde irgendwas aus diesen ,,Comics'' rauswachsen.
Nun ja, eine meiner ewig anhaltenden Lieblingsserien ist noch immer Avatar: Der Herr der Elemente, deren Verfilmung gezeigt hat, dass Animes eine solche Geschichte weitaus besser rüberbringen können als Filme mit realen Personen und einer Menge CGI. Falls ihr noch nie etwas über diese Serie gehört habt, so könnt ihr euch einerseits schämen, andererseits ist dies für diesen Series-Review auch absolut nicht notwendig. Es soll nur gesagt sein, dass magische Kräfte, Emotionales und Stunts eine große Rolle in dieser Serie spielen und keinesfalls Themen behandeln, die als Kinderkram abgestempelt werden können. Nun gut, es fließt wenig Blut, aber Avatar besitzt definitiv Tiefgang, sei es Aangs Verlust seiner Lebensgemeinschaft oder Zukos penetranter Versuch, seine verlorene Ehre wiederherzustellen und seinem Vater zu imponieren.
Andere Animes habe ich zugegebenermaßen nicht geschaut, jedoch hat mir Elfen Lied gezeigt, dass man sich definitiv an diese japanischen Zeichentrickserien oder Comics herantasten sollte, denn es gibt ehrlich gesagt keine Serie, die diesen Anime an Emotionalität und Tiefgründigkeit übertreffen kann - zumindest keine, die ich kenne. Und ich meine damit auch nicht die Art von Tiefgründigkeit, die durch das Cover der DVD suggeriert wird, wenn auch diese eine Rolle spielt.
Wie man unter dem Punkt Grundwissen erkennen kann, gehört dieser Anime nämlich zu den Seinen, was bedeutet, dass die Handlung und das Design hauptsächlich Männer als Zielgruppe heranziehen will. Dazu nutzt man vor allem Etchi, sprich sexuelle Anspielungen, die durch den Zeichenstil vermittelt werden. Vor allem in der ersten Folge wird auch ziemlich darauf Wert gelegt. Ohne derb klingen zu wollen, aber die ersten acht bis zehn Minuten bestehen aus dem Ausbruch Lucys und dementsprechend viel nackter Haut, Brüsten, herumspritzendem Blut und grenzenloser Gewalt. Generell wird oftmals viel von weiblichen Körper gezeigt, woran man sich jedoch, sollte man nicht zu feministisch sein und sich über solche Darstellungen aufregen, gewöhnen kann. Immerhin ist dieser Anime auch ab 18, von daher sollte es niemanden wundern.
Wer sich jedoch denkt, dass dieser Anime nur aus Gewalttaten und sexuellen Anspielungen besteht, den darf ich Gott sei Dank enttäuschen. Auch wenn dies alles zunächst wie die Traumserie für typische Männer klingen mag, es ist keinesfalls eine grobe, nicht durchdachte oder seichte Handlung.
Sie ist zwar in dem Sinne repetitiv, da es sich hauptsächlich darum dreht, Lucy aufzuspüren und einzufangen, aber die Art und Weise, wie dies gestaltet ist, ist der Wahnsinn. Es werden dabei zumeist sehr tiefsinnige Charaktere eingeführt und immer wieder wird bei einem Fehlschlagen der Versuche, sie einzufangen, deutlich, in welch einem moralischen Zwiespalt sich die Wissenschaftler des Labors befinden. Vor allem Kuramas Konflikt finde ich wahnsinnig interessant gestaltet, ebenso wie seine Hintergrundgeschichte und den Aufbau seines Charakters, der von außen sehr kühl und kalkulierend erscheint, sich jedoch auch menschliche Seiten in ihm regen. Dabei ist vor allem schön, wie viele verschiedene Grautöne eingeführt wurden, denn die Wissenschaftler werden nicht per se als die Bösen und unsere Hauptcharaktere ebenso wenig als die Guten dargestellt. Natürlich überwiegen antagonistische Handlungen bei den Bösewichten, jedoch haben die einzelnen Körner an Menschlichkeit, selbst bei den Diclonii und Silpeliten - den von Menschen geborenen Diclonii -, für die ausreichende Vielschichtigkeit gesorgt.
Leider sind die menschlichen Hauptcharaktere mit Ausnahme von Mayu eher oberflächlich und grob skizziert. Natürlich haben wir Kohta mit seinem tragischen Verlust, jedoch ist Kohta ansonsten von seinem Wesen her nichts Besonderes, eher der stereotypische Junge, der nie weiß, was er falsch gemacht hat, und nicht begreift, wenn ein Mädchen ihn mag. Diese Verpeiltheit und die peinlichen Situationen, in die er sich dank Lucy alias Nyu, wie sie ihre zweite Persönlichkeit wegen dem Geräusch, das sie macht, taufen, hineinmanövriert, sind in den ersten Folgen noch lustig anzusehen und amüsant, jedoch verwandelt sich dies im Laufe der Zeit eher in Fremdschämen. Ebenso Yuka, Kohtas Cousine, hat nur wenige Ebenen und hat aufgrund ihrer krankhaften Eifersucht auf Nyu wirklich sehr genervt. Um ehrlich zu sein kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sie nach einer so langen Zeit, in der sie ihren Cousin nicht gesehen hat, noch immer verliebt in ihn ist. Sie hat somit nichts Positives zur Handlung beigetragen und war wegen ihrer schmachtenden und possessiven Art niemand, den ich gerne kennenlernen würde. Somit hätte man die menschlichen Hauptcharaktere sehr viel interessanter gestalten können.
Da der Fokus jedoch sowieso auf den Diclonii liegt, ist dies nur ein kleiner störender Faktor, der auch noch durch die Geschichte des kleinen Mädchens namens Mayu nahezu wettgemacht wird. Die Monster dieses Animes sind jedoch durch ihre Art merkwürdigerweise auch die menschlichsten Figuren von Elfen Lied geworden. Die harmlose und verspielte Nana, die Kurama mehr als alles andere auf der Welt beeindrucken will, ist ein erfrischender und liebenswürdiger Charakter, der jeder Folge die Schärfe und Gewalt genommen hat und dadurch zu dem sehr starken Kontrast zwischen Niedlichkeit und Mordlust beigetragen hat. Als ihr Gegenstück wird in den späteren Episoden auch ein sehr junger Silpelit namens Miroko eingeführt, der blutrünstiger und psychotischer nicht sein könnte - eben ein Monster, wie es im Buche steht, zusätzlich mit den typischen ,,Ich-will-mit-ihm-spielen''-Charakter, der in unserer Zeit ein Merkmal für Sadismus und Kälte geworden ist.
Doch auch wenn diese beiden schon grandiose Figuren sind, niemand aus diesem Haufen übertrifft Lucy alias Nyu. Als Mensch, der sich wahnsinnig für multiple Persönlichkeiten interessiert, ist es unheimlich faszinierend, ihrer beider Charakterzüge zu betrachten und zu erfahren, wie es zu alldem kommen konnte; unterbewusst nämlich ist Nyu schon eine geraume Zeit in Lucy vorhanden gewesen. Ihre berührende Geschichte und all das, was dadurch in ihr kaputt gegangen ist, ist wirklich wunderschön erzählt und lässt den Zuschauer trotz ihrer Gräueltaten - oder vielleicht genau deswegen? - mit ihr sympathisieren und mitfühlen. Außerdem hat Lucy wohl sehr an dem derzeitigen Trend, Frauen möglichst sexy und badass zugleich darzustellen, mitgewirkt und kann, wenn man dies denn mag, auch damit punkten. Sie ist einfach ein sehr faszinierender und vielschichtiger Charakter, den man, auch wenn man wahrscheinlich schreiend vor ihr flüchten würde, stünde sie vor einem, sehr sympathisch findet. Und wenn man sie schon dann nicht mag, dann muss man sie als Nyu einfach knuddeln.
Wie man sich wohl aus alldem zusammenreimen kann, geht es in diesem Anime also sehr viel um Menschlichkeit, Verlust und auch um die menschliche Psyche. Ab und an driften die Figuren sogar ins Philosophische und man findet viele berührende Szenarien und traurige Erinnerungen, die den Zuschauer ergreifen. Vor allem durch die Geschichte zu den Diclonii und wie sie entstanden sind - was nebenbei eine äußerst originelle und interessante Idee ist - kann man sich an sich dem Zauber des Animes nur schwer entziehen. Im Laufe der Zeit gewinnt man so viele neue Erkenntnisse über Gemütszustände und Erinnerungen einzelner Personen, das man wirklich das Gefühl hat, all dies sei trotz pinker Haare und übernatürlichen Kräften wahnsinnig realistisch.
