Dienstag, 6. Juni 2017

►Series-Review◄: Misfits (S. 1)

Grundwissen:


Titel◄: Misfits (original: Misfits)
Idee◄: Howard Overman
Produzent/-en◄: Kate Crowe; Matt Strevens; Nick Pitt
Produktionsfirma◄: Clerkenwell Films
Erschienen◄: Oktober 2012 auf ProSiebenFun; Juni 2013 auf ZDFneo
Dauer◄: 39-48 Minuten (6 Folgen)
Altersfreigabe◄: FSK 18
Preis◄: 6, 62 € (DVD); 11, 79 € (Blue-Ray) [Quelle: amazon.de]
Genre◄: Comedy (Dramedy); Action; Fantasy









Inhalt:



,,Wir sind jung. Wir sollten uns unbedingt amüsieren. Saufen, schlecht benehmen und uns das Hirn rausvögeln. Wir sind geboren, um Party zu machen. So sieht's aus. Okay, ein paar von uns gehen an 'ner Überdosis drauf, oder flippen total aus. Aber wie Charles Darwin schon gesagt hat: 'Du kannst kein Omelette braten ohne ein paar Eier zu zerschlagen.' Und genau darum geht's doch. Wir müssen Eier zeigen.  [...] Wir hatten alle Chancen. Wir durften immer und immer öfter Scheiße bauen, als jede Generation vor uns. Wir waren unschlagbar. Wir sind das Assipack. Ich bin ein Assi und ich habe vor, das durchzuziehen bis ich Ende Zwanzig bin, vielleicht sogar bis Anfang Dreißig. Und ich würde eher meine Mutter ficken, ehe ich mir das von dir oder von sonst irgendjemandem wegnehmen lassen würde!" - Nathan [1.06]


Fünf jugendliche Straftäter sollen wegen ihrer Vergehen Sozialstunden ableisten. Doch als Nathan, Kelly, Simon, Curtis und Alisha Bänke neu streichen müssen, zieht ein Gewitter über der Stadt auf. Sie werden vom Blitz getroffen und erkennen kurzerhand, dass sie übernatürliche Fähigkeiten entwickelt haben. Cool, könnte man meinen - doch als ihr Bewährungshelfer wie ein wildes Tier auf sie losgeht und sie gezwungen sind, ihn zu töten, wird die Sache ernst. Nicht nur müssen sie seine Leiche verbergen, auch sind sie nicht die einzigen, die Kräfte bekommen haben und zu ihrem Vorteil verwenden ...





Meine Meinung ...






zur Staffel:




