Samstag, 13. Februar 2016

:)Rezension:): Der Herr der Ringe #3

Grundwissen:


Titel: Der Herr der Ringe - Die Wiederkehr des Königs (original: The Return of the King)
Autor/-in John Roland Reuel Tolkien
Erschienen:  1979 im Klett-Cotta-Verlag; 2000 im Klett-Cotta-Verlag; 2015 im Klett-Cotta-Verlag
Seitenanzahl: 377 Seiten
Preis: 14, 95 € (broschiert; Ausgabe 2015) [Quelle: Amazon.de]
Genre: Adult; Young Adult; High Fantasy; Adventure; Classics





Inhalt:


,,So geht es oft zu, Sam, wenn etwas in Gefahr ist: Der eine muss es aufgeben, es verlieren, damit die anderen es behalten können.'' - Frodo Beutlin, S. 375


Auf den Weg zur finalen Schlacht um Mittelerde machen sich die Angehörigen der Gemeinschaft des Rings, während sich Sam und Frodo Mordor nähern, um den einen Ring eigenhändig zu zerstören und so ihre Kumpanen zu unterstützen. Dabei werden sie nicht nur von Saurons Leuten verfolgt, sondern auch Gollum, der seinen Schatz ein für alle mal wiedererlangen möchte.




Meine Meinung ...





zum Cover:




Deutsches Cover Nr. 1: ♥♥♥
Deutsches Cover Nr. 2: ♥♥





















Amerikanisches Cover Nr. 1: ♥♥♥
Amerikanisches Cover Nr. 2: ♥♥♥♥























Wie immer sind die Cover für diese Reihe unterschiedlich gestaltet und heben sich selten vom Durchschnitt ab. Das ältere der deutschen Cover hat auch so gar keine Aussage, weil Tauben in diesem letzten Band nicht mal vorkommen und man auch kaum erkennen kann, was sie da mit sich herumschleppen. Die neuere Aufmachung hingegen passt symbolisch sehr gut aufgrund von Saurons Auge, jedoch auch der Krone, die leicht darüber schwebt und so den Ausgang des Krieges darstellt. Trotzdem ist es nicht gerade spektakulär anzusehen, im Gegensatz zu den amerikanischen Ausgaben. Insbesondere das zweite Exemplar ist wirklich spektakulär anzusehen und zeigt, dass die Filme zu dieser Buchreihe definitiv einen Blick wert sind, alleine weil sie so eine Bildgewalt vorweisen.
Und vielleicht sollte man auch lieber seine Zeit investieren, die Filme zu sehen, statt sich die Trilogie zu kaufen.





zum Buch:




Die zwei Türme hat sich schon als eher schwächerer Zwischenband bewiesen, der wohl eher dem Zweck dient, die Personen an die nötigen Standpunkte für die große Schlacht am Ende zu bringen. Aus dem Grund steckten all meine Hoffnungen, dass ich dieser Reihe am Ende doch noch eine überdurchschnittliche Gesamtwertung geben würde, in diesem dritten Band. Doch leider ist dieser eine schwere Enttäuschung.
Vor allem dieser dritte Teil ist der Beweis, dass ein fähiger Übersetzer wirklich viel ausmachen kann. Denn zuvor habe ich andere, ältere Übersetzungen gelesen, die mir den Schreibstil Tolkiens von seiner Langatmigkeit und unvorteilhaften Detailverliebtheit mal abgesehen wirklich schmackhaft gemacht haben. Doch diese Übersetzung von Wolfgang Krege hat Tolkien die Magie und Poesie vollkommen genommen, sodass das Einzige, was geblieben ist, die Ausdauer gewesen ist. Jede Formulierung wirkt holprig, als sei nicht die Endübersetzung, sondern ein bloßer Entwurf veröffentlicht worden. Solche Sätze wie ,,wie wenn der Mond durch Wolken scheint'' oder bibelähnliche Sätze, die ständig mit einem ,,und'' beginnen und miteinander verbunden werden, sind keine Seltenheit auf diesen fast vierhundert Seiten und haben den Lesefluss erheblich gestört. Dadurch kann man sich auch überhaupt nicht in die Geschichte vertiefen, die einnehmende Atmosphäre voller fantastischer Wesen und beeindruckender Landschaften von Mittelerde ist nahezu vollkommen verschwunden, und so wirkt es tatsächlich eher langweilig und auch einfallslos. Dies ist auch der maßgebliche Punkt, warum die Bewertung für den finalen Band so schlecht ausfällt, weil dadurch der gestreckte Inhalt nicht mehr durch den Schreibstil kompensiert werden kann. Denn in Die Gefährten  und Die zwei Türme ist es definitiv der Fall gewesen, dass der Stil so beeindruckend ist, dass man der Handlung trotz weniger Ereignisse folgen möchte. Hier allerdings wirkt es eher wie in den Büchern von Christopher Paolini, der bekanntermaßen seine Welt sehr an die des Herrn der Ringe abgeguckt und sich in Eragon auf die Drachen konzentriert hat: Es ist eine mittelalterliche, magische Welt, in der man versucht, altertümlich zu schreiben und philosophisch zu sein - doch es misslingt, es wirkt mehr versucht als gekonnt. Und da dies vorher bei Tolkien nicht der Fall gewesen ist, muss es wohl zwangsläufig am Übersetzer liegen. Sehr schade.
Doch auch die Action in diesem Band, der eigentlich einen epischen Kampf und die finale Entscheidung verspricht, wer denn nun die Macht über Mittelerde erlangt, ist ebenso gering und spannungslos. Zwar gibt es alles in allem weniger Wanderungen als zuvor, jedoch ist es schon ein Zeichen, wenn einen die Vorbereitungen für die Schlacht weniger interessieren als die Zeit, die Frodo und Sam zusammen verbringen. Dies mag maßgeblich daran liegen, dass man bei Kämpfen niemals aus einer Perspektive liest, die entscheidend für diesen ist, sondern einer bedeutungslosen, die zumeist jemandem gehört, der sich äußerst passiv verhält und nur selten einem Gegner gegenübersteht. Mag auch aufgrund dessen sein, dass J. R. R. Tolkien selbst Zeuge des Krieges gewesen ist, jedoch sollte er sich nicht scheuen, auch Kämpfe zu beschreiben, wenn er sich schon dazu entscheidet, ein Epos zu schreiben, in dem ein Konflikt zwischen Gut und Böse herrscht. Es hätte ja nicht mal besonders grafisch sein müssen, aber mal abgesehen von dem Kampf zwischen Eowyn und ihrem Gegner wird kaum etwas ausführlich beschrieben. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Autor genau beim Beginn des Kampfes zu einer Perspektive wie die von Frodo und Sam schwenkt, um gewalttätige Beschreibungen zu umgehen, und geht da auch intensiver ins Detail. Daher kommt oft Langeweile während des Lesens auf, man ist nur selten berührt von den Ereignissen und noch weniger kann man sich im Detail an die Handlung erinnern. Es ist bloß einige Tage her, dass ich das Buch beendet habe, und ich habe höchstens acht Szenen, die mir wirklich im Gedächtnis geblieben sind.
Außerdem ist es bedenklich, dass der Kampf nicht als großes Finale angelegt ist, sondern die letzten hundert Seiten den Epilog dazu bilden, was für heutige Verhältnisse viel zu lang ist. Ironischerweise allerdings wirkt dieser Epilog interessanter und hat auch mehr Wendungen aufzuweisen als die ganze bisherige Handlung davor, da es sehr vorhersehbar ist, wer den Kampf gewinnt, obwohl es als so unwahrscheinlicher Ausgang plakatiert wird. Daher ähnelt der Spannungsbogen eher einer Geraden parallel zur horizontalen Achse, die nur nach dem zweiten Drittel wellenartig wird. Das Schlimmste daran ist, dass einen das Schicksal der meisten Charaktere nicht kümmert, weil Gefühle und Figuren nicht rübergebracht werden können. Wie also bangen, wie also aufgeregt mit den Füßen zappeln, wenn einem nahezu jeder egal ist und die meisten, obwohl sie die Hauptcharaktere der Reihe sind, einen nicht berühren können?
Dies betrifft glücklicherweise nicht alle. Insbesondere die Hobbits haben in diesem Band einen sehr großen Putzigkeitsfaktor bekommen, obwohl sie alles andere als die typischen Helden sind und in jedem anderen Buch zu passiv gewesen wären. Hier allerdings haben sich einige von den sonst sehr ängstlichen und gemächlichen Hobbits zu mutigen, teilweise auch starken Handlungen überwunden und haben dadurch in der Reihe eine schöne Entwicklung hingelegt. Vor allem das Dreamteam Merry und Pippin haben durch ihre Rolle als Mauerblümchen, die sich mal die Hände schmutzig machen, etwas, was Muttergefühle in einem weckt, ebenso wie Sams Fürsorgeverhalten gegenüber dem jammernden Frodo. Letztgenannter ist schon immer nicht so interessant gewesen, insbesondere wenn man ihn mit Bilbo vergleicht, der ebenso mit dem Ring in Verbindung stand wie Frodo, jedoch ist er in diesem Band noch passiver und wirkt in seinen Schwächebekundungen eher nervtötend, weil seine Verzweiflung und seine wachsende Abhängigkeit von dem Ring nicht in die Emotionalität des Lesers greifen kann. Man weiß immer, dass der Übersetzer die Emotionen der Charaktere zu vermitteln versucht, aber er hat zu wenig Talent dafür, um dies wirklich zu schaffen.
Die einzige Person, deren innerer Konflikt sehr gut vermittelt wird, ist Eowyn, die leider auch nicht so präsent im Buch ist. Ihr Versuch der weiblichen Emanzipation und ihre Verzweiflung über ihre Rolle als Frau, obwohl sie viel mehr tun könnte, ist sehr gut beschrieben, insbesondere als sie ihr Dasein mit einem Käfig vergleicht. Sie ist auch letztlich die sympathischste von allen und auch die einzige, die sich immer bereit dazu zeigt, zu handeln. Alle anderen Figuren sind entweder zu blass, wozu meiner Meinung nach auch Gandalf zu zählen ist, zu nebensächlich, wie beispielsweise Faramir, oder aber zu unscheinbar trotz einer gewissen Niedlichkeit sind. Hätte Tolkien sich auf die Entwicklung seiner Charaktere bezogen, so hätte er auch Handlung gehabt, mit denen er hätte die Durststrecke bis zum Epilog füllen können, denn nicht mal diese im Titel angesprochene Rückkehr des Königs hat etwas, was einen zum Weiterlesen animiert, weil das viel zu sehr vor Friede, Freude und Eierkuchen trieft.




