Mittwoch, 8. August 2018

►Serien-Review◄: Skins (S. 5)

Grundwissen:



Titel: Skins - Hautnah (original: Skins)
Idee: Jamie Brittain; Bryan Elsley
Regisseur/-e: Amanda Boyle; Jack Clough; Dominik Leclerc; Phillipa Langdale
Drehbücher: Jamie Brittain; Sean Buckley; Geoff Bussetil; Ed Hime; Georgia Lester; Daniel Lovett
Produzent/-en: Chris Clough; Matt Stevens
Produktionsfirma: Company Pictures
Erschienen: Mai 2018 auf DVD; Dezember 2015 auf Video-on-Demand; original Januar 2011
Altersfreigabe: FSK 16
Dauer: 43-45 Minuten (8 Folgen)
Preis: 12, 99 € (DVD)
Genre: Jugenddrama; Comedy



Quelle: Studio Hamburg Enterprises



Inhalt:


''I'm a no-good shit magnet. I'm ... I'm nothing.''
''So why do I see a glorious fucking head-fuck thing?''
- Franky und Matty [05.01]



Franky Fitzgerald hat nirgends wirklich dazugehört. Dafür ist das Gefühl, dass irgendwas mit ihr nicht stimmt, ihr ständiger Begleiter. Gemeinsam mit ihren Vätern zieht sie von Oxford nach Bristol, um dort aufs Roundview College zu gehen. Und dort trifft sie auf viele Persönlichkeiten, die sich langsam anfreunden, und das trotz der Unterschiede zwischen It-Girl Mini und ihrem Freund Nick, der braven Grace, der wilden Liv, dem Metalhead Rich und dem Landei Alo. Aber auch wenn sie einander Halt geben können, so haben sie doch alle ihre Probleme und Baustellen.




Meine Meinung ...



zur Staffel:




Skins ist eines der besten Jugenddramen überhaupt. Egal um welches Mitglied der Cliquen der ersten (Staffel 1 und 2) und zweiten Generation (Staffel 3 und 4) es sich handelt, egal wie unsympathisch und flach sie auf den ersten Blick wirken, in den Folgen aus ihrer Perspektive bekommt man einen neuen Blickwinkel auf sie und findet all ihre Schicksalsschläge und Probleme wahnsinnig real und bodenständig. Und das, obwohl die Serie zugleich einen Humor hat, der viele Dinge überspitzt, und auch die exzessiven Partys und Drogenrausche im harten Kontrast zu den realitätsnahen Schwierigkeiten des Erwachsenseins stehen. Vielleicht ist es genau diese Mischung, die Skins so besonders, traurig, berührend, witzig und einfach schön macht.
Mit der dritten Generation jedoch sind viele Fans der Serie abgesprungen, da sie das typische Gefühl der Serie komplett missen würden, und auch einige der Figuren wurden entweder geliebt oder verabscheut. Und diese Staffel ist zwar nicht wirklich schlecht, allerdings nur in Ansätzen das, was diese Serie normalerweise zu bieten hat.
Ein Grund dafür wären die grauenvoll klischeehaften Aufhänger, die die Macher benutzen, um die neuen Figuren zu etablieren. Man fühlt sich wie in einem Mean-Girl-Abklatsch, weil Mini sich anfangs alle Mühe gibt, Franky das Leben an der neuen Schule zur Hölle zu machen. Dieses Gefühl einer fast schon amerikanischen Schul-Hierarchie passt überhaupt nicht zur Serie, die sich sonst an realen oder aber überspitzten Darstellungen orientiert, nicht jedoch an so lahmen Stereotypen. Allgemein kann man kaum nachvollziehen, wie die Gruppe innerhalb der Staffel zueinander findet, da zu Beginn ganz klar zwei Fronten gezeichnet sind und diese sich eigentlich gegenseitig hassen. Sicherlich bestehen die Unternehmungen der beiden anderen Cliquen auch hauptsächlich aus dem gemeinsamen Feiern, allerdings wirken diese viel vertrauter miteinander als das Gemisch aus It-Girl-Mainstream-Mädchen und den absoluten Außenseitern. In den vorherigen Staffeln gibt es keine so krassen Kontraste, und es werden immer ein, zwei Szenen eingestreut, die einem begreiflich machen, dass sich dort zwei oder mehrere Menschen gerade anfreunden und wirklich kennenlernen. Hier bleiben diese wichtigen Momente auf der Strecke, sodass dieser Prozess gar nicht mehr nachzuvollziehen ist und die Clique erst in der letzten Folge wirklich zusammen funktioniert und eine glaubwürdige, schöne Dynamik hat. Wie soll man da glauben, dass Frankys frühere Mobberin nun ihre angeblich beste Freundin ist? Es wirkt gezwungen, so als hätten die Macher keine Ahnung gehabt, wie sie die Gruppe überhaupt zusammenbringen sollen.
Aus diesem Grund gibt es lange auch keinen übergreifenden Plot, der alle Figuren mit einbezieht. In den ersten beiden Generationen wird das auch nicht groß geschrieben, es sind einfach die Dramen von Jugendlichen in ihrem Alltag, aber irgendeinen Punkt, der alle miteinander verbindet, gibt es dennoch. Hier scheinen die Figuren immer durch Zufall oder weil sie miteinander feiern wollen aufeinander zu treffen; deswegen wirken die letzten zwei Folgen ziemlich an den Haaren herbeigezogen und als bräuchte man unbedingt ein witziges und überdramatisiertes, aus dem Nichts kommendes Finale, das zwar nicht schlecht ist, jedoch sehr konstruiert.
Allgemein sind einige Plotelemente in der sowieso schon spärlichen Handlung und dem kaum vorhandenen Beziehungsaufbau einfach so da, um mehr Drama für die einzelnen Folgen herzustellen. Am häufigsten greifen die Macher dabei auf plötzlich aufkommende Gefühle zurück und damit verbundene Taten, die sich die Figuren selbst nicht erklären können. Dass sie sich in dem Moment selbst nicht verstehen, macht diese Entscheidungen allerdings nicht glaubwürdiger. Man will sich nur ständig an den Kopf fassen und die Figuren schütteln, weil es weder verständlich noch naheliegend, sondern einfach nur dumm ist. Wenigstens hatten die Figuren in Generation 1 und 2 Gründe dafür, mit Freunden oder jemand anderem als ihrem Partner ins Bett zu gehen. Hier passiert es einfach ohne jeglichen Hintergrund, weil sich auch keine Zeit genommen wird, Verbindungen wirklich aufzubauen. In den vergangenen Staffeln wurde auch nicht viel Zeit dafür gebraucht, es wurde kurz, aber gekonnt etabliert, während sich hier Dinge nur ereignen, weil die Macher das so wollen.
Die Figuren, die darunter leiden müssen, sind Liv und Nick, die wirklich schwer zu ertragen sind, ganz besonders in den ihnen gewidmeten Episoden. Zwar ist eine Figur normalerweise dann ein guter gemacht, wenn er/sie interessant und glaubhaft gestaltet ist, nicht unbedingt, wenn er/sie ein guter Mensch ist, da bei den beiden aber beides nicht zutrifft, können diese Folgen einen nicht mitreißen. Auch bei den anderen blitzt hier und da Potential auf, sei es bei Grace, die in einem goldenen Käfig aufwächst und ausbrechen möchte, Alo, der sich jeder Verantwortung entziehen und Kind bleiben will, oder Richard und Franky, die eine Art Identitätskrise haben. Vor allem Franky hätte viel Potential gehabt, da sie viele Anzeichen einer bipolaren Störung aufweist und auch ihr Stil darauf hindeutet, dass sie transsexuell sein könnte. Es bleibt jedoch nur bei diesen Andeutungen, die verbunden mit den Klischees am Anfang die Folgen sehr in die Länge ziehen, ohne dass etwas Nennenswertes passiert. Die einzige Figur, die wirklich gut aus ihrem Klischee ausbricht und einem wahnsinnig nahegeht, ist Minnie, weil ihre Persönlichkeit so realistisch ist und ihre Fassade als kaltherzige Zicke in gewisser Weise notwendig macht. Ihre Folge ist eine der besten überhaupt und zeigt, dass die Macher durchaus immer noch ihr Handwerk verstehen. Aus irgendeinem Grund ist das ihnen bei dieser neuen Clique jedoch abhanden gekommen. Weil die Figuren so anders und divers sind? Weil sie sich des Drucks von der Fanbase bewusst waren, aber alte Figurenskizzen nicht wiederverwenden können? Was auch immer der Grund ist, Figuren und die einzelnen Plots haben darunter gelitten, insbesondere wegen der Nebenfigur Matty, die nicht mal eine eigene Folge hat und der merkwürdigste und flachste Charakter der ganzen Serie ist. Er war einfach unnötig und ein reiner Plot Devise für Drama.
Dennoch gibt es nicht nur Schlechtes an dieser Staffel. Wie bereits erwähnt, zieht sich die Frage nach der eigenen Identität durch die Staffel ein wenig durch und beleuchtet die Figuren von mehreren Seiten. Es wird thematisiert, wie man sich eine Fassade zum Selbstschutz aufbaut, wie man sich von dem, was einen ausmacht, trennen möchte, und allem, was zwischen Man-selbst-sein und Sich-ausprobieren liegt. Ganz besonders interessant ist da Richard, der sich durch seine Liebe zu Metal-Musik definiert und sich deswegen besser fühlt als ,,der Mainstream''. So verschließt er sich gegenüber allem und jedem anderen und legt dieselbe Engstirnigkeit an den Tag, den er anderen Gruppen als der seinen vorwirft. Ein hochinteressantes Konzept, das ausgerechnet die naive Grace durchbricht, die den Zuschauer wohl am öftesten überraschen kann. Allgemein ist die Chemie zwischen den beiden wirklich schön und bei Gott, es ist wirklich erfrischend, in Skins ein Pärchen zu haben, das nicht toxisch ist. Die beiden sind einfach so unschuldig und süß, dass man sich nur für die beiden freuen kann.
Und sobald man die ,,Wendepunkte'' der Macher als Gegebenheiten akzeptiert, kann man die Weiterentwicklungen und die Krisen innerhalb der Clique nachvollziehen. Sie lassen einen mit einzelnen Figuren mitfühlen und sehen, wie verzweifelt versucht wird, sich zusammenzuraffen, es wegen den Konflikten jedoch immer wieder eskaliert. Doch trotz so schwerer Themen, gibt es den für Skins typischen gut balancierten Ausgleich zwischen Dramatik, Humor und einfach nur schönen Momenten, die in einer letzten Folge münden, in der sich nicht nur die Figuren, sondern auch die Macher endlich eingependelt haben.



