Grundwissen:
♥Titel♥: Young Elites - Die Gemeinschaft der Dolche (original: The Young Elites)
♥Autor/-in♥: Marie Lu
♥Erschienen♥: Januar 2017 im Loewe-Verlag; original Oktober 2014
♥Seitenanzahl♥: 416 Seiten
♥Genre♥: High Fantasy; Young Adult
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| Quelle: © Loewe Verlag |
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| Quelle: © G.P. Putnam’s Sons Books for Young Readers |
Inhalt:
But that's something everyone says and no one means. No one wants you to be yourself. They want you to be the version of yourself that they like. - Adelina (p. 91)
Im Land Kennetra tobte einst das Blutfieber, das mehrere hunderttausend Menschen das Leben kostete. Unter anderem stirbt Adelinas Mutter; sie und ihre Schwester Violetta überleben. Doch während Violettas Schönheit unbeschädigt bleibt, wird Adelina wegen ihrer Entstellungen als Malfetto von ihrem Vater misshandelt. Als er sie einem zwielichtigen Geschäftspartner zur Frau verkaufen möchte, versucht sie zu fliehen - und tötet dabei versehentlich ihren Vater. Am Tag ihrer Exekution wird sie von einem mysteriösen maskierten Mann gerettet, dem Anführer der sogenannten Gemeinschaft der Dolche, ein Zusammenschluss aus Überlebenden des Blutfiebers, die magische Kräfte erlangt haben. Diese haben es sich zur Aufgabe gemacht, den König zu stürzen und den Young Elites die Macht zu geben, die ihnen vorherbestimmt ist. Wird Adelina eine von ihnen werden?
Meine Meinung ...
zum Buch:
Der erste Teil dieser Fantasy-Trilogie von Marie Lu wird in den USA von allen Seiten gelobt, in Deutschland jedoch entweder gehasst oder geliebt. Und im Gegensatz zu vielen anderen gehypten Büchern ist Die Gemeinschaft der Dolche ein wirklich toller Auftakt zu einer Trilogie, die verspricht blutig, hochspannend und anders zu werden!
Das wohl Kontroverseste an der ganzen Reihe ist seine Protagonistin Adelina, die alles andere als eine typische Heldin ist. Misstrauisch, an sich selbst zweifelnd und voller Hass auf die Welt ist sie eine eher anstrengende Persönlichkeit, die bereits vielen im ersten Band schon zu egoistisch und ,,unsympathisch'' handelt. Schon lange fiel in kritischen Rezensionen zu einer Jugendbuchreihe nicht mehr so häufig diese Bezeichnung für eine Figur und machte es vielen Lesern schwer, sich dadurch für die Geschichte zu interessieren. Allerdings erwähnt die Autorin in ihrer Danksagung selbst, dass es ihre Intention war, den Fall eines Charakters zu zeigen, eines Charakters, der sehr schwere Zeiten durchmachen musste und davon üble Narben davongetragen hat, sowohl äußerlich wie auch innerlich. Und die inneren Narben stellt Marie Lu unbeschönigt dar, insbesondere ihren Vaterkomplex, den sie sehr leicht auf andere männliche Figuren in ihrem Umfeld ausweitet. Ebenso deuten sich schon leichte Anleihen von einer psychischen Krankheit bei ihr an, was - logischerweise auch aufgrund des Settings im 14. Jahrhundert - zwar nicht explizit erwähnt wird, aber schon zeigt, dass Adelina nicht gerettet werden kann. Dennoch wird sie nicht von Grund auf Böse gezeichnet, sondern als das Produkt ihres Umfelds, das nur dann Freundlichkeit walten lässt, wenn sie sich als nützlich erweisen kann. Insofern kann man sich sehr gut in sie hineinversetzen und ihre Entwicklung nachvollziehen, auch wenn sie so mit dem Bild der klassischen Heldin bricht.
Allgemein finden sich im ersten Teil der Young Elites Reihe kaum Figuren, die sonderliche Sympathieträger sind oder keine dunklen Seiten hätten. Allgemein ist die Welt, die Marie Lu erschafft, sehr dunkel und geprägt von Ausgrenzung, Intoleranz und Folter, jedoch nicht auf eine plakative, unbegründete Art. Die Einstellung gegenüber Malfettos fußt ganz stark auf dem Glauben an die zwölf Götter dieser Welt, was sehr nahe an der Geschichte der Menschheit dran ist, da früher auch Menschen mit Behinderung entweder als Dämonen oder als Beschenkte Gottes angesehen wurden. Diese und andere kleine Details, beispielsweise im Bezug auf die Kleidung der Einwohner Kenettras sowie der unterschiedlichen politischen Einstellungen zum Thema Malfettos, verleihen dem Buch trotz des Fantasy-Settings eine große Portion an Realismus, die den Leser umso mehr in die Handlung saugt. Ähnlich verhält es sich wie gesagt mit den Figuren: es ist nicht alles komplett neu, und gewisse Schablonen erkennt man auf jeden Fall wieder, allerdings ist die Ausarbeitung der Figuren teilweise so tiefgründig, dass Lu sie aus der Zone der Stereotypen entfernt. Enzo beispielsweise, der Anführer der Young Elites, hätte sehr leicht in die Sparte ,,Unnahbarer Bad Boy'' fallen können, jedoch legt die Autorin mehr wert auf seine anderen Eigenschaften, die einen ebenso erschrecken wie Adelina. Die anderen ,,Dolche'' sind sehr kurz umrissen, allerdings passend zu der geringen Zeitspanne, in der sich die Protagonistin in ihrer Gruppe bewegt. Was bei allen aber zutrifft: keiner von ihnen ist ein rein guter Mensch.
Aus diesem Grund sind die Fronten in diesem Buch so interessant, da es keine gute Seite gibt. Die Motivationen der Figuren basieren auf Machthunger, Geldgier, zum Teil auch Größenwahn und Grausamkeit, und in genau diesem Strudel muss die Protagonistin herausfinden, wem oder ob sie jemandem trauen kann. Denn selbst diejenigen, die hilfsbereit erscheinen, sind es nicht aus reiner Herzensgüte und können einem, wenn man ihnen nicht nützt, in den Rücken fallen. Ein sehr negatives, fast schon destruktives Menschenbild, das jedoch in Verbundenheit mit einigen interessanten Figuren mit teilweise sehr radikalen ideologischen Ansichten und kranken Beziehungen, die von der Autorin nicht abgemildert oder beschönigt werden, einfach nur packt. So verflechtet sie Elemente des World-Building mit Adelinas hervorragend beschriebenen magischen Fähigkeiten und hochspannenden Situationen, die es einem unmöglich machen, mit dem Lesen aufzuhören. Das wird durch die vielen Wendungen, die nach der Hälfte des Buches auftreten, nur noch bestärkt. Ungelogen, das Finale dieses ersten Bandes fühlt sich von seinen Ereignissen und Entwicklungen an wie der Abschluss einer Reihe, nicht der eines einleitenden Teils! Alles macht in sich geschlossen einen Sinn und bietet einem so viel Action und emotional mitreißende Szenen, dass man das Buch am liebsten nochmal lesen möchte, und das obwohl man es noch nicht beendet hat.
Kleine Makel lassen sich in diesem Band trotzdem finden, und diese beschränken sich hauptsächlich auf die Darstellung von obszönem Reichtum. Zwar wird schon früh etabliert, dass Adelina von Kindesbeinen an Macht und Gold faszinieren, dass Marie Lu das jedoch so überspitzt darstellt, ist unerwartet. Es bildet zwar einen interessanten Kontrast zu der Brutalität und psychologischen Terror, der einem geboten wird, jedoch einen, der manchmal wie ein Fremdkörper in der Geschichte wirkt. Warum hat die Autorin dazu gegriffen? Weil Prinzen, Kronen und Juwelen momentan im Jugendbuchgenre sehr beliebt sind und sie damit auch die Selection-Zielgruppe ansprechen möchte? Um den Leser zu schockieren? Klar ist auf jeden Fall, dass diese häufige Erwähnung von edlen Kleidern und Schmuck dem Schauplatz, in dem das Buch größtenteils in der Mitte spielt, einen bitteren Nachgeschmack verleihen.
Trotz dieses kleinen Dorns im Auge hat die Autorin einen fantastischen Auftakt für eine Dark-Fantasy-Reihe geschaffen, die von ihrer düsteren Atmosphäre und der moralischen Verkommenheit ihrer Figuren lebt. Geschickt verknüpft sie actionreiche und spannende Ereignisse mit Festen und anderen Einzelheiten des Kontinents von Kennetra, die weder zu wenig Informationen geben noch den Leser überfordern. Während die erste Hälfte des Buches hauptsächlich auf der Entdeckung der Young Elites und Adelinas Kontrolle ihrer Magie beruht, bietet einem Marie Lu ein hochtrabendes Finale, das manche Abschlussbände anderer Fantasy- oder Dystopie-Reihen in den Schatten stellen dürfte. Verbunden mit einem stimmungsvollen Schreibstil und dem Hochflug und Fall einer zerschundenen Protagonistin macht die Autorin mehr als nur deutlich klar: Diese Geschichte ist nur der Anfang. Eine sehr klare Empfehlung für all diejenigen, die mal etwas Anderes lesen wollen!
Allgemein finden sich im ersten Teil der Young Elites Reihe kaum Figuren, die sonderliche Sympathieträger sind oder keine dunklen Seiten hätten. Allgemein ist die Welt, die Marie Lu erschafft, sehr dunkel und geprägt von Ausgrenzung, Intoleranz und Folter, jedoch nicht auf eine plakative, unbegründete Art. Die Einstellung gegenüber Malfettos fußt ganz stark auf dem Glauben an die zwölf Götter dieser Welt, was sehr nahe an der Geschichte der Menschheit dran ist, da früher auch Menschen mit Behinderung entweder als Dämonen oder als Beschenkte Gottes angesehen wurden. Diese und andere kleine Details, beispielsweise im Bezug auf die Kleidung der Einwohner Kenettras sowie der unterschiedlichen politischen Einstellungen zum Thema Malfettos, verleihen dem Buch trotz des Fantasy-Settings eine große Portion an Realismus, die den Leser umso mehr in die Handlung saugt. Ähnlich verhält es sich wie gesagt mit den Figuren: es ist nicht alles komplett neu, und gewisse Schablonen erkennt man auf jeden Fall wieder, allerdings ist die Ausarbeitung der Figuren teilweise so tiefgründig, dass Lu sie aus der Zone der Stereotypen entfernt. Enzo beispielsweise, der Anführer der Young Elites, hätte sehr leicht in die Sparte ,,Unnahbarer Bad Boy'' fallen können, jedoch legt die Autorin mehr wert auf seine anderen Eigenschaften, die einen ebenso erschrecken wie Adelina. Die anderen ,,Dolche'' sind sehr kurz umrissen, allerdings passend zu der geringen Zeitspanne, in der sich die Protagonistin in ihrer Gruppe bewegt. Was bei allen aber zutrifft: keiner von ihnen ist ein rein guter Mensch.
Aus diesem Grund sind die Fronten in diesem Buch so interessant, da es keine gute Seite gibt. Die Motivationen der Figuren basieren auf Machthunger, Geldgier, zum Teil auch Größenwahn und Grausamkeit, und in genau diesem Strudel muss die Protagonistin herausfinden, wem oder ob sie jemandem trauen kann. Denn selbst diejenigen, die hilfsbereit erscheinen, sind es nicht aus reiner Herzensgüte und können einem, wenn man ihnen nicht nützt, in den Rücken fallen. Ein sehr negatives, fast schon destruktives Menschenbild, das jedoch in Verbundenheit mit einigen interessanten Figuren mit teilweise sehr radikalen ideologischen Ansichten und kranken Beziehungen, die von der Autorin nicht abgemildert oder beschönigt werden, einfach nur packt. So verflechtet sie Elemente des World-Building mit Adelinas hervorragend beschriebenen magischen Fähigkeiten und hochspannenden Situationen, die es einem unmöglich machen, mit dem Lesen aufzuhören. Das wird durch die vielen Wendungen, die nach der Hälfte des Buches auftreten, nur noch bestärkt. Ungelogen, das Finale dieses ersten Bandes fühlt sich von seinen Ereignissen und Entwicklungen an wie der Abschluss einer Reihe, nicht der eines einleitenden Teils! Alles macht in sich geschlossen einen Sinn und bietet einem so viel Action und emotional mitreißende Szenen, dass man das Buch am liebsten nochmal lesen möchte, und das obwohl man es noch nicht beendet hat.
Kleine Makel lassen sich in diesem Band trotzdem finden, und diese beschränken sich hauptsächlich auf die Darstellung von obszönem Reichtum. Zwar wird schon früh etabliert, dass Adelina von Kindesbeinen an Macht und Gold faszinieren, dass Marie Lu das jedoch so überspitzt darstellt, ist unerwartet. Es bildet zwar einen interessanten Kontrast zu der Brutalität und psychologischen Terror, der einem geboten wird, jedoch einen, der manchmal wie ein Fremdkörper in der Geschichte wirkt. Warum hat die Autorin dazu gegriffen? Weil Prinzen, Kronen und Juwelen momentan im Jugendbuchgenre sehr beliebt sind und sie damit auch die Selection-Zielgruppe ansprechen möchte? Um den Leser zu schockieren? Klar ist auf jeden Fall, dass diese häufige Erwähnung von edlen Kleidern und Schmuck dem Schauplatz, in dem das Buch größtenteils in der Mitte spielt, einen bitteren Nachgeschmack verleihen.
Trotz dieses kleinen Dorns im Auge hat die Autorin einen fantastischen Auftakt für eine Dark-Fantasy-Reihe geschaffen, die von ihrer düsteren Atmosphäre und der moralischen Verkommenheit ihrer Figuren lebt. Geschickt verknüpft sie actionreiche und spannende Ereignisse mit Festen und anderen Einzelheiten des Kontinents von Kennetra, die weder zu wenig Informationen geben noch den Leser überfordern. Während die erste Hälfte des Buches hauptsächlich auf der Entdeckung der Young Elites und Adelinas Kontrolle ihrer Magie beruht, bietet einem Marie Lu ein hochtrabendes Finale, das manche Abschlussbände anderer Fantasy- oder Dystopie-Reihen in den Schatten stellen dürfte. Verbunden mit einem stimmungsvollen Schreibstil und dem Hochflug und Fall einer zerschundenen Protagonistin macht die Autorin mehr als nur deutlich klar: Diese Geschichte ist nur der Anfang. Eine sehr klare Empfehlung für all diejenigen, die mal etwas Anderes lesen wollen!
Ich gebe dem Buch:
♥♥♥♥.♥ Herzchen
Extra:
Wer Interesse am Buchtrailer hat, der kann sich ihn hier gerne ansehen. Aber erwartet nicht zu viel; es gibt keinen Buchtrailer, der nicht cheesy ist ^.^
Der zweite Teil der Reihe trägt den Titel Das Bündnis der Rosen und der dritte Die Herrschaft der Weißen Wölfin. Beides ist bereits auf Deutsch erschienen. Wen die Meinungen dazu interessieren, der kann gerne die Goodreads-Seiten der Folgebände besuchen, indem er auf den jeweiligen Titel klickt :3
CU
Sana
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