Britische Serien sind häufig nicht für jedermann. Sie sind oft obszön und voller dunklem, zynischem Humor, während die Situationen selbst häufig entweder satirisch überspitzt oder grau und düster präsentiert werden. Vor allem wenn beides gemeinsam auftritt, kann es sehr schwer sein, eine realistische Balance zu halten zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Ebenen. Dies ist leider auch etwas, was zumindest die erste Staffel von Misfits nicht schafft.
Die Grundidee per se ist nicht neu. Jugendliche, die plötzlich Superkräfte kriegen, sind sowohl in Buch- als auch Fernsehformat alltäglich, genauso wie die Kräfte selbst, auch wenn diese in zukünftigen Staffeln kreativer werden sollen. So allerdings hat man das Gefühl, als würde nicht mal oberflächlich in der Fähigkeiten-Kiste gekramt. Gedankenlesen, Zeitmanipulation, Unsichtbarkeit - absolut nichts, was einen überraschen kann. Wovon man jedoch hofft, überrascht zu werden, ist die Art, wie die Macher das aufziehen. Alleine die Tatsache, dass man es mit Straftätern zu tun hat, macht die Situation etwas anders, genauso wie die vulgäre Ausdrucksweise und die Sprüche unterhalb der Gürtellinie dem Ganzen etwas Härteres, Raueres verleihen als man es gewöhnlich von diesem Konzept kennt. Daher erwartet man sich eine Geschichte, die sich selbst auf die Schulter nimmt und so einen neuen Stil einer Superheldenstory bietet.
Doch leider wirkt dieses Bild in den seltensten Fällen stimmig. Es gibt Sprüche, die zünden, Wendungen, die man als Zuschauer so absurd findet, dass sie wieder unterhaltsam und lustig anzusehen sind. Es gibt auch berührende, emotionale Szenen, die zeigen, dass die Figuren von ihrem Dasein als jugendliche Straftäter abgesehen auch ein Leben führen. Es existieren blutige und brutale Situationen, die zeigen, dass diese surrealen Ereignisse schnell an tödlichem Ernst gewinnen können. Betrachtet man all dies für sich, ist es auch noch ganz okay inszeniert und bleibt einem teilweise im Gedächtnis haften, vermag einen an den Bildschirm zu fesseln. Im Gesamtbild hingegen schaffen es die Macher nicht, das plausibel und nachvollziehbar miteinander zu verflechten. Man hat den Eindruck, als versuche die Serie, anders zu sein, und es nur darauf anzulegen. Wie genau sie anders sein will, scheint ihr nicht so ganz klar zu sein bzw. der Stil erst entworfen zu werden. Aus diesem Grund schwanken diese wenigen Episoden von der Qualität her auch ziemlich und wirken zu lose aneinandergeknüpft, vor allem weil der Plot dieser Staffel recht dünn ist.
Es ist eher, wie auch - die unterschiedlichen Genres mal beiseite gelassen - in der ersten Staffel von The Walking Dead, eine Einführung der Figuren und ein Ausprobieren, wie sich die Serie wohl auf dem Markt machen wird. Die guten Ideen, die herzzerreißenden Situationen, die scheinen sich die Macher aufzuheben, bis sie sich wirklich sicher sind, dass die Serie es wert ist, weiterproduziert zu werden. So lernt man die Hauptfiguren nur recht oberflächlich kennen, sogar derart, dass man sich nur schwer ihre Namen merken kann. Sie wirken wie die absoluten Klischees der Straftäter-Szene, von der Kanackenbraut mit undeutlicher Aussprache über den stillen Außenseiter mit Psychoblick bis hin zu einem vorlauten, selbstherrlichen Arschloch, der überall seinen Senf provokant dazugeben muss. Vor allem Alisha ist eine unglaublich flache Figur, die selbst in der ihr gewidmeten Folge nicht wird als das Mädchen, das auf ihr Sexappeal beschränkt wird, auch von sich selbst. Auch bei den anderen Protagonisten hat man das Gefühl, als würde in den ersten beiden Folgen durchaus Potential für Tiefe gegeben, das im Nachhinein aber aus den Augen verloren wird. Deswegen hat man nicht wirklich die Motivation, sich mit ihnen auseinanderzusetzen oder ihnen ihre ,,Freundschaft'' abzukaufen, denn mehr als das, was sie nach außen tragen, scheinen sie nicht zu besitzen. Es sind, wie auch oben Nathan im Zitat zusammenfasst, einfach Assis, und das soll wohl genügen, um sie zu hervorstechenden Helden zu machen.
Natürlich haben ein paar von ihnen interessante Ansätze und gestalten die Serie aktiv mit. Vor allem Nathan mit seinen Provokationen und der Unfähigkeit, auch nur ein einziges Mal Feingefühl zu zeigen, wandelt auf dem sehr schmalen Grat zwischen ,,unglaublich nervtötend'' und ,,durchgehender Comic Relief'', obwohl er auch durch seine Problematiken zuhause die ein oder anderen emotionalen Szenen hat. Ebenso Simon, genannter Außenseiter mit Psychoblick, hat trotz seiner stereotypischen Zeichnung ein paar ziemlich gute Momente zu bieten und ist mitunter der Charakter, der am meisten Potential zur Veränderung hat - und zwar nicht unbedingt zu einem besseren Menschen.
Daher sind die Charaktere sowohl im Einzelnen als auch in ihrer Gruppendynamik nicht unbedingt das Gelbe vom Ei - denn nur weil man sie darstellt wie Assis, muss sie das nicht zu gut geschriebenen Figuren machen. Das ist äußerst schade, vor allem wenn man bedenkt, wie häufig diese Serie mit einer anderen des Kanals E4 - Skins - verglichen wird.
Wo diese jedoch zu grob skizziert sind, ist die Obszönität gnadenlos überzeichnet. Britischer Humor ist toll und besonders, keine Frage, aber während es in den ersten drei Folgen noch lustig ist, Assis ständig fluchen zu hören und Fäkalwitze zu reißen, wird es auf Dauer nur noch anstrengend, vor allem mit Nathan als Träger. In der Hinsicht ist der Humor einfach zu plump geraten und trägt dazu bei, dass die erdachten Plotlines stumpf statt parodiert wirken. Er bringt einen dazu, einige spannende, ernste Situationen überhaupt nicht abzukaufen, sondern das Ganze als nichtssagende und mal dahingeschriebene Story zu sehen, die genauso gut ein vorpubertärer Hobbyautor hätte verfassen können. Wer auch noch beim fünften Mal darüber lachen kann, dass die Gedankenleserin im Kopf eines Typen immer und immer wieder hört, wie gerne er sie rannehmen würde, nur um erschrocken wegzusehen, weil er um ihre Fähigkeit weiß, dann werdet ihr definitiv ständig lachen müssen. Für diejenigen, die das zu plump und sexistisch finden, wird hier seltener ein echter Kracher zu holen sein.
Allerdings hat Misfits trotzdem einen gewissen Unterhaltungswert, das kann man der Serie nicht absprechen. Vor allem zu Beginn der Staffel ist es ziemlich spannend ausgestaltet, vor allem weil man sich die Frage stellt, was das Gewitter mit den restlichen Menschen der Stadt angestellt hat. Sie nehmen diese Fähigkeiten nicht direkt als große Gabe wahr, die sie moralisch zu Gutem verpflichtet - im Gegenteil, viele von ihnen nutzen sie, um sich selbst Vorteile zu verschaffen oder aber Fehler wiedergutzumachen. Das macht die Figuren weniger zweidimensional und die Geschichte ein wenig greifbarer für den Zuschauer. Immerhin würde es doch wohl auch das Erste sein, worum sich einer von uns kümmern würde, wenn er erführe, dass er magische Kräfte besitzt, statt sofort tugendhaft für die Gerechtigkeit kämpfen zu wollen. Es hätte zwar wesentlich mehr ausgestaltet werden können, das Gewöhnen an die Kräfte, wie die Nebenfiguren damit umgehen, aber es ist ein netter Anfang. Genauso hält es einen halbwegs am Ball, in den einzelnen Folgen Randfiguren mit anderen Kräften zu sehen, die ihnen in die Quere kommen, obwohl sie selbst mit der Leiche ihres Bewährungshelfers und seiner nach ihm suchenden Freundin Sally schon genug Probleme haben.
Vor allem das Ende kann man als Krönung des abstrusen Humors dieser Staffel bezeichnen. Zwar wäre da zu kritisieren, dass die Antagonisten aus heiterem Himmel daherkommen, allerdings treibt es den Kontrast zwischen dem heruntergekommenen Teil Großbritanniens und dem spießigen Privatschulgesocks sehr schön auf die Spitze. Fast könnte man es als einen Kampf zwischen traditionellen und Antihelden interpretieren, der zeigt, was an Misfits so anders ist und worauf es die Macher abzielen wollen. Gelingen tut ihnen das am Ende jedoch nicht so ganz.




Was also ist Misfits? Zumindest diese Staffel ist noch in einer so großen Identitätskrise, dass man das nicht so recht beantworten kann. Es sind sechs Folgen, die von den dunklen Seiten Großbritanniens und des Teenagerdaseins geprägt sein sollen, voller Fäkalhumor, Beschimpfungen und allem, was einem spontan zu Vorbestraften einfällt. Doch eben dieses spontane Brainstorming verknüpft mit ein paar klassischen Superheldenkräften reicht nicht aus, um eine gute Serie zu schaffen. Die Figuren bleiben zum Großteil flach, die Episoden schwanken qualitativ häufig, die Plotlines sind okay bis langweilig. Dadurch, dass ernste Szenen und plumper Humor unausgewogen sind, weiß man nicht, wie man auf die Geschehnisse reagieren soll. Soll man lachen? Dazu ist der Humor zu billig. Soll man es ernstnehmen? Dazu ist die Story zu platt. Eine eher lahme erste Staffel, die aber hoffentlich noch Steigerungen in den nächsten von sich sehen lassen wird.




Ich gebe der Staffel:


♥♥.♥ Herzchen


Extra:


Um vielleicht zu überprüfen, ob der Humor was für euch ist, hier eine Zusammenfassung der lustigsten Momente der ersten Staffel.
Mein Fall war er häufig nicht ^^


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CU
Sana

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