Was ein wenig stören kann, sind jedoch die penetranten Dreiecksbeziehungen in diesem Anime. Während das zwischen Kurama und seinen beiden ,,Töchtern'' noch ganz schön ist, wirkt dieses zwischen Kohta, Nyu/Lucy und Yuka sehr erzwungen und scheint einzig und allein deswegen vorhanden zu sein, damit Yuka überhaupt irgendeine relevante Rolle in diesem Anime besitzen kann. Vielleicht sollte es auch die Anzahl an Kuss- bzw. Erotikszenen steigern, damit Elfen Lied dem Genre Seine gerecht werden kann, jedoch empfand ich es als sehr unnötig und auch etwas unrealistisch. Ich will nicht zynisch klingen, aber ich würde mich als vernünftiger junger Mann nicht in ein Mädchen verlieben, dass die eigene Sprache nicht beherrscht, an Gedächtnisschwund leidet und die anscheinend durch ihr kindisches Verhalten geistig zurückgeblieben ist - Brüste hin oder her.
Des Weiteren finde ich, dass Elfen Lied all diese sexuellen Anspielungen nicht gebraucht hätte. Versteht mich nicht falsch, ich habe im Grunde genommen nichts dagegen und musste an vielen Stellen aufgrund der Situationskomik lachen, jedoch hat es für mich die wahnsinnig Gänsehaut bereitende Atmosphäre erheblich gestört. Dies kann man natürlich auch als positiv ansehen, da man so nicht die ganze Zeit wie vom Donner gerührt vor dem Bildschirm sitzt und vor Traurigkeit den Mund nicht aufbekommt, jedoch ist es an einigen Stellen eben nicht besonders passend gewesen. Wobei ... ich schätze, bei einigen sexuellen Anspielungen würde manch einer bestimmmt auch wie vom Donner gerührt dasitzen, nur eben aus anderen Gründen. Wie dem auch sei, mitunter habe ich auch den Zeichenstil als etwas merkwürdig erachtet, der für mich auch die Atmosphäre des Animes etwas niedergerungen hat. Es ist vor allem in den häufig auftauchenden Kampfszenen so, dass die Mengen an Blut, die herumfließen und -spritzen, so aussahen, als sei da gehörig viel zensiert worden. Ich habe die deutsch synchronisierte Version geschaut, von daher hätte es mich nicht gewundert, aber beim Betrachten des Mangas und anderssprachiger Versionen war es nicht anders. Es hat auf jeden Fall deswegen gestört, weil man so das Gefühl vermittelt bekommt, man müsse nun all das Schöne beiseite wischen, um den Zuschauer nicht vergessen zu lassen, dass Brutalität ein großer Bestandteil Elfen Lieds ist. Und diese Selbstdarstellung hat dieser Anime garantiert nicht nötig.
Als letzten Kritikpunkt möchte ich anmerken, dass diese finale Szene der dreizehnten Folge mich beinahe umgebracht hat. Wegen Spoilern werde ich natürlich nicht sagen, was daran mich gestört hat, aber es sei gesagt, dass ich dermaßen offene Enden bei guten Serien als quälend empfinde und wahnsinnig gerne gewusst hätte, wie es weitergegangen wäre. Immerhin nur zehn Sekunden mehr ... das hätten die Produzenten doch wenigstens machen können!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Elfen Lied mit Ausnahme einiger Kleinigkeiten und einer absolut nicht notwendigen Selbstdarstellung ein wahrhaft guter Anime geworden ist und der auch definitiv Lust auf mehr macht. Die Charaktere sind super ausgearbeitet, es herrscht eine ständig vorhandene Spannung und wegen all der Tragik und der Detailgenauigkeit ist diese Geschichte auch schrecklich und schön zugleich. Ein Splatter und Etchi mit wahnsinnig viel nicht-zweideutigem Tiefgang - wer hätte gedacht, dass so etwas möglich ist?
Ich gebe der Serie:
♥♥♥♥ Herzchen
Extra:
Hier geht es zu dem (supermegaobertollen <3) Soundtrack zum Anime.
CU
Sana
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