Montag, 3. September 2018

►Film-Review◄: Christopher Robin

Grundwissen:



Titel: Christopher Robin (original: Christopher Robin)
Idee: nach dem Kinderbuch von A. A. Milne
Regisseur/-e: Marc Forster
Drehbuch: Alex Ross Perry; Allison Schroeder
Produzent/-en: Brigham Taylor; Kristin Burr
Produktionsfirma: Walt Disney Pictures; 2DUX²
Erschienen: August 2018
Altersfreigabe: FSK 0
Dauer: 104 Minuten (1 Stunde, 14 Minuten)
Preis: [derzeit im Kino]
Genre: Familiendrama; Komödie; Kinder-/Nostalgiefilm



Quelle: Walt Disney Studios Motion Pictures




Inhalt:




,,Nichtstun führt oft zu der besten Art von Irgendwas.'' - Winnie Pooh



Christopher Robin musste seine Freunde im Hundertmorgenwald zurücklassen, als seine Eltern ihn auf ein Eliteinternat schicken wollen. Am Anfang vermisst er Winnie Pooh, Tigger und die anderen, hat jedoch bald bei all der Lernerei keine Zeit mehr, an sie zu denken. Im Erwachsenenalter ist er Efficiency Manager in einer Koffer herstellenden Firma und hat keine Zeit mehr für seine Familie. Als er befürchtet, sie zu verlieren, taucht plötzlich Pooh wieder auf und braucht nicht nur seine Hilfe, um seine Freunde wiederzufinden, sondern zeigt seinem alten Freund, was wirklich wichtig im Leben ist.





Meine Meinung ...




zum Film:




Momentan ist bis auf die Superhelden-Strömung vor allem die große Nostalgie ein ständig anwesendes Thema in der Filmwelt, egal ob es sich dabei um Remakes wie ES (2017) handelt oder um Filme, die in der Vergangenheit spielen. Christopher Robin ist ein seltsames Mischmasch daraus, denn nicht nur greift er die alten Figuren aus der Disney-Serie auf und erzählt eine neue Handlung, sondern spielt auch noch in den 50er-Jahren. 
Das ist auch mitunter der Grund, weshalb es besonders für Kinder schwer sein wird, sich in den ersten Minuten des Films zurechtzufinden. Denn nach dem Verlassen des Hundertmorgenwaldes erlebt man im Schnelldurchlauf Christopher Robins Stationen im Leben, die vom Kennenlernen seiner Frau bis zum Dienen im Krieg reichen. Visuell sind sie zwar schön erzählt, bieten jedoch für Kinder kaum etwas, was interessant wäre oder sie an Christopher Robin binden würde. Die dunklen Bilder, verbunden mit solchen Themen wie Krieg und Arbeit, ebenso wie Robins Job als Efficiency Manager in einer Firma, die Koffer herstellt, ziehen zum einen zu schnell an einem vorbei, um die Hauptfigur zu greifen, und sind zum anderen mit dem Flair der 50er nur schwer zugänglich.
So kristallisiert sich auch das Hauptproblem des Films heraus: Während die Trailer sich so anfühlen, als wäre das ein Film für Kinder, ist die Thematik eines Erwachsenen, der seine Kindheit zurücklassen muss, etwas, womit sich Zuschauer über 18 Jahren eher identifizieren können. Die Schwierigkeit, ein Gleichgewicht zu finden zwischen Beruf und der Aufrechterhaltung von sozialen Kontakten, die Einfachheit der Kindheit, in der man sich noch keine großen Gedanken um die Zukunft machen muss, sind zwar sehr simpel erzählt,  und auch die zweite Hälfte des Films, in der die Tier-Figuren auftauchen, haben eine albernere und abenteuerliche Note als der Anfang, jedoch dauert es eben durch diesen schwierigen Anfang sehr lange, bis man sich als Zuschauer wirklich vom Film mitreißen lässt.
Sollte man sich jedoch in dieser schmalen Übergangszielgruppe befinden, die gerade mit dem Erwachsensein zu kämpfen hat und sich die Kindheit zurückwünscht, dann wird man schnell Empathie aufbauen können. Nicht nur die Darstellung von Christopher Robins Familienproblemen nehmen einen mit, auch der Kontrast zwischen seiner kindlichen Ruhe und seiner erwachsenen Anspannung bringt den Zuschauer dazu, ihn am liebsten schütteln zu wollen und ihm zu zeigen, wie er sich und seine Familie vernachlässigt. Allzu heftig sind da die Gefühle der Identifikation noch nicht, da die Familie sehr auf diese Problematik beschränkt wird und auch Christopher Robin als Hauptfigur nicht wirklich mehr Facetten zu bieten hat, doch spätestens mit der Wiederkehr Winnie Poohs schmilzt einem das Herz dahin. Die Stofftiere sind wunderbar animiert und sogar größtenteils mit den Synchronstimmen aus der Serie versehen, was in einem augenblicklich das Gefühl von Nostalgie hervorruft und in die Kindheit zurückversetzt. Ähnlich wie Christopher hat man Momente, in denen man sie albern findet, sich aber doch ein breites Grinsen nicht verkneifen kann. Insbesondere die Dynamik zwischen ihm und Pooh ist herzerwärmend, nicht nur, weil Pooh in seiner trägen Art doch interessante Gedanken preisgibt, die auch häufig für Situationskomik sorgen, sondern auch, weil das Verlassen der Kindheit - in dem Fall des Hundertmorgenwaldes - zwischen den beiden zum Thema wird. Dabei trifft der Film perfekt den Ton der Serie, die einem mit auf den Weg gibt, dass man selbst ohne einen Plan etwas Wunderbares erleben kann und allgemein sein Leben nicht von festen Vorhaben bestimmen lassen sollte.
Dies lernt auch die Hauptfigur, als sie mit Pooh in den Wald zurückkehrt, um dem Verschwinden seiner Freunde auf den Grund zu gehen. Sicherlich ist der Hintergrund darum nicht sonderlich innovativ, passt aber perfekt dazu, Christopher Robins' Arc zu vollenden. Das Herz geht einem auf, wenn man sieht, dass er wieder der Abenteurer wird, der er früher war, und verleiht dem ganzen Film eine angenehmere und auch lustige Atmosphäre. Dazu beitragen tun definitiv die anderen Charaktere des Hundertmorgenwaldes, deren Blickwinkel auf Christopher ihm sogar zeigt, was aus ihm geworden sein könnte. Das ist an dieser Stelle clever gemacht, könnte aber für jüngere Zuschauer nicht so leicht zu erkennen sein; eher würde es in Kinderaugen keinen Sinn ergeben, überhaupt diese Perspektive in die Handlung miteinzubringen. So findet die zweite Filmhälfte geschickte Übergänge zwischen niedlichen, fast schon kitschigen Momenten, etwas tiefgründigen Erkenntnissen und einem quirligen Abenteuer-Feeling, das einen in das Gefühl von Kind-Sein zurückkatapultiert. Es wird sogar ein wenig spannend, als die beiden Handlungen sich miteinander verknüpfen und die Tiere des Walds sich in London zurechtfinden müssen. Lacher und gerührte Awww-Momente sind da definitiv vorprogrammiert, insbesondere da Tigger, I-Ah und die anderen Tiere wirklich wunderbar charakterisiert sind. Am Ende artet der Film in seinem Kitsch ein wenig aus und bietet mit ein paar Längen zwar ein zufriedenstellendes Ende, das aber wieder für die Zielgruppe von Kindern stark vereinfacht wurde.



Würde man diesen Film nur von der Nostalgienote beurteilen und die erste halbe Stunde des Films weglassen, so wäre es ein schöner Film über das Erwachsenwerden und dass das nicht unbedingt bedeutet, seine Spontanität und Freizeit vollkommen zu untergraben. Denn diese Aussage des Films, unterlegt mit den simplen und doch wahren Gedanken Poohs und seiner Freunde, die dem Ganzen eine große Portion Niedlichkeit verleihen, ist wunderbar und hätte zwar nichts Neues erzählt, jedoch mit viel Herz. Doch diese Grundthematik für Kinder, das eigentliche Ziel der Macher, verständlich zu machen, scheitert in vielen Punkten, nicht nur, weil die Thematik kinderfreundlich vereinfacht wird und an den ,,erwachsenen'' Stellen zu flach ist, sondern auch, weil in den abenteuerlichen und witzigen Stellen tiefsinnige Momente versteckt sind, die für Kinder zu hoch wären. Ein sehr merkwürdiger Film, der zwischen seinen Zielgruppen steht und sich nicht für einen Grundtonus entscheiden kann. Für die niedlichen Tiere gibt es noch ein halbes Herzchen, ansonsten jedoch ein niedlicher, doch recht schwieriger Film.



Ich gebe dem Buch:


♥(.♥) Herzchen


Extra:


Wen noch eine andere Meinung interessiert, der kann gerne hier nachsehen :)


CU
Sana

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen