Mittwoch, 2. September 2015

:)Rezension:): Jesus liebt mich

Grundwissen:


Titel: Jesus liebt mich (englisch: Apocalypse Next Tuesday)
Autor/-in: David Safier
Erschienen: 02.11.2009 im Kindler-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 302 Seiten
Preis: 8, 99 € (Taschenbuch); 8, 99 € (Kindle Edition)
Genre: Comedy; Satire; Adult; Romance




Inhalt:



„Jesus liebt mich“: Das ist die Überzeugung von Marie. Nicht, dass die nicht mehr ganz so junge Frau besonders religiös wäre - im Gegenteil. Aber als sie wieder einmal völlig am Ende bei ihrem Vater und seiner blutjungen russischen Geliebten Swetlana unterschlüpft, weil sie gerade ihrem Fast-Ehemann vor dem Traualtar den Laufpass gegeben hat, taucht als Deus ex machina mir nichts, dir nichts, also wenig salbungsvoll, der Messias persönlich auf, um in seiner Eigenschaft als Zimmermann den väterlichen Dachstuhl zu reparieren. Dabei bringt er, in Personalunion mit einem zum Pfarrer degradierten Erzengel Gabriel und einem Teufel in der Menschengestalt von George Clooney, auch Maries Dachstübchen ziemlich durcheinander. 
Aber eigentlich ist es längst zu spät. Denn Jesus verkündet den nahenden Weltuntergang...



*Quelle: amazon.de



Meine Meinung ...




zum Cover:



Deutsches Cover: ♥♥♥
Englisches Cover: ♥♥♥♥























Wie bis jetzt fast alle Bücher von David Safier besitzt auch dieses Werk das typisch stechend gelbe Cover mit einer comichaften Zeichnung darauf. Es spielt in Prinzip schon darauf an, dass man sich hier mit nicht sonderlich ernster Literatur befassen wird, weswegen es schon ganz gut passt. Ebenso der Titel fasst schon zusammen, dass es sich bei diesem Büchlein eher um eine Romanze handelt und die Handlung davon mal abgesehen nicht sondelrich ausgereift ist. Insgesamt bringt das Motiv einen auch zum Schmunzeln, ist aber kein gestalterisches Meisterwerk.
Diese Bezeichnung passt schon eher zu dem englischen Cover, auch wenn es zugegebenermaßen falsche Vorstellungen im Leser erwecken könnte. Denn während sich das deutsche Cover eher auf den romantischen Aspekt der Geschichte fokussiert, wird hier Wert auf das ganze Drumherum gelegt, die nahestehende Apokalypse und Jesu Anlass, auf die Erde zurückzukehren. Die Einteilung des Covers in Idylle und Hölle ist ebenfalls ein sehr niedlicher Einfall gewesen und der Titel hört sich um so Vieles witziger und charmanter an als der deutsche. Insofern gehen hier die Verleger des Auslandes als Sieger hervor!




zum Buch:



Irgendwie werden ich und der liebe Comedy-König Safier nicht warm miteinander. Schon sein Debüt Mieses Karma hat mich nicht vom Hocker gerissen - würde ich es heute lesen, würde ich es wahrscheinlich nicht mal mehr als durchschnittlich ansehen -, und schon damals hat der gute Herr religiöse Ansätze in seiner Geschichte gezeigt. Da sich dieses hier sogar ausschließlich darum dreht und es wie ein einigermaßen origineller Einfall klingt, keimte in mir der Verdacht, Safier könnte mich mit diesem Roman umhauen. Denn die Ansätze in Mieses Karma haben deutlich Potential für etwas Ulkiges, aber auch Tiefgründiges gezeigt.
Dies bekommt man auch in Jesus liebt mich. Stellenweise kann Safier einen wirklich damit überraschen, wie tiefgehend die Fragen sind, die hier gestellt werden. Insbesondere, da er die Bibel, Gott und dessen Wesen infrage stellt und somit auch kritisiert, denn egal ob man ein gläubiger Rentner oder ein desinteressierter und atheistischer Schüler ist, die Paradoxons innerhalb der Bibel, ihren Geschichten und dem Gottesbild springen jedem irgendwann mal ins Auge. Beispielsweise wird sich mit der Frage auseinandergesetzt, ob Gott tatsächlich ein liebender und schützender Vater sein kann, wenn er seinen geliebten Sohn und Menschenretter sterben lässt. Denn betrachtet man es rein von der menschlichen Seite her, so zeugt dies auf jeden Fall nicht von Liebe. Andere Fragen wären beispielsweise, warum ein Gott existieren soll, wenn es überall Übel auf der Welt gibt, von Akne bis hin zu Krieg, wozu der Mensch einen freien Willen haben soll, wenn dadurch sowieso nur Schlechtes geschieht, ob die Menschen es überhaupt verdienen, eine zweite Chance zu bekommen, und wie man nach den Gesetzen Gottes leben soll, wenn es einem selbst keinerlei Vorteile bringt. Sehr viele gute und auch wichtige Fragen, die Safier in der Figur des Jesus zu beantworten versucht und auch zugegebenermaßen gute Ansätze dafür findet. Zwar ist es nicht so, dass diese Antworten geistreicher wären als diejenigen, die man in wirklich gutem Religionsunterricht mit dem Lehrer ergründet, jedoch reicht es doch aus, um den Autoren mal für seine Gedankengänge zu loben. Womit er auch vollends überzeugen kann, ist die Darstellung Jesu, denn obwohl Jesus bzw. Joshua einige Schläge ins Gesicht hätte vermeiden können, wenn er nicht nach den Gesetzen seines Vaters gehandelt hätte, so gelingt es Safier, ihn nicht als Idioten darzustellen, sondern als realistische und sehr liebenswürdige Person. Natürlich tauchen Gegebenheiten auf, in denen Joshua aufgrund seiner kindlichen Unschuld in einige Fettnäpfchen tritt und so auch Marie das Leben nicht immer einfach macht, aber dennoch hat der Autor an dieser Figur gezeigt, dass ein Leben nach der Bergpredigt oder als bodenständiger guter Mensch möglich ist. Diese Balance zwischen einer ernsten Suggestion, sich an Jesus ein Beispiel zu nehmen, und witzigen Situationen, in die er aufgrund seines Wesens gerät, ist überraschend gut gelungen und gibt dem Leser auf jeden Fall noch etwas anderes auf den Weg mit als eine mittellustige Geschichte.
Denn was nach wie vor platt an Safier ist, ist der Humor, solange es nicht Situationskomik ist. Bei letzterem Fall kann man schon schmunzeln oder bricht sogar in Gelächter aus, insbesondere bei den Wortwitzen, die Maries Schwester manchmal ablässt, aber davon mal abgesehen gelingt es ihm selten, wirklich guten Humor zu beweisen. Was soll auch lustig daran sein, wenn jemand vollkommen ungläubig eine Frage stellt, diese in ruhigem Ton beantwortet wird, und sich dieses Spiel etwa vier Mal wiederholt? Wenn Marie sich in Gedanken ausmalt, dass Joshua aufgrund seiner Abstammung ein Terrorist sein könnte? Dass der Teufel und Gott Gestalten verschiedener Stars annehmen können? Vielleicht besitzt jeder eine andere Definition von Humor oder hat andere Geschmäcker, aber da dies hier hauptsächlich ein Buch zum Lachen sein soll, ist es eher kontraproduktiv, wenn man mit dem Witz des Autoren nicht sympathisieren kann.
Und diesen Witz hat er wohl vor allem in Marie zu verkörpern versucht. Marie, der zynischen, schwerhörigen, undankbaren, vorurteilbehafteten und komplexebeladenen Protagonistin. Die Gründe dafür sind unersichtlich, aber scheinbar sucht sich der Autor für seine Hauptperson immer die unsympathischsten und lächerlichsten Menschen auf, die man sich nur einfallen lassen kann. Was Joshua an ihr findet, ist mir ein Rätsel. Sie ist ein absolut grausamer Mensch, der selbstzentriert ist, nichts von alleine auf die Reihe bekommt und andere immer fertig macht und verurteilt, egal was derjenige sagt oder tut. Und nicht zu vergessen sucht sie sich ihre Männer sorgsam danach aus, welcher ihr die Selbstbestätigung geben kann, zu der sie aufgrund ihrer Minderwertigkeitskomplexe nicht fähig ist. Zu Bissigkeit, verletzenden Kommentaren und Kratzbürstigkeit ist sie jedoch sehr wohl fähig. Sollte Herr Safier der Meinung sein, dass sie durch diese fehlende Reife in irgendeiner Weise amüsant ist, so muss ich ihn leider desillusionieren und sagen: Nein, sie ruiniert eher die komplette Geschichte.
Denn von ihr mal abgesehen sind die Charaktere nicht so schlecht ausgearbeitet. Beispielsweise habe ich Katha sehr ins Herz geschlossen, denn sie besitzt mitunter die meiste Tiefe und Humor, den man teilen kann. Außerdem gewinnt sie dank ihrer wichtigen Stellung in Maries Leben überraschenderweise einen großen Anteil am späteren Handlungsverlauf und bleibt hierbei dennoch die ganze Zeit über sympathisch und auch verhältnismäßig plastisch. Ebenso wie Maries Vater oder Pastor Gabriel bringt sie eine gewisse Frische und Bewegung in die Geschichte, die man nur mit Marie niemals hätte erreichen können. Auch die Personifikationen von Gott und Satan bauen zwar auf Stereotypen auf, sind jedoch keineswegs auf eine vollkommen lächerliche Art umgesetzt worden. Ganz im Gegenteil, bei diesen beiden Gegensätzen ist es dem Autoren noch am besten gelungen, Klischees auf amüsante und doch ernstzunehmende Weise positiv für die Geschichte einzusetzen.
Und nicht nur das ist weiterhin positiv an der Geschichte, sondern auch der generelle Einfall an sich. Zwar fokussiert sich der Autor für meinen Geschmack viel zu sehr auf den romantischen Aspekt der Geschichte und lässt somit die Handlung freiwillig eine ganze Weile auf der Strecke bleiben, um dem Leser nahezubringen, was doch so Tolles an Marie zu finden ist, jedoch bekommt der Plot unterschwellig an Fahrt und wird auch geschickt mit Bibelstellen und deren Anwendung im realen Leben bzw. Verwirklichung derer kombiniert. Von daher hat der Autor keine sehr gute, aber doch saubere Arbeit geleistet, sodass bestimmt jeder wird etwas mit den Seitenhieben und Verweisen anfangen können. Bis zum Ende hin spitzt sich die Geschichte wirklich auf eine spannende Situation zu, die zwar durch den holprigen Schreibstil etwas gehemmt wird, jedoch nach all der Langatmigkeit überrascht. Wie man zu der Auflösung des Konflikts steht, ist jedem selbst überlassen, aber für meinen Geschmack ist es mal wieder zu glücklich gewesen. Warum nicht einfach mal Apokalypse Apokalypse sein lassen?




Holprig und mit langgestreckter Romanze erzählt uns David Safier hier eine originelle und einfallsreiche Geschichte, die mit Sicherheit zunächst einmal makaber klingt, es jedoch nicht wirklich ist. Vor allem durch die Nebencharaktere und Jesus als zweiten Protagonisten kann der Autor Punkte sammeln, vor allem da letzterer nicht als Witzfigur, sondern eher als Ikone behandelt wird und man somit etwas von dieser Figur lernen kann. Zusätzlich dazu befasst er sich sogar auf seriöse Weise mit kritischen Fragen und zeigt auf, warum und wie das Bild von Religion und Glaube wankt und schwankt. Wäre die Hauptperson Marie nicht eine so dämliche unreife Persönlichkeit gewesen, die man am allerliebsten schon zu Beginn der Geschichte erdrosselt hätte, und hätte der Autor länger an seinen Witzen gefeilt, so hätte dieses Buch wirklich gut werden können. So jedoch ist es nicht mehr als in Ordnung. Leichte Kost mit dem einen oder anderen lehrreichen Spruch.




Ich gebe dem Buch:


♥♥ Herzchen (3.07)




Extra:



Vor einigen Jahren wurde dieser Roman mit einigen bekannten deutschen Schauspielern auf sehr authentische und lustige Weise verfilmt. Sollte jemand Interesse haben, so ist hier der Trailer zu sehen. Alleine durch Jessica Schwarz erscheint Marie sympathischer.


CU
Sana

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