Eine sehr durchwachsene Staffel, die leider nicht mit den vorherigen mithalten kann. Nicht nur der Zuschauer, sondern auch die Macher und ihre Figuren brauchen ihre Zeit, um sich an die neuen Umstände zu gewöhnen, und das merkt man für eine zu lange Zeit. Es gibt vielversprechende Ideen für ein Ensemble an Figuren, die sehr unterschiedlich sind und alle mehr oder weniger mit der Frage kämpfen, wer sie sind und wer sie sein wollen. Etwas, womit sich jeder Zuschauer identifizieren kann, eingeflochten in einigen schönen Momenten, überwiegend jedoch nicht so gut und präzise ausgearbeitet, wie man es gewohnt ist. Es scheint so, als wüsste man manchmal nicht, wie die Figuren an einen bestimmten Punkt kommen sollen, um Probleme untereinander entstehen zu lassen, weswegen einige Entscheidungen einfach nur dämlich und dahingeschrieben wirken. Die Weiterentwicklung dieser Probleme ist zwar durchaus glaubwürdig, allerdings hat man bei fast allen Figuren das Gefühl, sie nur schwammig einschätzen zu können und so auch ihre Reaktionen und Entscheidungen. Eher ein Warmlaufen für eine weitere gute Staffel, für sich genommen aber nur okay.




Ich gebe der Staffel:


♥ Herzchen


Extra:


Neugierig geworden? Vielleicht kann euch dieser recht abgefuckte Trailer auch noch überzeugen ^.^ Diese Musik alleine schon :3

Und falls ihr Staffel 5 schon gesehen habt und auf die nächste gespannt seid: Hier ist der Trailer dazu. Also ich weiß nicht, wie es euch geht, aber auf mich wirkt es so, als würden die Macher da richtig loslegen. Fühlt sich allein von der Atmosphäre und den Bildern her wieder wie das frühere Skins an ^.^


CU
Sana

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