Montag, 30. Juli 2018

:)Rezension:): Young Elites #2

Grundwissen:



Titel: Young Elites - Das Bündnis der Rosen (original: The Rose Society)
Autor/in: Marie Lu
Erschienen: Oktober 2017 im Loewe-Verlag; original Oktober 2015
Seitenanzahl: 400 Seiten
Preis: 18, 95 € (Hardcover); 14, 99 € (Kindle Edition) [Quelle: amazon.de]
Genre: High Fantasy; Young Adult; Action



Quelle: © Speak Verlag
Quelle: © Loewe Verlag
















Inhalt:


I had never known the mind of a wolf hunting a deer, but I imagine it must feel a little like this: the twisted excitement of seeing the weak and wounded cowering before you, the knowledge that [...] you have the power to end its life or grant it mercy. In this moment, I am a god. - Adelina (p. 184)



Nur mit ihrer Schwester Violetta an ihrer Seite, sucht Adelina nach neuen Verbündeten, die sie dabei unterstützen, Rache an all denen zu nehmen, die sie hintergangen haben. In ihrer Heimat Tamoura suchen sie nach dem legendären Malfetto Magiano, der dabei eine große Hilfe sein könnte. Gleichzeitig sucht sich die Gemeinschaft der Dolche in Beldain Hilfe bei der wohlhabendsten ihrer Patrone, Königin Maeve, um das Ziel ihres verstorbenen Anführers Enzo - die Eroberung des Throns von Kennetra - doch noch erreichen zu können. Gemeinsam spinnen sie eine Intrige gegen das Königshaus - allerdings haben sie die Rechnung ohne Adelina gemacht.




Meine Meinung ...




zum Buch:







In meiner Rezension zum ersten Teil dieser Trilogie schrieb ich, dass sich Die Gemeinschaft der Dolche wie der Anfang von etwas ganz Großem anfühlt. Auch von anderen Lesern heißt es, dass es sich bei Das Bündnis der Rosen um einen ganz besonderen und speziellen zweiten Teil handele. Besonders oder speziell ist er allerdings nicht wirklich, und das liegt vor allem daran, dass Marie Lu die vielversprechenden Ansätze aus Band 1, insbesondere in Bezug auf ihre Figuren, eher links liegen lässt und sich hauptsächlich auf die Verbündetensuche und das Spinnen von Intrigen konzentriert. Prinzipiell etwas, das in einer Reihe um Verrat, Machthunger und Rache sehr willkommen ist, sich hier allerdings nicht so spannend abspielt wie man es sich angesichts des ersten Teils vorstellt.
Das liegt maßgeblich daran, dass die Autorin sehr Vieles in diesem eher durchschnittlich dicken Buch einführen, erklären und vorbereiten muss, wofür andere Autoren im Fantasy-Bereich mindestens 150 Seiten mehr in Anspruch genommen hätten. Während also in Band 1 das kurz Angebundene der Autorin der Geschichte guttut, hätte es hier nicht geschadet, wenn sie sich etwas mehr Zeit für alles genommen hätte. Rückblickend fühlen sich die Ereignisse, die in zwei Handlungsstränge und drei oder vier Perspektiven unterteilt sind, eher aneinandergereiht an als konsequent aufeinander zu folgen. Man hat den Eindruck, als hätte sie möglichst viel in möglichst wenige Seiten verpacken wollen, als wäre das Tempo der Handlung das Wichtigste an Rose Society gewesen. Sicherlich haben Mittelteile von Reihen es immer schwer, weil sehr Vieles als Überbrückung dient, aber komplett auf jegliche Elemente der Überbrückung zu verzichten, hat der Geschichte etwas sehr Konstruiertes verliehen. Bei einigen Plotelementen kann man darüber hinwegsehen, andere hingegen lassen einige Charaktere wirklich dumm und ihre Handlungen für die Autorin bequem dastehen. Insbesondere Adelinas Illusionen benutzt sie sehr oft als Mittel zum Zweck, damit bestimmte Ereignisse überhaupt geschehen können, und das obwohl es - vor allem für Figuren, die wissen, dass Adelina diese Fähigkeit besitzt - in der jeweiligen Situation komplett unpassend ist und sehr leicht zu durchschauen wäre. Kann man bei so einer Häufigkeit wirklich sagen, dass ihre Gegner einfach immer zu aufgewühlt sind, um das zu bemerken?
Doch nicht nur bezüglich des Plots beschränkt sie sich aufs Wesentliche, auch die angeschnittene Tiefsinnigkeit der Charaktere wird nicht weiter ausgebaut. Dies kann auch damit zusammenhängen, dass mit u.a. Magiano und Maeve neue Figuren eingeführt werden, allerdings ist das, was man über sie erfährt, eher erzählt statt gezeigt. Ganz besonders zeigt sich das bei dem legendären Malfetto, der an sich ein eher fröhlicher Charakter sein soll, jedoch schafft Marie Lu es nicht, das rüberzubringen. Eher wirkt er leicht irre und wie eine abgemilderte Version des Jokers, der im Laufe des Buches immer harmloser wird. Auch die anderen Ansätze, beispielsweise Adelinas Vater-Komplex, Violettas Pflichtgefühl zur Loyalität aus Schuldgefühlen heraus oder Maeves Fähigkeit, wurden nur minimal weiter ausgebaut und haben so das Gefühl, dass der erste Teil etwas ganz Gewaltiges einleitet, ein wenig zunichte gemacht. Die Autorin erkennt das Potential ihrer Figuren, allerdings nimmt sie sich nur selten die Zeit, es vollends zu erkunden, was in einem ersten Teil einer Trilogie noch verständlich ist, im Mittelteil allerdings etwas enttäuscht. Und das Traurige ist, dass, wenn es erkundet wird, an einigen Stellen wirklich plakativ ist, wovon leider Protagonistin Adelina stark betroffen ist.
Wo Adelina im ersten Teil noch ein verletzter Mensch am Rande des Abgrunds ist, labt sie sich hier im freien Fall und scheut sich nicht davor, andere zu verletzen. An sich eine wirklich schöne Entwicklung, die immer wieder kurz durchbrochen wird von menschlichem Zögern, allerdings ist die Art, wie Marie Lu ihre dunkle Seite transportiert, nämlich größtenteils durch ein Wispern in ihrem Kopf, recht platt, und das obwohl sie in Adelinas inneren Monologen genügend davon einbringen kann. Abgesehen davon allerdings entwickelt sie die Protagonistin konsequent weiter, und das in eine sehr negative Richtung. Vielen fällt ihr wachsender Größenwahn sehr negativ auf, führt Leser dazu, sie unsympathisch zu finden, allerdings ist genau das gewollt und ihr Verfall - insbesondere ihr psychischer - sehr einnehmend. Besonders das Ende verleiht einem sehr viel Gänsehaut und lässt einen sowohl fasziniert wie auch verängstigt von Adelina sein. Daher ist sie noch immer eine interessante Protagonistin, die definitiv etwas Anderes ist!
Allgemein sind die Figuren in ihren Ansätzen interessant und zeigen alle hin und wieder ihre dunklen und hellen Facetten. Bei einigen ist das Verhältnis recht unharmonisch - z.B. Magiano -, allerdings zeigen sich auch in Rose Society ein paar moralische Abgründe, die diesmal auch Themen wie den Tod betreffen. Da stellt Maeve, die Königin Beldains, einen vielversprechenden Spielball dar, die die politische Situation in Kenettra zu ändern droht. Um den Überblick beizubehalten, baut Lu dabei auch wieder Terens Sicht ein, damit man auch über das Geschehen im Königshaus informiert ist. In Ansätzen hat es politische und wirtschaftliche Züge, diese hätten allerdings noch ausgeweitet werden können.
Nach der Hälfte des Buches hat die Autorin ihre Fäden bereitgelegt, sodass ihre Geschichte wirklich in Gang kommen kann. Dabei spielen die Fantasy-Aspekte ihrer Reihe eine große Rolle und auch die Formierung von insgesamt drei Fronten in diesem Kampf um den Thron. Wirklich in Fahrt kommen tut das Ganze in den letzten hundertfünfzig Seiten, die sich ähnlich finaleartig anfühlen wie noch in Band 1, nur in viel größerem Ausmaß. Auch wenn sich der Endkampf stellenweise vollgestopft anfühlt, er kann doch für ordentlich Tempo sorgen, in dem das langsame erste Drittel praktisch versucht wird aufzuheben. Was einem jedoch komplett den Atem raubt, ist der Epilog danach. Der verleiht einem wieder das Gefühl, etwas wahnsinnig Großes mit viel Potential zu lesen, in dem insbesondere die Figuren und ihre Beziehungen der Geschichte Tiefe geben.



Alles in allem ist darin jedoch die Krux an Das Bündnis der Rosen: Prinzipiell ist es schön aufgebaut mit einem langsameren ersten Teil, in dem Figuren etabliert werden, Fronten entstehen und Intrigen gesponnen werden, einem zweiten Teil, in dem etwas auf der Kippe steht, und dem dritten Teil mit einem actionreichen, kriegslastigen Kampf. Auch bei den Figuren blitzt immer wieder wahnsinnig viel Potential auf, allen voran bei der zur Antagonistin werdenen Hauptfigur. Man erhält eine vielfältige Gesicht und bekommt so alle Seiten ausreichend beleuchtet. Aber genau das ist der Punkt: es ist ausreichend, doch während man dieses Ausreichende im 1. Band noch für die Vorbereitung von etwas viel Gewaltigerem wahrnimmt, scheint es im 2. Band abgehakt und nicht so gut ausgearbeitet, wie es sein könnte. Es fehlen die Zwischenräume, in denen sich eine Geschichte wirklich lebendig anfühlt, in denen man vergisst, dass es sich ,,nur'' um eine Geschichte handelt statt eine Aneinanderreihung von Plotelementen und Zuschreibung von Charaktereigenschaften, die man kaum zu sehen bekommt. Ein wenig mehr Seiten, und man hätte aus diesem Band das gemacht, was in Band 1 begonnen hat. So hat man aber statt einer Steigerung eine gleichbleibende literarische Fähigkeit, die die hohen Erwartungen nach Band 1 nicht mehr erfüllen können.




Ich gebe dem Buch:


♥.♥ Herzchen


Extra:


Hier seht ihr die Autorin über den zweiten Band sprechen :)




CU
Sana

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