Alles in allem ein sehr enttäuschender dritter Band, der kein befriedigendes Ende für Leser bieten könnte, die nicht mit dieser Reihe aufgewachsen sind oder die Filme in den Himmel loben. Es ist eine möchtegernpoetisch verfasste Geschichte mit schwammigen Handlungssträngen, zu wenig Plot für diese Anzahl an Seiten und Figuren, die in achtzig Prozent der Fälle keine Möglichkeit zur Identifikation oder zur Sympathie bieten. Warum diese Reihe die Herzen so vieler Fantasy-Fans berührt, ist angesichts der Zeit, in der dies erschienen ist, wirklich verständlich, und ohne diesen Ursprung gäbe es sicherlich auch beliebte Reihen wie Harry Potter oder Game of Thrones nicht. Trotzdem gibt es für Leser wie mich, die zuvor schon andere Fantasyromane gelesen haben, außer dem Gefühl, es lieben zu müssen, weil alle anderen es tun, nur wenig, was wirklich außergewöhnlich in dieser Reihe ist. Wem ausschweifende und lange Reden gefallen, den Zweiten Weltkrieg in Fantasyform lesen will und dem wenig Handlung und statistenhafte Charaktere nichts ausmachen, der wird der Reihe definitiv etwas abgewinnen können. So jedoch sind eher die Filme zu empfehlen, die Reihe allerdings nicht unbedingt ein Lese-Muss. Sehr, sehr schade.






Ich gebe dem Buch:


Herzchen (2.58)





Extra:


Der Trailer zum dritten Teil kann hier angesehen werden.

Außerdem gibt es noch eine Art Extraband mit dem Namen Silmerillion, das sich mit dem Ersten Zeitalter von Mittelerde beschäftigt und laut einer HdR-begeisterten Quelle praktisch die Bibel dieses Universums ist. Ob man sich das antun möchte, wenn schon die eigentliche Reihe so geschrieben ist wie die Bibel ...



CU
Sana

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